Renault Clio 5 (seit 2019) im Test: Preise, Innenraum
Das ist Frankreichs erfolgreichstes Auto: Der Renault Clio 5 sieht schick aus und macht vieles richtig. Manches nervt im Alltag. Was genau? Das verrät der Test.
- Der Renault Clio (2020) im Überblick
- Renault Clio im Test: Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Renault Clio
- Infotainment, Radio, Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit im Renault Clio 5
- Antrieb, Motor, Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Ausstattung, Preise, Fazit
- Renault Clio TCe 130 EDC: Technische Daten
Die Kärtchen-Verteiler der Auto-Aufkäufer für den Export lassen Neuwagen wie unseren Test-Clio nicht aus: „Jetzt Auto verkaufen und noch 100 Euro obendrauf mitnehmen“. Am neuen Renault Clio wirkt das Kärtchen passend, irgendwie. Renault gibt sich Mühe, diese Generation optisch nah an den Vorgänger Renault Clio 4 zu rücken. Etwas straffer und schicker wirkt er, aber höchst vertraut. Der fünfte Clio verkörpert pures „weiter so“. Schließlich ist er das meistverkaufte Auto Frankreichs, der gallische Golf sozusagen, nur eben aus dem Kleinwagen-Segment.
Beim neuen Modell mit C-förmigem Tagfahrlicht und weit nach unten gezogenem Kühlergrill beschränkt sich Renault auf die klassische Fünftürer-Form. Der Grandtour genannte Kombi entfällt.
Der Renault Clio (2020) im Überblick
- Fünfte Generation des französischen Kleinwagens
- Benziner zwischen 64 und 130 PS
- Viele Fahrassistenten lieferbar
- Preise ab 12.990 Euro
Günstig, viel Platz und leicht zu finden
Renault Clio im Test: Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
Autos werden wieder kürzer. 4,05 Meter misst der getestete fünfte Clio, das sind 1,2 Zentimeter weniger als beim Vorgänger. Am Platzangebot vorn merkt man das nicht: Fahrer und Beifahrer finden ausreichend Platz vor. Sie sitzen tief, aber nicht beengt und allemal komfortabel. Für Gepäck hat der Clio vergleichsweise viel Platz. 391 Liter beträgt das reguläre Kofferraumvolumen. Das ist viel für einen Kleinwagen. Man verzeiht dem Franzosen damit die kleine Stufe, die sich beim Erweitern der Ladefläche auf 1.096 Liter ergibt. Die Rückbank klappt serienmäßig im Verhältnis 60:40 um.
Dass man bei Renault keine Magie beherrscht, demonstriert dagegen die Rückbank. Hier bietet mancher Wettbewerber mehr Platz und Komfort. Die bequemen Vordersitze wirken von hinten klobig und drücken am Knie. Bei 180 Zentimetern Körpergröße kitzelt außerdem die Frisur am Dachhimmel.
Design darf gern mal Selbstzweck sein, dafür lieben wir Renault und die übrigen Franzosen. Die in die C-Säule integrierten Türgriffe stören nicht beim bequemen Einstieg. Funktional hat die schnittige Clio-Karosse trotzdem ein paar Schwächen: Die Übersicht nach hinten ist eher mäßig. Den Kofferraum-Öffner verstecken die Designer in der Nummernschildmulde. Das sieht gut aus, macht aber die Finger dreckig. Ebenfalls nervig: Der Heckscheibenwischer wischt nur einen kleinen Teil der ohnehin kleinen Heckscheibe frei.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Renault Clio
Ein Klischee-Franzose mit schrulligen Ideen, billigem Material und nonchalanter Verarbeitung? Das ist der Clio V keineswegs. Textilien, Kunstleder, Chrom, Anzeigen und Oberflächen bilden im Bestseller aus Frankreich ein harmonisches Ganzes. Harter Kunststoff ist vorhanden, klar – etwa in den Türen oder unterhalb der Kniehöhe. Aber was man anfasst, fasst man gerne an. Armaturenträger und Türverkleidung überzieht Renault mit Soft-Touch-Material. Die Armaturenbretter der Ausstattungslinie „Intens“ ziert eine Fläche mit großzügig unterfüttertem Kunstleder. Der Bezug lässt sich in mehreren Farben ordern. Kleine funktionale Schwäche: Die Anzeige der Fahrstufen des Automatik-Getriebes ist nicht hinterleuchtet. Der Hebel bietet außerdem zu wenig Führung. Das stört, vor allem beim nächtlichen Rangieren.
Infotainment, Radio, Bedienung
Bodenständig, Hightech oder kauzig? Ganz entscheiden kann sich Renault da nicht. Das Infotainment zeigt von allem ein bisschen. Vorbildlich: Renault bietet im Clio die wichtigsten Infotainment-Bausteine günstig an. Bereits ab der zweiten Ausstattung gibt es unter der Bezeichnung „Easy-Link“ ein vollwertiges System mit DAB-Radio und der Schnittstelle für Android und iOS sowie Sprachsteuerung. Es kostet ab 450 Euro und enthält je nach Ausstattungslinie die Option auf ein Navi. Die Vollversion mit Bose-Soundsystem und festem Einbau-Navi startet bei 650 Euro. Das ist fair.
Der aufrecht stehende Bildschirm im Tesla-Stil gehört inzwischen fest zur Marke. Der Touchscreen lässt sich gut erreichen und reagiert flüssig aufs Getippe der Insassen. Allerdings wirkt die Menüführung wirr. Hinter bis zu vier Ebenen versteckt sich oft nur eine einzige Funktion. Wo und welche, hat man schnell wieder vergessen. Was man sucht, findet man nicht immer – dafür stößt man auf Unerwartetes wie eine Lautstärkeregelung für den Blinker. Die Verkehrsmeldungen funken bis zum Text-Ende in Über-Lautstärke zwischen die Songs unserer Playlist. Abstellen lässt sich das bestimmt, aber frag uns nicht wie.
Assistenzsysteme und Sicherheit im Renault Clio 5
Der Clio sammelt im Crashtest mit seinem umfassenden Assistenzpaket fünf Sterne. Im Kleinwagen-Segment ist das heute keine Selbstverständlichkeit. Der Notbremsassistent ist Serie, ebenso ein Spurhalteassistent, die Verkehrszeichen-Erkennung und ein Tempomat. Teilautonome Systeme fehlen vorerst, aber für die Sicherheit ist gesorgt.
Leider gelingt die Abstimmung der Assistenten nicht immer ideal. Die hypernervösen Parksensoren sind in der Stadt keine echte Hilfe. Sie schlagen bereits an, wenn auf der Nebenspur an der Ampel ein Auto heranrollt. Auch beim Rangieren könnten sie präziser und dezenter piepsen. Vor allem, da das Auto nach hinten eher unübersichtlich ist.
Antrieb, Motor, Fahrleistungen
Renault bietet den Clio nur noch mit Benzinmotoren an. Den Einstieg bildet ein frei saugender 1,0-Liter-Dreizylinder mit 65 oder 73 PS. Darüber steht ein Turbo-Dreizylinder mit 100 PS, ebenfalls mit 1,0 Litern Hubraum. Zum Test erscheint der Renault Clio in der Topmotorisierung, die auch in vielen Daimler-Modellen zum Einsatz kommt. Der 1,33-l-Vierzylinder leistet 130 PS. Renault koppelt ihn im Testwagen an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.
So richtig Freude bereitet der Antriebsstrang leider nicht. Er läuft erstaunlich rau für einen Vierzylinder. Bei der Dämmung bleibt der Clio hinter dem Captur zurück, damit hört man viel von diesem Antrieb. Das Doppelkupplungsgetriebe hat seine Momente: Wer die Beschleunigungskurve auskostet, erlebt revolverschnelle Schaltvorgänge. Wenn sich aber das Getriebe zwischen zwei Gängen entscheiden muss, wirkt es oft orientierungslos. Vor allem beim Verzögern wünscht man sich mehr Treffsicherheit in der Gangwahl.
Eines der erfolgreichsten SUVs Europas: Der Renault Captur bietet viel Platz zum fairen Preis.
Ebenfalls nicht gut gelöst: Das Anfahrmoment ist schlecht dosierbar, auch wegen der Gedenksekunde der Start-Stopp-Automatik. Fährt ein Clio mit quietschenden Reifen los, liegt das nicht immer am Übermut des Fahrers. Wer den Clio sparsam bewegen will, sollte ohnehin aus der Innenstadt raus: Rund 7,4 l/100 km brauchen wir im Berufsverkehr. Das ist zuviel für einen behutsam gefahrenen Kleinwagen. Wenn der Renault rollen kann, lässt er sich mit rund fünf Litern bewegen.
Renault selbst schätzt, dass die meisten Kunden zum TCe 100 greifen. Diesen Motor gibt es mit Fünfgang-Handschalter oder einem CVT-Automatikgetriebe. Unser Eindruck in einem früheren Test: Der 100-PS-Antriebsstrang trägt den Clio ohne Probleme durch den Alltag. Zwischen 2.800 und 6.000 Umdrehungen kommt der Motor gut zurecht. Allenfalls reagiert er bei niedrigen Drehzahlen etwas träge aufs Gaspedal. Dabei lässt sich der Clio schaltfaul fahren. Bedeutet: Den 130-PS-Benziner braucht es nicht unbedingt. Wenn doch, dann am besten mit Handschaltung.
Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Das Fahrwerk überzeugt: Im Test findet der Renault Clio eine sehr überzeugende Balance aus Komfort und Kontrolle. Renault stimmt seinen Kleinwagen eher straff ab. Das hilft dem Clio, seine Wendigkeit im Alltag auszuspielen. Auch wenn es mal hektisch wird, erhält der Fahrer jederzeit genügend Rückmeldung von der Straße. Der Wagen neigt sich nicht unangenehm und verzichtet auch auf Schaukel-Kapriolen.
Dem munteren Fahrverhalten hilft die gut abgestimmte Lenkung. Ihren Härtegrad kann der Fahrer mit der „Multi Sense“-Funktion (200 Euro) etwas nachjustieren. Dem französischen Geschmack entsprechend wirkt das Lenkgefühl im Vergleich zum deutschen Wettbewerb etwas synthetisch, aber jederzeit präzise genug. Besonders angenehm: Der große Lenkeinschlag beschert dem Clio, gemessen an seiner Größe, eine schöne Wendigkeit. Gerade in der Stadt ist das ausgesprochen hilfreich.
Ausstattung, Preise, Fazit
Der Clio verkauft sich in Deutschland stets auch über den Preis. 12.990 Euro beträgt der Basis-Listenpreis. Dafür gibt es ab 65 PS sowie Berganfahrhilfe, elektrische Außenspiegel, Lichtsensor, asymmetrisch geteilte Rückbank, Spurhaltehilfe, Tempomat, Verkehrszeichenerkennung und sogar Voll-LED-Scheinwerfer. Radio und Klimaanlage kosten 1.600 Euro extra. In der Ausstattung „Experience“ (ab 15.240 Euro) werkeln mindestens 75 PS, ebenso sind Klimaanlage, Lederlenkrad und einige Zierelemente an Bord. Die Topausstattung „Intens“ kommt mit mindestens 100 PS sowie Klimaautomatik, digitalem Cockpit und diversen Assistenten.
Im Testwagen ergänzt Renault das RS-Line-Paket (1.800 Euro) mit speziellen Schürzen und Sitzbezügen, der Einparkhilfe für 300 Euro oder dem Easy-Link-Multimediasystem (650 Euro). Macht mit etwas Kleinkram einen Testwagenpreis von 25.040 Euro. Auf mobile.de finden sich vergleichbar ausgestattete Clio als Tageszulassung oder Vorführwagen für rund 20.000 Euro.
Bedeutet unterm Strich: Der Clio macht in der fünften Generation nicht viel falsch. Er erfüllt alle Ansprüche, die an einen Kleinwagen gestellt werden. Er bietet genug Platz, viel Assistenz, einen angenehm gestalteten Innenraum und ein solides Fahrwerk. Die digitalen Features könnten klarer sortiert sein und der Antrieb kultivierter ausfallen. Renaults faire Preisgestaltung hilft, über diese Schwächen und Störfaktoren hinwegzusehen.
Renault Clio TCe 130 EDC: Technische Daten
Modell | Renault Clio TCe 130 EDC |
---|---|
Motor | 1,33-l-Vierzylinder-Turbobenziner |
Leistung | 130 PS (96 kW) |
Drehmoment | 240 Nm b. 1.600 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
0-100 km/h | 9,0 s |
Geschwindigkeit | 200 km/h |
Verbrauch | 5,2-5,5 l/100 km |
CO2 | 119-126 g/km |
Länge | 4.050 mm |
Breite | 1.798 mm |
Höhe | 1.440 mm |
Radstand | 2.583 mm |
Leergewicht | 1.248 kg |
Anhängelast | 900 kg |
Kofferraumvolumen | 391-1.096 l |
Basispreis | 12.990 Euro |
Basispreis Renault Clio TCe 130 | 21.090 Euro |
Testwagenpreis | 25.040 Euro |
Renault Clio 2020 Bilder
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