Der Renault Captur (2017) im Alltagstest
Renaults Mini-SUV Captur lief dem Clio den Rang ab. Was die erste CapturGeneration besser kann als der Kleinwagen Clio? Liest Du im ausführlichen Alltagstest.
- Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Infotainment, Radio und Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Getriebe, Motor, Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung, Federung, Fahrverhalten
- Ausstattung, Preise, Kosten
- Fazit zum Renault Captur: Mini-SUV mit cleveren Details
- Technische Daten: Renault Captur TCE 90 Energy
Der Captur ist noch jung. In der Modellhierarchie von Renault hat das kleine SUV seit dem Start im Jahr 2013 eine steile Karriere hingelegt. Im Gesamtjahr 2018 landete der Captur knapp vor dem Clio, 2019 könnte es wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben.
Käufer mögen offenbar das rustikale Aussehen, die hohe Sitzposition, den selbstbewussten Auftritt und das Plus an Platz im Vergleich zum klassischen Kleinwagen. Mitte 2017 bekam das Mini-SUV ein Facelift, viel hat sich an der Optik nicht getan, Scheinwerfer und Rückleuchten wurden leicht verändert. Etwas mehr tat sich im Inneren, wo viele praktische Details das Leben mit dem Captur vereinfachen. Wir waren zwei Wochen im Alltag mit dem SUV unterwegs, der Basismotor mit 90 PS sollte uns dafür ausreichen.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Der Captur setzt an, wo der Clio aufhört. Mit einer Länge von 4,12 Metern überragt er den Kleinwagen um ein paar Zentimeter. Innen zeigt sich das vor allem im Kofferraum. Mit 377 bis 1.235 Litern kann das SUV deutlich mehr einladen (Clio: 300 bis 1.146 Liter). Auf der Rückbank haben die Beine ausreichend Freiheit, an Schultern und Kopf gibt es ebenfalls genug Luft. Der Türausschnitt fällt allerdings etwas knapp aus, so dass Erwachsene besser den Kopf beim Einsteigen einziehen sollten.
Die Rücksitzlehnen lassen sich im Verhältnis 60 zu 40 umklappen. Dank des doppelten Boden unter dem Kleinkram verschwindet, wird die Ladefläche schön eben. Oder die Klappe bleibt daheim für mehr Platz für große Gegenstände. Dafür kann dann auch die Rückbank um bis zu elf Zentimeter nach vorne rücken. Dann wird der Knieraum jedoch ganz schön eng. Kurze Überhänge vorne und hinten helfen vor allem im Stadtverkehr der Übersicht im Captur.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Viel schwarzes Plastik lässt den Innenraum des kleinen Renault-SUV etwas trist aussehen. Einige Flächen sind immerhin weich unterschäumt. Die runden Bedienhebel fühlen sich passabel an, wirklich solide wirken sie jedoch nicht. Der Infotainment-Bildschirm sitzt in der Mittelkonsole wie eine Nachrüstlösung.
Viele praktische Details findet man auf den zweiten Blick: Das Handschuhfach ist nicht nur beleuchtet, sondern als Schublade ausgelegt. Es fasst satte elf Liter. Genau so nutzt man das Mehr an Auto in einem SUV sinnvoll aus! Die Oberseiten der Sitzbezüge lassen sich per Reißverschluss abtrennen. Eltern werden das besonders zu schätzen wissen. Saftflecken, Obstreste und klebrige Keksmasse lassen sich einfach in der Waschmaschine auswaschen. Die Auflagen sind außerdem mit Klettband fixiert und verrutschen so nicht.
Statt der Gummibänder an den Rücksitzlehnen hätten wir uns jedoch richtige Taschen gewünscht. Matchboxautos, Stifte oder Schleich-Figuren rutschen einfach durch. Nur Stofftiere und größere Hefte werden sicher festgehalten.
Zwischen den Sitzen wünschen wir uns mehr Ablagen. Richtige Becherhalter gibt es gar nicht, nur ein flaches Fach hinter dem Schalthebel und ein tieferes davor. Hier fehlt außerdem ein USB-Anschluss, den gibt es nur mit dem optional erhältlichen Radio. Immerhin bringt Renault eine 12-Volt-Steckdose an, doch dafür braucht man einen Adapter. Das ist nicht zeitgemäß.
Infotainment, Radio und Bedienung
Das Basismodell des Captur trägt den Namen “Life”, es mangelt ihm jedoch an lebenswichtigen Extras wie einem Radio. Das baut Renault erst ab der zweiten Ausstattungslinie Limited ins Auto (früher: Experience). Im Testwagen mit Intens-Ausstattung steckte eine bessere Anlage inklusive Navigationssystem.
Die Bedienung des Infotainmentsystems erfolgt über den Touchscreen. Über ein Kachelmenü lässt sich übersichtlich durch die verschiedenen Funktionen navigieren. Die Lautstärke regelt man über einen Kippschalter am oberen Rand des Bildschirms. Das ist nicht sehr praktisch und bei Dunkelheit findet man den Schalter schlecht. Ein Drehregler wäre schöner. Ein Bedienstock hinter dem Lenkrad bietet sich als Alternative an, er erfodert jedoch Eingewöhnung.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Der Captur verfügt serienmäßig über die meisten Standard-Helfer, die in der Kleinwagenklasse üblich sind. Neben dem Bremsassistenten, gibt es noch eine Berganfahrhilfe. Das Easy-Trip-Paket bringt Licht- und Regensensor mit, das City-Paket (Serie bei Intens) ergänzt Abstandssensoren für hinten mit. Voll-LED-Scheinwerfer und Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht gibt es ebenfalls optional.
Im Testwagen steckten Abstandssensoren für vorne und für hinten, außerdem erleichterte ein Rückfahrkamera das Einparken. Unbedingt nötig ist die jedoch nicht. Auf die LED-Scheinwerfer würden wir jedoch nicht verzichten. Zum Glück gibt es die schon ab Intens serienmäßig.
Antrieb, Getriebe, Motor, Fahrleistungen
Am günstigsten gelingt der Einstieg in den Captur mit dem 0,9-Liter-Benziner mit 90 PS. Der Dreizylinder-Turbo drückt ab 2.250 Umdrehungen immerhin 140 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Die Fahrleistungen sind nicht rasant aber für einen Citiy-Flitzer absolut ausreichend. Nach 13,1 Sekunden erreicht er 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 171 km/h.
Ein bisschen Freude kann man dabei auch haben. Der Dreizylinder klingt kernig und schiebt den Captur elastisch genug voran. Das Handschaltgetriebe mit fünf Gängen schaltet präzise. Weil der Captur schon früh ausreichend Drehmoment bereitstellt, schwimmt man mit ihm angenehm entspannt und relativ schaltfaul im Verkehr mit. Auch voll besetzt reicht die Kraft dafür locker aus.
Für die Autobahn empfiehlt sich der Captur so jedoch nur bedingt. Auch weil das Geräuschniveau innen ab 130 km/h deutlich ansteigt. Der Normverbrauch von 5,4 Litern erscheint unter normalen Alltagsbedingungen leider unerreichbar. Trotz insgesamt vorsichtiger Fahrt landeten wir nach zwei Wochen gemischtem Alltagsverkehr bei 7,5 Litern im Durchschnitt. In Anbetracht der kühlen Außentemperaturen während des Tests und dem relativ hohen Anteil Stadtverkehr ein gerade noch akzeptabler Wert.
Fahrwerk, Lenkung, Federung, Fahrverhalten
Einfädeln in den Verkehrsstrom, in drei Zügen wenden, kleine Parklücken suchen und finden - der Captur setzt zwar auf Gelände-Optik, bleibt jedoch ein Auto für die City. Das Fahrwerk haben die Ingenieure komfortabel abgestimmt. Kanten, Schlaglöcher und Straßenbahnschienen stecken die Dämpfer gut weg. Die leichtgängige Lenkung ist im Berufsverkehr hilfreich. Hohe Bordsteinkanten verlieren wegen der höhergelegten Karosserie ihren Schrecken.
Flotte Kurven mag der Captur weniger. Der Aufbau wankt auf kurvigen Landstraßen ordentlich, in schnellen Wechselkurven verliert der Captur die Ruhe gänzlich. Außerdem gibt die Lenkung kaum Infos über den Straßenbelag an die Hände weiter und auf den Sitzen rutscht man zu leicht hin und her.
Geradeaus funktioniert der Captur dafür sogar auf langen Autobahnetappen gut. Die ausreichend straff gepolsterten Sitze schonen den Hintern, das in Länge und Höhe verstellbare Lenkrad hilft dabei, eine bequeme Sitzposition zu finden.
Ausstattung, Preise, Kosten
Bei 16.290 Euro geht es beim Renault Captur los (05/2019). Dafür bekommt man den Basismotor mit 90 PS. Der genügt im Alltag voll und ganz, doch die Ausstattung Life fällt viel zu mager aus. Es fehlen Radio und Klimaanlage. Beide Extras gibt es mit der zweiten Ausstattungslinie Limited (früher: Experience) serienmäßig. Die kostet aktuell 2.000 Euro Aufpreis und lässt sich mit ein paar Extras weiter ausbauen. Im Grunde bekommt man damit schon das Meiste, was man sich in einem Mini-SUV wünscht.
Wer noch mehr technische Extras und einige Annehmlichkeiten will, ist mit Intens (ab 20.190 Euro) gut bedient. Das große Navi, eine Klimaautomatik, Licht- und Regensensor sowie LED-Scheinwerfer machen den Captur Intens zu einem guten Paket. Außerdem gibt es ein bisschen Chrom in Innenraum, eine Zweifarblackierung und die praktischen Reißverschuss-Bezüge. Mehr braucht man eigentlich nicht.
Fazit zum Renault Captur: Mini-SUV mit cleveren Details
Der Captur ist längst nicht das einzige kleine SUV auf dem Markt. Das Angebot wächst stetig. Fiat 500X, Ford Ecosport oder Peugeot 2008 gibt es schon länger, jüngst kam der VW T-Cross noch dazu. Für den Renault Captur sprechen einige clevere Detaillösungen. Die abnehmbaren Sitzbezüge machen Familien glücklich, das Schubladen-Handschuhfach nutzt den Platz sehr gut aus. Federung und Fahrverhalten passen in die Stadt und sogar auf die Autobahn, der Basisbenziner reicht aus.
Zum Glück fehlt ein etwas feinerer Innenraum und mehr Verbindlichkeit. Wer auch mal eine Spur sportlicher unterwegs sein möchte, wird mit dem Captur sicher nicht glücklich. Ansonsten bietet er viel von dem, was Mini-SUV-Käufer sich wünschen. Kein Wunder, dass er dem Bruder Clio den Rang abzulaufen droht.
Technische Daten: Renault Captur TCE 90 Energy
- Antrieb: 0,9-Liter-Dreizylinder-Benziner
- Leistung: 66 kW (90 PS) bei 5.000 U/min
- Drehmoment: 140 Nm bei 2.250 U/min
- Getriebe: manuelles Fünfgang-Getriebe
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- 0-100 km/h: 13,1 s
- Verbrauch: 5,4 l /100 km
- CO2: 123 g/km
- Testverbrauch: 7,5 l /100 km
- Länge: 4.122 mm
- Breite: 1.778 mm
- Höhe: 1.566 mm
- Radstand: 2.606 mm
- Leergewicht: 1.248 kg
- Kofferraum: 377-1.235 l
- Basispreis Renault Captur 05/2019: ab 16.290 Euro
- Preis des Testwagens 2017: 20.680 Euro