Das ist der neue Renault 5 E-Tech Electric
Renault bringt den R5 als E-Auto zurück: Die Neuauflage des Kult-Kleinwagens soll mit seinem Design, einem Preis ab 25.000 Euro und großer Reichweite überzeugen.
- Renault bringt Studie mit kleinen Änderungen auf die Straße
- Technische Daten
- Motoren
- Basispreis
- Moderne Atmosphäre und ein digitaler Avatar
- 400 Kilometer Reichweite und 150 PS bei der Topversion
- Der Elektro-Kleinwagen dient als mobiler Stromspeicher
- Bei 25.000 Euro soll es losgehen
- Verkaufsschlager mit sportlichem Talent
- Sportliches Erbe
Renault möchte sich im Zuge der Elektrifizierung neu erfinden. Unter der Führung des aktuellen Konzernchefs Luca de Meo haben die Franzosen in den vergangenen vier Jahren ihre Modellpalette konsequent modernisiert und dabei auch ihr Image aufgebessert. Vor allem ein Fahrzeug hat dem Hersteller positive Publicity beschert: der „Renault 5 Prototype“. Das Concept Car gab 2021 einen konkreten Ausblick auf eine elektrische Neuauflage des klassischen Renault 5 aus den 1970er- und 1980er-Jahren – eines der erfolgreichsten Renault-Modelle aller Zeiten. Ein Fahrzeug, das das Kleinwagen-Segment revolutioniert und Motorsportgeschichte geschrieben hat.
Renault bringt Studie mit kleinen Änderungen auf die Straße
Die retro-futuristische Optik des Concept Cars „Renault 5 Prototype“ wurde vom Publikum vor drei Jahren begeistert aufgenommen. Kein Wunder, dass die Designer so viel wie möglich davon in die Serie überführen wollten. Mit Erfolg – laut Hersteller entspricht das Exterieur des neuen Renault 5 E-Tech Electric zu 95 Prozent dem der Studie. Bei der Grundform handelt es sich um einen Mix aus Designelementen des frühen R5 und des modernisierten Supercinq. Gepaart wurde das Ganze mit den dicken Backen und dem selbstbewussten Auftritt des Mittelmotor-Sportlers R5 Turbo.
Der R5 der Neuzeit ist 3,92 Meter lang, 1,77 Meter breit und 1,50 Meter hoch. Er wirkt aufgrund seiner breiten Schultern, den kurzen Überhängen und den großen Rädern aber deutlich stattlicher, als er eigentlich ist. Zur Einordnung: Der kleine Bruder Twingo E-Tech ist 30 Zentimeter kürzer, während der aktuelle Clio neun Zentimeter länger ist. Stadttauglich ist Renaults elektrischer Hoffnungsträger also, auch dank des moderaten Wendekreises von 10,30 Metern. Das Kofferraumvolumen fällt mit 326 Litern großzügig aus – beim Konkurrenten Opel Corsa Electric sind es beispielsweise „nur“ 267 Liter.
Einige Detailänderungen gegenüber der Studie von 2021 gibt es aber natürlich: Die Leuchtgrafik und die Form der LED-Scheinwerfer wurden angepasst. Die kleinen Fortsätze nach unten erinnern nun etwas an den Porsche Taycan. Zudem wurden die quadratischen Tagfahrleuchten in der Frontschürze etwas einfacher gestaltet. Während die Rückleuchten bei dem Concept Car von einem Leuchtband mit integriertem Renault-Rhombus verbunden wurden, wird dieses bei der Serienversion durch eine graue Zierleiste mit dem Markennamen und einer stilisierten 5 ersetzt.
Technische Daten
- Länge: 3,92 m
- Breite (ohne Außenspiegel): 1,77 m
- Höhe: 1,50 m
- Radstand: 2,54 m
- Gewicht: ab 1.350 kg
- Kofferraumvolumen: 326 l
Motoren
- 70 kW/95 PS mit Frontantrieb, einem Drehmoment von 215 Nm und einer 40-kWh-Batterie
- 90 kW/120 PS mit Frontantrieb, einem Drehmoment von 225 Nm und einer 40-kWh-Batterie
- 110 kW/150 PS mit Frontantrieb, einem Drehmoment von 245 Nm und einer 52-kWh-Batterie
Basispreis
Ab ca. 25.000 Euro
Moderne Atmosphäre und ein digitaler Avatar
Vom langen Radstand, der 2,54 Meter misst, soll nicht nur das Design profitieren. Auch das Platzangebot im Innenraum wurde maximiert. Obwohl der R5 ein ganzes Stück kürzer ist, soll er dem aktuellen Clio hier in nichts nachstehen. Und tatsächlich konnte bei der ersten Sitzprobe im Rahmen der Modellpräsentation kaum etwas beanstandet werden. Sowohl über dem Scheitel als auch vor den Knien hat man ausreichend Luft in einem Auto aus diesem Segment. Hinten stört jedoch, dass man seine Füße aufgrund des niedrig montierten Gestühls nicht unter den Vordersitzen platzieren kann.
In der ersten Reihe geht es ausgesprochen modern zu: Im R5 E-Tech Electric baut sich vor dem Fahrer eine Bildschirmwand auf, die aus einem zehn Zoll großen Touchscreen und dem Display der serienmäßigen Digitalanzeigen besteht. Letzteres ist immer bündig integriert und in der Basisversion sieben Zoll groß, während es bei den gehobeneren Ausstattungen zehn Zoll sind.
Das Infotainmentsystem „OpenR Link“ basiert wie bei allen Renault-Modellen der neuesten Generation auf Android-Software von Google und gefällt mit einem ruckelfreien Ansprechen und einer gestochen scharfen Grafik. In das System können je nach Land bis zu 50 Apps, unter anderem auch Spotify, integriert werden. Google Maps ist bereits vorinstalliert, man muss sein Smartphone also nicht zwingend über das ebenfalls serienmäßige sowie kabellose Apple CarPlay oder Android Auto integrieren. Eine intelligente Ladeplanung ist ebenfalls standardmäßig an Bord.
Klangkunst
Das Grafik- und Sounddesign der Begrüßungssequenz des neuen Renault wurde in Zusammenarbeit mit Jean-Michel Jarre, dem französischen Pionier der elektronischen Musik, entwickelt.
Das Interieur ist mit für einen Kleinwagen untypisch hochwertigen Materialien ausgekleidet. Außerdem fällt positiv auf, dass Renault nicht auf eine reine Touch-Bedienung setzt. Auf dem Lenkrad befinden sich Tasten, über die die wichtigsten Funktionen gesteuert werden können, während unter dem Infotainment-Bildschirm Kipphebel für die Bedienelemente der Klimaanlage sitzen. Komplett neu bei den Franzosen ist der digitale Avatar „Reno“, der auf Sprachbefehle reagiert, eine beratende Funktion haben soll und den man in ähnlicher Form eher bei chinesischen Herstellern vermuten würde. Ein weiteres nettes Gimmick ist der beleuchtete „Renault 5“-Schriftzug, der in der höchsten Ausstattung „Iconic 5“ das Armaturenbrett ziert.
Trotz der modernen Technik kommen Fans des historischen R5 auch im Innenraum nicht zu kurz. Das Gestühl der ersten Renault 5 Turbo von 1980 fiel mit seiner H-förmigen Sitzfläche auf. Bei den Sitzen der elektrischen R5-Neuauflage hat Renault das Thema in die Neuzeit verfrachtet. Auch bei den Werkstoffen fährt der Hersteller teilweise die Retro-Schiene: Bei der mittleren Ausstattungslinie „Techno“ kommt beispielsweise bei den Sitzbezügen, dem Armaturenbrett und der Innenverkleidung der Türen Jeansstoff zum Einsatz.
400 Kilometer Reichweite und 150 PS bei der Topversion
Der Renault 5 E-Tech Electric basiert auf der neuen Plattform AmpR Small, einer Weiterentwicklung der bisherigen Basis CMF-BEV. Die neue Grundstruktur hat einen großen Vorteil – sie kann mit deutlich größeren Batterien als bisher bestückt werden.
Wie bei seinen anderen Elektromodellen verbaut Renault auch bei dem Retro-Kleinwagen fremderregte Synchronmotoren, die dank des Verzichts auf Permanentmagnete ohne Seltene Erden auskommen. Im Vergleich zum Mégane E-Tech konnte das E-Aggregat etwas kompakter und leichter gehalten werden.
Zum Marktstart wird der R5 E-Tech Electric nur mit der vorläufigen Topmotorisierung erhältlich sein. Auf deren Datenblatt stehen 110 kW beziehungsweise in der alten Währung 150 PS sowie ein maximales Drehmoment von 245 Newtonmetern.
So soll der Kleinwagen, der laut Hersteller unter 1,5 Tonnen wiegt, in unter acht Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, bei 150 km/h werden alle Versionen des R5 von der Leistungselektronik in Zaum gehalten. Der Zwischensprint von 80 auf 120 km/h soll weniger als sieben Sekunden in Anspruch nehmen, Überholvorgänge auf der Landstraße gehen also flott vonstatten.
Später folgt die goldene Mitte, die 90 kW beziehungsweise 120 PS sowie 225 Newtonmeter Drehmoment leistet. Die Basisversion tritt mit 70 kW oder anders ausgedrückt mit 90 PS und 215 Newtonmetern an. Diese beiden erschwinglicheren Varianten sind immer mit der kleineren 40-kWh-Batterie kombiniert.
Anfangs wird es den R5 E-Tech Electric nur mit dem größeren der beiden erhältlichen Lithium-Ionen-Stromspeicher geben. Renault gibt bei ihm eine Kapazität von 52 kWh an, was eine WLTP-Reichweite von bis zu 400 Kilometern ermöglichen soll. Für die kleinere 40-kWh-Batterie nennt der Hersteller einen Radius von maximal 300 Kilometern. Der Autobauer setzt bei den Batterien auf die leistungsfähige NMC-Zellchemie (Nickel, Mangan, Kobalt).
An einer herkömmlichen AC-Ladesäule kann der R5 unabhängig von der Ausführung mit bis zu 11 kW geladen werden. So dauert es beim größeren Stromspeicher viereinhalb Stunden, um den Ladestand von 10 auf 100 Prozent zu erhöhen. Bei der kleineren Batterie geht es eine Stunde schneller.
Die 90- und 110-kW-Varianten sind serienmäßig mit einer Schnellladefunktion ausgerüstet. An DC-Ladesäulen beträgt die maximale Ladeleistung 80 beziehungsweise 100 kW. Laut Renault dauert der Ladevorgang von 15 auf 80 Prozent trotz der unterschiedlichen Batteriegrößen jeweils eine halbe Stunde. Die Batterie lässt sich übrigens über die Bordelektronik und die „My Renault“-App vorkonditionieren.
Der Elektro-Kleinwagen dient als mobiler Stromspeicher
Der R5 E-Tech Electric verfügt im Kleinwagen-Segment gleich über zwei Alleinstellungsmerkmale: Zum einen hat er eine Anhängelast von 500 Kilo, er darf also auch leichte Anhänger ziehen. Zum anderen beherrscht der Kleinwagen schon das bidirektionale Laden, auch Vehicle-to-Grid (V2G) genannt, wenn man die von der Konzerntochter Mobilize speziell für diesen Zweck entwickelte Wallbox PowerBox Verso bestellt hat.
Die Station verfügt über eine AC-Ladeleistung von 22 kW. So kann das E-Auto bei Bedarf den Haushalt mit Strom versorgen oder ihn ins Netz zurückspeisen, wofür jedoch ein spezieller Stromvertrag von Mobilize abgeschlossen werden muss. Renault möchte die Funktion hierzulande noch dieses Jahr für die mittlere und leistungsstärkste Version freischalten. Der R5 kann übrigens auch unabhängig von der Wallbox externe 220-Volt-Elektrogeräte mit Strom versorgen. Dafür wird ein optional erhältlicher Adapter benötigt.
Bei 25.000 Euro soll es losgehen
Im kommenden Sommer soll die Serienproduktion des R5 E-Tech Electric anlaufen, der Verkaufsstart ist für September 2024 angekündigt. Renault setzt bei seinem elektrischen Hoffnungsträger konsequent auf „Made in France“: Sowohl die Batterien als auch die Motoren werden im Norden unseres Nachbarlandes hergestellt, wo die Autos dann auch verkaufsfertig vom Band laufen. Dies soll den CO2-Fußabdruck des Kleinwagens genauso schmälern wie der hohe Recyclinggrad von angeblich 85 Prozent. Das Thema Recycling hat übrigens eine lange Tradition bei Renault: Schon vor knapp 20 Jahren wurden Modelle wie der Mégane III zum Großteil aus recyclingfähigen Materialien hergestellt.
Die konkreten Preise seines kleinen Hoffnungsträgers hat Renault noch nicht kommuniziert. Die Franzosen betonen aber weiterhin, dass es in der Basis bei 25.000 Euro losgehen soll. Damit wäre das kleine Designerstück nur unwesentlich teurer als Low-Budget-Stromer wie der Citroën ë-C3 oder der Dacia Spring. Ausstattungsdetails wie LED-Scheinwerfer, eine Wärmepumpe oder eine elektronische Parkbremse sind beim R5 übrigens Serie.
Der Original-R5 ist mittlerweile ein echtes Sammlerstück.
Verkaufsschlager mit sportlichem Talent
Die erste Generation des Renault 5 stach ab seiner Präsentation auf dem Genfer Salon 1972 mit seinem prägnanten Design aus der Masse heraus. Renault-Designer Michel Boué hatte ihm mit den quadratischen Scheinwerfern und dem sehr schmal geratenen Kühlergrill ein unverwechselbares Gesicht verpasst. Dazu kamen die senkrecht stehenden Rückleuchten und die damals noch alles andere als selbstverständliche große Heckklappe, die ihn bei seiner kompakten Länge von 3,52 Metern ausgesprochen praktisch machten.
Fun Fact
Der erste R5 war das erste Großserienauto mit Kunststoff-Stoßfängern und trat damit einen branchenweiten Trend los – eine Innovation, die heute nicht mehr wegzudenken ist.
Junge Menschen dürften das klassische Modell zwar nicht mehr unbedingt auf dem Schirm haben, der coole Retro-Look des Neuen dürfte sie aber trotzdem abholen. Doch warum wird ausgerechnet der R5 als Elektromodell wiederbelebt? Ganz einfach, der Kleinwagen hat als eines der meistverkauften Renault-Modelle aller Zeiten Geschichte geschrieben. Innerhalb von zwölf Jahren wurden 5,5 Millionen Exemplare der ersten Generation hergestellt. Wenn man den modernisierten und 1984 eingeführten Supercinq hinzurechnet, waren es sogar mehr als neun Millionen Stück.
Sportliches Erbe
Dazu zählen auch die Sportversionen, die sich generationenübergreifend in das Gedächtnis der Autofans gebrannt haben. R5 Alpine, R5 Alpine Turbo und dessen geistiger Nachfolger Supercinq GT Turbo fuhren den GTI dieser Welt damals in die Parade. Ganz zu schweigen vom ikonischen R5 Turbo, dem Breitbau-Homologationsmodell mit Mittelmotor und Hinterradantrieb, dessen Fahrleistungen denen der damaligen Supersportwagen in nichts nachstanden und der von 1980 bis 1985 gebaut wurde. Als Wettbewerbsfahrzeug fuhr der R5 Turbo in der Rallye-WM wertvolle Erfolge für Renault ein: Der kleine Muskelprotz gewann in verschiedenen Ausbaustufen die 1981er Rallye Monte Carlo sowie die Tour de Corse 1982 und 1985. Und die Renault-5-Markenpokale wurden zu Kultserien, von denen Fahrer und Fans noch heute schwärmen.
Renault weiß um das Image des R5 als Sportskanone, weshalb die Franzosen auch vom neuen Elektromodell eine dynamische Alpine-Variante auflegen werden. Während „Alpine“ bei der zwischen 1977 und 1984 angebotenen Sportversion des Ur-R5 nur ein Beiname war, wird der elektrische Kompaktsportler als waschechter Alpine verkauft. Mit einer spektakulären Studie hatte die Renault-Tochter im vergangenen Jahr Lust auf das Serienmodell A290 gemacht, das im Juni 2024 offiziell enthüllt wird und von dem 218 PS starken E-Motor des Renault Mégane E-Tech angetrieben wird.