Ratgeber Assistenten Teil 1: Helfer im Stadtverkehr
Assistenzsysteme steigern Sicherheit sowie Komfort, und finden sich in vielen Gebrauchten. In drei Teilen erklären wir, was sie bringen. Teil 1: Sicher in der Stadt.
Nein, voll automatisiert fahrende Autos haben es noch nicht auf die Straßen geschafft. Schon gar nicht auf den Gebrauchtwagenmarkt. Doch die Autohersteller bauen seit einigen Jahren eine Vielzahl von elektronischen Helfern in ihre Autos. Womit die Frage, „was brauche ich davon wirklich?“ nicht nur für Neuwagenkäufer interessant wird, sondern auch für Käufer von jungen Gebrauchten.
Die Assistenten helfen schon in den kleineren Klassen. Kompaktwagen unterstützen den Fahrer beim Parken und beim Halten der Spur, Kleinwagen assistieren beim Bremsen, viele Mittelklasse-Pkw können auf der Autobahn in vielen Situationen fast allein gelassen werden. Nur die Hand muss am Lenker bleiben, und natürlich die Aufmerksamkeit beim Verkehr.
Nicht alles, was sich Fahrassistent nennt, erhöht die Sicherheit. Manches dient dem Komfort, anderes kann sogar stören. Wer oft weite Strecken fährt, braucht andere Helfer als jemand, der in erster Linie im Stadtverkehr unterwegs ist. Viele Verkäufer geben in ihren Anzeigen auf mobile.de die verbauten Assistenten an, so dass Du danach filtern kannst. Wir geben Dir einen Überblick über die verfügbaren Systeme. Im ersten Teil erfährst Du alles Wichtige zu Assistenten, die den Stadtverkehr weniger stressig machen.
Einparken, Ausparken und Anfahren
Einparkassistenten: Simple akustische Systeme gibt es schon in Kleinwagen. Die aufwändigsten Modelle parken komplett selbständig ein und aus, manchmal sogar, ohne dass noch jemand im Auto sitzen muss. Der ursprüngliche Zweck, kleine Schäden zu verhindern, ist damit übererfüllt.
Akustische Einparkhilfe: In ihrer einfachsten Version schlagen Parkassistenten akustisch Alarm, wenn ein Hindernis zu nah kommt. Ultraschall-Sensoren im Stoßfänger erfassen das Hindernis, ein schneller werdendes Piepsen signalisiert den schrumpfenden Abstand. Bei einem Dauerton bleiben noch einige Zentimeter Platz.
Fazit: Wer sich konsequent nach dem Parkpiepser richtet, kann tatsächlich Kratzer oder kleine Dellen verhindern. Jedenfalls bei gut eingestellten Systemen. Doch sie können nerven. Bei manchen Autos schlagen sie zu leichtfertig an, teilweise sogar, wenn kein Hindernis in der Nähe ist oder man gar nicht parken will. Bei der Abschätzung des Abstands sind sie oft zu konservativ, so dass sie in engen Lücken Unsicherheit verbreiten statt zu helfen. Immerhin: Im Neuwagen kosten sie nicht viel. Gebrauchtwagenkäufer, die gerne einen Parkpiepser hätten, müssen ihre Entscheidung allerdings nicht davon abhängig machen. Akustische Einparkhilfen lassen sich relativ günstig nachrüsten.
Visuelle Einparkhilfen: Bei einigen Autos kommt zum Ton eine optische Hilfe in Form von farbigen Flächen oder Hilfslinien auf dem Zentralbildschirm des Infotainmentsystems. Bei Autos aus dem VW-Konzern etwa rücken die farbigen Felder mit wachsender Nähe näher an ein stilisiertes Auto und wechseln von grün über orange zu rot. Vorteil: man kann das Piepsen aus oder leise machen. Genauer als die Akustik ist das aber nicht.
Eine Rückfahrkamera spielt in einer anderen Liga. Sie sitzt im Stoßfänger oder in der Heckklappe und überträgt ihr Bild auf das Display im Auto. Manche Autos filmen zudem auch nach vorne. Die Qualität der übertragenen Bilder reicht von kontrastreich und scharf bis matschig und düster, manche verzerren erheblich. Dazu werden meist Hilfslinien eingeblendet, die starr oder dynamisch grob vorgeben, wo der Kantstein beginnt und wann man einschlagen sollte. Je nachdem, wo sie angebracht werden, können sie leicht verschmutzen. Inzwischen gibt es auch Systeme, die aus verschiedenen Einzelbildern eine 360-Grad-Ansicht aus der Vogelperspektive generieren.
Fazit: Mit guten Kamerasystemen kommen passable Fahrer selbst in die kleinsten Lücken. Dynamische Hilfslinien helfen, die Felgen zu schonen. Nur mittelmäßige Systeme geben zumindest noch einen soliden Anhaltspunkt, wo das eine Auto zu Ende ist und das andere anfängt. Für die Wahl des Gebrauchten muss das Feature nicht zwingend KO-Kriterium sein, auch Kameras lassen sich nachrüsten. An die Qualität hochwertiger Systeme, die vor allem Premium-Hersteller ab Werk einbauen, kommen Nachrüstlösungen jedoch nicht heran.
Aktive Einparkhilfe: Alle genannten Lösungen haben eines gemeinsam: Eine Parklücke finden und einparken muss der Fahrer noch selbst. Doch es gibt Parkpiloten, die nicht nur Parklücken finden und erkennen, ob sie groß genug für das eigene Auto sind. Sie lenken auch alleine. Per Anzeigen im Display erhält der Fahrer Hinweise, wann er Gas geben oder bremsen soll. Die aufwändigsten Systeme übernehmen das für den Fahrer und wechseln dazu den Gang – bei automatischen Getrieben. Beim „Remote Parking“ muss man nicht mal mehr im Auto sitzen, der Parkvorgang wird per App oder Display-Schlüssel gesteuert. Audi, BMW und Mercedes bieten entsprechende Systeme an.
Fazit: Gute Parkpiloten können viel Stress ersparen. Parkprofis hingegen kommen in kleinere Lücken als die Technik. Sie plant einen Puffer ein, der in de4r Innenstadt manchmal fehlt. Bei manchen Systemen ist der Puffer größer als bei anderen, nicht alle erkennen passende Parklücken immer zuverlässig - genau wie niedrige Bordsteine. Uns ist es auch schon passiert, dass das Auto nach dem Einparken viel zu weit in die Fahrspur ragte. Eine Probefahrt kann helfen, die Kompetenz des Parkhelfers einzuschätzen.
Querverkehrswarner: Beim Ausparken können manche der Parkpiloten zwar auch helfen, doch das Feature erscheint uns eher unnötig. Sinnvoll hilft der Querverkehrswarner beim Ausparken. Sensoren überwachen den Verkehrsraum hinter dem Fahrzeug und links und rechts davon. Nähert sich ein anderer Verkehrsteilnehmer von der Seite, setzt der Assistent ein akustisches Warnsignal ab. Einige Systeme bremsen auch autonom.
Fazit: Ein sinnvoller Assistent. Selten hat man den Verkehr schlechter im Blick als beim Rückwärts ausparken. Da sind gerade schwache Verkehrsteilnehmer leicht zu übersehen. Der Querverkehrswarner entschärft die Situation.
Berganfahrhilfe: Für viele Autofahrer gibt es kaum etwas stressigeres: Anfahren am Berg. Das Zusammenspiel von Bremse, Gas und Kupplung will hier besonders gut getimt sein. Berganfahrhilfen unterstützen, indem sie an einer Steigung die Bremse noch kurz angezogen lassen, wenn der Fahrer den Fuß vom Pedal nimmt. Sie wird automatisch gelöst, wenn das Auto sich in Bewegung setzt. Die Funktion gibt es inzwischen in fast allen Fahrzeugklassen serienmäßig.
Fazit: Bei Autos mit Handschaltung ist die Berganfahrhilfe eine prima Funktion. Anfahren mit Handbremse wird überflüssig, ungewolltes Zurückrollen – mit dem entsprechenden Risiko eines Zusammenstoßes – ist fast ausgeschlossen. Dazu schont der Helfer die Kupplung, denn ohne ihn halten viele Autofahrer zu lange am Schleifpunkt und geben zu viel Gas.
Bis 50 km/h auf der sicheren Seite
Kollisionswarner und Bremsassistenten: Diese Helfer sollen ganz direkt Unfälle vermeiden und andere Verkehrsteilnehmer schützen. Oft operieren sie gemeinsam abgestuft: Erst warnend, dann durch Vorbereitung, dann durch direkten Eingriff.
Auffahrwarner: Kurz nicht aufgepasst, schon ist der Auffahrunfall passiert. Der Kollisionswarner soll genau das vermeiden. Ein Radarsensor misst dabei den Abstand zum Vorausfahrenden - oder stehenden - und warnt, wenn die Entfernung rapide abnimmt. Oft funktioniert das mehrstufig: Erst optisch durch Lampen, dann durch einen Warnton, später eventuell durch einen Bremsruck.
Fazit: Zwar warnen manche Auffahrwarner manchmal zu früh oder unnötig, etwa vor Verkehrsinseln, die man in einem kleinen Schlenker umfahren muss. Doch die Vorteile überwiegen klar die Nachteile. Auffahrunfälle können vermieden oder zumindest abgemildert werden. Deshalb sind die Assistenten in den meisten Fahrzeugen serienmäßig verbaut. Ohne sie bekommt kein Auto eine gute Wertung im Crashtest.
City-Notbremssystem: Eine Erweiterung des Auffahrwarners nennt man oft City-Notbremse. Einfache Versionen funktionieren mit Radar und erkennen daher nur Hindernisse aus Metall (s.o.). Schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Fahrradfahrer werden nicht oder nicht zuverlässig erkannt. Leider gibt es die Fußgängererkennung aber anders als den einfachen Auffahrwarner noch nicht überall serienmäßig. Bis etwa 60 km/h funktionieren die Systeme meist, die durch autonomes Bremsen Unfälle vermeiden oder zumindest abmildern können.
Fazit: Seit die Fußgängererkennung beim Crashtest von EuroNCAP Voraussetzung für die Topwertung ist, bauen die Hersteller sie zunehmend in ihre Autos ein. Gut so, sie verhindern Unfälle mit den schwäcvhsten Verkehrsteilnehmern oder mildern zumindest die Folgen solcher Zusammenstöße.
Kreuzungsassistent: Was der Ausparkassistent oder Querverkehrswarner nach hinten macht, erledigt der Kreuzungs- oder Abbiegeassistent in Fahrtrichtung. Er hilft, Zusammenstöße an Kreuzungen zu vermeiden, indem er beim Abbiegen den Gegenverkehr überwacht und durch eine akustische Warnung auf ein herannahendes Fahrzeug hinweist. Fährt der Fahrer trotzdem los, greifen manche System direkt per Bremseingriff ein.
Fazit: Einige der schlimmsten Unfälle mit Fahrradfahrern oder Motorradfahrern ereignen sich an Kreuzungen, weil sie von Autofahrern wegen der schmalen Silhouette übersehenw werden. Hier können Kreuzungs- und Abbiegeassistenten das Schlimmste vermeiden oder sogar ganz verhindern. Leider hat sich der Helfer noch nicht besonders gut durchgesetzt. Sollte er aber.
Abbiegeassistent: Ein weiterer Helfer, der vor allem Fahrradfahrer und Fußgänger schützt. Anders als der oben genannte Kreuzungsassistent, überwacht er jedoch den Bereich neben und hinter dem Abbiegenden. Nähert sich beim Rechtsabbiegen ein Fahrradfahrer neben dem Fahrzeug, schlägt er Alarm. Optisch und akustisch. Leider gibt es ihn bislang kaum im Serieneinsatz. Lediglich einige wenige Lkw lassen sich damit ausrüsten.
Im zweiten Teil unseres Assistenz-Ratgebers kümmern wir uns um Helfer für die Fahrt über Land und auf der Autobahn