Porsche Macan Turbo im Test: Fahrbericht, technische Daten, Preise
Es gibt wieder viel Power im kleinen Porsche-SUV: Der überarbeitete Macan Turbo bekommt einen neuen Motor. Erste Fahrt im Porsche Macan Turbo Facelift.
Mit dem Topmodell hat sich Porsche reichlich Zeit gelassen. Den gelifteten Macan gibt es schon fast ein Jahr lang, der Porsche Macan Turbo folgt erst jetzt. Nicht ganz unproblematisch, denn ohne ihn beschränkte sich das Motorenangebot auf zwei Antriebe. Bisher war das Porsche Macan Facelift nur als Basismodell mit vier Zylindern und 245 PS sowie als Macan S mit 354 PS erhältlich.
Beim Macan Turbo hatte Porsche allerdings mehr zu tun. Denn er startet mit einem komplett neuen Motor. Der 3,6-Liter-V6 aus dem alten Modell ist nicht mehr verfügbar. Ihn ersetzt der 2,9-Liter-Sechszylinder, der auch im Porsche Cayenne S steckt. Die Entwicklung des Antriebs liegt bei Audi, dort treibt er in ähnlicher Form die Modelle RS4 und RS5 an.
SUV mit Kraft: der Porsche Macan mit 440 Turbo-PS
Der Benziner bleibt nicht die einzige Dreingabe der Markenschwester. Insgesamt gibt es viel Audi im Porsche Macan. Seinen Baukasten teilt er sich mit dem ersten Q5 – streng genommen also mit einem alten Auto. Davon merkt man allerdings nichts. Weder die technische Nähe zu Ingolstadt noch sein Alter. Denn Porsche löst sich an wichtigen Stellen von der Plattform und baut eigene Lösungen.
Plattformbedingt sitzt der Motor im Porsche Macan weit vorn. Audi legte die Architektur bei der Entwicklung auf Frontantrieb mit optionalem Allrad aus. Porsche mag es eher hecklastig, muss also viel umbauen. Auch, um die Frontlastigkeit auszugleichen. Hinter dem Motor ist alles eigenständig: Der Macan Turbo bekommt ein Doppelkupplungsgetriebe und einen speziellen Allradantrieb.
Den baut Porsche generell in den Macan. Eine Lamellenkupplung verteilt im Normalfall viel Kraft nach hinten und nur wenig nach vorn. Je nach Fahrsituation kann das System variieren und das Moment beinahe beliebig verteilen. Wenn es sinnvoll ist, fährt der Macan als Hecktriebler. Also ganz anders als Audis Q5.
Eine weitere Besonderheit am Porsche: Seine Vorderräder haben einen minimal größeren Abrollumfang als die hinteren. Wenn sein Hintern in ambitioniert gefahrenen Kurven zuckt – was durchaus vorkommen kann –, schickt das Allradsystem Kraft nach vorn. Dann zieht ihn die Vorderachse flott wieder gerade. Mittlerweile teilt sich der Macan diesen Antrieb mit dem größeren Porsche Cayenne.
Ausgezeichnete Fahreigenschaften im Macan Facelift
Ein zuckendes Heck ist im Macan Turbo aber nicht die Regel. Porsche weiß, dass man wahre Stärke nicht nach außen trägt. Im Alltag bewegt sich das Mittelklasse-SUV sanft und geschmeidig, vertont mit einer kernigen Note, aber nie aufdringlich. Der Macan weiß sich zu benehmen. Anders als manch direkter Konkurrent, dem man den Krawall schon am Kühlergrill ansieht.
Natürlich kann der Macan auch schnell sein. Sehr schnell sogar. Wenn der Fahrer auf dem Pedal bleibt, prügeln ihn seine 440 PS in 4,3 Sekunden auf Tempo 100. Stirnfläche, Höhe und fast zwei Tonnen Gewicht sind dann plötzlich egal. Der Turbobenziner dreht kraftvoll bis fast an die 7.000er-Marke und geht mühelos mit dem Klotz um – wenn´s sein muss, bis Tempo 270. Viel Drama gibt es dabei nicht.
Das Doppelkupplungsgetriebe will sich nicht zwischen Sport und Komfort entscheiden, es schafft beides. In flottem Tempo legt es blitzschnell Gänge nach und trifft stets den richtigen Drehzahlbereich. Beim Anfahren handelt es exakt und sicher. Wo andere Doppelkuppler oft ruckeln oder stottern, entscheidet sich die Porsche-Schaltbox stets richtig.
Seine Fahreigenschaften sind ganz allgemein auf einem angenehmen Niveau. Man spürt stets den sportlichen Anspruch, aber keine übertriebene Härte. Die Lenkung des Macan arbeitet direkt und präzise mit guter Gewichtung, das Fahrwerk spreizt sich breit zwischen bequem und sportlich. Speziell beschichtete Bremsscheiben fangen die Leistung problemlos ein und produzieren nebenbei nur wenig Bremsstaub. Sie stecken serienmäßig im Turbo, Keramik-Bremsen gibt es optional.
Porsche Macan Turbo Facelift: halbneues Cockpit
Im Cockpit will der Macan den fit-eleganten Eindruck bestätigen. Deshalb zupft Porsche so manches graues Haar. Das Armaturenbrett trägt jetzt ein riesiges Touchscreen, das viele Funktionen steuert. Navigation, Musik und einen Teil der Klimatisierung bedient man per Berührung, genau wie im Cayenne und im neuen Porsche 911. Damit kommt die Moderne im Innenraum an.
So ganz kann Porsche das Konzept aber nicht durchziehen. Die Instrumente bleiben analog, nur der Bordcomputer in der rechten Uhr erhält ein Display. Das stellt wahlweise die Navikarte dar. In der Mittelkonsole bleibt es bei einer umfangreichen Schalterbatterie, wie man sie aus alten Porsche-Modellen kennt. Viele Tasten, an die man sich aber schnell gewöhnt.
Ebenfalls gewöhnen muss man sich an den Einsatzbereich des Macan. Denn der gleicht keinesfalls dem des Audi Q5. Hinten sitzen Erwachsene eng und unbequem. Während vorn bei Sitzposition und Raumgefühl wirklich alles stimmt, bleibt im Fond zu wenig Platz. Porsche hält einen großen Kofferraum für wichtiger. Paaren dürfte das genügen. Familien mögen den Cayenne lieber.
Der Porsche Macan kostet fast so viel wie ein Cayenne
Das ist tatsächlich eine Überlegung wert, denn das große SUV ist kaum teurer. Der Macan Turbo kostet selbstbewusste 91.922 Euro. Der gleiche Motor kostet im Porsche Cayenne S 94.183 Euro. Auf der Geraden fehlen dem großen SUV zum Macan nur 0,6 Sekunden und 5 km/h. Mit angepasster Ausstattung wird die Differenz wachsen. In Anbetracht des Nutzwertes ist sie aber viel zu gering. Zumal zwischen Macan S und Macan Turbo keine 90 PS, aber 35.000 Euro liegen.
Auf sein Segment beschränkt bleibt der Preis des Macan hoch. BMW X3 M (480 PS, 84.900 Euro), Mercedes-AMG GLC 63 (476 PS, 86.370,20 Euro) und Alfa Stelvio Quadrifoglio (510 PS, 89.000 Euro) sind allesamt stärker und günstiger.
Porsche Macan Turbo Facelift: Technische Daten
- Motor: 2,9-Liter-V6-Turbobenziner
- Leistung: 440 PS (324 kW) bei 5.700-6.600 U/min
- Drehmoment: 550 Nm bei 1.800 bis 5.600 U/min
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK), Allradantrieb
- 0-100 km/h: 4,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
- Verbrauch: 9,8 l/100 km
- CO2-Emissionen: 224 g/km
- Länge: 4.864 mm
- Breite: 1.926 mm (2.098 mm mit Außenspiegeln)
- Höhe: 1.624 mm
- Leergewicht: 2.020 kg
- Kofferraumvolumen: 488 bis 1.503 l
- Preis: 91.922 Euro