Porsche Boxster (1996-2004): Youngtimer-Test
Einst wurde der Porsche Boxster belächelt und kritisiert. Als Gebrauchter begeistern Fahrgefühl und Qualität - zu guten Preisen.
- Porsche Boxster in Kürze
- Porsche Boxster: Motor, Leistungsdaten, Top-Speed | Porsches Antwort auf den Roadster-Boom
- Porsche Boxster: Ausfahrt im Modell von 2001 | Echtes Roadster-Feeling im Porsche Boxster
- Porsche Boxster: Schwachstellen | Diese Schwachstellen hat der Porsche Boxster
- Porsche Boxster: Preis und Angebot
Manch vermeintliche Autofans lästern noch über den Porsche Boxster (986): zu klein, zu hässlich, zu sehr Hausfrauen-Porsche. In etwa wie ein 924er oder 944er, nur als Cabrio. Ein Boxster sei kein Elfer und damit per Stammtisch-Hebebühnen-Runde kein richtiger Porsche. Den notorischen Boxster-Gegnern sei gesagt: Fahrt das Auto mal. Dann ändert sich Eure Meinung. Versprochen.
Porsche Boxster in Kürze
- Einführung des Roadsters 1993: Strategiewechsel für Porsche
- 2,5-Liter-Sechszylinder mit 204 PS und 250 km/h Top-Speed
- Wir empfehlen den 2,7-Liter-Motor mit 220 PS.
- Bei einer Probefahrt beeindrucken Verarbeitung und Fahrgefühl.
- Preise für gut erhaltene Modelle bei mobile.de unterhalb von 17.000 Euro
Mehr Porsche geht nicht, vor allem nicht bei den heutigen Gebrauchtwagenpreisen. Die erste Generation des Porsche Boxster garantiert enormen Fahrspaß zum günstigen Preis. Klar sind 20.000 Euro viel Geld, aber für einen Porsche in der Qualität nicht so viel. Selbst gepflegte Modelle mit wenigen Vorbesitzern und geringer Laufleistung kosten bei mobile.de weniger als 17.000 Euro. Günstiger gibt es kein anderes Porsche-Cabrio und erst recht keinen echten Mittelmotorsportler mit frei saugendem Sechszylinder-Boxermotor.
Das Gute entsteht oft in der Krise, so auch der Boxster. Anfang der 1990er taumelt der Sportwagenhersteller. Die Modelle 968 und 928 kommen bei den Kunden nicht so gut an. Der 993, das letzte Auto der Vorzeigereihe 911, fährt mit einem luftgekühlten (und damit veralteten) Boxermotor. Heute kaum vorstellbar. Aber: Mazda macht mit dem MX-5 ab 1989 Porsche ernste Konkurrenz im Segment der leichten Roadster.
Beim Porsche Boxster (986) empflieht sich der 2,7-Liter-Motor mit 220 PS.
Porsche Boxster: Motor, Leistungsdaten, Top-Speed | Porsches Antwort auf den Roadster-Boom
1993 stellt Porsche den Boxster vor. Das dreht die Geschichte von Porsche: Mit dem Porsche Boxster, einem Kunstwort aus Boxer und Roadster, führen die Stuttgarter eine Gleichteilestrategie für ihre Fahrzeuge ein. Viele Teile vom Roadster und dem später erscheinenden 911 Type 996 gleichen sich. Sichtbar zum Beispiel die Scheinwerfer. Damit kann das künftige Einstiegsmodell preiswerter kalkuliert werden. Ab 1996 schafft es der Boxster (intern 986) in die Serienproduktion – und wird im ersten Jahr mehr als 15.000-mal verkauft. Das hatten selbst Optimisten bei Porsche nicht für möglich gehalten.
Bis 2004 produziert Porsche 164.875 Fahrzeuge der ersten Generation. Die Strategie geht auf und mit ihr wächst der Markt der leichten Roadster: Neben Porsche baut BMW den Z3 (seit 1995), Audi den TT (seit 1998) und Mercedes den SLK (ab 1996). Frühe Modelle, die bald 25 Jahre alt werden, gibt es nur noch selten. Wer sich jetzt auf die Suche macht, der findet einen klassischen Porsche, der viel, ach was, sehr viel Freude bereitet.
Anfangs leistet der 2,5-Liter-Sechszylinder 204 PS. 1999 folgt mit der Modellpflege der 2,7-Liter-Boxer mit 220 PS, ab 2002 mit 228 PS. In der stärkeren Variante Boxster S setzt Porsche einen 3,2-Liter-Boxer ein, anfangs mit 252 PS und ab 2002 mit 260 PS. Schon mit dem ersten 204-PS-Motor beschleunigt der 1.300 Kilogramm leichte Roadster in 6,9 Sekunden auf 100 km/h und fährt bis zu 240 km/h schnell. Mit dem 220 PS starken 2,7-Liter-Boxer sprintet der Porsche in 6,6 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Ein Mix aus Komfort und Tradition. Der Sportwagen rollt sportlich, leicht und kompakt.
Porsche Boxster: Ausfahrt im Modell von 2001 | Echtes Roadster-Feeling im Porsche Boxster
Wie das Fahrzeug aus dem Porsche-Museum, Baujahr 2001. Wer sich in einen Boxster setzt, muss sich als 911er-Fahrer kaum umgewöhnen: Das Zündschloss befindet sich links. Mit einer Schlüsselumdrehung erklingt der berühmte Boxersound. Den Fahrer erwarten eng geschnittene Sportsitze und ein griffiges Sportlenkrad. Zudem wirkt der kleine Porsche innen gar nicht klein, sondern bietet ausreichend Platz für Kopf, Schultern, Arme und Beine. Passt perfekt.
Die Verarbeitung und der Innenraum beeindrucken. Der fast 20 Jahre alte Boxster fährt sich ab dem ersten Meter leicht und wendig, wie ein modernes Auto. Feder und Dämpfersind sportlich-straff abgestimmt, die Lenkung arbeitet sehr direkt. Ein satter und brabbeliger Boxer-Motorsound begleitet uns während der gesamten Fahrt, nicht aufdringlich, sondern dezent.
Trotz der kleinen Heckscheibe als Windschott weht bei geöffnetem Verdeck ab Tempo 60 ein kräftiger Wind in den Innenraum – Roadster-Feeling pur. Selbst an die eher unbeliebte automatische 5-Gang-Tiptronic mit Wandlerüberbrückungskupplung gewöhnen wir uns. Klar, sie schaltet langsamer und zäher als ein modernes Doppelkupplungsgetriebe und macht weniger Spaß als ein manuelles Getriebe. Dafür ermöglicht sie im Boxster entspanntes Fahren.
Dabei muss ein Boxster nicht unbedingt als Zweit- oder Drittwagen herhalten. Selbst als Alltagsfahrzeug funktioniert er. Bequeme Sitze, übersichtliche Karosserie, angemessener Verbrauch und dank des Mittelmotor-Konzepts gleich zwei Kofferräume für den Alltag sprechen für ihn – wenn der Fahrer alleine oder mit Beifahrer unterwegs ist.
Das Bond-Car für zu Hause. Der bayerische Roadster ist der erste BMW im Dienste Ihrer Majestät.
Porsche Boxster: Schwachstellen | Diese Schwachstellen hat der Porsche Boxster
Als Tipp gilt der 2,7-Liter-Motor mit 220 PS. Er fährt flott und zuverlässig. Ein Problem, das viele wassergekühlte Porsche-Motoren haben: der Simmerring, der getriebeseitige Kurbelwellendichtring, wird undicht. Der sollte schon getauscht worden sein, am besten von einer Porsche-Werkstatt. Ebenso verschleißen mit den Jahren Bauteile wie Querlenker und Stabibuchsen vorn, Stoßdämpfer, Zugstreben, Federbeine und Bremsscheiben. Hat sie eine Fachwerkstatt in den vergangenen Jahren schon gewechselt, muss sich der Neubesitzer darum nicht mehr kümmern. Bei älteren Gebrauchtwagen sind der Lagerdeckel der Zwischenwelle, welche die Steuerketten antreibt, sowie die Wasserpumpe neuralgische Punkte. Generell sollten Käufer Autos bevorzugen, die ein durchgestempeltes Wartungsheft besitzen.
Dank der verzinkten Karosserie hat ein Boxster kaum Probleme mit Rost. Nur bei hartem Wintereinsatz kann der Unterboden gammeln, außerdem der Kühler vorne und die Federbeine. Mit den Jahren kann das Verdeck verschleißen, vor allem, wenn das Auto häufig draußen parkt. Neue Verdecke können zwar Auto-Sattler beziehen. Die Arbeit kostet aber je nach Stoff und Unternehmen deutlich mehr als 2.000 Euro. Stimmen die Spaltmaße nicht und finden sich auf dem Auto Nachlackierungsstellen, sollten Interessenten lieber Abstand vom Angebot nehmen. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Objekt um einen Unfallwagen.
Häufig leuchtet nach Jahren das LCD-Display der Klimaautomatik nicht mehr sauber. Hier muss nicht immer das komplette Klimabedienteil getauscht werden, manchmal reicht ein neues Display für weniger als 100 Euro. Teurer wird es, wenn das erste Porsche Communication Management (PCM1) kaputtgeht. Die Reparatur kostet rund 600 Euro. Mit dem PCM steuert der Fahrer Funktionen wie Bordcomputer, Telefon und Navigation. Ein letztes Kartenupdate von Navteq/Continental Automotive stammt allerdings von 2011. Zeitloser zeigen sich Fahrzeuge mit einem normalen DIN-Radio ohne das große Display.
Perfekt für Hobby-Sportler. Drei Generationen bringt Audi von diesem zeitloser Klassiker auf die Straßen.
Porsche Boxster: Preis und Angebot
Bei mobile.de werden mehr als 1.200 Porsche Boxster inseriert, davon rund 730 scheckheftgepflegte Modelle (Stand: November 2020). Etwa 100 Fahrzeuge kosten weniger als 17.500 Euro. Die Zeit ist reif für einen guten, offenen Porsche-Sportler – ganz ohne Lästerei.