Der 911 GT3 ist schneller als der 918 Spyder
Es gibt wieder einen Elfer mit Saugmotor: Im Porsche 911 GT3 arbeitet ein 4,0-Liter-Boxer ohne Aufladung. Alle Infos zum aktuell wildesten 911.
Eigentlich ist der Wechsel auf Turbomotoren längst perfekt. Porsche verkauft den Sportwagen-Klassiker 911 seit Ende 2015 fast ausschließlich mit aufgeladenen Sechszylindern. Die sind effizienter und drehmomentstärker. Dennoch hält ein Derivat wacker am Saugmotor fest: Der wilde 911 GT3 weigert sich, seinen spontanen und emotionalen Antrieb herzugeben.
Trotz diverser Gerüchte über eine Neuausrichtung bleibt es dabei. In Generation 992 (seit 2019) bekommt der 911 GT3 (ab 2011) wieder einen Sauger. Mit dem überarbeiteten Vorgänger-Motor wird das Auto etwas stärker (510 PS, 470 Nm), nach außen leiser (Stichwort: Partikelfilter) und insgesamt schneller. Für das zusätzliche Tempo sind aber vor allem konstruktive Veränderungen an Achsen und Aerodynamik verantwortlich.
• Motor: 3,0-Liter-6-Zylinder-Biturbo
• Leistung: 450 PS
• 0-100 km/h: 3,3 s | Vmax: 306 km/h
Porsche 911 GT3 mit Rennaufhängung vorn
Zum ersten Mal verzichtet ein straßenzugelassener Porsche 911 auf die übliche Vorderachse (Ur- und G-Modell: Dämpferbeine, Querlenker, Drehstabfedern; ab 964: MacPherson-Federbeine) und bekommt eine Rennaufhängung. Porsche baut eine Doppelquerlenkeraufhängung ein, die ursprünglich für die Rennversionen R und RSR entwickelt wurde. Diese Konstruktion wiegt etwas mehr, verbessert aber Präzision und Grip.
Hinten behält Porsche das Serienprinzip bei, konstruiert für den GT3 aber eine eigene Variante der Mehrlenkerachse. Eine Hinterachslenkung erhöht erneut die Performance. Porsche setzt straffere Lager und Federn ein als bisher, gibt aber an, dass sich in Kombination mit den neu abgestimmten Dämpfern der Komfort des Autos nicht verschlechtert.
Größere Stahlbremsscheiben (408 statt 380 Millimeter Durchmesser) oder eine optionale Keramik-Anlage (410 Millimeter Durchmesser) fangen den neuen 911 GT3 ein. Breitere Reifen (255er vorn, 315er hinten) halten mehr Kontakt zur Straße. Serienmäßig zieht Porsche Michelin Cup 2 mit einer neuen Gummimischung auf. Optional sind erstmals Michelin Cup 2 R mit Straßenzulassung und Rennstreckenfokus verfügbar. Bisher gab es sie nur als Extra beim schärferen 911 GT3 RS.
Aerodynamik und Leichtbau im 911 GT3 (992)
Zusätzlich verbessert Porsche die Aerodynamik des 911 GT3. Im Jahr 2021 baut der Hersteller erneut einen verstellbaren Flügel aufs Heck. Zum ersten Mal sitzt der nicht auf einer Halterung, sondern ist an sogenannten Schwanenhälsen befestigt. Porsche sorgt auf diese Weise für einen sauberen Luftstrom an der Unterseite des Spoilers und damit für einen besseren aerodynamischen Effekt: Der Wind zieht den Elfer stärker an den Asphalt, ohne dass sich dadurch der Luftwiderstand nennenswert verschlechtert.
Um eine Balance herzustellen, baut Porsche einen größeren Diffusor unter das GT3-Heck und installiert vorn einen verstellbaren Splitter. Splitter und Flügel verfügen über spezielle Rennstrecken-Einstellungen. Mit ihnen erhöht sich der Abtrieb enorm. Auf der Straße darf das Auto so eingestellt aber nicht fahren.
Außerdem setzt Porsche den 911 GT3 auf Diät. Eine Heckscheibe aus Polykarbonat und Hauben aus Kohlefaser senken sein Gewicht und kompensieren neue Bauteile. Verglichen mit seinem direkten Vorgänger wiegt er trotz schwerer Neuentwicklungen nur fünf Kilogramm mehr (1.418 Kilogramm ohne Fahrer).
Kein Verbrenner – trotzdem Turbo. Die zwei Synchronmotoren im Taycan Turbo leisten zusammen 625 PS.
Porsche 911 GT3 (2021) mit Nordschleifen-Bestzeit
Der Lohn dieser Mühen: Der neue Porsche 911 GT3 braust mit beeindruckendem Tempo über die Rennstrecke. Er umrundet die Nürburgring-Nordschleife in 6:59,9 Minuten. Damit gehört er zu einem elitären Kreis von nur wenigen Fahrzeugen, die in weniger als sieben Minuten eine Runde in der Grünen Hölle absolvieren.
Die reguläre Messdistanz auf der Nordschleife beträgt 20,6 statt 20,8 Kilometer. Auf der leicht verkürzten Strecke misst Porsche eine Zeit von 6:55,2 Minuten. Mit diesem Ergebnis unterbietet der 911 GT3 sogar die Zeit des Hypersportlers Porsche 918 Spyder (6:57 Minuten). Kleine Einschränkung: Diesen Bestwert stellte Porsche im Jahr 2013 auf anderen Reifen auf (Michelin Pilot Sport Cup 2).
Ein Auto, das derart schnell die anspruchsvollste Rennstrecke der Welt bewältigt, glänzt auch in den klassischen Autoquartett-Disziplinen: Der 911 GT3 (992) rennt mit Heckantrieb und elektrisch gesteuerter Differenzialsperre in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 und in 10,8 Sekunden auf 200 km/h. Je nach verbautem Getriebe endet der Vortrieb bei 318 oder 320 km/h.
Wie bisher bietet Porsche für den 911 GT3 zwei Schaltboxen an: Ein manuelles Sechsganggetriebe und ein Siebengang-PDK stehen zur Wahl. Porsche hält den Handschalter im regulären 911 vor allem für Traditionalisten im Programm – nur die wenigsten Kunden schalten selbst. Im vorerst schärfsten Derivat erwartet der Hersteller einen Anteil von ungefähr 40 Prozent.
Marktstart und Basispreis des Porsche 911 GT3 (2021)
Im GT3 geht es vor allem um das Gefühl. Dennoch soll der Alltag nicht zu kurz kommen: Optional baut Porsche eine Luft-Funktion für die Vorderachse ein, um den Splitter vor Hindernissen zu schützen. Das Auto merkt sich, wo es die Front anheben sollte und stellt sich bei der nächsten Fahrt automatisch darauf ein.
Die Auslieferungen des neuen 911 GT3 starten im Mai 2021. Er kostet mindestens 167.518 Euro – beinahe 15.000 Euro mehr als sein Vorgänger. Immerhin: Der 911 Turbo überbietet den GT3 um fast 20.000 Euro.
Der Bezeichnung "Boxster" setzt sich aus dem Wort Boxer und der zweiten Silbe des Wortes Roadster zusammen.