Der Porsche 911 wird stärker, schneller und teurer
In Generation acht bereitet sich der Porsche 911 auf die Elektrifizierung vor. Dadurch wird er schwerer, zum Ausgleich stärker und schneller. Alle Details.
Der Porsche 911 leidet unter dem Golf-Syndrom. Große Veränderungen sind nicht gern gesehen, er lebt vom Erfolg seiner Vorgänger. Deshalb darf er sich nur vorsichtig weiterentwickeln. Optisch möglichst wenig, technisch nur für mehr Tempo. Und, wenn es sein muss, für neue Vorschriften. Die Wechsel zu Wasserkühlung und Turboaufladung wurden unter Porschisti kritisch diskutiert. Bei der Elektrifizierung ist Porsche deshalb besonders vorsichtig.
Generation 8, intern 992 genannt, lässt sich noch Zeit mit dem Strom. Theoretisch ist alles vorbereitet: Ein neues Doppelkupplungsgetriebe macht Platz für einen Elektromotor. Hohlräume im Chassis könnten Batterien aufnehmen. Aber mit dem aktuellen Material wäre der 911 zu schwer, er würde sich nicht wie ein Elfer fahren. Porsche belässt es deshalb bei der Vorbereitung.
Auch sonst passiert nur das, was sich nicht vermeiden lässt. Partikelfilter und Modifikationen an den Motoren sorgen für bessere Abgase. Eine längere Nase sorgt für besseren Fußgängerschutz und macht Platz für Fahrassistenten. Der Elfer muss auf einer Höhe mit den Konkurrenten bleiben. Digitale Helfer und ein Nachtsichtgerät gehören dazu.
Turbo-Boxermotoren in 911 Carrera und Carrera S
Der Porsche 911 wird nicht zum ersten Mal schwerer. Dennoch war das neue Modell stets schneller. So ist es auch jetzt: Die Motoren in Carrera und Carrera S bekommen mehr Leistung als bisher. Es bleibt bei der relativ jungen, zum 991-Facelift (2015) eingeführten Motorengeneration mit 3,0 Litern Hubraum und Turboaufladung. Aber Porsche überarbeitet die Aggregate gründlich.
Ladeluftkühler und Luftfilter tauschen ihre Plätze, die Turbolader sind symmetrisch ausgelegt. Detailänderungen an Verdichtung, Nockenwellenhub und Krümmern sowie neue Injektoren verbessern Ansprechverhalten, Abgase und Kraft. Die Basisversion (911 Carrera) leistet nun 385 PS, 15 PS mehr als zuvor. Der Carrera 4S ist 450 PS stark. Sein Vorgänger war 30 PS schwächer.
Damit sprintet der neue 911 in 3,7 (Carrera S Coupé) bzw. 4,2 Sekunden (Carrera Coupé) auf Tempo 100. Ausgerüstet mit dem optionalen „Sport Chrono Paket“ rennen die Elfer in 3,5 bzw. 4,0 Sekunden auf Landstraßentempo. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 308 (Carrera S) bzw. 293 km/h (Carrera).
Zunächst bietet Porsche den neuen Elfer ausschließlich mit einem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an. Es handelt sich um die Schaltbox des Panamera, das für den Einsatz im 911 angepasst wurde. Je nach Modell treibt es die Hinterräder oder beide Achsen an. Das Siebengang-Schaltgetriebe soll im Programm bleiben. Aktuell lässt es sich aber noch nicht konfigurieren.
Ähnliche Größe, neuer Innenraum
Die Maße des Elfers ändern sich zum Modellwechsel kaum. Er wird eine Spur breiter und etwas länger, der Radstand bleibt gleich. Alle Varianten bekommen jetzt einen breiten Hintern. Bisher gab es ihn nur beim Allrad-Modell. Optisch konzentriert sich Porsche vor allem aufs Heck. Vorn fallen die größere Haube und steilere Scheinwerfer fast nicht auf.
Im Innenraum ändert sich an den Maßen nichts. Es gibt weiterhin eine perfekte Sitzposition für beinahe jede Körpergröße vorn und Platz für Kleinkinder (oder eine Ablage) hinten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren verzichtet Porsche auf die Knopfflut auf der Mittelkonsole. Das Cockpit wird damit viel übersichtlicher als bisher.
Ein Großteil der Bedienung läuft über den 10,9-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Im Kombiinstrument bleibt nur noch eines von fünf klassischen Rundinstrumenten erhalten. Kleine Displays ersetzen die anderen vier. Insgesamt wird der Innenraum viel moderner. Leider verschwindet im gleichen Zug der alte Automatik-Wählhebel. Mit dem Neuen im 918-Stil kann der Fahrer nicht mehr schalten, nur noch die Richtung einstellen.
Digitales wird allgemein für den Elfer wichtiger. Im 992 installiert Porsche neue Assistenzsysteme, darunter ein Erkennungssystem für nasse Straßen. Wenn zu viele Tropfen in die Radhäuser prasseln, warnt das Auto vor dem sinkenden Reibwert. Wird es zu nass, stellt sich das System selbstständig auf einen zurückhaltenden Fahrmodus ein.
Basispreis: Mehr als 100.000 Euro
Basismodell bleibt der 911 Carrera. Er bekommt Felgen in 19 (vorn) bzw. 20 Zoll (hinten). Carrera S und 4S bekommen größere Felgen (20 bzw. 21 Zoll). Mit mehr Leistung, Assistenten und Möglichkeiten als bisher steigen die Preise aller Modelle: Zum ersten Mal kostet ein nackter Porsche 911 mehr als 100.000 Euro.
Der 911 Carrera startet bei 104.655 Euro. Das Cabriolet kostet rund 14.000 Euro Aufpreis, die S-Variante beginnt bei 120.125 Euro. Damit wird der Elfer rund 8.000 Euro teurer als sein Vorgänger. Auch hier ähnelt er dem Golf. Der wird ebenfalls regelmäßig teurer.