Die besten Pick-ups 2021: Vergleich, Modelle, Probleme
Wenn ein Kofferraum nicht reicht, muss eine Ladefläche her: Pick-ups kombinieren die Vorteile von Pkw und Lastwagen. Wir zeigen die besten Modelle im Vergleich.
Es gibt zwei Gründe, einen Pick-up zu kaufen: einen praktischen und einen romantischen. Offroad-Pritschen bringen serienmäßig einen Cowboy-Country-Charme mit. Selbst wenn auf dem Lenkrad ein japanisches Logo klebt, fühlt sich der Fahrer leicht wie in einer Zigarettenwerbung aus den 1990er Jahren. Die wuchtigen Autos mit ihrer hohen Sitzposition drücken etwas aus.
Vor allem sind Pick-ups nützlich. Ihre Ladeflächen stecken alles weg, was einen Kofferraum ruinieren würde, wenn er es überhaupt einladen könnte: Schrott, Schutt, Baustoffe oder Europaletten schultert ein Pick-up locker. Wenn es sein muss, tragen viele Modelle eine Tonne Last auf der Pritsche. Falls das nicht genügt, hilft eine Anhängelast von dreieinhalb Tonnen.
In Deutschland greifen die meisten Käufer aus praktischen Gründen zu. Der Versuch der Hersteller, Pick-ups als Lifestyle-Modell neben dem SUV zu platzieren, greift bislang kaum. Mercedes zieht deshalb die X-Klasse zurück, VW pausiert den Amarok und plant eine Kooperation mit Ford. Dennoch bietet das Segment eine ordentliche Auswahl, besonders auf dem Gebrauchtwagen-Markt. Hier sind unsere Empfehlungen für Handwerker, Jäger, Förster, Landwirte, Bauarbeiter und Hobby-Marlboro-Männer.
Die besten Pick-ups: Übersicht
- Ford Ranger
- VW Amarok
- Nissan Navara
- Mercedes X-Klasse
- Isuzu D-Max
- Toyota Hilux
- Mitsubishi L200
- Ram 1500
Ford Ranger (ab 2016)
Ein echter Ami? Nichts da: Der Ford Ranger kommt in aktueller Generation (seit 2012, großes Facelift 2015) aus Südafrika. In Nordamerika verlässt sich Ford auf größere Pick-ups des Formats „Full-Size“. Die Ford F-Serie führt seit Jahren die Verkaufsstatistik an. Den kleineren Ranger gibt es erst seit Kurzem in Nordamerika. Dort erreicht er immerhin Platz drei der Zulassungsstatistik in der „Mid-Size“-Klasse.
In Deutschland punktet der Ranger, weil er trotz seiner Herkunft wie ein US-Modell aussieht. Besonders beliebt: der mittlerweile nicht mehr verbaute 3,2-Liter-Fünfzylinder-Dieselmotor mit 200 PS. Er gilt als zuverlässig und kräftig. Ranger-Fahrer schätzen ihn vor allem im Anhängerbetrieb. Mittlerweile bietet Ford nur noch Vierzylinder-Diesel mit 130, 170 oder 213 PS an, die stärkere Version als sportlich angehauchten Ranger Raptor.
Achtung: Der Ranger Raptor darf nur 2,5 Tonnen ziehen. Diesen Kompromiss gehen sonst nur Ranger mit weniger als 150 PS ein, alle anderen hängen 3,5 Tonnen an. Generell gibt es bei Fords kleinem Pick-up Folgendes zu beachten: Frühe Modelle kämpfen mit Rost und die 2,2-Liter-Vierzylinder mögen keine extremen Bedingungen. Lange Standzeiten, hohes Autobahntempo und zu viel Anhängelast können zu Motorschäden führen. Ein weiteres Argument für den kernigen Fünfzylinder. Aktuelle Motoren sind noch zu neu, um bereits Langzeiterfahrungen zu liefern. Der Ranger kostet gebraucht mindestens 19.000 Euro. Das Angebot stimmt: Im Januar 2021 bieten Händler auf mobile.de rund 1.800 Ford Ranger an.
Kein Pick-up verkauft sich besser in Deutschland. Den Ranger hat Ford erst 2019 gründlich überarbeitet.
VW Amarok (2010-2020)
Nach Experimenten mit einem Ladeflächen-Golf (VW Caddy 1) und einem Toyota-Hilux-Lizenzbau (VW Taro) baut VW ab 2010 einen echten, eigenen Pick-up. Der Amarok basiert auf einem Leiterrahmen und fährt mit Starrachse sowie Blattfedern hinten. Zunächst bietet ihn VW als Einzel- oder Doppelkabine an. Besitzer mögen das Auto, trotz der Motorenpalette: Die Vierzylinder-Diesel (122 bis 180 PS) sind zu träge für das große Gefährt.
Zum Facelift 2016 stellt VW deshalb das Angebot um. In Europa fährt der Amarok nur noch mit V6-Motoren (163 bis 258 PS). Die Einzelkabine entfällt, sie wird zu selten bestellt. Der Amarok rückt gefühlt ein Stück in Richtung SUV. Was der VW einladen und anhängen kann, hängt von Motor, Fahrzeuggewicht und Hinterachsfederung ab. Im Bestfall nimmt er 1.040 Kilogramm auf die Ladefläche (163 PS, Hinterradantrieb, „Robust-Paket“) oder schleppt 3,5 Tonnen (ab 204 PS, Automatik, ohne „Robust-Paket“).
Wie gut ein Amarok ist, steht und fällt zum Teil mit dem Produktionsort. Frühe Autos aus Argentinien (erkennbar an der Fahrgestellnummer: H an 11. Stelle) kämpfen mit Rostproblemen. Die 2,0-Liter-Diesel sind vom VW-Dieselskandal betroffen und müssen bereits umgerüstet sein. Generell empfehlen wir den souveränen V6-Diesel, weil er besser zum Auto passt. Achtung: Aufgrund seiner Einstufung seitens VW als Lkw erfüllt der Amarok im besten Fall die Abgasnorm Euro 6c. Er läuft in Europa aus, der Nachfolger kommt 2022. Frühe Modelle starten heute zu Preisen von etwa 8.000 Euro, die geliftete Variante bei 22.000 Euro. Auf mobile.de finden sich im Januar 2021 etwas mehr als 800 Amarok.
In der Mythologie der Eskimos bezeichnet der Name "Amarok" einen riesigen Wolf.
Nissan Navara, Mercedes X-Klasse und Renault Alaskan (ab 2016)
Für viele Hersteller lohnt es sich nicht, einen eigenen Pick-up zu entwickeln. Deshalb kooperieren gleich zwei Autobauer mit Nissan: Auf Basis der vierten Generation des Nissan Navara (seit 2016) bauen Renault den Alaskan und Mercedes die X-Klasse (ab 2017). Die Autos gleichen sich konstruktiv (Kastenrahmen, Mehrlenker-Hinterachse) und unterscheiden sich im Aufbau. Mercedes setzt außerdem einen eigenen Motor ein.
Nissans 2,3-Liter-Vierzylinder-Diesel (163 oder 190 PS) treibt alle Derivate an. Mercedes bietet zusätzlich einen V6-Diesel mit 258 PS an. In der X-Klasse sollen sich auch anspruchsvolle Kunden wohlfühlen. Deshalb umfasst die Preisliste mehr Luxus, das Auto wird eine Spur bequemer. Insgesamt fühlen sich die Modelle aber sehr ähnlich an. Zu wenige Käufer bezahlen den Aufpreis für einen Stern, Mercedes stellt die X-Klasse 2020 ein.
Die Mercedes X-Klasse stammt vom Nissan Navara ab, macht aber einiges anders.
Für Langzeiterfahrungen ist das Pick-up-Trio noch zu jung. Einige Besitzer klagen dennoch über Ölverlust bei den Nissan-Motoren und Vibrationen bei Autobahntempo (Nissan). Mercedes tauscht im Rahmen einer Rückrufaktion die Verschraubung einer Hydraulikleitung und bessert bei der Anhängerkupplung nach, Nissan wechselt Rückleuchten aus. Konstruktive Probleme sind nicht bekannt. Ein genauer Blick gehört trotzdem zur Besichtigung. Der Navara startet bei rund 18.000 Euro, die X-Klasse kostet etwa 10.000 Euro mehr. Alle drei Modelle zusammen kommen auf rund 900 Inserate im Januar 2021. Das größte Angebot (690 Fahrzeuge) existiert beim Navara.
Nissan verkauft den Pick-up Navara seit drei Generationen in mehr als 150 Ländern.
Isuzu D-Max, Chevy Colorado (ab 2012)
Der D-Max des japanischen Herstellers Isuzu entsteht ursprünglich für die Märkte in Europa und Asien, mittlerweile läuft er auch in den USA. Dort heißt er Chevrolet Colorado oder GMC Canyon. Die Zusammenarbeit stammt aus einer Zeit, in der die Marke Isuzu zu General Motors gehörte (bis 2006). Die Pick-up-Kooperation läuft immer noch.
Im internationalen Vergleich ist das europäische Motorenangebot dünn: Ein Vierzylinder-Diesel (erst 2,5 Liter, seit 2017 1,9 Liter Hubraum) leistet 163 PS. Der genügt für 1,1 Tonnen Zuladung oder 3,5 Tonnen Anhängelast. Pick-up-Feeling vermittelt der D-Max in erster Linie mit Lkw-Sound und Anfahrschwäche. In Asien und in den USA gibt es mehr Auswahl und stärkere Motoren. Vorneweg einen 3,6-Liter-V6-Saugbenziner mit 313 PS, unter anderem verfügbar in der Geländeversion Chevrolet Colorado ZR2.
In Deutschland ist der Isuzu D-Max ein pragmatisches Arbeitstier. Objektiv betrachtet kantig und laut, mit etwas gutem Willen vielleicht rustikal. Experten empfehlen für alle schweren Aufgaben das Automatikgetriebe. Es verkraftet harte Arbeit besser als der Handschalter. Regelmäßig gewartet gilt der D-Max als zuverlässig. Gebraucht kostet er ab etwa 16.000 Euro. Mit knapp 160 Inseraten im Januar 2021 fällt das Angebot auf mobile.de überschaubar aus. In den meisten ländlichen Regionen gibt es jedoch spezialisierte Händler.
Regelmäßig gewartet gilt der japanische Pick-up als sehr zuverlässig.
Toyota Hilux (ab 2016)
Seit gut 50 Jahren pflegt Toyota den Ruf des Hilux: Der Pick-up gilt als nahezu unzerstörbar. Die Fernsehsendung „Top Gear“ versucht alles, um einen Hilux kleinzukriegen. Aber das Modell der vierten Generation fährt sogar noch aus eigener Kraft, nachdem es bei der Sprengung eines 23-stöckigen Hauses auf dem Dach steht. Seit 2016 verkauft Toyota Generation acht mit besserem Komfort, aber mit alten Tugenden.
Toyota baut den Hilux für wildere Umgebungen als Europa. Das Auto basiert klassentypisch auf einem besonders stabilen Leiterrahmen, der sogar im Dschungel 20 Jahre lang halten soll. Zusätzliche Schweißpunkte versteifen den Hilux. Drei Kabinenvarianten und ein sperrbarer Allradantrieb machen ihn praktisch, die komfortable Abstimmung für Europa tauglich.
Einige Besitzer klagen dennoch über Probleme mit der Qualität. Das Auto sei nicht sorgfältig genug zusammengebaut. Außerdem patzt der Hilux im Elchtest (ein Software-Update hilft), verbraucht viel Sprit und rostet. Viele Händler bringen deshalb vor dem Verkauf eine Versiegelung an Unterboden und Hohlräumen auf. Solche Kleinigkeiten setzen dem Hilux offenbar mehr zu als der Sturz von einem Haus. Gebrauchte, unbeschädigte Autos kosten mindestens 20.000 Euro. Auf mobile.de stehen im Januar 2021 rund 350 Exemplare zum Kauf.
• gutes Platzangebot
• komfortables Interieur
• hohe Anhängelast
Mitsubishi L200, Fiat Fullback (ab 2015)
Bei Mitsubishi hat der Pick-up ebenfalls Tradition: Die Japaner bauen den L200 seit 1968. In erster Generation entsteht das Auto damals in Zusammenarbeit mit Chrysler, deren Variante des Modells Dodge Ram D-50 heißt. Für die aktuelle, fünfte Generation findet Mitsubishi einen anderen Partner: Fiat verkauft den Pick-up bis 2020 unter dem Namen Fullback.
Weichspülung mit Lifestyle? Nicht mit Mitsubishi. Der L200 wird 2015 zwar leichter, sparsamer und digitaler als seine Vorgänger. Er bleibt aber ein knochentrockener Arbeiter: Leiterrahmen, Allrad, Starrachse, Blattfedern, Untersetzung, Sperrdifferenzial – dieser Pick-up ist vor allem ein robustes Werkzeug für schwere Aufgaben. Mit 154 oder 181 bzw. (seit 2019) 150 PS gehört er nicht zu den Starken seiner Zunft, aber zu den Nützlichen.
Einige Besitzer klagen allerdings über Qualitätsprobleme. Bereits bei Neuwagen kann Rost auftreten, einige Autos heizen nicht richtig. Entsprechend umfangreich überarbeitet der Hersteller das Modell zum Facelift 2019. Mitsubishi verordnet dem Auto neue Blechteile, größere Bremsen und ein komfortableres Fahrwerk. Zudem erfüllt der neue Motor die Abgasnorm Euro 6d-TEMP. Frühe Modelle kosten mindestens 15.000 Euro, die Facelift-Version ist etwa 10.000 Euro teurer. Auf mobile.de inserieren Händler im Januar 2021 rund 500 Mitsubishi L200 und eine Handvoll Fiat Fullback. Gebrauchtwagen älterer Generationen gibt es schon ab 5.000 Euro.
Der Mitsubishi L200 ist ein Auto für jene, die einen Offroader brauchen und nicht bloß wollen.
Ram 1500, seit 2018
Eine Pick-up-Liste ohne echten Ami? Das geht, macht aber keinen Spaß. Denn die Cowboy-Aura bringen am ehesten echte US-Modelle auf die Straße. Der in Deutschland meistverkaufte US-Pick-up ist nicht der Marktführer von Ford, sondern der Ram 1500, bis vor Kurzem als Dodge Ram im Verkauf. Mit fast 700 Inseraten auf mobile.de (Stand: Januar 2021) ist das Angebot besser als bei vielen regulär in Europa vertriebenen Modellen. Ein Generalimporteur hilft beim Kauf. Neuwagen starten in Deutschland bei ungefähr 30.000 Euro, gebrauchte Dodge/Ram starten zu Preisen ab rund 10.000 Euro.
Als echter Fullsize-Pick-up fängt er dort an, wo alle regulär in Deutschland erhältlichen Pick-ups aufhören: In seiner kurzen Version misst er 5,81 Meter in der Länge, sein Basis-Sechszylinder leistet 305 PS. Bigger is better, weiß der Amerikaner. Deshalb gibt es im Ram bis zu 712 PS (Ram TRX mit V8-Kompressor des Challenger Hellcat) und 6,14 Meter Länge.
Schon kurz nach dem Start sind beim in Nordamerika sehr häufigen Modell einige Probleme bekannt: Die Lenkung kann klemmen und die Komfortelektronik kann ausfallen. Vermutlich handelt es sich um Kinderkrankheiten des neuen Modells. In Europa kommen weitere Nachteile hinzu, die in den USA nicht stören: Die Größe macht den Ram unhandlich, der hohe Verbrauch verteuert den Unterhalt. Andererseits: Zierlich oder sonderlich sparsam sind auch kleinere Pick-ups nicht.
Ausgestattet mit einem der legendärsten Motoren überhaupt: dem Hemi-V8.
Die besten Pick-Ups in Bildern
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