Peugeot e-2008 (2020) im Fahrbericht: Erster Test
City-SUV mit Strom: Dieses Thema setzt der neue Peugeot e-2008 hervorragend um. Und günstiger als die Konkurrenz. Alles zum elektrischen 2008 im Fahrbericht.
Eine eigene Preisliste für den elektrischen 2008 existiert nicht bei Peugeot. Das ist Absicht. Die Franzosen legen Wert darauf, dass der Elektromotor in ihrem neuen Mini-SUV 2008 eine von drei Antriebstechnologien verkörpert – nicht mehr. Ein eigenständiges Modell sollen die Elektrofahrzeuge bei PSA generell nicht sein. Der Konzern will hochflexibel auf die Nachfrage nach Elektroautos reagieren können. Dafür müssen sie ohne weitere Anpassungen vom selben Band rollen wie ihre Verbrenner-Brüder.
Das Elektroauto ist ein fester Teil der Strategie, die sich der Konzern für das kommende Jahrzehnt verordnet hat. In jeder neuen Baureihe soll es dann eine Elektrovariante geben: in kleineren Modellen, die auf der CMP-Plattform basieren, einen reinen Elektroantrieb und in größeren ab dem Peugeot 3008 aufwärts einen Plug-in-Hybrid. Seit 2019 rollt PSA konzernweit seine Elektromodelle aus. Der Peugeot 2008 teilt sich seine Technik mit den bereits im Handel befindlichen DS 3 Crossback, Peugeot 208 und Opel Corsa. 2020 folgen, so ist zu hören, noch mindestens zwei weitere Modelle: der Opel Mokka und ein Nachfolger für den Citroën C4 Cactus.
Der Peugeot 2008 ist dabei bisher das größte und schwerste Fahrzeug, das die Opel-Mutter vorstellt – besonders als Elektroversion. Der 4,30 Meter lange Peugeot 2008 wiegt mindestens 1,6 Tonnen, wovon rund 350 kg auf die 50 kWh fassende Fahrbatterie entfallen. An der Karosse und im Cockpit lässt sich die neue Antriebstechnik übrigens nur schwer ablesen. Äußerlich gibt sich der e-2008 vor allem durch einen bläulich schimmernden Grill zu erkennen. Im Cockpit blickt der Fahrer auf die gleichen digitalen Displays wie im Benziner-2008. Natürlich zeigen sie etwas andere Werte an, wie den Ladestand anstelle der Drehzahl.
So fährt der e-2008
Beachtlich, wie weit Peugeot die drei Stufen des Fahrdynamik-Schalters spreizt. Anders als in Benziner und Diesel gehört der Kippschalter für die Wahl des Fahrmodus beim Elektroauto zur Serienausstattung. Das ergibt Sinn, denn er regelt die Leistungsabgabe des Motors. Maximal 60 kW und 130 Nm sind es in „Eco“, 80 kW und 220 Nm in „Normal“.
Den vollen Schub von 100 kW und 260 Nm gibt es in der Stufe Sport. Dann hat die Traktionskontrolle Mühe, die Kraft an der Achse zu bändigen und das City-SUV am Kratzen mit den Vorderrädern zu hindern. Wieselflink und blitzschnell wirkt der e-2008, wenn man ihn lässt – zumindest bis etwa 80 km/h. Dazu passt die leichtgängige, präzise Lenkung, die sich im Sport-Modus spürbar strafft.
Das Fahrwerk des Elektro-2008 legt Peugeot etwas straffer aus als das der Verbrenner. Wer richtig Gas gibt, findet heraus, warum: Trotz des schweren Akkus im Unterboden liegt der Schwerpunkt des e-2008 recht hoch. In Verbindung mit dem kräftigen Drehmoment kann zusätzliche Kontrolle nicht schaden. Die meisten Kunden werden allerdings schnell feststellen, dass das Reichweitenversprechen von Peugeot im Sportmodus nur bedingt gilt. Unser Verbrauch auf einer flotten Proberunde lag bei mehr als 25 kWh/100 km, was am Ende eben nur für gut 180 Kilometer gereicht hätte.
Wer weiter als 300 Kilometer fahren will, wird daher eine andere Leistungsstufe wählen. Im Eco-Modus wirkt der Elektromotor nahezu kastriert. Im städtischen Alltag dürfte das aber kein Problem sein. Von der Ampel weg fährt der Peugeot immer noch schneller als jeder Benziner, der erst seine Gänge sortieren muss.
Preise und Ausstattungen
Wie eingangs erwähnt: Der E-Motor soll künftig keine „besondere“ Motorisierung mehr sein. Peugeot bietet ihn deshalb im 2008 zu allen verfügbaren Ausstattungslinien an, auch das Optionsangebot entspricht fast komplett dem der konventionellen Modelle. Ausnahmen zum Beispiel: Beim E-Modell ersetzen in der Basis Radzierblenden die Leichtmetallfelgen. Bei 16 Zoll bleibt es. Massagesitze baut Peugeot in den Stromer nicht ein. Und ein paar Ausstattungen wie den schlüssellosen Zugang, die elektrische Parkbremse und den Fahrmodus-Schalter gibt es im Stromer serienmäßig.
Wichtig: Bei der E-Auto-spezifischen Ausstattung geht Peugeot keine Kompromisse ein. Einzige aufpreispflichtige Option ist hier ein Typ-2-Ladekabel bis 3,6 kW für 200 Euro. Im Zubehör sind weitere Kabel lieferbar, ebenso eine Wallbox (ab 693 Euro). Eine Wärmepumpe hilft serienmäßig bei der Klimatisierung. Auch das dreiphasige Laden mit bis zu 11 kW lässt sich Peugeot nicht extra bezahlen. Für das Aufladen des 2008 veranschlagt Peugeot an einer Haushaltssteckdose 16 Stunden und an einer 11-kW-Wallbox fünf Stunden. An einer Ladesäule mit 100 kW soll es in 30 Minuten auf rund 80 Prozent gehen. Auf die Fahrbatterie gibt Peugeot acht Jahre Garantie.
Ein billiges Auto wird damit nicht aus dem Peugeot e-2008. Die Basis startet bei gut 35.000 Euro, das Topmodell kostet nach Liste 42.000 Euro und damit 8.000 Euro mehr als der stärkste 2008 mit Verbrenner. Peugeot hält jedoch fest: Rechnet man die Elektro-Prämie, die günstigeren „Spritpreise“ und die niedrigeren Wartungskosten mit ein, liegen die Gesamtkosten für den Stromer unter denen eines Diesel. Ob das zutrifft, wird in der Realität stark vom individuellen Nutzungsprofil abhängen.
Fazit: Ein echtes „Volks-Elektro-SUV“?
Unterm Strich gelingt Peugeot ein überzeugender Wurf zum Thema Elektro-SUV. Der e-2008 fährt genauso problemlos wie seine konventionellen Artgenossen. Das allerdings komfortabler, da vibrationsfrei, ohne Schalten und ohne Motorgeräusch. Er fährt im Alltag jederzeit weit genug und kostet ausstattungsbereinigt weniger als sein direkter Konkurrent, der Hyundai Kona Elektro. Zusätzlich bietet der Peugeot deutlich mehr Platz als der Südkoreaner.
Offenbar will PSA dieses Auto also tatsächlich verkaufen. Denn ab 2020 entscheidet der CO2-Schnitt der gesamten Flotte darüber, ob der französisch-deutsche Konzern empfindliche Strafzahlungen leisten muss. Um das zu vermeiden, muss PSA nach eigenen Berechnungen rund 7 Prozent seiner Autos mit Elektroantrieb verkaufen. Auf dem Weg dahin kann der elektrische Peugeot 2008 ein großes Stück helfen. Peugeot ist vor Opel die volumenstärkste PSA-Marke in Europa. Der 2008 wiederum verkauft sich hervorragend im Boom-Segment kleiner SUVs. 2018 schlugen ihn europaweit gerechnet lediglich Renault Captur und Dacia Duster.
Peugeot e-2008: Technische Daten
Modell | Peugeot e-2008 |
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Motor | Elektromotor |
Leistung | 100 kW (136 PS) |
Drehmoment | 260 Nm |
Getriebe | feste Übersetzung |
0-100 km/h | 9,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h |
Verbrauch | 17,8 kWh/100 km |
Reichweite | 320 km |
CO2 | 0 g/km |
Länge | 4.300 mm |
Breite | 1.770 mm |
Höhe | 1.530 mm |
Radstand | 2.605 mm |
Leergewicht | 1.623 kg |
Kofferraum | 405-1.467 l |
Marktstart | Ende Januar 2020 (Auslieferung ab März) |
Basispreis | 35.250 Euro |