Peugeot 308 (seit 2017): Test
Peugeot bietet einen kompakten Kompromiss: Der 308 lenkt direkt und dämpft passabel. Aber er hat auch Schwächen. Alltagstest im Facelift seit 2017.
- Der Peugeot 308 im Überblick
- Peugeot 308: Abmessungen, Platzangebot, Karosserie | Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Peugeot 308 (II): Innenraum, Verarbeitung, Materialien | Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Peugeot 308 (Facelift 2017): Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Peugeot 308 (Puretech 130): Antrieb, Motor, Getriebe | Antrieb, Motor, Getriebe
- Peugeot 308: Infotainment, Radio, Bedienung | Infotainment, Radio, Bedienung
- Peugeot 308 (Facelift 2017): Assistenzsysteme und Sicherheit | Assistenzsysteme und Sicherheit
- Peugeot 308: Ausstattung, Preise, Kosten | Ausstattung, Preise, Kosten
- Fazit
- Peugeot 308 (seit 2013): Technische Daten
Zur zeitlichen Einordnung: Im Debütjahr des Peugeot 308 kommt der Papst noch aus Deutschland, ebenso beide Finalisten der Fußball-Champions-League. 2013 scheint ewig her. Seitdem gilt der 308 als einer der besten Kompromisse im Segment. Er taugt für agile Momente ebenso wie für lange Distanzen. Ende 2021 soll der Nachfolger kommen. Bis dahin gibt es eine frisch geliftete und technisch ausgereifte Alternative zu VW Golf, Ford Focus oder Opel Astra. Zumindest, wenn man auf Teildisziplinen pfeift und für betagten Charme empfänglich ist. Wir testen den 308 als Puretech 130 in der neuen Top-Ausstattung „GT-Pack“.
Der Peugeot 308 im Überblick
- Kompaktwagen mit 4,25 Metern Länge
- Viel Stauraum, mäßige Variabilität
- Facelift (2017) mit neuer Front und Digital-Tacho
- Direkte Lenkung, akzeptabler Komfort
- Motoren: Diesel und Benziner von 110 bis 131 PS
- Ab 21.640 Euro mit umfangreicher Basis-Ausstattung
Peugeot 308: Abmessungen, Platzangebot, Karosserie | Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Rundlich bedeutet betagt: Seit sieben Jahren bieten die Franzosen den 4,25 Meter langen Kompakten an, seit 2014 gibt es die 4,58 Meter lange Kombi-Variante 308 SW. Neuere Karossen zeichnet Peugeot kantiger, etwa beim untergeordneten Kleinwagen 208 und dem größeren 508 aus der Mittelklasse. Immerhin: Mit dem Facelift von 2017 erhält der 308 eine ähnlich zerklüftete Front. Technisch entsteht der Golf-Gegner ohnedies auf dem neuesten Unterbau, den Peugeot für das C-Segment führt, der EMP2-Plattform.
Ein schlagendes Kaufargument über all die Zeit: Jenseits einer hohen Ladekante liegen 420 Liter Fassungsvermögen. Damit passt in den Peugeot-Kofferraum mehr als in jene von VW Golf VIII (380 Liter), Ford Focus (375 Liter) oder anderen Klassikern des Segments. Bei umgeklappten hinteren Lehnen (Verhältnis 60:40) steigt das Volumen auf 1.228 Liter. Eine Stufe im Bereich der Sitzgelegenheiten bleibt immer, da Peugeot keinen variablen Gepäckraumboden anbietet.
Im Passagierraum vermissen wir Stauraum für Kleinzeug: Jede einzelne Ablage scheint auf das Smartphone zugeschnitten. Auf andere profane Dinge von der 1,5-Liter-Trinkflasche bis zum Schlüsselbund ist der Peugeot nicht vorbereitet. Passagiere in Sitzreihe eins finden ausreichend Platz. In der zweiten Reihe schränkt das Panoramadach (584 Euro) die Kopffreiheit groß gewachsener Mitfahrer stark ein.
Seit 2013 gilt der 308 als einer der besten Kompromisse im Segment. Er taugt für agile Momente ebenso wie für lange Distanzen.
Peugeot 308 (II): Innenraum, Verarbeitung, Materialien | Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Es ist, als würde man sich ein gemütliches Wohnzimmer mit R2D2 teilen. So ganz passt die Mittelkonsole mit dem optischen Charme eines Star-Wars-Roboters nicht in den schicken und behaglichen Innenraum. Zugegeben, zum Teil hängt die Wohnlichkeit am Komfort-Leder-Paket (1.696 Euro): Peugeots Sitzbezüge aus Nappaleder greifen sich angenehm an, die Lendenwirbelstütze schätzen wir auf langen Fahrten. Wie entspannt der Fahrer sitzt, hängt von seiner Wandlungsfähigkeit ab: Stellt der Pilot die Lenksäule ganz nach oben, schiebt sich nämlich das wohl kleinste (serienmäßige) Lenkrad im Segment vor den Digital-Tacho (serienmäßig ab Facelift). In der vertikalen Maximalposition hängt es ziemlich tief, weil sich Peugeot die Sache so vorstellt: Bei der „i-Cockpit“ genannten Aufteilung soll man über den Lenkradkranz auf die Armaturen blicken, nicht wie üblich hindurch. Im Test-Alltag geht das Konzept ohne Verrenkungen selten auf.
Immerhin, der optische Störfaktor ist ein haptisches Highlight. Das unten abgeflachte GT-Lenkrad (serienmäßig bei gleichnamiger Ausstattung) mit perforiertem Leder wirkt edel und liegt toll in der Hand.
Peugeot 308 (Facelift 2017): Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Peugeots Lenkung spricht um die Mittelstellung sehr direkt an. Doch zur Spontaneität des Lenkrads passen geringer Widerstand und minimale Rückstellkräfte nicht. Über die Sport-Taste (serienmäßig bei GT-Line) lässt sich das allerdings ändern, doch der 308 bleibt introvertiert: Bisweilen sehnen wir uns nach mehr Rückmeldung.
Beim Fahrwerk gelingt den Franzosen ein passabler Kompromiss: Nick- und Wankbewegungen bleiben vertretbar, gleichzeitig kommt der 308 ganz gut über Wellen und Unebenheiten. Auf gewundenen Landstraßen macht er Spaß, auf längeren Reisen bietet er Komfort. Nur gegen kurze Stöße findet der Peugeot kein Mittel. An der sportlichen Ausstaffierung des Testwagens liegt es nicht – als GT (bzw. GT-Pack) kommt der Kompakte mit denselben Federn und Dämpfern wie in den anderen Ausstattungslevels. Adaptive Dämpfer oder ein Sportfahrwerk enthält die Aufpreisliste nicht.
Die Speerspitze der Zulassungsstatistik: Der Bestseller aus Wolfsburg geht in die achte Generation.
Peugeot 308 (Puretech 130): Antrieb, Motor, Getriebe | Antrieb, Motor, Getriebe
Drei Zylinder genügen, 131 PS auch: Seit dem Ende der Sport-Varianten (z. B. 308 GTI) bildet der getestete 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (PureTech 130) die Spitze des Benziner-Portfolios. 270 Newtonmeter liegen bei frühen 1.750 Umdrehungen an, die Höchstleistung kommt bei 5.500 Touren. Gefühlt gibt es ab rund 3.000 Touren tollen Vortrieb – im Test bewegen wir den Fronttriebler meist und gern unterhalb dieses Bereichs. Mit wenig Drehzahl gemütlich durch den Alltag, das ist die Stärke dieses laufruhigen Aggregats. Bei Bedarf findet der Motor schnell aus dem Drehzahlkeller. Mit genereller Gemütlichkeit und gelegentlichen Zwischenspurts kommen wir auf kombinierte Verbrauchswerte von rund 6,1 Litern.
Den Top-Benziner koppelt Peugeot wahlweise mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung oder einer Achtgang-Automatik. Serienmäßig gibt es stehende Schaltwippen. Wer will, flippert durch die Fahrstufen des Wandler-Getriebes. Im getesteten Handschalter gestalten sich Gangwechsel dröger: Die Wege sind lang, das Gefühl etwas schwammig. Beim gleich großen Einstiegs-Benziner (Puretech 110) entfällt die Wahlmöglichkeit: 110 PS gehen immer an die Sechsgang-Handschaltung.
Demokratisierung beginnt im Konfigurator: Peugeots einziger Diesel kommt mit exakt derselben Leistungszahl und denselben Getriebeoptionen wie der getestete Top-Benziner. Beim 1,5-Liter-Vierzylindermotor (Blue HDI 130) gibt es 131 PS bei 3.750 Touren. Und die Wahl zwischen sechs manuellen oder acht automatischen Gängen.
Sportlich und dynamisch: In der ST-Line fährt der Ford Focus mit Sportsitzen und Sportfahrwerk vor.
Peugeot 308: Infotainment, Radio, Bedienung | Infotainment, Radio, Bedienung
Zum Facelift gibt es digitale 10 Zoll und ein paar anfängliche Unklarheiten. Denn es braucht eine ganze Weile, ehe wir am neuen Digital-Tacho flink und zielsicher zu den verschiedenen Anzeige-Optionen springen können. Bisweilen merken wir: Die Suche über die Multifunktionstasten an den Lenkradspeichen (serienmäßig) hätte es gar nicht gebraucht. Stand alles da – doch Peugeots Screen wirkt etwas überladen und wird teilweise vom Lenkradkranz verdeckt (siehe Kapitel Innenraum). Dafür sieht er ziemlich cool aus.
Am 9,7 Zoll großen Infotainment-Screen (serienmäßig) klappt die Eingewöhnung rasch. Und um Welten einfacher als in vielen anderen Modellen der Marke. Schlicht, weil Peugeot am Bildschirmrand Kurzwahl-Tasten für die gängigen Menüs anbringt. Genauso simpel, ebenso erfreulich: der Drehknopf für die Lautstärkeregelung.
Peugeot 308 (Facelift 2017): Assistenzsysteme und Sicherheit | Assistenzsysteme und Sicherheit
Unser Peugeot 308 fährt nervös, aber nicht nervend. Der Warnhinweis des City-Frontkollisionswarner im Stadtverkehr ploppt mehrfach verfrüht auf. Doch immerhin ruft der Fahrassistent deshalb nicht den visuellen und akustischen Großalarm aus. Und fehlgeleitete Brems-Einsätze der City-Notbremsfunktion erleben wir im gesamten Test-Zeitraum nicht.
ACC und Spurhalter arbeiten solide, die Rückfahrkamera etwas träge. Sämtliche genannten Systeme zählen ab der zweiten Ausstattungslinie (Allure, ACC bei Allure Pack) zum Serienumfang. Nur für erweiterte Einpark-Unterstützung braucht es die getestete Top-Ausstattung (GT-Pack) oder das Easy-Paket (438 Euro). Dann fährt der 308 selbstständig in Parklücken quer und längs zur Fahrbahn.
Peugeot 308: Ausstattung, Preise, Kosten | Ausstattung, Preise, Kosten
Ab 21.640 Euro veranschlagt Peugeot für den 308 Puretech 110 (ab 23.200 mit getestetem Antrieb Puretech 130). Kompakte Konkurrenten von VW Golf (ab 19.800 Euro), Ford Focus (ab rund 20.500 Euro) bis Opel Astra (ab rund 19.700 Euro) kosten weniger. Dafür bietet Peugeot eine der umfangreichsten Basis-Ausstattungen im Segment. Ab Werk kommt der 308 mit Digital-Tacho, Infotainment-System, 2-Zonen-Klima und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Peugeot nennt die Einstiegsversion des 308 Active. Daneben gibt es die noblere Variante Allure (ab 25.930 Euro) und die sportliche Version GT (ab 28.171 Euro). Jede der drei Linien lässt sich mit dem Beinamen „Pack“ erweitern. Konkret läuft das so: Beim 308 Active Pack (ab 22.127) ergänzt Peugeot u. a. elektrisch anklappbare Außenspiegel. Im regulären 308 Allure bietet Peugeot (u. a.) ein Navi, die Rückfahrkamera und Fahrassistenten wie Verkehrszeichenerkennung oder den Spurhalteassistenten. Mit „Allure Pack“ (ab 26.563) kommen ein schlüsselloses Zugangssystem und der Adaptiv-Tempomat hinzu. Der GT-Trim umfasst Voll-LED-Scheinwerfer, breitere Seitenschweller und Pedalerie in Edelstahl. Über das „GT Pack“ (ab 29.097) gibt es u. a. die abgebildeten 18-Zoll-Alufelgen und den Parkassistenten.
Seit 2019 rollt der Peugeot 508 SW auf den Straßen. Eine Alternative zur deutschen Premium-Konkurrenz?
Fazit
Der Peugeot 308 ist ein solide ausgestatteter Kompromiss. Ein Auto für komfortable Langstreckenfahrten genauso wie für motivierte Landstraßen-Ausflüge. Selbst wenn es in Details passendere Kompaktwagen gibt. Als getesteter Top-Benziner (Puretech 130) bietet der Kompakte genug Kraft für den Alltag. Ob es die sportliche Voll-Ausstattung „GT-Pack“ braucht? Ansichtssache, allzu viel Schärfe bringt sie jedenfalls weder technisch noch optisch. Wer den auffälligeren Auftritt will, kann auf den Nachfolger warten. Denn wie gesagt, lange währt die Amtszeit des Peugeot 308 nicht mehr.
Peugeot 308 (seit 2013): Technische Daten
Modell | Peugeot 308 Puretech 130 GT-Pack |
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Motor | 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung |
Leistung | 131 PS bei 5.500 Umdrehungen |
Drehmoment | 270 Nm bei 1.750 Umdrehungen |
Verbrauch | 4,5 l/100 km (WLTP) |
CO2 | 102 g/km |
Beschleunigung | 9,7 s |
Geschwindigkeit | 200 km/h |
Länge | 4.253 mm |
Breite | 1.804 mm |
Höhe | 1.457 mm |
Radstand | 2.620 mm |
Leergewicht (EU) | 1.090 kg |
Kofferraumvolumen | 420-1.228 l |
Grundpreis Peugeot 308 (als Puretech 110) | ab 21.640 EUR |
Grundpreis Testmodell Peugeot 308 Puretech 130 | ab 23.200 EUR |
Gesamtpreis Testwagen wie abgebildet | 31.865 EUR |