Opel Insignia und VW Arteon im Fließheck-Vergleich
Zwei Limousinen mit schrägem Heck und großen Benzinern: Opel schielt mit dem Insignia in Richtung Oberklasse, VW mit dem Arteon. Wir haben sie verglichen.
- Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Infotainment, Radio und Konnektivität in VW Arteon und Opel Insignia
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- Ausstattung, Preis, Kosten
- Fazit: Teuer und vielseitig gegen günstig und solide
- Technische Daten VW Arteon und Opel Insignia
Diese Autos wollen größer sein, als sie eigentlich sind. VW Arteon und Opel Insignia fahren nominell in der Mittelklasse, strecken sich aber nach oben. Opel wirbt mit der Demokratisierung von Komfort und Technik, VW preist den Arteon deutlich oberhalb der Passat Limousine ein.
Beide Hersteller argumentieren mit unterschiedlichen Werten. Der Insignia will mit seiner Technik punkten, VW sieht den Arteon stilistisch eine Stufe höher. Er soll ein viertüriger Gran Turismo sein, eine begehrenswerte Karosserie. Wir haben die Autos in ihrer jeweils stärksten Version miteinander verglichen: Beide Kandidaten kamen mit großen Benzinern, automatischen Getrieben und Allradantrieb zum Test.
Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Opel verzichtet auf eine klassische Limousine mit Stufenheck im Segment. Die Karosserieform ohne Kombi-Heck heißt Grand Sport, ein elegantes Fließheck mit weit oben angeschlagener Heckklappe. Den Arteon gibt es ausschließlich mit großer Klappe - eine klare Abgrenzung zum Passat. Der VW istmit 4,86 Metern Länge vier Zentimeter kürzer als der Opel. In Breite und Höhe sind sie noch dichter beieinander. Dass der Arteon flacher und breiter wirkt, liegt an seiner Linienführung.
Dennoch bietet er mehr Platz. Er lädt laut Norm 563 bis 1.557 Liter Gepäck ein. In den Insignia passen 490 bis 1.450 Liter Ladung, man muss sie durch eine engere Luke zwängen. Mit umgelegter Rücksitzlehne entsteht im Insignia eine kleine Kante, dafür liegen die Lehnen flacher. Und sie lassen sich vom Kofferraum aus umklappen.
Toll bei beiden: Auf der Rücksitzbank gibt es viel Platz, vor allem an den Knien. Die Bauform mit Quermotoren und jeweils ein großer Radstand (rund 2,83 Meter) sorgen dafür, dass es hinten bequem wird. Zum Himmel wird es im Arteon etwas flacher. Das merken aber nur wirklich große Menschen. Mit drei Personen auf der Rückbank wird es in beiden Autos eng, im VW eine Spur gemütlicher.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
VW baut das Passat-Armaturenbrett unverändert in den Arteon. Das kann man übersichtlich oder langweilig finden. Wir meinen: Mehr Eigenständigkeit wäre in einem Auto mit emotionalem Anspruch dringend nötig gewesen. Das Cockpit des Insigina wirkt vergleichsweise spritzig - oder unruhig. Geschmackssache.
Nach objektiven Kritikpunkten gibt es in beiden Autos wenig zu meckern. Insignia und Arteon sind gut verarbeitet, wir stellten keine unschönen Geräusche fest. Der VW fühlt sich etwas solider an. Opel nutzt zu viel Hartplastik in der Türverkleidung, spendiert dem Armaturenbrett dafür hübsche (unechte) Nähte. Lederbezüge in Carbon-Optik beim Arteon wirken fehl am Platze - das Lederpaket für “R-Line” kann man sich sparen.
Die AGR-Sitze (“Aktion Gesunder Rücken”) im Insignia ermöglichen eine tolle Sitzposition: Tief, sportlich und mit gutem Seitenhalt - besser als im Arteon. Die Unterschiede sind allerdings marginal, im VW sitzt man ebenfalls sehr gut.
Infotainment, Radio und Konnektivität in VW Arteon und Opel Insignia
Beide Hersteller steuern ihre Infotainmentsysteme mit Touchscreens. Der misst im Arteon serienmäßig 8 Zoll. Im Basis-Insignia steckt ein 7-Zoll-Display, in besseren Ausstattungen gibt es das große Navi mit 8-Zoll-Bildschirm. Die Handy-Standards Apple CarPlay und Android Auto sind mit an Bord. Größere Displays oder mehr Ausstattung gibt es nicht im Opel.
VW lässt mehr Luft nach oben. Eine Navigationsfunktion gibt es serienmäßig, für rund 2.000 Euro das größte System mit 9,2-Zoll-Monitor. Smartphone-Verbindungen kosten zusätzlich Aufpreis. Die Systeme beider Autos lassen sich intuitiv bedienen und laufen problemlos.
Optional arbeiten die Instrumente ebenfalls digital. VW setzt ein großes “Active Info Display” in das Cockpit und zeigt alle Informationen darauf an. Bei Opel ist der Bildschirm schmaler und wird von Rundinstrumenten flankiert. Das System im Insignia wirkt weniger modern und ist nicht so flexibel wie die Variante im Arteon, dafür aber deutlich günstiger.
Assistenzsysteme und Sicherheit
“Führende Technik für alle” verspricht Opel in der Werbung. Etwas Ungewöhnliches gibt es im Insignia aber nicht zu entdecken. Warner für den toten Winkel, ein Ausparkassistent, Matrix-LED-Licht, ein adaptiver Tempomat, ein Spurhalter - all das gibt es auch im Arteon. Mit einem wichtigen Unterschied: Das Head-up-Display projiziert im VW auf eine zusätzliche Scheibe, im Opel auf die Frontscheibe. Der Arteon hinkt hier deutlich hinterher. Dafür kann der Arteon im Stau weitgehend alleine fahren und Tempolimits selbständig übernehmen. Der Insignia kann das nicht.
Beide Fahrzeuge bieten in der Basisversion eine City-Notbremse mit Fußgängererkennung, einen Spurhalter und einen Tempomat - eben alles, was für einen Crashtest wichtig ist. Dennoch schneidet der Arteon bei Euro NCAP besser ab. Im Insignia gibt es keinen Gurtwarner für die Rücksitze und keinen Notbremsassistenten für einen kleineren Geschwindigkeitsbereich.
Antrieb, Motor, Getriebe
Auf dem Papier stehen vergleichbare Leistungsangaben. Der Arteon liefert 20 PS mehr, der Insignia ist 50 Newtonmeter stärker, allerdings nur in einem schmalen Bereich. Letztendlich ist der VW das schnellere Auto. Er nimmt dem Opel beim Sprint auf 100 km/h 1,7 Sekunden ab.
Das liest sich wie ein Messfehler, ist aber ganz real: Der Insignia marschiert längst nicht so zackig vorwärts wie der Arteon. Der 2,0-Liter-Turbobenziner im VW (280 PS) reagiert sehr spontan auf Gasstöße und dreht munter bis jenseits der 6.000 Touren. In seinem sportlichen Modus klingt er dabei leider unangenehm. VW überträgt Resonanzen in den Innenraum - das klingt künstlich und nervt. Opel macht das besser, obwohl der Vierzylinder im Insignia (260 PS) etwas zaghaft klingt.
Die größte Schwäche des Insignia ist seine Achtgang-Automatik. Sie funktioniert, kann aber nicht überzeugen. Im Vergleich agiert sie träger, lässt beim Kickdown mehr Zeit verstreichen und sorgt im Auto für zähes Verhalten. Zudem verbraucht der Insignia spürbar mehr als der Arteon. Immerhin die Komfort-Wertung kann er für sich entscheiden, sein Wandler schaltet sanfter als das Doppelkupplunsgetriebe des Arteon.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Beim Fahrwerk findet Opel ebenfalls keinen guten Kompromiss. Bei langsamer Fahrt federt der Insignia straff und rollt hölzern ab, im Sportmodus fühlt er sich stößig an. Steigt das Tempo, kommt das Fahrwerk besser mit Wellen und Kanten klar. Dann lässt sich der Opel gut durch Kurven scheuchen und macht dank einer toll gewichteten Lenkung dabei sogar Spaß - wäre da nicht die träge Automatik. Wichtig: Mit 18-Zoll-Rädern fährt er bedeutend besser als mit den optionalen 20-Zöllern.
Im Arteon sollte das Fahrwerk ebenfalls feinfühliger ansprechen. Schlaglöcher nimmt es manchmal deutlich spürbar mit. Wie beim Insignia funktionieren hohe Geschwindigkeiten besser, Federn und Dämpfer agieren hier souverän. Seine Lenkung vermittelt ausreichend Gefühl und liegt gut gewichtet in den Händen. Schade: Es polterte im Arteon gelegentlich an der Hinterachse. Dem Opel fehlt Dämmung in den hinteren Radhäusern. Beides passt nicht zur Zielsetzung der Autos.
Ausstattung, Preis, Kosten
Dem Opel möchte man mehr verzeihen, denn er punktet im Preis. Im Modelljahr 2017 kostete der Insignia mit großem Benziner und “Dynamic”-Ausstattung laut Liste mindestens 41.500 Euro. Der schnellste Arteon mit “Elegance”-Ausstattung liegt mit 49.325 Euro deutlich drüber.
Mittlerweile hat sich in beiden Modellen einiges getan. Opel hat den großen Benziner komplett gestrichen. Der Insignia kostet mit einem 200-PS-Benziner und gleicher Ausstattung 38.955 Euro. Dem großen Arteon fehlen aktuell 8 PS zur Test-Version. Sein Preis stieg auf 53.055 Euro.
Für VW-Verhältnisse ist immerhin die Serienausstattung beim Arteon ordentlich. Ein Navi mit acht Lautsprechern und großem Display gibt es serienmäßig. Dazu kommen Regensensor, Suprhalte-Assistent, 18-Zöller, LED-Lampen, ein adaptives Fahrwerk und Sitzbezüge aus Alcantara und Leder.
Der Insignia steht etwas leerer da. Ein Navi ist dabei, 18-Zöller und der Spurhalte-Assistent ebenfalls. Ein adaptives Fahrwerk kostet rund 1.000 Euro extra, LED-Lampen mit Gegenverkehr-Maskierung gibt es im Paket für 1.700 Euro. Das VW-Pendant heißt “Active Lighting System” und kostet 1.260 Euro Aufpreis.
Fazit: Teuer und vielseitig gegen günstig und solide
Es überrascht wohl niemanden, dass der Arteon mehr kostet als ein vergleichbarer Insignia. Dabei ist es egal, welche Extras der Käufer ankreuzt - Opel-Kunden fahren günstiger. Dafür ist der VW näher am Premium-Gedanken. Seine Materialien fühlen sich besser an, er ist solider verarbeitet. Leider lässt er sich im Innenraum nicht vom Passat unterscheiden. Für eine neue Karosserieform ist der Aufpreis zur Limousine zu hoch.
Der Arteon ist vielseitiger als der Insignia. Beide liegen in Platzangebot und Komfort beinahe gleichauf. Fahrdynamisch gewinnt der Arteon - er liefert das bessere Paket. Grund ist der flottere Antrieb. Mit der lahmen Automatik fehlt dem Insignia der nötige Wille zum Sport. Vielleicht gibt es auch deshalb noch keinen Nachfolger für den großen Benziner. Dafür gibt es bei Opel viel Auto für weniger Geld. Bei VW kostet etwas mehr Auto auch deutlich mehr Geld.
Technische Daten VW Arteon und Opel Insignia
Modell | Arteon 2.0 TSI 4Motion | Insignia 2.0 DI Turbo |
---|---|---|
Motor | 2,0-l-Vierzylinder Turbo | 2,0-l-Vierzylinder Turbo |
Leistung | 280 PS (206 kW) bei 5.100-6.500 U/min | 260 PS (191 kW) bei 5.300 U/min |
Drehmoment | 350 Nm bei 1.700-5.600 U/min | 400 Nm bei 2.500-4.000 U/min |
Antrieb | 7-Gang-DSG, Allrad | 8-Gang-Automatik, Allrad |
Geschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h |
0-100 km/h | 5,6 s | 7,3 s |
CO2-Ausstoß | 164 g/km | 197 g/km |
Länge | 4.862 mm | 4.897 mm |
Breite | 1.871 mm | 1.863 mm |
Höhe | 1.450 mm | 1.455 mm |
Radstand | 2.837 mm | 2.829 mm |
Kofferraum | 563-1.557 l | 490-1.450 l |
Gewicht | 1.716 kg | 1.649 kg |
Preis (2017) | Ab 49.325 Euro | Ab 41.500 Euro |