Opel Grandland X 1.2 Turbo im Test
Ausladender SUV-Look tarnt, dass der Opel Grandland X ein leichtes, effizientes Auto ist - mit Genen der Opel-Mutter Peugeot. Der Grandland X als Benziner im Alltagstest.
Mit dem ausladenden Heck, der markanten Kunststoffbeplankung, dem Turbo-Schriftzug und seiner Silhouette zahlt Opels Grandland X auf alle Reizpunkt von SUV-Käufern ein. Schwer und durstig ist er aber gar nicht, sondern leicht und schlank. Unter der ausladenden Haube arbeitet ein 1,2 Liter kleiner Dreizylinder-Benziner, der mit den 1.350 Kilogramm des Grandland X keine Probleme hat. In unserem Test muss Opels derzeit größtes SUV seine Alltagsqualitäten beweisen.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Knapp 4,50 Meter Länge platzieren den Opel Grandland X im oberen Drittel des Kompakt-SUV-Segments. Er ist etwas kleiner als der Mazda CX-5 oder VW Tiguan. Motor und Getriebe sitzen quer im Vorderwagen, das schafft im Innenraum Platz. Ganz so stark wie beim kleineren Crossland setzt Opel aber nicht auf praktische Eigenschaften. Vorn sitzt man großzügig im Grandland X, dahinter wird es etwas enger - aber nicht wirklich eng. Eine verschiebbare Rückbank gibt es nicht, anders als im Crossland X. Der Kofferraum liegt immerhin auf dem Niveau des Astra Sports Tourer (514 bis 1.552 Liter).
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Im Vergleich zur Schwestermarke Peugeot gestaltet Opel das Cockpit eher konservativ - was je nach Geschmack des Fahrers ein Kompliment sein kann. Alle Bedienelemente sind übersichtlich, ergonomisch sinnvoll und logisch angeordnet. Schrullen finden sich nur wenige: Die Taste für die Lenkradheizung sitzt im Kranz für den Tempomaten, und die Bedienung des Bordcomputers läuft über den Blinkerhebel – in Astra und Insignia ist das komfortabler gelöst.
Immerhin: Die wichtigsten Funktionen steuert man klassisch und effektiv über Knöpfe und Tasten. Damit es nicht zu viele werden, übernimmt ein Touch-Display die sekundären Aufgaben. Dies gelingt Opel gut. Im oberen Teil des Cockpits verarbeitet Opel weiche Kunststoffe mit hübschen Nähten, darunter hartes Plastik. Lenkrad und Schalthebel fassen sich wertig an und liegen gut in der Hand.
Gegen Aufpreis bietet Opel die sehr empfehlenswerten Ergonomiesitze mit dem Siegel der“Aktion gesunder Rücken” (AGR). Nicht so schön: Im Testwagen knarzte die Armlehne in der Fahrertür.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Ein Radio mit Bluetooth-Schnittstelle baut Opel serienmäßig in den Grandland X. Für 500 Euro Aufpreis (oder in höheren Ausstattungen) kommt ein 7-Zoll-Touch-Display mit Smartphone-Integration (Apple CarPlay und Android Auto) dazu. Den Telematik-Dienst “Onstar” des Ex-Mutterkonzerns General Motors bietet Opel nicht mehr an. Stattdessen gibt es nun “Opel Connect” für 300 Euro extra, aber stets ans “große” Radio gekoppelt. Wer sich für das Navi (1-250 Euro) entscheidet, hat den Dienst direkt dabei.
Ärgerlich: Die Rückfahrkamera (ab 435 Euro) im Testwagen lotst uns stets schräg in die Parklücke. Die Hilfslinien werden nicht gerade angezeigt. Wer sich darauf verließ, istverlassen und steht diagonal auf dem Parkplatz.
Assistenzsysteme, Sicherheit
Opel baut serienmäßig eine Frontkamera ein, die Verkehrszeichenerkennung und Spurassistent mit Daten füttert. Auch ein Tempomat ist Serie. Soll der Tempomat adaptiv auf den Verkehr reagieren, kostet das 800 Euro extra. Die Wiederanfahr-Funktion im Stau ist allerdings an das Automatikgetriebe gekoppelt - naheliegenderweise. Der Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung kostet 500 Euro und ist in den höheren Ausstattungen enthalten. All diese Systeme stammen aus dem Baukasten der neuen Konzernmutter PSA und nerven deutlich weniger als einige Assistenten, die noch aus GM-Abstimmung stammen. Das gilt vor allem für die Verkehrszeichenerkennung und den Parkassistenten.
Das adaptive LED-Licht ist wirklich empfehlenswert, es verbessert die Sicht und damit die Sicherheit enorm. Ein echtes Matrix-System wie in Astra und Insignia bietet Opel im Grandland X bisher aber nicht an. Technikspender PSA wird es erst später in den EMP2-Baukasten integrieren, aus dem Opel den Grandland X bestückt. Das bis dahin verfügbare AFL-System kostet 1.350 Euro und bietet immerhin eine Fernlicht-Automatik. Die reagiert auf lange Distanzen mitunter etwas langsam - insgesamt aber funktioniert das System gut.
Antrieb, Motor, Getriebe
PSA setzt auf eine übersichtliche Motorenpalette: Zwei Benziner und zwei Diesel decken alle Leistungsanforderungen aller Modelle ab. Hinzu kommen ab 2020 die Elektro-Varianten. In unserem Opel Grandland X arbeitet ein 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder mit 130 PS, darüber gäbe es noch einen 1,6-Liter-Vierzylinder mit 180 PS.
Den braucht es aber im Grunde nicht. Der Basismotor genügt im leichten Grandland X für den Alltag vollauf. Er fährt zwar nicht dynamisch, aber zügig: Der Turbo zieht den Motor akzeptabel aus dem Drehzahlkeller, ab knapp 2.000 Touren wirkt der Vortrieb sogar recht souverän. Klar, man hört, dass hier ein Dreizylinder arbeitet - aber das nervt nicht wirklich.
So richtig dynamisch fährt der Grandland X mit dem kleinen Verbrenner zwar nicht. Zügig genug ist er trotzdem. Auch bei hohem Tempo schwächelt er erst knapp unter der Höchstgeschwindigkeit von 188 km/h.
Der Verbrauch hält sich dabei noch in Grenzen, gemessen an Fahrzeuggröße und Antriebsart. Auf Kurzstrecken im Berufsverkehr bei kalten Temperaturen kommen zwar schon einmal knapp 9 Liter pro 100 Kilometer zusammen. Auf der gemischten Pendelstrecke bleibt der Verbrauch dagegen unterhalb der 7-Liter-Marke. Auch auf der Autobahn bleibt es bei zügiger Fahrweise im Bereich von 9 Litern. Keine Traumwerte, aber für ein SUV respektabel.
Alle Motoren kommen entweder mit Sechsgang-Handschalter oder mit einer Achtgang-Wandlerautomatik. Beim 1,2-Liter-Dreizylinder und beim kleinen Diesel hat der Kunde die Wahl. Der Basisdiesel schöpft aus 1,5 Litern Hubraum 130 PS, darüber rangiert ein 2,0-l-Diesel mit 177 PS. Allrad ist inzwischen bestellbar, und zwar beim Plug-in-Hybrid mit elektrisch angetriebener Hinterachse und 300 PS Systemleistung.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Dass die Plattform und damit das Fahrwerk des Opel Grandland vom Peugeot 3008 abstammen, spürt man kaum. Opel setzt bei der Abstimmung eigene Akzente und sorgt für den typischen Opel-Charakter: Problemlos und komfortabel, aber dennoch fahraktiv. Der Grandland X meidet die Härte ebenso wie Schwammigkeit. Geht es schnell über schlechte Straßen, gerät das SUV an seine (Komfort-) Grenzen und federt hölzern. In den meisten Situationen überzeugt die Abstimmung jedoch.
Die Lenkungsabstimmung erfolgt ebenfalls bei Opel selbst: Sie arbeitet direkt und präzise, aber nicht so feinfühlig, dass sie nervös werden könnte. Bei größeren Lenkwinkeln jedoch kann auch Opel die Physik nicht mehr überlisten. wegen des hohen Aufbaus neigt sich der Grandland X dann merklich zur Seite.
Opel Grandland X: Ausstattung, Preise, Fazit
Der Opel Grandland X startet im Jahr 2019 bei 24.700 Euro Listenpreis. Eine Wandlerautomatik mit acht Gängen kostet in der "Edition”-Ausstattung 2.300 Euro Aufpreis. Wer als Dienstwagenkunde auf günstige Listenpreise angewiesen ist, greift zur “Business”-Ausstattung, die mit umfangreicher Ausstattung bei 26.450 Euro startet. Sie enthält zum Beispiel das Infotainmentsystem, Ergonomiesitze, 17-Zöller, Parkpiepser und eine Rückfahrkamera. Es fehlt nur LED-Licht. Diesel starten bei rund 30.000 Euro, der bereits bestellbare Plug-in-Hybrid kostet 51.480 Euro. Viel Geld auf den ersten Blick - bis man sich klarmacht, dass er sowohl das sportliche Spitzenmodell als auch die Allrad-Version darstellt und bis auf manche Fahrassistenten schon fast alles an Bord ist, was die Preisliste hergibt.
Unter dem Strich macht Opel nicht viel falsch beim Grandland X. Ja, er ist ein bisschen “me too” - aber damit bei weitem keine Ausnahme im kompakten SUV-Segment. Er fährt komfortabel und sparsam und bemüht sich gar nicht erst um schwere und teure Geländekompetenz. Damit drückt sich Opel erfolgreich um allzu ausgeprägte typische Schwächen des Fahrzeugkonzepts und stellt ein praktisches und technisch zeitgemäßes Straßen-SUV auf die Räder.
Dabei unterbietet der Opel Grandland X den VW Tiguan beim Preis um rund 3.000 Euro. Die Serienausstattung ist dabei nicht identisch, aber vergleichbar. Radio, Klima, elektrische Fensterheber und Spiegel sowie die wichtigsten Sicherheitssysteme gibt es in beiden Autos serienmäßig. Der Tiguan fährt auf größeren Stahlfelgen, bietet eine verschiebbare Rückbank, ein Lederlenkrad und eine Mittelarmlehne vorn. Im Opel gibt es dafür Isofix auf dem Beifahrersitz, einen Berganfahrassistenten, Verkehrsschildererkennung, Tempomat und LED-Lampen (außer Hauptscheinwerfer). Extras kosten im Schnitt zudem bei Opel deutlich weniger als bei VW.
Technische Daten Opel Grandland X 1.2 Turbo
- Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner
- Leistung: 130 PS (96 kW) bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
- Getriebe: Sechsgang manuell
- 0 – 100 km/h: 10,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
- Verbrauch (Norm): 5,3 – 5,2 l/100 km
- Testverbrauch: 6,9 l/100 km
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp (ab Sommer 2018)
- CO2: 121-120 g/km
- Kofferraum: 514 – 1.652 l
- Leergewicht (EU-Norm): 1.350 kg
- Länge: 4.477 mm
- Breite: 1.856 mm
- Höhe: 1.609 mm
- Radstand: 2.675 mm
- Tankinhalt: 53 l
- Anhängelast 1.350 kg (gebremst, 12% Steigung)
- Basispreis Opel Grandland X: 24.700 Euro
- Preis Testwagen: 34.710 Euro