Opel Astra K und Subaru Impreza im Vergleich
Der Subaru Impreza ist in der Kompaktklasse ein Geheimtipp, der Opel Astra zählt zu den etablierten Größen. Jeweils zu Recht? Erfahre es im Vergleichstest.
- Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Motor, Antrieb, Getriebe
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Infotainment, Radio, Bedienung
- Ausstattungen und Preise
- Fazit: Opel Astra und Subaru Impreza
- Technische Daten Subaru Impreza und Opel Astra 1.4 Turbo
SUV-Boom hin oder her: Wer in Deutschland ein Auto kauft, schaut sich nach wie vor überdurchschnittlich häufig ein Modell der Kompaktklasse an. VW Golf, Ford Focus - oder Opel Astra. Knapp 46.000 Exemplare verkaufte Opel im Jahr 2018.
Subaru brachte im gleichen Zeitraum genau 408 Impreza an den Mann. Das sind weniger als ein Prozent der Astra-Neuzulassungen, aber: seltener im Verkehr heißt nicht, dass der Impreza auf der Straße schlechter sein muss. Zum Vergleichstest treten an: Opel Astra 1.4 Innovation mit 150 PS und Subaru Impreza 2.0i Sport mit 156 PS. .
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Opel präsentierte die fünfte Astra-Generation im Herbst 2015, zwei Jahre später zeigte Subaru den Impreza. Der Japaner ist größer, er misst 4,46 Meter in der Länge, 9 Zentimeter mehr als der Rüsselsheimer. Das spürt man innen deutlich, vor allem in der zweiten Reihe bietet der Impreza mehr Platz. Was nicht bedeutet, dass der Astra zu eng ist - aber große Mitfahrer müssen ihre Füße etwas mehr sortieren als im Subaru. In der ersten Reihe gibt es in beiden Autos nichts am Raumangebot zu kritisieren.
Der Subaru Impreza bietet mit 385 Litern den etwas größeren Kofferraum, aber der Kofferraum des Astra ist besser nutzbar als das etwas zerklüftete Subaru-Gepäckabteil. Zudem liegt beim Astra die Ladekante niedriger. Im Test-Opel befanden sich statt eines Reserverades unter der Bodenabdeckung drei zusätzliche große Staufächer (85 Euro Aufpreis). Jede Sitzlehne des Opel lässt sich einzeln umlegen, die Ladefläche steigt dann leicht an. Maximal passen 1.210 Liter in den Astra, beim Subaru sind es 1.290 Liter. Die Impreza-Rückbank ist im Verhältnis 60:40 geteilt und bildet beim Umklappen eine kleine Stufe.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Opel hat ein kleines Verwirrspiel eingebaut. Beim allerersten Platznehmen im Astra zieht man an einer Klappe, die sich nie öffnen wird. Denn der Schlitz für das Smartphone vor dem Schalthebel sieht aus wie ein Griff. Ablagen gibt es hier in vielen Autos, im Astra nicht - Kleinkram landet im Alltag im Getränkehalter oder im Fach zwischen den Sitzen. Den (hübschen) Deckel bildet im Testwagen eine lederbezogene Mittelarmlehne.
Richtig komfortabel ist sie leider nicht: Dafür fehlt ihr etwas Polsterung und Verstellweg. Subaru unterfüttert vorhandenes Leder großzügiger. Innen wirkt der Japaner insgesamt schicker, was zum Teil an der Ausstattung des Testwagens liegen mag.
Die sportliche Staffage ist aber überwiegend Kulisse. Die Ledersitze bieten in der Realität trotz sportlicher Optik nicht mehr Seitenhalt als die Ergonomiesitze im Opel - auf denen man sich zudem schneller zurechtfindet. Die Stühle mit dem Zertifikat der „Aktion-gesunder-Rücken“ lassen sich in der Höhe sehr weit verstellen, die Sitzfläche kann zudem steiler gestellt und verlängert werden. Sehr gut - in beiden Fällen gibt es auf der Rückbank aber keine Verstellmöglichkeiten.
Motor, Antrieb, Getriebe
„Turbo“, schreibt Opel groß ans Heck des 150-PS-Astra. In dem Fall ist das tatsächlich sinnvoll, denn im Subaru arbeitet ein Motor mit Saugrohreinspritzung. Der 156 PS starke, 2,0 Liter große Vierzylinder-Boxer treibt natürlich alle vier Räder an - immerhin handelt es sich um einen Subaru. Im Astra ist Allrad nicht verfügbar. Nicht der einzige Unterschied: Im Impreza sitzt der Motor längs unter der Haube.
Kann der Opel mit den turbo-typischen Qualitäten punkten? Zwischen 5.000 und 5.600 Umdrehungen gibt das Opel-Aggregat laut Datenblatt die maximale Leistung ab. Zwischen 2.000 und 4.000 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 230 Newtonmeter an. In der Praxis spürt man den Turboschub kräftig erst bei ca. 3.000 Umdrehungen. Bis zum Drehzahllimit bleibt der Vortrieb gut. Der Subaru-Boxermotor liefert bei 6.000 Umdrehungen die volle Leistung, 196 Newtonmeter stehen bei 4.000 Umdrehungen bereit. Das merkt man deutlich, erwartungsgemäß bietet der Opel im niedrigeren Drehzahlbereich mehr Power und wirkt souveräner und spontaner.
Das kann zum Teil am stufenlosen CVT-Automatikgetriebe des Japaners liegen, dem einzigen Getriebe, das zu diesem Motor lieferbar ist. In unserem Astra-Testwagen steckte keine Automatik, sondern das manuelle Sechsganggetriebe - leider mit langen Wegen und schwammig definierten Schaltgassen.
Auf unserer fordernd gefahrenen Testrunde zeigte der Bordcomputer des Astra 6,9 Liter Durchschnittsverbrauch an. Der Impreza nahm auf gleicher Strecke 7,9 Liter auf 100 Kilometer.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Im Astra bereitet das Lenken Freude: Das Lenkrad liegt gut in der Hand, die Lenkung ist leichtgängig, aber präzise. Im Testwagen steckte das optionale Dynamik-Fahrwerk (250 Euro), damit ist die Lenkung etwas direkter übersetzt als ohne. Erstaunlich weich wirkt der Astra in der Federung, was gegen leichte Fahrbahnunebenheiten ein probates Mittel ist - aber auch gegen den ersten Lenkimpuls bei schärferer Fahrt. Vor allem in engen Kurven geht der Astra an der vorderen kurvenäußeren Seite in die Knie. Beim Herausbeschleunigen zerrt der Antrieb an der Lenkung. Wer den Astra gelassener fährt, hat mehr von ihm. Der Astra ist ein Auto für den Landstraßen-Swing, nicht für den Landstraßen-Rock.
Das kann der Allrad-Impreza besser. Er lenkt einen TIck direkter, der hineinkalibrierte Widerstand ist höher. Die Karosserie nimmt nur sehr wenig Rollbewegung an. Dadurch wirkt der Subaru insgesamt leichtfüßiger - obwohl er mehr wiegt. Mindestens 1.424 Kilogramm nämlich, der Astra mit 1,4-Liter-Turbo startet je nach Ausstattung bei 1.278 Kilogramm.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Der Opel konnte zwar erkennen, ob der Abstand zum Vorausfahrenden ausreicht. Befindet die Elektronik die Situation für heikel, ziehen ein Warnton und blinkende LEDs am Armaturenbrett die Aufmerksamkeit auf die Straße. DIe Empfindlichkeit der Notbremse lässt sich zum Glück variieren. Einen adaptiven Regeltempomaten ACC bietet Opel für 800 Euro im Paket an, im Testwagen fehlte er.
Im Subaru Impreza steckt das adaptive System serienmäßig. Es arbeitet ausschließlich mit Kameras. Vorteil: In Kurven beschleunigt der Subaru nicht plötzlich, weil die Radarverbindung vom Vorausfahrenden abreißt. Nachteil: An Kreuzungen kommt das System mitunter durcheinander und orientiert sich am falschen Auto.
Die Spurhalteassistenten in beiden Fahrzeugen reagieren erst, wenn Seiten- oder Mittellinie extrem nahe sind. Das daraus entstehende Spur-Billard akzeptiert Opels Algorithmus länger, der Subaru will schneller wieder eine Hand am Lenkrad spüren. Für Stop-and-Go oder Stadtverkehr sind beide Systeme ungeeignet und werden daher erst bei rund 70 km/h aktiv.
Infotainment, Radio, Bedienung
Subaru wie Opel setzen auf eine beruhigend große Zahl echter Schalter und Tasten, verteilen sie aber nicht gleichermaßen praktisch. Im Astra wird über Knöpfe an der Mittelkonsole die Klimaanlage geregelt, nebst Drehreglern mit integrierter elektronischer Temperaturanzeige. Bei Subaru sammeln sich Bedienelemente in erschlagender Anzahl auf dem Lenkrad.
Das Multifunktionslenkrad des Astra ist übersichtlicher, hier stören eher die Untiefen der Menüs im Infotainmentsystem, das zudem schneller rechnen könnte. Am Screen an der Mittelkonsole ist dennoch alles logisch. Opel stellt die Funktionen in Kacheln dar, Subaru ebenfalls. CD-Laufwerk und Senderverstellung per Drehregler im Japaner wirken etwas gestrig - aber früher war ja nicht alles schlecht.
Ausstattungen und Preise
Der Test-Astra rollte mit der zweithöchsten Ausstattung "Innovation" in die Redaktion. Der Einstiegspreis für den Opel Astra liegt bei 18.635 Euro, dann mit einem 90 PS starken 1,0-Liter-Direkteinspritzer unter der Haube. Der vorherige Einstiegsmotor, ein Sauger mit 100 PS aus 1,4 Liter Hubraum, überstand die Anpassung auf die neuen Abgasnormen im Sommer 2018 nicht.
Die getestete 150-PS-Variante mit Sechsgang-Getriebe schon: Sie kostet mindestens 23.465 Euro in der Ausstattung Edition. Die getestete “Innovation”-Variante kostet mindestens 26.055 Euro. Serienmäßig sind Spurhalte- und Abstandsassistent sowie die Rückfahrkamera, ein Bezug aus Stoff und Ledernachbildung für die Sitze und Einparksensoren vorn und hinten.
Das Testfahrzeug stattete Opel zusätzlich mit Intellilux-Lichtpaket aus. Es umfasst adaptive LED-Matrix-Scheinwerfer vorn und LED-Leuchten am Heck. Die Sitze mit AGR-Zertifikat sind ebenfalls Zusatzausstattung, ebenso die 17-Zöller, das Dynamik-Fahrwerk die Heizung für Sitze und Lenkrad. Unterm Strich kostet der Astra in dieser Ausstattung nach Preisliste knapp 31.000 Euro.
Der Subaru Impreza startet bei mindestens 21.990 Euro, dann mit einem 114 PS starken 1,6-Liter-Motor. Der gefahrene 2,0-l-Boxer kostet mindestens 26.980 Euro in der zweithöchsten von vier Ausstattungslinien (Comfort). Der Testwagen kam in der höchsten Ausstattungslinie Sport (ab 31.680 Euro). Sport manifestiert sich optisch hier in 18-Zöllern und breiteren Schwellern. Nur im Sport-Impreza steckt zudem das Drehmoment-Verteilungssystem Active Torque Vectoring. Daneben gehören Glasschiebedach und elektrisch verstellbare Ledersitze zur Ausstattung. Adaptiver Abstandstempomat und Spurhalteassistent sind bei jedem Impreza Serie. Gesamtpreis des Testwagens: 32.264 Euro.
Fazit: Opel Astra und Subaru Impreza
Bei beiden Modellen war die getestete Version nicht die mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ohne das Bling-Bling der Sportversion kostet der Impreza in fast identischer Ausstattung deutlich weniger (als Exclusive ab 28.480 Euro). Und Opels Preisliste bietet ebenfalls attraktive Alternativen zu all den Häkchen bei der Zusatzausstattung, zum Beispiel die Top-Version Ultimate oder die Business-Linie.
Die Motoren sind in beiden Fällen eine gelungene Synthese aus Vernunft und Fahrspaß. Opels 1,4-Liter-Turbomotor spielt schließlich nach dem Abgas-Update bereits ganz oben im Motorenprogramm. Der 1,6-Liter-Turbo mit 200 PS wird wohl vor dem zur IAA 2019 erwarteten Facelift nicht mehr zurückkommen.
Ohnehin funktioniert der Astra auch gut mit weniger Leistung. Denn Fahrwerk und Schaltung sind ohnehin etwas zu weich für echten Sport. Längsdynamisch ist der Astra dem Test-Impreza zwar überlegen. Wer aber das kompromisslosere Auto sucht und mit einem CVT-Getriebe leben kann, wird mit dem Impreza glücklicher.
Technische Daten Subaru Impreza und Opel Astra 1.4 Turbo
Modell | Subaru Impreza 2.0i | Opel Astra 1,4 EDIT |
---|---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Boxer-Benziner | 1,4-Liter Turbo-Vierzylinder |
Leistung | 156 PS (115 kW) bei 6.000 U/min | 150 PS (110 kW) von 5.000 bis 5.600 U/min |
Drehmoment | 196 Nm bei 4.000 U/min | 230 Nm von 2.000 bis 4.000 U/min |
Getriebe | stufenloses Automatikgetriebe mit 7 simulierten Stufen, Allradantrieb | Sechsgang-Handschaltung (Sechsgang-Automatik optional) |
0 - 100 km/h | 9.8 s | 8,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h | 215 km/h |
Vebrauch | 7,0 l/100 km laut NEFZ | 5,7-5,5 l/100 km |
CO2 | 159 g/km | 155-137 g/km |
Länge | 4.460 mm | 4.370 mm |
Breite | 1.775 mm | 1.871 mm |
Höhe | 1.480 mm | 1.485 mm |
Leergewicht | 1.424 kg | 1.278 kg |
Kofferraum | 385 bis 1290 l | 370 bis 1.210 l |
Basispreis | 6.980 Euro | 24.465 Euro |
Preis Testfahrzeug | Impreza 2,0i Sport: 32.264 Euro | Astra 1.4 Turbo Innovation: 30.900 Euro |