Opel Astra - gebraucht besser als ein Golf
Der Opel Astra J ist kein Raumwunder und nicht gerade leicht. Als Gebrauchtwagen schlägt er sich jedoch besser als viele Konkurrenten in der Kompaktklasse.
Opel oder VW, Golf oder Astra - der Kampf in der Kompaktklasse ist nach Zulassungszahlen längst entschieden. Der VW Golf lässt in Deutschland alle anderen Modelle hinter sich. Trotzdem: Der Astra landet regelmäßig in den Top 20.
Als Gebrauchtwagen hängt die von 2009 bis 2015 gebaute Generation J den ewigen Rivalen allerdings ab. Er macht über die Jahre seltener Probleme und hält besser. Die Substanz ist offenbar gut, wird der Astra gut gepflegt, regelmäßig gewartet und hat der Halter alle Rückrufaktionen durchgeführt, spricht viel für den Astra J als Gebrauchtwagen. Ein paar kleinere Macken gibt es aber doch.
Historie und Modellwechsel
Was heute Astra heißt war früher Kadett. Im Jahr 1991 wechselte Opel den Namen seines Kompaktwagens. Der interne Baureihencode wurde jedoch fortgeführt. Der erste Astra trug den Buchstaben F, der Vorgänger hieß Kadett E. Im Jahr 2009 kam mit dem Astra J die zehnte Kompaktwagen-Generation auf den Markt, die zugleich die vierte Astra-Generation war. Bis 2015 lief der Astra J vom Band.
Ab 2010 wurde er ein paar Mal zurück in die Werkstatt gerufen. Bis 2011 gebaute Autos benötigten neue Rückholfedern am Kupplungspedal, das Modelljahr 2011 hatte Probleme mit den Schienen des Beifahrersitzes. Zwischen 2010 und 2015 gebaute Autos mit Handschaltung und Berganfahrhilfe litten unter Problemen mit der Software. Im Opel Astra GTC und dem sportlichen OPC-Modell wurde bei Fahrzeugen, die zwischen 2016 und 2017 gebaut wurden, unter Umständen ein fehlerhaftes Zündgemisch für den Airbag verwendet.
Im Jahr 2012 liftete Opel den Astra, zu Kombi und Steilhecklimousine gesellte sich zeitgleich eine Version mit Stufenheck. Die wurde hierzulande jedoch selten geordert. Anders als in vielen Ländern im südlichen Europa oder im Osten. Einige Änderungen an den Scheinwerfern, am Kühlergrill und am Heck unterscheiden das Facelift-Modell von der Version vor der Modellpflege.
Dazu änderte Opel 2012 die Motoren. Im September kam ein Turbodiesel mit 2,0 Litern Hubraum und 195 PS. Der Benziner mit 1,4 Litern Hubraum und 140 PS erhielt eine Overboost-Funktion, die das Drehmoment kurzzeitig um 20 auf 220 Newtonmeter anhob. Der 1,4-Liter-Saugmotor mit 87 und 100 PS wurde von einem 1,6-Liter-Benziner mit 115 PS ersetzt.
Karosserie
Opel bot den Astra J als Dreitürer, als Fünftürer und ab 2010 auch als Kombi an. Der hieß Sports Tourer, den Dreitürer nannte Opel GTC, er gilt als Coupé. Im Jahr 2013 geselllte sich noch ein Cabrio namens Cascada dazu.
Allzu geräumig ist der Opel Astra nicht. Vorne sitzt man gut, hinten nicht so sehr. Der GTC fällt besonders knapp aus, zudem ist der Einstieg schwierig. Beim Fünftürer gibt es ausreichend Platz für die Köpfe, im Kombi ebenfalls. Letzterer fällt mit 4,70 Metern um 28 Zentimeter länger aus als der nicht eben kurze Fünftürer. Üppige Beinfreiheit gibt es trotzdem nicht. Der Kofferraum ist mit 370 (Fünftürer) und 500 Litern (Kombi) für die Abmessungen ebenfalls knapp. Liegen die Rücksitzlehnen flach, lädt der Astra Kombi bis zu 1.550 Liter ein. Die Ladefläche wird dann angenehm eben, außerdem gibt es im Auto viele Ablagen.
Unter Korrosion leidet der Opel Astra selten. Lediglich vereinzelt kann der Lack an der Dachreling abplatzen, gelegentlich befällt Rost die Türen und die Heckklappe. An der Tür ist das Problem auf die Öffnung für den Kabelbaum beschränkt. An der Heckklappe sind die Schweißpunkte und die Abläufe betroffen. Da das Blech hinter den Innenkotflügeln nicht gewachst ist, kann sich hier auch Rost bilden. Die Schweißnähte am Hilfsrahmen für die Motor-Getriebe-Einheit rosten zudem gelegentlich.
Motor und Getriebe
Als Benziner leistet der Astra zwischen 87 und 280 PS, verteilt auf neun Motorvarianten. Dazu bot Opel zehn Selbstzünder mit 95 PS bis 195 PS an. Als Fahrer freut man sich grundsätzlich über stärkere Motoren, denn der Astra ist mit 1,4 Tonnen in der Basisausstattung nicht gerade leicht.
Der Benziner namens 1.6 Ecoflex (115 PS) gilt als zuverlässig aber träge. Einen der Turbobenziner mit 1,4 Liter Hubraum und 120 PS oder 140 PS kann man schon eher empfehlen. Für Fahrer, die häufig auf Langstrecken unterwegs sind, empfiehlt sich einer der Diesel. Der 1.7 CDTI mit 130 PS läuft jedoch etwas rau, ab 2014 gab es einen 1.6 CDTI mit 136 PS, der ruhiger läuft. Der 2.0 CDTI mit 160 PS bis 195 PS, fährt souverän und kräftig. Der 1,6er mit 110 oder 136 PS ist allerdings der einzige Diesel, der die Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Für Städter ein wichtiges Argument.
Nicht ohne Problem laufen die Turbobenziner, sie neigen zum Ruckeln. Per Software-Update lässt sich das jedoch beheben. Werden die Diesel viel auf Kurzstrecken betrieben, kann sich das Abgasrückführungsventil (AGR-Ventil) zusetzen. Wenn die Motoranzeige nach dem Start leuchtet, nach etwa 30 Sekunden ausgeht, um später wieder aufzuleuchten, deutet das meist auf den Fehler hin. Dann müssen die AGR getauscht werden.
Die Benziner mit maximal 115 PS kombiniert Opel mit einer Fünfgang-Handschaltung, ab 120 PS an eine Box mit sechs Gängen. Diesel verfügen immer über ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Für die Diesel mit 2,0 Litern Hubraum bot Opel ein Automatik mit sechs Gängen an.
Das Handschaltgetriebe mit dem Code M32 (bis 320 Newtonmeter) ist anfällig für Schäden. Ein Lagerschaden kündigt sich mit einem Surren in den oberen beiden Gängen an. Das lässt sich reparieren, man sollte jedoch eine Fachwerkstatt aufsuchen. Wer die Wahl hat, sollte lieber weitersuchen.
Fahrwerk
Bei der Hauptuntersuchung macht das Fahrwerk des Astra J wenig Ärger. Laut TÜV-Report haben die Prüfer an Lenkung und Achsaufhängungen selten etwas zu beanstanden. Auspuffanlage und Beleuchtung fallen ebenfalls selten auf. Zuweilen gibt es Probleme mit den Dämpfern und den Federn. Der Motor kann Öl verlieren, was oft an den Simmerringen liegt. Ein Blick unter das Auto schadet bei der Besichtigung nicht.
Vereinzelt klagen Besitzer des Astra J über Geräusche vom Fahrwerk, die sich nicht immer beheben lassen. Ansonsten federt das Fahrwerk recht komfortabel, dennoch lässt sich auch sportlicher fahren. Ein Verstellfahrwerk gab es optional, außerdem ein Sportfahrwerk, das den Astra deutlich straffer macht.
Ausstattung und Sicherheit
Der Astra J war in zahlreichen Ausstattungslinien zu haben. Sie heißen Cosmo, Selection, Edition, Innovation oder Sport. Die beliebtesten bei Neuwagenkäufern waren die Ausstattungen Edition und Innovation.
In der Basisausstattung schützt der Astra J mit sechs Airbags, elektrische Fensterheber gab es serienmäßig für vorne, eine manuelle Klimaanlage war stets an Bord. Sinnvolle Sonderausstattungen sind das adaptive Fahrlicht und bessere Sitze, die von der “Aktion gesunder Rücken“ zertifiziert wurden. Doch auch die serienmäßigen Opel-Sitze gelten als ordentlich. Sie bieten genügend Seitenhalt und sind gut verarbeitet.
Das AFL+ genannte Fahrlicht verfügt über eine ausgezeichnete Ausleuchtung und strahlt angenehm hell. Ein Navigationsgerät muss nicht an Bord sein, das System ist ohnehin veraltet. Zudem bereitet die Software öfter Probleme. Das Cockpit wirkt wegen der vielen Knöpfe insgesamt unübersichtlich.
Opel Astra J: Marktsituation und Preise
Im Wettbewerbsumfeld schlägt der Astra J sich als Gebrauchtwagen gut. Er hat wenig ernsthafte Probleme und ist daher insgesamt solide. Viele Astra wurden indes viel bewegt, so dass Laufleistungen von mehr als 150.000 Kilometern keine Seltenheit sind.
Bei mobile.de sind mehr als 5.000 Fahrzeuge mit weniger als 125.000 Kilometern gelistet, die zwischen 2009 und 2015 zugelassen wurden. Mit ausgefülltem Scheckheft und mindestens 12 Monaten gültiger HU sind es noch gut 2.500. Die Preise starten bei rund 4.000 Euro. Fahrzeuge mit Erstzulassung ab 2013, also nach dem Facelift liegen eher bei 7.000 Euro.
Opel Astra J: Fazit und Empfehlung
Wenn es ein Diesel sein soll, hat unser Wunsch-Astra einen 2,0-Liter-Motor unter der Haube, sofern die AGR-Ventile erneuert wurden. Zudem sollte das Getriebe keine Geräusche von sich geben. Wegen der alten Abgasnorm sollten Städter jedoch lieber zu einem der 1,6er greifen, die Euro 6 erfüllen.
Unsere erste Wahl ist jedoch ein Turbobenziner mit 1,4 Litern Hubraum, natürlich als praktischer Fünftürer und mit 140 PS, AGR-Sitzen, adaptivem Licht und wenig Laufleistung. Dann kostet der Astra J allerdings mindestens 10.000 Euro.
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