Opel Astra H (2004-2009): Gebrauchtwagen-Kaufberatung
Taufrisch ist er nicht mehr, aber der 2009 eingestellte Opel Astra H hat den Ruf eines soliden Dauerläufers - und kostet kleines Geld. Ein guter Tipp also?
Nein, den letzten Pfiff verströmt dieser Opel Astra nicht mehr. Weder außen noch innen. Deutlich kantiger als seine runderen Nachfahren, innen eher schlicht und kunststofflastig – da schwingt fast schon etwas Youngtimer-Flair mit. Macht aber nichts: 12 Jahre nach Produktionsende sind die Preise niedrig und Astra H schon für Fahranfänger bezahlbar. Mit seinen niedrigen Preisen und dem nach wie vor großen verfügbaren Angebot kann der Kompakte Rüsselsheimer durchaus die richtige Wahl sein. Denn der Astra H gilt als zuverlässiger Dauerläufer, wenn man ein paar Dinge beachtet.
2015 gewann der Opel Astra K in der Klasse der Kompaktwagen das Goldene Lenkrad.
Karosserie und Innenraum
Den Opel Astra H findet man in vielen Varianten. Neben dem klassischen Fünftürer bietet Opel seinerzeit ein Coupé mit drei Türen, einen Kombi namens „Caravan“ und ein Cabrio an. Eine Stufenheckvariante erscheint zudem 2008, findet aber kaum Abnehmer und ist daher auf dem Gebrauchtmarkt nahezu nicht zu finden. 2007 liftet Opel den Astra und frischt die Optik ein wenig auf.
Der Innenraum wirkt aus heutiger Sicht schlicht und ist mit dem der Nachfolgemodelle nicht mehr zu vergleichen. Wer keinen besonderen Wert auf edle Materialien und modernes Infotainment legt, kann sich hier aber wohlfühlen und findet sich im geräumigen und komfortablen Astra sofort zurecht. Hervorzuheben sind die bequemen Sitze, die auch auf langen Strecken guten Halt bieten – und auch nach Jahren oft nur wenig Abnutzung zeigen.
Motoren
Bei den Antrieben gibt es, wie bei den Karosserievarianten, viel Auswahl. Insgesamt zehn Diesel und elf Benziner baut Opel in der nur fünfjährigen Bauzeit des Modells in den Astra H ein. Die Basis bildet ein 1,4-Liter-Benziner, der 90 PS leistet. Der kommt mit dem nicht eben leichten Astra aber nicht perfekt zurecht und reicht allenfalls in der Stadt. Am anderen Ende der Power-Skala steht der Astra OPC. Das sportliche Topmodell schöpft aus zwei Litern Hubraum kräftige 240 PS. Häufig zu finden und ein guter Kompromiss ist der Volumenmotor 1.6 Twinport mit 105 PS, der als äußerst robust gilt. Der Zahnriemen ist hier nur alle zehn Jahre oder 150.000 km zum Wechsel fällig.
Schade: Ein Sechsgang-Getriebe gibt es nur zum recht durstigen 1.6 Turbo (179 PS). Er löst 2007 die noch trinkstärkeren 2.0 Turbo ab. Die Automatikgetriebe sind allesamt aus heutiger Sicht nicht mehr empfehlenswert: Die meisten Motoren kommen mit einer äußerst unkomfortabel arbeitenden automatisierten Schaltbox, zum 1.8-Benziner bietet Opel eine Viergang-Automatik an.
Sparsam und langstreckentauglich fahren die Diesel, die zumeist mit sechs Gängen ausgeliefert werden. Ein Rußpartikelfilter gehört ab dem Facelift 2017 zur Serienausstattung und berechtigt zum Führen einer grünen Plakette. In speziellen Diesel-Fahrverbotszonen muss der Astra draußen bleiben.
200 PS leistet der Vierzylinder-Turbomotor im VW Golf 5 GTI.
Fahrwerk und Fahrverhalten
Chassis und Aufhängung des Astra H bieten ein sicheres, komfortables Fahrverhalten. Ausnahme: Der sportliche Astra OPC gilt damals als einer der besten heißen Kompaktwagen überhaupt. Im Alltag punkten Standardmodelle dagegen mit smoother Abstimmung und direkter, sauber arbeitender Servolenkung. Im Alter lohnt sich jedoch ein Blick auf die Federn, die mitunter brechen. Das zu beheben, ist allerdings nicht allzu teuer.
Ausstattung und Sicherheit
Prima für Fahranfänger: Die Sicherheitsausstattung des Astra H genügt annähernd heutigen Ansprüchen. Zum Serienumfang gehören sechs Airbags, natürlich ABS, aber auch der seinerzeit noch nicht vorgeschriebene Schleuderschutz ESP und ein Bremsassistent. 2004 erhält der Astra H beim Euro-NCAP-Crashtest die volle Punktzahl von fünf Sternen. Es wird sogar noch besser: Auf dem Markt finden sich durchaus gebrauchte Opel Astra H mit adaptivem Xenon-Licht oder mit elektronisch gesteuerten Dämpfern. Das war damals noch eher selten in diesem Segment.
Qualität und Probleme
Modelle der ersten Baujahre leiden unter Kinderkrankheiten. Die Manschetten der Antriebswellen reißen häufiger, die Klimaanlagen werden undicht oder die Motorsteuerung lässt den Motor ruckeln (per Software-Update zu beheben). Rückrufe gab es wegen Defekten an der Hupe und am Öldruckschalter. Die meisten Probleme löst Opel spätestens mit dem Facelift 2007. Vor allem Modelle aus den letzten drei Baujahren gelten heute, bei sachgerechter Wartung und Pflege, als echte Dauerläufer, die kaum mal größeren Ärger bereiten. Auch Rost ist im Alter kein echtes Thema, er tritt allenfalls an nicht tragenden Teilen wie der Kofferraumklappe oder den Türkanten häufiger auf.
Etwas Verschleiß ist nach mehr als 10 Jahren auf der Straße dennoch einzukalkulieren. An den Bremsen mäkelt der TÜV kaum herum, aber: Die Lenkung weist in einigen Astra H erhöhtes Spiel auf. Ein Problem, das womöglich adressiert werden muss, wenn es auftritt. Auch ausgeschlagene Spurstangenköpfe sind nicht selten, aber günstig zu reparieren. Diesel, die viel in der Stadt laufen, leiden oft an verkokten AGR-Ventilen.
Bis 2019 gebaut: Der Corsa E basiert als letzter Corsa auf der Technik von General Motors.
Angebot und Preise
Opel stellt seinerzeit einen soliden Dauerläufer auf die Räder, der auch heute noch tut, was er soll und wenig Ärger macht. Vom damals beliebten Kompaktwagen finden sich im Frühjahr 2021 noch fast 4.000 Exemplare auf mobile.de zum Verkauf. Derzeit ungeliebte Diesel bis 150.000 Kilometer gibt es schon ab 1.500 Euro. Benziner mit fünfstelliger Laufleistung und guter Ausstattung liegen um die 3.000 Euro, den starken 1.6 Turbo in gutem Zustand findet man bis 7.000 Euro. In diesem Preisbereich lassen sich sogar OPC-Modelle finden. Fazit: Wer ein solides, sicheres Auto mit guten Komforteigenschaften sucht, das nicht die Bank sprengt, kann bei diesem Opel durchaus fündig werden. Das etwas altbackene Ambiente muss dafür jedoch in Kauf genommen werden.
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