Opel Adam (2012-2019): Gebrauchtwagen-Test, Kaufberatung
Im Frühjahr 2019 endete die Produktion des Opel Adam. Ein attraktiver, flippiger Stadtwagen – und ein echter Star beim TÜV. Der Adam im Gebrauchtwagen-Test.
Als Image-Polierer gestartet und heute ein interessanter Gebrauchtwagen: Mit dem Adam versuchte Opel im Herbst 2012 etwas ganz Neues. Qualitativ gehört er zum Besten, was Opel in den letzten Jahren gebaut hat. Optisch und stilistisch sowieso. Worauf Du dennoch achten solltest, steht in unserer Kaufberatung.
Vorsicht jedoch: Der Adam passt nicht jedem. In seinem Segment gibt es deutlich praktischere Autos. Ursprünglich war er als pfiffiges Stadtfahrzeug geplant. Heraus kam ein echter Konkurrent für den Mini von BMW oder den Fiat 500: Ein kleiner Lifestyle-Flitzer eben. Opel hob das Thema Individualisierung auf eine neue Stufe. Der Adam ließ sich in einer Vielzahl von Varianten konfigurieren, in den extremsten Zeiten waren rund 90.000 Kombinationen möglich. Felgen, Zierclips, Farben für den Kühlergrill, die Spiegelkappen und das Dach, verschiedene Sitzbezüge, Innenraumblenden und Dachhimmel: Einen Adam zu konfigurieren, konnte dauern – und zu fragwürdigen Ergebnissen führen.
Opel Adam Modellgeschichte
Die Produktion des Adam begann im Januar 2013. Viele Kunden griffen zu gut ausgestatteten Varianten, und zumindest in Deutschland lief der Wagen gut. Allerdings: In Resteuropa kam der Adam weniger gut an, und gemessen an den erzielbaren Preisen war er in der Produktion teuer. So fiel der Adam der Modernisierung des Eisenacher Opelwerks zum Opfer: Die Produktionsstraße wurde im Sommer 2019 demontiert. Der letzte Opel Adam lief am 3. Mai 2019 vom Band.
Hinter der bunten Fassade ist der Adam zunächst ein kompakter Kleinstwagen. Geeignet für Pärchen und Singles oder als Zweitwagen. Der 3,70 Meter lange Flitzer bietet vorne genug Platz für zwei Erwachsene, der Kofferraum ist eher klein: 170 bis 663 Liter bei umgeklappter Rückbank passen hinein. Zudem ist er schmal geschnitten, die Ladeöffnung liegt mit 85 Zentimetern recht hoch. Heißt: Ein Kinderwagen passt nicht so gut hinein.
Die Rückbank ist Erwachsenen allenfalls auf kurzen Strecken zumutbar. Um Nutzwert ging es beim Adam eben nie. Stattdessen setzte Opel auf Lifestyle, hochwertige Materialien und gute Verarbeitung. Anstelle eines vollwertigen Infotainments integrierte Opel pfiffig das Smartphone der Kunden über eine Schnittstelle. So konnte der Opel auf teure Rechenleistung verzichten und bot eine günstige und attraktive Lösung.
Ein klassisches Facelift gab es nicht in der gut sechsjährigen Bauzeit des Opel Adam. 2014 ergänzte Opel eine höher gelegte Crossover-Variante mit Faltdach namens Adam Rocks. 2014 folgte eine tiefer gelegte Sportversion namens Adam S. Sofort nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern begann Opel, die Kostensituation des Modells zu verbessern – durch Streichung wenig gefragter Optionen und Ausstattungsvarianten. Zum Modelljahr 2019 entfielen weitere Farben, Felgen und Optionen, darunter der LED-Dachhimmel.
Zuverlässigkeit, Qualität und Rückrufe
Der Adam ist qualitativ eines der besten Autos, die Opel in der jüngeren Vergangenheit gebaut hat. Das sagen ADAC-Pannenstatistik, TÜV-Report und Erfahrungsberichte. Das macht ihn zu einem interessanten Gebrauchtwagen, der eine lange Haltbarkeit verspricht. Was genau macht den Kleinwagen so gut? Einerseits steckt unter der flotten Schale simple, bewährte Technik. Der Adam basiert auf der verkürzten Plattform des Corsa und nutzt die gleiche Antriebstechnik. Gleichzeitig war der interne Anspruch an den Adam hoch. Immerhin sollte er mit Premium-Kleinwagen wie dem Mini konkurrieren. Daher durfte er in einigen Details mehr kosten als der technische Zwilling Corsa. Den beurteilt der TÜV-Report als mittelmäßig, während es beim Adam für die Prüfer meist „nichts zu meckern“ gibt.
Die Liste „typischer“ Probleme ist daher kurz. Bei 4-5-jährigen Fahrzeugen konstatiert der TÜV steigenden Verschleiß bei Federn und Dämpfung, bei Modellen aus den Jahren 2013 und 2014 monieren die Prüfer mitunter defekte Einspritzventile. Das war’s. Mit Achsaufhängung, Antriebswellen, Rost oder Bremsleitungen hat der Adam keine auffälligen Probleme. Für seine Klasse sind die Bremsen überdurchschnittlich solide. Undichte Motoren sind nicht gehäuft bekannt, Elektrik und Abgasanlage machen ebenfalls keinen Ärger. Auch beim subjektiven Qualitätseindruck punktet der Adam. Viele Blenden und Abdeckungen sehen auch nach Jahren noch gut aus.
Einige Rückrufe für den Adam musste Opel dennoch starten. Wer sich für ein entsprechendes Auto interessiert, sollte Belege verlangen, dass sie ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Bei Modellen der Baujahre 2012 bis 2014 konnten bei hoher Laufleistung die Alufelgen reißen. Bei Modellen aus dem Baujahr 2014 wurde eine fehlerhafte Lenkzwischenwelle verbaut. Es droht ein Verlust der Lenkfähigkeit. Achtung: Kurzzeitig gelangte das Teil auch in den Ersatzteilhandel. Bei Opel Adam der Baujahre 2014 und 2015 konnte außerdem die Zahnstange im Lenkgetriebe brechen. Modelle des gleichen Zeitraums litten unter einem nicht richtig verschraubten Achsschenkelgelenk.
Das war es noch nicht: Bei Adam bis 2016 konnten nicht korrekt verklebte Glasdächer in den Innenraum fallen. Bei Modellen aus dem Jahr 2016 droht der Airbag, bei einem Unfall nicht auszulösen. Und bei Opel Adam aus den Jahren 2016 und 2017 kann wegen eines Materialfehlers die Handbremse versagen. Obwohl es den Opel Adam nie als Diesel gab, musste Opel Modelle mit der Abgasnorm Euro-6d-Temp (2018-2019) wegen zu hoher Stickoxid-Werte zurückrufen. Wenn die Rückrufe korrekt bearbeitet wurden, sollte nichts davon ein Problem darstellen.
Motoren und Getriebe im Opel Adam
Das Motorenprogramm blieb über die gesamte Adam-Bauzeit übersichtlich. Einen Diesel gab es nie, einen Opel Adam mit Automatik schon, aber nur den 1.4 Ecoflex. Statt einer Wandlerautomatik oder eines Doppelkupplungsgetriebes kam ein automatisiertes Schaltgetriebe zum Einsatz. Von diesem ist aus Komfortgründen abzuraten. Es bleibt die Wahl zwischen manuellen Fünf- und Sechsgang-Getrieben sowie zwischen Vierzylindern mit Saugrohreinspritzung und 1,0-Liter-Dreizylindern mit Direkteinspritzung und Turboaufladung.
Diese Downsizing-Motoren kamen im Sommer 2014 auf den Markt und leisten 90 PS oder 115 PS. Sie machen deutlich mehr Spaß als die ähnlich starken Vierzylinder (1.4 mit 87 PS oder 100 PS). Der Verbrauch ist auf dem Papier beim 90-PS-Motor am günstigsten, im Alltag dürften die Unterschiede zu den 1,4ern jedoch gering ausfallen. Allerdings kamen alle Dreizylinder mit sechs Gängen, bei den 1,4-Liter-Vierzylindern gab es das nur in der 100-PS-Variante optional. Opel stellte im Juni 2018 alle Motoren auf Euro 6d-TEMP um. Die Direkteinspritzer kamen seitdem mit Benzin-Partikelfilter.
Der Basismotor mit 1,2 Litern Hubraum und vier Zylindern ist durchaus eine Option: Viele Adam-Fahrer beurteilen den 69-PS-Benziner als ausreichend für die Stadt und empfehlen ihn gern. Sie berichten in Online-Foren aber von gelegentlichen Problemen mit der Ölpumpe und empfehlen bei Symptomen wie Stottern oder Aussetzen des Motors einen Ersatz des Bauteils.
Gar nicht mal so selten zu finden ist der Spitzenmotor: Der 1.4 Turbo kam im sportlich abgestimmten Adam S zum Einsatz und leistet 150 PS. Die Topmotorisierung startet auf mobile.de bei rund 10.000 Euro. Ein weiterer Exot ist die Autogas-Variante (1.4 LPG), die Opel bis zum Produktionsende durchgängig anbot. Ab rund 7.000 Euro findet man Adam mit Autogas.
Opel Adam Ausstattungsvarianten
An den Start ging Opel mit der schlicht „Adam“ genannten Basisversion und den Ausstattungen Jam, Slam und Glam. Jede davon sollte einen bestimmten Stil repräsentieren – lässig urban, sportlich oder glamourös. Hinzu kamen über die Bauzeit einige Sonderausstattungen wie Germany‘s next Topmodel (2014), Black Jack (2017) oder 120 Jahre (2018).
Wenn möglich, wählt man ein Modell oberhalb der Basisversion. Die ließ sich zwar mit Klimaanlage aufrüsten und enthielt ein einfaches Radio. Viele Optionen standen in der Basis jedoch nicht zur Verfügung, und es gibt genug attraktiv ausgestattete Adam. Denn er ließ sich durchaus nett ausstaffieren: Beheizbares Lenkrad, Parkpilot und Totwinkel-Warner, Regensensor, Panoramadach, sogar Recaro-Sportsitze. Induktives Smartphone-Laden bot Opel ebenfalls an, Apple Carplay und Android Auto kamen über das Intellilink-Infotainment ins Auto.
Was es auch gegen Geld und gute Worte nie gab waren ein klassisches Schiebedach oder Xenon-Scheinwerfer. Auch ein adaptiver Tempomat oder ein Spurhalteassistent schafften es nicht mehr in den Adam. Dafür das Fahrradträgersystem Flexfix sowie ein Faltdach – beides wurde selten bestellt und ist gebraucht schwer zu finden. Anders der „City-Modus“ für eine besonders leichtgängige Lenkung: Den hatte Opel vom Start weg eiskalt vom Fiat 500 kopiert und serienmäßig in den Adam gebaut.
Preise und Angebot: Opel Adam
Das Angebot an gebrauchten Opel Adam ist groß, gut 6.800 Fahrzeuge sind im September 2019 bei mobile.de inseriert. Darunter gut 1.000 neuwertige Restexemplare, die mit Basismotor und guter Ausstattung bei einem Preis von rund 13.000 Euro starten. Unter 100.000 Kilometer Laufleistung liegen noch fast alle inserierten Adam – die meisten fahren eben als Stadtauto. Auch deshalb sollte man Adam mit sehr hoher Laufleistung genau beäugen, denn bei reinen Stadtautos verschleißen Fahrwerk, Kupplung und Bremsen vergleichsweise schnell.
Rund 5 Jahre alte Modelle mit maximal 80.000 Kilometern starten je nach Motorisierung und Ausstattung bei knapp unter 7.000 Euro. Unsere Wahl wäre ein 90-PS-Dreizylinder ab Baujahr 2015 – der Motor bietet eine gute Balance aus Effizienz und Fahrspaß. Davon befinden sich die meisten noch beim Erstkunden, häufiger inseriert werden Saugbenziner. Die Turbos, die es gibt, starten bei rund 8.000 Euro. Das geht in Ordnung für einen jungen, soliden und spritzigen Kleinwagen mit guter Ausstattung.
Opel Adam Kaufberatung in Bildern
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