Oldtimer als Anlageobjekt: Hintergrund, Markt, Tipps
Banken zahlen keine Zinsen, Immobilien werden immer teurer. Oldtimer können eine gute Gelegenheit sein, Geld zu parken – und es zu vermehren.
Klassische Formen, tief glänzender Lack, frisch polierte Chromstoßstangen. Ein gepflegter Oldtimer wärmt jedem Autofan das Herz. Er kann aber auch beim Umgang mit Geld helfen. Denn in Zeiten niedriger Zinsen sucht fast jeder nach einer alternativen Möglichkeit, Erspartes krisensicher zu parken. Oldtimer als Geldanlage sind da durchaus eine Alternative. Wie gut sie dabei funktionieren, kommt allerdings stark auf die Fahrzeuge, ihren Zustand und auf ihren Einsatz an. Daran entscheidet sich, ob eine Investition in einen Klassiker auf Dauer lohnt – nicht nur als erfüllendes Hobby, sondern auch als Wertanlage.
Und wenn die Emotion komplett fehlt? Die Tendenz, Oldtimer als reine Kapitalanlage und Investition zu sehen, stieg in den vergangenen zehn Jahren. Allerdings sind einige Preise in den letzten zwei Jahren auch wieder gefallen. Lag ein Porsche 911 Carrera RS „Entenbürzel“ vor wenigen Jahren noch bei rund 750.000 Euro, so steht sein Kurs heute bei etwa 470.000 Euro. „Das ist ein Zeichen dafür, dass das Angebot zu schnell zu groß und zu teuer geworden ist. Als sich dann die reinen Investoren aus dem Markt zurückgezogen haben, sanken die Preise“, sagt Frank Wilke, Geschäftsführer von Classic Analytics, einem Unternehmen zur Marktbeobachtung und Bewertung von Oldtimern.
1929 rollt BMWs erstes Serienautomobil mit dem Namen "DA 2" vom Band.
Wachsender Markt, steigende Preise
Klassische Fahrzeuge als Geldanlage bieten einige Vorteile. Für sie müssen im Gegensatz zu Aktien oder Immobilien keine Steuern bei Gewinnen bezahlt werden. Außerdem bieten wertvolle Oldtimer Inflationsschutz, da sie von der allgemeinen Finanzwelt abgekoppelt sind. Im Gegensatz zu anderen Wertanlagen wie Aktien oder Kunst können Besitzer ihren Oldtimer außerdem aktiv benutzen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot, sodass die Preise klettern. Das verspricht eine wachsende Rendite. Clevere Anleger wissen das schon längst, auch wenn sie keine besondere Liebe zu altem Blech empfinden. Der Markt wächst aufgrund dieser Rahmenbedingungen.
Mit acht bis zehn Prozent Rendite pro Jahr können Anleger bei besonderen historischen Fahrzeugen rechnen, die mehr als 100.000 Euro wert sind. Dann gleicht die Wertsteigerung auch Nebenkosten wie Kraftfahrzeug-Versicherung, Kfz-Steuer, Garagenmiete, Reparaturen und Wartungsarbeiten aus.
Bescheidenere Young- und Oldtimer, also Autos ab einem Alter von rund 20 Jahren, seien ebenfalls eine gute Kapitalanlage, sagt Frank Wilke. Jedoch sollten die Interessenten nicht damit kalkulieren, mit solchen Fahrzeugen das ganz große Geld zu verdienen. Allerdings können Besitzer eines Oldtimers, die ihr Auto gut pflegen, regelmäßig warten und bis zu 3.000 Kilometer im Jahr fahren, zumindest mit einer Wertsteigerung rechnen, die das Hobby trägt.
Lieber etablierte Marken wählen
Von Exoten sollte lieber die Finger lassen, wer es auf eine Wertsteigerung anlegt. Für Neuanleger im Oldtimer-Segment empfiehlt Experte Wilke dagegen sportliche oder offene Autos von aktuell beliebten Marken wie Audi, BMW, Mercedes oder Porsche. „Damit kann man kein Geld verbrennen. Ein BMW 3er Cabrio der E30-Reihe hat in den vergangenen zehn Jahren eine Wertsteigerung von 100 Prozent erlebt, es kostet heute 22.000 Euro. So ein Auto bekommen Besitzer immer wieder schnell verkauft“, sagt Wilke. Wichtig für ein altes Auto: Es muss dem Käufer gefallen und ihm Spaß bereiten.
Es geht natürlich auch eine Nummer größer. Bei großen Oldtimer-Auktionen wie der Monterey Car Week und dem Consours d´Elegance in Pebble Beach Mitte August wechseln jedes Jahr Autos für mehrere Millionen Dollar den Besitzer. International gesehen bietet Pebble Beach die meisten Auktionen innerhalb kürzester Zeit. Von Mittwoch bis Samstag im August versteigern die großen Auktionshäuser wie RM Sotheby’s, Bonhams und Gooding & Company exklusive Sammlerfahrzeuge.
Ein Aston Martin DB5 ging beispielsweise für 6,4 Millionen US-Dollar weg. Das ehemalige James-Bond-Auto war einer der Höhepunkte der diesjährigen Versteigerungsrunden. Und es war dabei nicht das teuerste Auto. Das war der Le Mans-spec McLaren F1 von 1994, den RM Sotheby's für 19,8 Millionen Dollar verkaufte – gefolgt von einem 1958er Ferrari 250 California LWB Spider von Gooding & Company mit 9,9 Millionen Dollar.
Zwischen 1969 und 1975 liefen 118.978 Porsche 914 vom Band.
Preise für Exoten stagnieren
Für diese hochpreisigen Autos, die vor allem als Geldanlage dienen, existiert ein großer Markt. 2018 verkauften die Auktionshäuser in Pebble Beach 879 von 1.378 angebotenen Fahrzeugen, was einer Verkaufsrate von 62 Prozent und einem Durchschnittspreis von 437.000 US-Dollar entspricht. Dies waren rund 100 Autos mehr als ein Jahr zuvor, die im Edel-Segment gehandelt wurden. Insgesamt wechselten Autos für rund 384 Millionen US-Dollar den Besitzer. Spitzenreiter war 2018 ein Ferrari 250 GTO für 48 Millionen US-Dollar. Die Summe der Auktionsumsätze ist in den letzten zwölf Monaten um vier Prozent gestiegen, eine Verbesserung gegenüber dem Rückgang um zwei Prozent im letzten Jahr.
2019 lag der Umsatz allerdings niedriger. Richtige Exoten wurden schlechter verkauft, das öffentliche Interesse an Auktionen stagnierte leicht. „Der Markt an hochwertigen Autos mit einem Wert zwischen 500.000 und 700.000 Euro wächst aber weiter“, sagt Oldtimer-Experte Wilke. Generell sieht er keinen Abwärtstrend bei der Preisentwicklung klassischer Fahrzeuge.
Frank Wilke glaubt generell nicht, dass die Nachfrage nach klassischen Autos dramatisch abnimmt, auch nicht durch den Trend zur Elektromobilität. „Das Interesse an Autos, mit denen Fahrer früher Spaß hatten oder von denen sie träumten, wird bestehen bleiben“, sagt er. Ein gepflegter Oldtimer lässt auch in Zukunft jedem Autofan das Herz aufgehen. Vor allem, wenn Lack und Chrom schön glänzen.