Oberklasse-Limousinen: Angebote bis 10.000 Euro
Früher unerreichbar, jetzt eine Überlegung wert: Nach ein paar Jahren sind Luxus-Limousinen bezahlbar. Diese Modelle gibt es für weniger als 10.000 Euro.
- Audi A8 D3 (2002 bis 2010): Der mit dem wachsenden Grill
- BMW 7er E65 (2001 bis 2008): Der mit dem komischen Blick
- Jaguar XJ X350 (2003 bis 2009) – Starker Brite mit Plüsch
- Lexus LS 430 (2000 bis 2006): Japanischer S-Klasse-Konkurrent
- Maserati Quattroporte IV (1994 bis 2001): Kurze Oberklasse
- Mercedes S-Klasse W220 (1998 bis 2005): Der Luxus-Klassiker
- VW Phaeton (2002 bis 2016): Understatement-Limousine
Großer Auto-Luxus kostet 100.000 Euro. Egal, ob Mercedes, BMW, Audi oder Lexus, für fünfstellige Summen gibt es die Oberklasse bestenfalls als Basismodell. Mit etwas Ausstattung – Luxus eben – steht die Eins vorne im Preis. Wem das zu viel ist, der braucht Geduld.
Doch die lohnt sich. Denn Luxusautos verlieren überproportional stark an Wert. Was vor zehn, zwanzig Jahren noch die Krönung im Showroom war, ist heute ein interessanter Gebrauchter. Nach rund einem Dutzend Jahre sind nur noch zehn Prozent des Neupreises übrig. Zum Beispiel bei diesen Kandidaten, die allesamt weniger als 10.000 Euro kosten. Weitere preisgünstige Modelle findest Du in unserer Top 7 der günstigsten Luxusautos.
Merkmale von Oberklasse-Fahrzeugen
- Limousinen, Coupés und Cabrios, mittlerweile auch SUVs
- Große Karosserien, oft optional mit langem Radstand
- Antriebe mit hoher Leistung, nur selten Vierzylinder
- In der Regel Hinterrad- oder Allradantrieb
- Hohe aktive und passive Sicherheit
- Umfangreiche Ausstattung und viele Optionen
Audi A8 D3 (2002 bis 2010): Der mit dem wachsenden Grill
Audis zweite A8-Generation wirkt wie eine Feldstudie für das Markendesign. 2002 startet die Baureihe mit klassischer Optik. Wenig später (2004, vorerst nur W12) wachsen die beiden Kühlergrills zum „Singleframe“ zusammen. Die Baureihen A6, A4, A3 und TT folgen seinem Vorbild. Und sie übernehmen seinen Bedienstandard „MMI“ per Dreh-Drück-Steller.
Die Karosserie des A8 besteht fast komplett aus Aluminium. Trotz des Allradantriebs – serienmäßig ab 280 PS bzw. bei allen Dieseln – wiegt Audis Luxusklasse weniger als die direkte Konkurrenz von BMW oder Mercedes: Ausgerüstet mit einem V8-Benziner (oder einem V6-Diesel) liegt das Leergewicht bei rund 1,8 Tonnen. Mit der optionalen Luftfederung, Kurvenlicht und allerhand Infotainment-Extras steigt die Masse. Basisbenziner mit Frontantrieb schicken sich trotzdem nicht in dieser Klasse.
Modelle mit hoher Laufleistung und geteiltem Grill starten bei ungefähr 2.500 Euro. Vorsicht: Frühe Diesel schaffen zunächst nur die gelbe Plakette. Dafür sind sie haltbar, auf mobile.de sind Exemplare mit mehr als 500.000 Kilometern inseriert. Für 10.000 Euro gibt es Diesel mit Partikelfilter (und grüner Plakette) oder kräftige V8-Benziner mit weniger als 150.000 Kilometern. Tipp: Die Benzinmotoren ohne den Zusatz „FSI“ (für Direkteinspritzung) verbrauchen mehr Sprit, gelten aber als unproblematisch.
Die Limousine mit klassischer Optik feiert 2002 Premiere. Der A8 ist mit einem Turbo-Benziner ausgestattet und besteht überwiegend aus Aluminium.
BMW 7er E65 (2001 bis 2008): Der mit dem komischen Blick
Nein, besonders hübsch ist dieser 7er nicht. Die ungewöhnliche Form der BMW-Baureihe E65 führt 2002 sogar zu einer Petition, den verantwortlichen BMW-Designchef Chris Bangle zu entlassen. BMW verweist auf die Verkaufserfolge des Autos und sagt, der Vorstand habe zugestimmt. Bangle bleibt bis 2009 auf seiner Position. Auf ihn folgt Adrian van Hooydonk – ausgerechnet der Designer, der sich seinerzeit den E65 ausdachte.
In der vierten 7er-Generation führt BMW das „iDrive“-System ein. Gemeint ist die Bedienung des Infotainmentsystems per Dreh-Drück-Steller, die bis heute im Einsatz ist. Die Presse urteilt damals vernichtend: Diese Bedienung sei zu komplex. Vermutlich ist dieser 7er schlicht seiner Zeit voraus. Alles Zeitgemäße ist dennoch an Bord: Sprachsteuerung, TV-Funktion, Surroundsound, ein adaptiver Tempomat, belüftete Sportsitze, aktive Stabilisatoren und vieles mehr stehen in der Aufpreisliste.
Frühe Modelle des Bangle-7er gibt es bei mobile.de für weniger als 3.000 Euro, zum Teil in fairem Zustand oder mit überschaubarer Laufleistung. Interessant wird es ab dem Facelift im Jahr 2005. Verbessertes Design und neue Motoren machen die zweite Lebenshälfte attraktiver. Für 10.000 Euro bekommt man späte Modelle mit sechs oder acht Zylindern, guter Ausstattung und weniger (oder nur wenig mehr) als 100.000 Kilometern Laufleistung. Womöglich wird aus dem gewöhnungsbedürftigen Gesicht irgendwann noch ein begehrenswertes Antlitz.
Ein Vorreiter seiner Zeit. Die Optik überzeugt auf Anhieb nicht - umso mehr begeistert der 7er BMW mit seiner fortschrittlichen Technik.
Jaguar XJ X350 (2003 bis 2009) – Starker Brite mit Plüsch
Man muss sich schon sehr gut mit Jaguar auskennen, um die klassischen XJ-Baureihen zweifelsfrei auseinanderhalten zu können. Von 1968 bis 2009 trägt die britische Oberklasse das Doppelaugen-Gesicht. Ab 1986 bleibt Jaguar seiner Form penibel treu. Die Baureihe X350 ist die letzte, bevor der XJ in Generation acht optisch modern wird. Technisch ist es das Auto schon ab 2003: Aluminiumkarosserie, Luftfederung und ein DVD-Navi machen den XJ konkurrenzfähig, elektrisch verstellbare Pedale gemütlich.
Zum ersten Mal bietet Jaguar einen Diesel im XJ an: Ein 2,7-Liter-V6 mit zwei Turboladern und 207 PS ist ab 2004 im Programm. Peugeot/Citroën entwickeln den Selbstzünder, Ford baut ihn. Abgesehen davon stehen nur große Benziner in der Preisliste. Zwölfzylinder bietet der Hersteller bereits im Vorgänger nicht mehr an. Stärkster Antrieb ist ein V8-Kompressor mit 395 PS.
Das XJ-Angebot in der Baureihe X350 startet bei mobile.de ab rund 5.000 Euro. Dafür gibt es vor allem kleine Antriebe mit hoher Laufleistung. Bis 10.000 Euro sind Fahrzeuge mit rund 150.000 Kilometern verfügbar, allerdings nur wenige mit acht Zylindern. Der Top-Motor ist noch nicht in diesem Preisrahmen angekommen.
1968 feiert der XJ Premiere. Über die Jahre blieb Jaguar dem Design treu. Erst mit dem X351 im Jahr 2009 verabschieden sich die Briten von der traditionsreichen Optik.
Lexus LS 430 (2000 bis 2006): Japanischer S-Klasse-Konkurrent
Dem schicken Lexus sieht man sein Vorbild auf den ersten Blick an: Der LS ist eine japanische Interpretation der Mercedes S-Klasse. In seiner dritten Generation („UCF30“) ist er eine günstigere, aber keineswegs schlechtere Alternative zur Daimler-Baureihe W220. Konkret: Der Lexus LS 430 konkurriert mit dem Mercedes S 430. Sein 4,3-Liter-V8-Benziner bringt sogar drei PS Vorteil mit.
Doch darum geht es nicht in der Oberklasse. Auch nicht um Praxisverbrauch (Vorteil: Lexus) oder Sprintstärke (Vorteil: Lexus). Der Toyota-Tochter fehlt in Deutschland noch Prestige. Nicht einmal ihre Assistenten und Extras – zum Beispiel ein adaptiver Tempomat und schlüsselloser Motorstart – verhalfen ihr zum Erfolg. Pro Jahr kamen zunächst ungefähr 250 Autos nach Deutschland. Heute ist der Lexus LS 430 ein Exot, der vereinzelt mit verlockenden Preisen auf dem Gebrauchtwagenmarkt landet.
Für rund 10.000 Euro gibt es viel Platz auf rund fünf Metern Länge, sehr gute Verarbeitung, bequeme Sitze, ausgereifte Antriebstechnik und viel Ausstattung bei überschaubarer Laufleistung. Wer weniger investieren will, muss höhere Kilometerstände akzeptieren. Ein wichtiges Kaufkriterium: Zeit. Denn der Bestand ist mit gut einem Dutzend Angeboten überschaubar. Bis ein passendes Fahrzeug dabei ist, kann es dauern.
Die japanische Luxuslimousine entsteht nach dem Vorbild der Mercedes S-Klasse. Als günstige Alternative ist der Lexus LS ein großer Konkurrent.
Maserati Quattroporte IV (1994 bis 2001): Kurze Oberklasse
Vorab sei gesagt: Dieses Auto ist ein riskanter Kauf. Der viertürige Maserati startet in dem Moment in seine vierte Generation, als Fiat den Hersteller übernimmt. Er ist ein Überbleibsel, bei dem Ferrari ab 1998 (Quattroporte Evolozione) die Kosten drückt. Viele Ersatzteile sind nicht mehr vorhanden, zum Beispiel Frontscheiben oder die adaptiven Koni-Stoßdämpfer. Einige Besitzer eines Quattroporte mit V8-Motor planen Motorschäden fest ein. Viele weisen explizit darauf hin, dass der Maserati kein Alltagsauto sei.
Übliche Macken relativieren den Einstiegspreis: Mindestens 10.000 Euro kostet ein Auto. Eine Reserve mindestens in Höhe des Fahrzeugpreises sollte für Mängel bereitliegen. Dafür gibt es aber einen echten Exoten mit einer Option auf einen zuverlässigen Motor: Anders als der V8 gilt der 2,8-Liter-Biturbo-V6 mit 280 PS als ausgereift.
Kurios: Für ein Auto der Oberklasse (Einordnung vom Kraftfahrtbundesamt) ist der Quattroporte Tipo 337 erstaunlich kurz. Er misst nur 4,55 Meter in der Länge, die üblichen Limousinen überragen ihn um einen halben Meter. Viel Platz sollte man im Quattroporte deshalb nicht erwarten. Dafür aber ein lebendiges Heck: Ist der 100-Liter-Tank leer, geht dem Standardantrieb gern die Traktion aus.
Für ein Alltagsauto ist der Maserati eine Nummer zu hoch. Mit 4,55 Meter Länge und lebendigem Heck rollt er über den Asphalt.
Mercedes S-Klasse W220 (1998 bis 2005): Der Luxus-Klassiker
S-Klasse bedeutet bei Mercedes Sonderklasse. Gemeint ist: Oberklasse. Seit 1972 trägt die bequemste Baureihe bei Daimler diesen Namen. Preislich interessant ist vor allem die vierte Generation mit der internen Bezeichnung W220. Sie folgt 1998 auf den „Kohlpanzer“ (W140) und zieht im Vergleich mächtig den Bauch ein. Das neue S ist schlanker und windschlüpfiger.
Kleine Antriebe gibt es nicht im großen Benz. Im Gegenteil: Im W220 führt Mercedes einen (anfälligen) V8-Diesel ein. V12-Benziner leisten in der S-Klasse bis zu 612 PS. Klingt verlockend, wird aber teuer. Die meisten Modelle sind mit dem Basisdiesel unterwegs (S 320 CDI, rund 200 PS). Späte Ausführungen rüstet Mercedes optional mit einem Partikelfilter aus, sie bekommen also immerhin eine grüne Plakette. Bei den Benzinern gilt der S 430 mit 279 PS als guter Kompromiss aus Kraft und Verbrauch.
Eine S-Klasse aus diesem Jahrtausend gibt es bei mobile.de bereits für weniger als 1.000 Euro. Solche Autos beweisen vor allem, wie lange die Motoren halten: Es sind diverse Fahrzeuge mit mehr als 400.000 Kilometern inseriert. Um 10.000 Euro gibt es S-Klassen mit deutlich weniger als 100.000 Kilometern Laufleistung. Einige V8-Benziner sind dabei. Generell ist die Auswahl groß: Rund 700 Fahrzeuge stehen zum Verkauf.
Seit 1972 steht die Oberklasse-Limousine für Komfort und Luxus. Die meisten S-Klasse Modelle sind mit dem Basisdiesel unterwegs.
VW Phaeton (2002 bis 2016): Understatement-Limousine
Seit seiner Premiere erntet der Phaeton viel Kritik. Er sehe aus wie ein Passat, mäkelt die Presse. Und die Klasse passt nicht so recht zur Marke. Trotzdem ist das Prestige-Projekt ein adäquates Luxusauto mit vielen interessanten Ansätzen. Dazu gehören einige Antriebe (V10-Diesel, W12-Benziner) und diverse hübsche Lösungen, zum Beispiel die Klimaanlage, die ein Beschlagen der Front- und Seitenscheiben automatisch verhindert. Oder das selbst leuchtende Kennzeichen am Fahrzeugheck.
Der Phaeton teilt sich seine Architektur unter anderem mit dem Bentley Continental. Bei seinem Debüt verfügt er über die höchste Torsionssteifigkeit aller Pkw-Modelle. Viele Extras gibt es schon beim Start, einige ergänzt VW in insgesamt vier Facelifts. Die großen Motoren entfallen allerdings schon 2006 (V10 TDI) bzw. 2011 (W12 Benziner). Die Verkaufszahlen bleiben sein Autoleben lang hinter den Erwartungen des Herstellers zurück.
Gut 700 VW Phaeton stehen bei mobile.de zum Verkauf. Fahrbereites Blech gibt es für weniger als 2.000 Euro. Besonders günstig sind große Diesel, die mit ihrer gelben Plakette längst nicht mehr in die Innenstädte dürfen. Partikelfilter sind mittlerweile verfügbar – Arbeiten am Motor aber stets aufwendig und teuer. Für 10.000 Euro bekommt man Modelle aus dem Baujahr 2010 mit zuverlässigen V6-Dieseln und rund 150.000 Kilometern Laufleistung. Ohne Phaeton-Schriftzug am Heck werden die meisten Nachbarn nicht einmal neidisch.
Understatement ist ihre Stärke: Die Oberklasse-Limousine hat mehr zu bieten, als sie nach außen vorgibt.
Für alle Autos gilt: Die Unterhaltskosten orientieren sich nicht am Anschaffungspreis, sondern an der Fahrzeugklasse. Wenn großer Luxus kaputtgeht, folgen große Rechnungen, viel Hubraum bedeutet viel Verbrauch. Einige Autos lassen sich mit Autogas (LPG) ausrüsten und bewegen sich dann günstiger. Je nach Anlage und Auto lohnt sich der Umbau nach etwa 30.000 bis 40.000 Kilometern. Ein tadelloser Zustand ist immer Voraussetzung. Im Notfall helfen das eigene Schraubertalent oder eine fähige Werkstatt.