Null-Prozent-Finanzierung fürs Auto: Was spart sie wirklich?
Wer sich schon einmal ein Auto gekauft hat, der weiß: Das ist eine echte Investition! Wenn Dir kein allzu hohes Budget zur Verfügung steht, wird häufig eine sogenannte Null-Prozent-Finanzierung interessant. Aber Vorsicht! In den meisten Fällen lohnt sie sich nicht. Hier erfährst Du, warum.
Eine Finanzierung zu null Prozent klingt sehr verführerisch – und auf den ersten Blick ist sie das auch. Denn im Normalfall musst Du bei Kreditverträgen Zinsen auf die geliehene Summe zahlen. Bei der Null-Prozent-Variante ist das nicht der Fall. Doch jeder Käufer sollte sich über die möglichen Nachteile und Kostenfallen dieser Art von Finanzierung im Klaren sein.
Um diese zu erkennen, musst Du zunächst das Prinzip hinter dem Finanzierungsmodell ohne Zinsen verstehen: Es wird beim Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens normalerweise nur von Autohändlern angeboten. Diese handeln dafür mit ihrer Bank besondere Konditionen aus. Grob zusammengefasst bedeutet das, dass der Händler die Zinskosten für seine Kunden übernimmt.
Für Dich wiederum heißt das: Du schließt im Prinzip einen Kredit bei einem Kreditinstitut ab, das mit dem Händler kooperiert. Das ist meistens ein klassischer Ratenkredit mit fester Laufzeit und Ratenhöhe – nur, dass dabei keine Zinsbelastung für Dich entsteht. Der Kaufpreis für das Auto wird über die Kredit-Auszahlung in der Regel direkt an den Händler beglichen. Du zahlst die Raten also an das Kreditinstitut.
Vorsicht vor versteckten Kosten!
Und jetzt wird es spannend: Obwohl der Händler die Zinskosten an Deiner Stelle übernimmt, will er trotzdem nicht auf diesen Kosten sitzen bleiben. Darum schiebt er sie geschickt auf andere Weise seinen Kunden zu. Das heißt im Klartext: Geschenkt bekommt man bei der Null-Prozent-Finanzierung nichts. Fest steht dagegen, dass Händler sie nutzen, um ihren Umsatz zu steigern.
Die zentrale Frage lautet daher: Wie erkennst Du versteckte Zusatzkosten? Die Antwort: Informiere Dich gut und ziehe Vergleiche! Hier erläutern wir drei bei Händlern beliebte Methoden, mit denen sie ihre Extrakosten wieder reinholen:
1. Hoher Kaufpreis:
Autohändler schlagen die bei der Finanzierung entstandenen Kosten gerne auf den Kaufpreis auf. Häufig ist damit schon der Grundpreis von vornherein teurer. Du solltest immer Vergleiche einholen!
2. Hohe Schlussraten:
Bei der zinslosen Finanzierung gibt es sehr häufig hohe Schlussraten. Das heißt, dass manche Banken nicht über die gesamte Kreditlaufzeit auf Zinsen verzichten, sondern nur für ein paar Monate. Die danach geforderten Schlussraten betragen dann manchmal sogar mehr als die Hälfte des gesamten Kredits.
Weil diese Rate so hoch ist, haben Autokäufer dann oft die Möglichkeit, dafür eine Anschlussfinanzierung zu wählen. Diese ist dann allerdings alles andere als kostenlos, sondern mit hohen Zinssätzen ausgestattet. Übrigens: Barzahlungsrabatte sind häufig auch ausgeschlossen.
3. Bearbeitungsgebühren:
Es gibt Händler, die die Bearbeitungsgebühren im Kaufvertrag extra hoch angeben, um ihre Zusatzkosten wieder einzutreiben.
Auch rechtlich schwierig!
Eine zinslose Finanzierung beim Autokauf kann nicht nur teuer werden. Der Käufer verliert dabei auch einige seiner Verbraucherschutzrechte. Bei einer Null-Prozent-Finanzierung handelt es sich laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) nämlich nicht um einen sogenannten Verbraucherdarlehensvertrag, weil ja keine Zinsen anfallen.
Würdest Du also Dein gekauftes Auto umtauschen wollen, müsstest Du das Darlehen trotzdem weiter begleichen. Der Anspruch des Kreditinstituts auf die Ratenzahlung bleibt nämlich auch dann bestehen, wenn Du das Fahrzeug zurückgibst. Sollte die Bank sich dazu bereiterklären, den Vertrag aufzulösen, fallen weitere zusätzliche Kosten an: Dann werden nämlich in der Regel Stornokosten fällig, die meist ein Prozent der gesamten Darlehenssumme betragen.
Banken profitieren – Käufer meistens nicht
Also aufgepasst: Eine Finanzierung zu null Prozent beim Autokauf muss nicht unbedingt günstiger sein. Ganz im Gegenteil: Sie kann sogar viel teurer werden! Verbraucherschützer warnen schon seit Langem vor diesem Modell der Finanzierung, denn das Risiko der Überschuldung ist hier besonders hoch. Ein Grund: Im Gegensatz zu einem Kredit überprüft der Händler nicht, ob das Budget des Käufers überhaupt für die monatliche Rate ausreicht.
Übrigens: Nicht nur der Händler profitiert von der zinslosen Finanzierung, sondern auch die Bank. Sie gewinnt neue Kundendaten, ohne dass sie selbst etwas dafür tun müsste. So spart sie etwa Geld für eigene Werbeaktionen. Außerdem lernt die Bank Dich als Kunden gut kennen und kann Dir maßgeschneiderte lukrative Folgeverträge anbieten.
Vorteile
Zwischen all den Nachteilen verstecken sich bei der Finanzierung ohne Prozente auch ein paar Vorteile. Hier ein kleiner Überblick:
- Auch wenn Du über kein Eigenkapital verfügst, kannst Du Dir ohne Zusatzkosten ein Auto anschaffen.
- Du musst kein Geld für den Autokauf ansparen und musst auch nicht auf rentabel angelegtes Kapital zurückgreifen.
- Mit einer Null-Prozent-Finanzierung kannst Du finanzielle Engpässe überbrücken.
Kredite als Alternative
Unter dem Strich sind die Vorteile einer Null-Prozent-Finanzierung überschaubar im Vergleich zu den Nachteilen. Beim Kauf eines Autos bietet sich häufig eher ein Sofortkredit an. Über diese Art von Kredit kannst Du als Käufer dem Händler als Barzahler gegenübertreten. Zahlst Du das Bankdarlehen bar, erhältst Du in der Regel einen für Dich lukrativen Rabatt. Solche Nachlässe können bis zu 25 Prozent des Listenpreises betragen und die Kreditzinsen deutlich übersteigen. So sparst Du als Käufer mit der Finanzierung des Kaufs über ein Darlehen viel Geld.
Aber auch einen Sofortkredit solltest Du im Vorfeld in Betracht ziehen. Hier gibt es nämlich sehr viele Angebote und entsprechend große Unterschiede. So ist die Zinsspanne, die Banken für Sofortkredite verlangen, sehr breit gefächert. Du solltest auf jeden Fall einen Vergleich machen. Unkompliziert und schnell geht das im Internet. Hier gibt es viele kostenlose und unverbindliche Vergleichsrechner.
Und auch der klassische Ratenkredit schneidet in der Regel besser ab als eine Null-Prozent-Finanzierung. Er bietet meist relativ günstige Zinskonditionen zu gleichbleibenden Monatsraten während einer festgelegten Laufzeit. Damit kannst Du Deinen Autokauf im Vorfeld besser abschätzen und planen.