Traditionell ist der Nissan Navara ein Arbeitstier. Eine passable Wahl für alle, die mit viel Ladegut in unwegsames Gelände müssen. Und sei es nur gelegentlich. Nach diesem Ansatz entsteht das Modell mit Ladefläche seit Mitte der 1980er-Jahre. Doch in den Lebensabschnitt der ab 2015 erhältlichen, vierten Generation fällt ein neuer Trend. Vielen gelten Pick-ups nunmehr als verwegene Alternative zum SUV. Deren Coolness nutzt sich schließlich zwischen Kita-Parkplatz und Öko-Supermarkt merkbar ab.
Moderne Navara sollen damit statt Bauschutt häufiger Sportgerät und Individualität transportieren. Aus technischer Sicht erfordert das eine adaptierte Herangehensweise. Das ist zumindest ein Erklärungsmodell, warum der große Nissan seine Rustikalität im Fahrwerksbereich abstreift. Und in den Radkästen damit näher an SUVs rückt, irgendwie. Immerhin: Die Nutzfahrzeug-Qualitäten sollen mit der Modellpflege noch gesteigert werden.
Das geländegängigste Modell der Marke gibt es wie gewohnt in zwei Karosserie-Varianten: Als 5,23 Meter lange King Cab-Version und 5,33 Meter lange Double-Cab-Ausführung. Die kürzere Variante ist ein 2 +2-Sitzer mit zwei Einstiegen. Mit Doppelkabine gibt es vier Türen und eine vollwertige Rückbank für die zweite Sitzreihe. Der Radstand beträgt in jedem Fall 3,15 Meter. Wie bisher. Neu ist, dass sich die Wahl des Aufbaus nicht auf die Aufhängung auswirkt. Bis zum Facelift kamen Navara Double Cab mit einer Mehrlenker-Aufhängung an der Hinterachse. King Cabs nutzten die klassische Aufhängung mit Blattfedern. Mit der Modellpflege fliegt diese antiquierte Lösung aus dem Programm.
Damit sollte die nunmehr 25 Millimeter höhergelegte Achse komfortabler federn. Ob Nissans Pick-up trotzdem noch zum Nutzfahrzeug taugt? Laut Herstellerangabe erhöht sich die Ladetauglichkeit mit dem Lifting sogar. Je nach gewählter Variante erhöht sich beim Navara King Cab die Nutzlast um 55 bis 95 Kilogramm. Bis zu 1.165 Kilogramm darf der ab 1.965 schwere Pick-up zuladen. Der überarbeitete Navara Doubel Cab kann zwischen 54 und 114 Kilogramm mehr aufladen. Die Nutzlast liegt bei 1.115 bis 1.180 Kilogramm.
In einem weiteren Punkt kam die Hinterachse in der Moderne an: Bislang verzögerte der Navara die Hinterräder über Trommelbremsen, fortan wird über Scheiben gebremst. Auf der Bremse verspricht Nissan ein besseres Pedalgefühl. Und bei Bedarf den früheren Biss: Für die Vollbremsung braucht es nunmehr knapp 60 Prozent weniger Pedalkraft als beim ursprünglichen Navara vierter Generation.
Der entschiedene Tritt aufs rechte Pedal mobilisiert künftig zwei Turbos, unabhängig von der Motorvariante. Bislang wurde die kleinere Leistungsstufe des 2,3-Liter-Diesels von nur einem Lader beatmet. Die Gesamtleistung des Vierzylinders bleibt unverändert bei 163 PS, doch das Drehmoment steigt um 22 Nm auf 425 Nm. Die Leistungsdaten der größeren Ausbaustufe (ausschließlich mit Double Cab) bleiben mit 190 PS und 450 Nm unverändert. Beide Aggregate erfüllen Euro 6 d-Temp mit SCR-Katalysator, verbrauchen laut Hersteller je 7,0 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Benziner gibt es nicht.
Laut Datenblatt wirkt sich lediglich die Wahl des Getriebes auf den Verbrauch aus. Denn mit 7-Gang-Wandlerautomatik anstelle der serienmäßigen 6-Gang-Handschaltung soll sich der kombinierte Verbrauch um 0,4 Liter pro 100 Kilometer erhöhen. Der Automat steht lediglich für die stärkere Motorvariante zur Wahl. Allradantrieb ist alternativlos.
An der Mittelkonsole gibt es optional einen acht Zoll großen Touch-Screen, davon abgesehen erfasst die Modellpflege den Innenraum nicht.
Nissan will für die King Cab-Version des überarbeiteten Navara ab 28.030 Euro. Mit Double Cab startet der Pick-up bei 31.930 Euro. Die 190 PS-Variante des 2,3-Liter-Diesels gibt es ab 35.815 Euro. Mit angeschlossenem Automatik-Getriebe steigt der Basispreis auf 37.465 Euro.
Der Navara konkuriert mit zwei abgewandelten Versionen seiner selbst: Renault verkauft die Doppelkabinen-Version dieses Pick-up in kaum abgewandelter Form als Alaskan. Die Preise mit 160 PS-Diesel und 6-Gang-Handschaltung beginnen bei 37.377 Euro. Mercedes macht den Navara Double Cab mit umfangreicheren Änderungen zur X-Klasse. Aktuell lässt sich lediglich der 258 PS starke X350 d Konfigurieren. Die Preise beginnen bei 48.790 Euro.
Keine Spur von Nissan enthält dagegen der Ford Ranger. Mit Einzelkabine kostet der weltweite Bestseller ab rund 33.100 Euro. Dann stecken der 130 PS starke 2,0-Liter-Diesel und ein 6-Gang-Handschaltgetriebe im Motorraum. Mit demselben Strang gibt es die mit Nissans King Cab vergleichbare Extrakabine ab rund 34.900 Euro. Mit Doppelkabine will Ford ab rund 36.030 Euro für den Ranger. Was Nissan als King Cab bezeichnet, heißt bei Mitsubishi Club Cab. Mit den zwei Einstiegen kostet der technisch eigenständige L200 ab 23.190 Euro. Seine vier Räder werden von einem 2,4-Liter-Diesel mit 154 PS angetrieben. Mit gleichem Aggregat beginnen die Preise für die Doppelkabinen-Variante ab 24.890 Euro.
Der Nissan Navara gehört zu den günstigeren Optionen des Segments. Und bleibt in der bereits erhältlichen Facelift-Version ein Pick-up klassischen Zuschnitts. Ob ihn die Fahrwerks-technischen Eingriffe verweichlichten oder verbesserten? Hängt bis zu einem gewissen Grad wohl vom Anspruch an das Modell ab. Also ob man in diesem Nissan seinen Arbeitsalltag oder seine Freizeit bestreitet.