Neuvorstellung: Der Jaguar F-Pace SVR (2019)
Zwei Tonnen, acht Zylinder und die Kraft von ganz schön vielen Pferden: Der Jaguar F-Pace SVR ist eine Alternative zu SUVs von Mercedes-AMG und BMW-M.
Über die Sinnfrage sind wir längst hinaus. SUVs mit mehr als 500 PS finden Abnehmer. Und Fans. Die kannten Karosse und Motor dieses Jaguar bereits, ehe sie im F-Pace SVR zueinander fanden: Das 5,0-Liter-Aggregat mit Kompressor-Aufladung kennen Car Guys aus den sportlichsten Modellen der Schwestermarken Jaguar und Land Rover. Die hauseigene Sport-Abteilung montiert den V8 unter anderem im Sportwagen F-Type SVR, dem hochbeinigen Range Rover Sport SVR und dem Jaguar XE Project 8 – aktuell die schnellste Limo auf der Nürburgring Nordschleife.
Nun ist der Top-Motor im wichtigsten und beliebtesten Jaguar-Modell der letzten Jahre erhältlich. Das erste Offroad-Derivat der Marke erhielt im Premieren-Jahr 2016 den „World Car of the year“-Award. Seither, wenn auch nicht deswegen, zählt der F-Pace beständig zu den meistverkauften Autos des Herstellers.
Motor: 550 (einigermaßen) sozialverträgliche PS
Jaguars Marketer bezeichneten das 4,73 Meter lange SUV von Beginn an als „Performance-SUV“, nun ziehen die Techniker nach: Mit 550 PS ist der F-Pace SVR 170 PS stärker als das bisherige Top-Modell F-Pace S AWD. Die Höchstleistung liegt von 6.000 bis 6.500 Umdrehungen konstant an. Das maximale Drehmoment von 680 Nm ruft der Fahrer laut Datenblatt zwischen 2.500 und 5.500 Umdrehungen ab. Eine Achtgang-Wandlerautomatik von ZF nimmt die Kraft auf.
Handschaltung ist keine Option, der Fahrer kann über die mitdrehenden Schaltpaddles am Lenkrad eingreifen. Rückt der Fahrer den Schaltknauf in die manuellen Gasse endet jedwede Bevormundung durch das System – mit allen Konsequenzen: Dann läuft der V8 in den harten Begrenzer, wenn der Pilot zu spät an der rechten Wippe zieht. Beim stärksten Motor des Konzerns generiert das üblicherweise ein wildes akustisches Schauspiel. Ärger klingen die künstlichen Fehlzündungen bei Gaswegnahme. Wobei: Der F-Pace SVR soll laut Jaguar Nachbarschafts-tauglicher als die übrigen Träger des Aggregates sein. Die Auspuffanlage verfügt - wie bei SVR-Modellen üblich - über eine Klappen-Steuerung.
Jaguar F-Pace SVR: Beinahe zwei Tonnen Leergewicht
Die Abgasanlage aus Titan spart 6,6 Kilogramm ein. Schwer bleibt der schnellste F-Pace. Mindestens 1.955 Kilo muss die Bremsanlage verzögern. Die vorderen Scheiben messen 395 Millimeter, hinter den Speichen der 21 Zoll (optional 22 Zoll) großen Felgen sieht man rot lackierte Zangen. Sie schnappen sich die zweiteilige Scheibe nicht bloß auf Befehl von Fahrer oder Stabilitätsprogramm: Gezieltes Abbremsen einzelner Räder soll das Einlenkverhalten am Kurvenausgang verbessern. Man spricht von Agilitäts-Eingriffen, quasi umgekehrtes Torque-Vectoring.
Ein Auto zum Glühen und Laden
In den Federdomen verbaut Jaguar straffere Federn und neu abgestimmte adaptive Dämpfer. An der Vorderachse ist der F-Pace nunmehr 30 Prozent härter als die Standard-Varianten, hinten um rund 10 Prozent. Heckbetonte Auslegung verspricht die britische Marke bei praktisch jedem ihrer allradgetriebenen Modelle. Für den SVR-Antriebsstrang wurde die Arbeitsweise des Allradsystems abermals schärfer ausgelegt. Braveren F-Pace hat der SVR außerdem ein elektronisch angesteuertes Sperrdifferenzial an der Hinterachse voraus.
Zugegeben, die meisten Käufer werden ihre F-Pace SVR vornehmlich in Längsrichtung fordern. Autobahn, linke Spur, bis zu 287 km/h – und das bei Bedarf mit mehr Gepäck als praktisch alles was ähnlich schnell wird. Mit 650 Litern passt ähnlich viel in Gepäckraum eines F-Pace SVR wie in das Heck einer Mercedes E-Klasse Kombi (T-Modell). Bei umgeklappten hinteren Sitzlehnen steigt das Volumen im F-Pace auf 1.740 Liter. Eben genau so viel wie beim regulären F-Pace. Weiter vorne im Fahrgastraum unterscheidet sich der F-Pace vom Rest der Baureihe durch Carbon-Einlagen sowie stark taillierte Schalensitze.
Alternativen: AMG GLC 63 S, BMW X3 M Competition
Viel Seitenhalt, viel Carbon und viel Leistung im ersten Stock – das bietet neben dem Konzern-Bruder Range Rover Sport SVR unter anderem der 510 PS starke Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. Dessen V6 ist gleich stark wie der V8 des Mercedes-AMG GLC 63 S und der Reihen-Sechser des neuen BMW X3 M Competition. Mit einem Basispreis von 101.000 Euro gehört der Jaguar zu den kostspieligsten Optionen eines exklusiven Segments.
Daimlers Beitrag startet im Bereich rund 90.000 Euro, knapp oberhalb des Stelvio-Grundpreises. Mit 93.400 Euro startet der schärfste X3 ebenfalls klar unterhalb des Jag. Unter den genannten Sport-SUV überbietet ihn lediglich der 133.100 Euro teure Range. Allerdings bietet sich hier eine Alternative: Die 525 PS-Variante des Range Rover Sport startet unterhalb der 100.000 Euro. Ausstattungsbereinigt schließen zumindest die deutschen Vertreter schnell zum Jaguar auf – viel lässt sich beim F-Pace SVR nicht mehr hinzu konfigurieren. Also zumindest nicht vieles, was aus fahrdynamischer oder praktikabler Perspektive Sinn ergibt. Aber wie gesagt: Darüber sind wir im Segment längst hinaus.