Navigation im Auto: Ratgeber
Die meisten Autofahrer lassen sich heute von der Navigation helfen. Per Smartphone, Spezialgerät oder fest eingebaut? Jedes System hat seine Vorteile.
Wer die gute, alte Zeit noch kennt, will vermutlich nicht mehr zurück: Noch vor 15 bis 20 Jahren navigieren Autofahrer auf unbekannten Strecken zumeist per Straßenkarte. Das ist kompliziert, fehleranfällig und manchmal sogar ein späterer Scheidungsgrund. Heute führen Navigationsgeräte Autofahrer in der Regel sicher und ohne Streit zum Ziel. In der jüngsten Zeit hat das allgegenwärtige Smartphone herkömmlichen Navigationssystemen im Auto den Rang abgelaufen. Aber: Fest vom Hersteller eingebaute Systeme und portable Spezialgeräte von Herstellern wie TomTom oder Garmin haben nach wie vor ihre Berechtigung und ihr Publikum. Welches Gerät wann am besten passt steht hier.
Handy-Apps: Die günstige Lösung
Ein Smartphone besitzt heute ohnehin beinahe jeder Autofahrer. Die Nutzung einer Navi-App spart daher Kosten, weil die nötige Rechenleistung bereits vorhanden ist. Navi-Apps sind über Google oder Apple Maps meist direkt an Bord, es gibt auch Drittanbieter wie Waze oder Here We go. Der Download im App-Store ist meist gratis, einige Anbieter verkaufen jedoch ihr Kartenmaterial. Die meisten Apps funktionieren gut: Die Routenberechnung erfolgt schnell und korrekt, die Richtungsanweisungen sind verständlich und die Bedienung gelingt in der Regel auch Ungeübten.
Ein weiterer großer Vorteil: Da das Handy permanent mit dem Internet verbunden ist, greifen die Navigationshilfen oft auf sehr aktuelle Verkehrsinformationen zu und kennen spontane Staus und kurzfristige Straßensperren. Der Nachteil: Die Apps benötigen dafür große Datenmengen, die meist über das Mobilfunknetz übertragen werden. Wer nur ein kleines Datenvolumen in seinem Mobilfunkvertrag nutzt, kann es stark belasten. Die Apple-App etwa lädt laut einem Test der Stiftung Warentest auf zwölf Kilometern Stadtfahrt rund zehn Megabyte Daten herunter.
Bei einigen Anbietern lassen sich Offline-Karten vorab herunterladen. Andernfalls funktioniert die Navigation bei einem Netzausfall nur eingeschränkt. Hinzu kommen praktische Einschränkungen: In der Regel können die Geräte nicht gleichzeitig telefonieren und navigieren. Und: Wer nur ein kleines Handy hat, muss mit einem kleinen Bildschirm Vorlieb nehmen. Nicht in jedem Fahrzeug befindet sich zudem ein Ort, an dem sich das Navi sicher befestigen oder gut sehen lässt.
Externe Navi-Geräte
Navi-Spezialgeräte bezeichnet man auch als Stand-Alone-Modelle. Sie verfügen häufig über einen größeren Bildschirm als übliche Smartphones. Außerdem verbrauchen sie kein Datenvolumen, benötigen kein Mobilfunknetz und verfügen häufig trotzdem über aktuelle Verkehrsinformationen – entweder über TMC oder über schnellere Online-Dienste.
Da das Smartphone inzwischen eine ernsthafte Konkurrenz darstellt, haben viele Hersteller den Funktionsumfang ihrer Navis stark erweitert. So gibt es mittlerweile Navis mit Smarthome-Extras wie einem Garagentoröffner, mit einer integrierten Reiseführer-Funktion oder mit Komfortdiensten, die beispielsweise helfen, das geparkte Auto wiederzufinden. Da das untere Preissegment inzwischen vom Handy praktisch verdrängt wurde, kosten die Geräte jedoch häufig viel Geld: Markenhersteller wie Tomtom oder Garmin rufen zwischen knapp 150 und mehr als 400 Euro auf, je nach Funktionsumfang und je nach enthaltenem Kartenmaterial. Viele neuere Modelle kommen mit einer Flatrate, die lebenslang Gratis-Karten umfasst – solange das Modell vom Hersteller unterstützt wird.
Vor allem für Vielfahrer können sie Stand-Alone-Geräte lohnen, wie ein Test der Stiftung Warentest von klassischen Navis und Handy-Apps ergeben hat. Sieger im Vergleich von 20 Produkten wird 2019 das Tomtom Go 6200, mit einem Preis von 380 Euro allerdings das teuerste Gerät. Auf Platz zwei landet das Garmin Drive-Smart 5 für 159 Euro. Die erste App im Ranking ist “Tomtom Go Mobile” für 20 Euro pro Jahr auf Rang fünf. Erst danach folgen kostenlose Apps wie Google Maps und Waze.
Den Vorteil der Smartphone-Apps sehen die Tester vor allem beim Preis und bei der Geschwindigkeit der Routenberechnung – wenn das Handy Netz hat. Bei der reinen Funktionalität liegen die spezialisierten Navi-Geräte dagegen meist noch vorn – und lassen sich komfortabler über das Bordnetz mit Strom versorgen. Wer häufig auf sein Navi angewiesen ist, fährt damit also oft besser. Wer nur gelegentlich navigiert, kann aufs Handy zurückgreifen.
Fest eingebaute Navis
Allerdings: Handys ohne Halterung sind ein praktisches Problem, Handys mit Halterung und Strom- bzw. Datenkabel zum Infotainment sehen nicht schön aus. An die Windschutzscheibe gehängte Stand-Alone-Geräte mit frei verlegter Stromversorgung ebenfalls nicht. Festinstallierte Navis vom Hersteller sind in jedem Fall die sauberere Lösung, zudem sind beim Schalten in keinem Fall Kabel im Weg. Die komplett ins Armaturenbrett integrierten und über das Bediensystem des Fahrzeugs gesteuerten Systeme haben also ihre Vorteile.
Allerdings gibt es große Qualitätsunterschiede zwischen den Navisystemen der Autohersteller, und meist keine Wahlmöglichkeit mehr, da in der Regel vor allem Geschäftsreisende ein solches System im Dienstwagen hinzubuchen. Generell laufen viele integrierte Geräte der technischen Entwicklung um einige Jahre hinterher. Handy-Apps und Spezialgeräte bieten bei der Datenaktualität, bei Live-Informationen etwa zu Staus und beim Bedienkomfort oft deutlich mehr. Vor allem für ältere Automodelle ist es zudem oft gar nicht so einfach, über den Hersteller noch Kartenupdates für veraltete Navi-Generationen zu beziehen. Erst ganz neue Modelle aktualisieren sich direkt über eine Online-Verbindung.
Dazu kommt der hohe Aufpreis, den die meisten Autohersteller für ihre Systeme verlangen. Meist kostet ein internes Navi nicht unter 500 Euro, bei Premiummarken sind es oft sogar mehr als 1.000 Euro. Die Hersteller koppeln das Navi oft an höhere Ausstattungen oder an Business-Pakete, oder an weitere Features wie eine höherwertige Audioanlage, Verkehrszeichenerkennung oder ein virtuelles Cockpit.
Vor allem aus Preisgründen setzen viele Hersteller daher inzwischen auf eine Mischtechnik: Im Fahrzeug befindet sich ein Infotainment-Bildschirm ohne integriertes Navi, der aber über Mirrorlink, Apple Carplay oder Android Auto auf das Smartphone zugreift. So lassen sich die Navi-Programme vom Handy bequem auf den großen Bildschirm holen und über die Tasten im Cockpit steuern.