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Eine Frau kämpft mit der Müdigkeit beim Autofahren und fällt in einen Sekundenschlaf
Quelle: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
Kommt es zum Sekundenschlaf, drohen schwerwiegende Unfälle

So funktioniert die Müdigkeitserkennung im Auto

Wer häufiger lange Strecken fährt, kennt das Phänomen: Mit der Zeit wird man müde, die Aufmerksamkeit nimmt ab und es fällt schwerer, sich zu konzentrieren – insbesondere auf monotonen Geradeausstrecken. Die Folge: Mit aufkommender Müdigkeit verlangsamt sich die Reaktionszeit und es droht Sekundenschlaf. Genau dann tritt die Müdigkeitserkennung im Auto in Aktion. Das Fahrerassistenzsystem, das auch als Müdigkeitswarner oder Aufmerksamkeitsassistent bekannt ist, überwacht die Fahrer- und Lenkaktivität und schlägt bei Anzeichen von Müdigkeit Alarm. Verändert sich das Blickverhalten durch zunehmendes Blinzeln, werden Lenkbewegungen ruckhafter oder erfolgt die Pedalnutzung langsamer, registriert die Müdigkeitserkennung dies als Anzeichen für Müdigkeit. Über Algorithmen sind die Systeme so in der Lage, nachlassende Konzentration zu erkennen.

Im Ernstfall ertönt je nach System ein akustisches Signal, erscheint ein blinkendes Symbol im Display oder das Lenkrad vibriert. Die Warnsignale dienen als Hinweis für Fahrer, jetzt eine Fahrpause einzulegen. Das Prinzip ist bei allen Müdigkeitswarnern gleich: Durch die Warnung des Fahrers helfen sie, Unfälle zu vermeiden. In der Ausführung können sich die Systeme jedoch stark voneinander unterscheiden. Nicht alle Systeme arbeiten beispielsweise mit einer Kamera zur Bewertung von Augenbewegungen. Andere Assistenten sind mit dem Lenkrad gekoppelt, um das Lenkverhalten zu analysieren. Unabhängig vom System, schaltet sich die Müdigkeitserkennung in der Regel bei einer bestimmten Geschwindigkeit automatisch ein – häufig bei 65 km/h.

Sicher ans Ziel: Welche Vorteile bringt der Müdigkeitswarner?

Schwere Augenlider, ein Gähnen oder ein schwerer Kopf: All das sind Zeichen für eine Übermüdung am Steuer. Das Fatale daran ist, dass die eigene Müdigkeit oftmals falsch eingeschätzt und die Gefahr eines drohenden Sekundenschlafs ignoriert wird. Dabei ist Müdigkeit am Steuer laut Deutscher Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in etwa so gefährlich wie Alkohol am Steuer. In beiden Fällen ist die Fahrtüchtigkeit auf ähnliche Weise beeinträchtigt. Kommt es zum Sekundenschlaf, fallen die Augen für mehrere Sekunden zu. Autofahrer sind dann im Blindflug auf der Fahrbahn unterwegs. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h sind das bereits 80 Meter ohne Kontrolle über das Fahrzeug.

Die Vorteile der Müdigkeitserkennung zeigen sich besonders deutlich bei Alleinfahrten. Das Assistenzsystem übernimmt dann die Funktion eines aufmerksamen Beifahrers, der Müdigkeitssignale erkennt und den Fahrer rechtzeitig warnt – bevor es zu einem Unfall kommt. So wird mithilfe der Müdigkeitserkennung die Sicherheit von Fahrern und Mitfahrern erhöht, Unfälle können präventiv vermieden werden. Außerdem kann das System zu entspannteren Autofahrten beitragen, da der Fahrer eine sinnvolle Unterstützung erhält und sich nicht allein auf das eigene Gefühl oder die Einschätzungen der Mitfahrer verlassen muss.

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Kann ich die Müdigkeitserkennung beim Auto nachrüsten?

Grundsätzlich ja, die Müdigkeitserkennung kann man unabhängig von der Fahrzeugklasse im Auto nachrüsten. Davon können insbesondere ältere Gebrauchtwagen im unteren Preissegment profitieren, die bisher nicht über den Aufmerksamkeitsassistenten verfügen. Die Installation sollte man allerdings besser dem Profi überlassen, da so manche Fahrzeuge eine komplexe Elektronik aufweisen. Viele Neuwagen sind bereits mit der Müdigkeitserkennung ausgestattet. Während das System bei einigen Herstellern serienmäßig verbaut wird, kann es bei anderen per Aufpreis hinzugebucht werden. Ab 2022 ändert sich das schrittweise: Die Müdigkeitserkennung ist eines von mehreren Assistenzsystemen, die ab 2022 Pflicht werden. Ab dann müssen Hersteller das System verpflichtend bei der Neuwagen-Entwicklung berücksichtigen.

Daran erkennst Du Übermüdung beim Autofahren

Signalisiert die Müdigkeitserkennung im Auto, dass es Zeit für eine Pause ist, sind in der Regel bereits deutliche Zeichen für eine Übermüdung erkennbar. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, frühzeitig auf die eigenen körperlichen Symptome zu achten. Fällt es zunehmend schwerer, sich zu konzentrieren, ist eine Pause dringend zu empfehlen. Anhand der folgenden Anzeichen kannst Du den Grad der eigenen Müdigkeit erkennen:

  • Brennende Augen
  • Häufiges Blinzeln
  • Gähnen
  • Gereiztheit
  •  Kältegefühl
  • Schwerer Kopf
  •  Schwere Augenlider

Was gegen Müdigkeit am Steuer hilft

Müdigkeitswarner sind eine sinnvolle Unterstützung, um Unfälle zu vermeiden. Voraussetzung dafür ist, dass die Warnungen des Fahrerassistenzsystems ernst genommen werden. Signalisiert das System, dass es Zeit für eine Pause ist, sollte man daher nicht lange mit der Fahrtunterbrechung warten. Damit Du sicher ans Ziel gelangst, kannst Du allerdings auch selbst etwas tun und der eigenen Müdigkeit aktiv entgegenwirken. Mit diesen Tipps beugst Du Übermüdung vor, bleibst länger wach und konzentrierter.

Müdigkeit vor der Fahrt vermeiden

  • Ausreichend schlafen: Um Übermüdung am Steuer vorzubeugen, ist ausreichend Schlaf eine der besten und effektivsten Methoden. Steht eine längere Fahrt bevor, starte die Reise ausgeruht und gehe am Vortag früh zu Bett. Nicht zu empfehlen ist allerdings zu viel Schlaf, da er wiederum zu Müdigkeit führen kann.
  • Stress vor der Fahrt vermeiden: Erst kurz vor der Abfahrt alles Wichtige zusammensuchen? Keine gute Idee, denn so ist Stress vorprogrammiert, der sich auch auf das eigene Fahrverhalten überträgt. Und wer unter Stress steht, ist weniger konzentriert und wird schneller müde. Rechtzeitige Planung kann für Entspannung sorgen. Sind Kinder mit an Bord, überlege Dir außerdem, wie Du sie am besten während der Fahrt beschäftigst.
  • Bei Tageslicht fahren: Tageslicht hält besser und länger wach. Das liegt daran, dass sich unsere Augen bei Dunkelheit mehr anstrengen müssen. Sofern Du es einrichten kannst, fahre längere Strecken daher möglichst bei Helligkeit.

Müdigkeit während der Fahrt abmildern

  • Regelmäßige Pausen: Wer mindestens alle zwei Stundenfrische Luft schnappt und sich die Beine vertritt, kurbelt den eigenen Kreislauf an. Leichte Snacks wie Obst oder Nüsse können außerdem länger wach und konzentriert halten.
  • Ausreichend trinken: Flüssigkeitsverlust wirkt sich leicht auf die Konzentration aus. Regelmäßiges Trinken hält hingegen länger wach. Kalte Getränke sind dafür besser als warme geeignet und Wasser besser als süße Limonaden. Ist die Müdigkeit bereits spürbar, können Kaffee, grüner Tee, Energydrinks oder koffeinhaltige Erfrischungsgetränke den Geist erfrischen. Bei zu großer Müdigkeit sind längere Pausen beim Autofahren allerdings unvermeidbar.
  • Powernap: So einPowernap von zehn bis zwanzig Minuten kann müde Lebensgeister wieder wecken. Das Geheimnis liegt im kurzen, intensiven Schlaf. Erkennst Du Zeichen von Müdigkeit an Dir, nutze die Schlafpause, um Dich zu regenerieren. Aber Achtung: Länger als 20 Minuten Powernap sind nicht zu empfehlen. Andernfalls fühlst Du Dich hinterher müder als zuvor.
  • Fahrerwechsel: Wer mit Familie und Freunden auf Tour ist, muss die gesamte Strecke oftmals gar nicht alleine bewältigen. Ein Fahrerwechsel hält definitiv länger frisch und verteilt die Verantwortung gerecht auf mehrere Schultern – klärt allerdings unbedingt vorher, was über die Versicherung abgedeckt ist.
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