Motor warmlaufen lassen: Das musst Du im Winter beachten
Wer den Motor im Stand warmlaufen lässt, riskiert ein Bußgeld. Bei häufiger Wiederholung droht sogar ein technischer Defekt. Das sind die Alternativen.
- Motor warmlaufen lassen: Die wichtigsten Infos
- Den Motor warmlaufen lassen kostet Bußgeld
- Dauerhaft niedrige Drehzahlen können dem Motor schaden
- Test: So lange braucht ein Motor, um warm zu werden | 20 Minuten bis zur optimalen Schmierfähigkeit
- Öltemperatur ist entscheidend | Auf das Öl kommt es an
- Kühlwasser wärmt den Motor
- Alternativen zum Warmlaufenlassen | So schützt Du Dein Auto vor kalten Temperaturen
Wenn morgens die Frontscheibe vereist ist, hilft nur Freikratzen. Oder? Viele Autofahrer starten parallel den Motor, damit er schon mal warm wird und das Gebläse anschließend die Scheibe vom Eis befreit. Den Motor “warmlaufen zu lassen”, gehört in den Wintermonaten zu den weitverbreiteten Mythen. Warum das überflüssig ist, was wirklich sinnvoll ist, findet ihr hier.
Motor warmlaufen lassen: Die wichtigsten Infos
- Den Motor im Stand warmlaufen zu lassen, ist in Deutschland verboten.
- Das Bußgeld wurde 2020 auf 80 Euro erhöht.
- Im niedrigen Drehzahlbereich kommt der Motor kaum auf Temperatur.
- Es dauert 20 Minuten, bis Motoröl seine optimale Schmierfähigkeit entfaltet.
- Eine Standheizung ist eine sinnvolle Alternative.
Eines vorweg: Den Motor warmlaufen zu lassen, ist in Deutschland verboten. Ein stehendes Fahrzeug darf laut Verkehrsrecht nicht mehr „Rauch, üblen Geruch oder schädliche Luftverunreinigungen“ verursachen als ein Fahrzeug bei ordnungsgemäßem Betrieb, also bei der Fahrt. Außerdem darf es nicht “unnötig laufen gelassen” werden. Laut ADAC gilt das für alle Bereiche, die vermeidbar sind: An einer roten Ampel müssen Autofahrer den Motor nicht ausschalten, am Straßenrand beim Eiskratzen schon.
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Den Motor warmlaufen lassen kostet Bußgeld
Die Straßenverkehrsordnung stellt klar, dass ein Verbrennungsmotor zur Fortbewegung dient und nicht zur Wärmeentwicklung. Laut Paragraf 30 Absatz 1 kostet ein Verstoß seit April 2020 ein Bußgeld von 80 Euro.
Je nach Landesimmissionsschutzgesetz kann das unnötige Laufenlassen eines Motors für den Besitzer noch teurer ausfallen. In Berlin etwa kann theoretisch eine Strafe in Höhe von bis zu 50.000 Euro für das Warmlaufenlassen des Motors verhängt werden. Das gilt übrigens auch dann, wenn das Auto auf einem Privatgrundstück warmläuft.
Dauerhaft niedrige Drehzahlen können dem Motor schaden
Den Motor im Stand laufen zu lassen, schadet nicht nur der Umwelt. Auch die Technik kann leiden. Bei niedrigen Drehzahlen im Stand, meist unter 900 U/min, benötigt der Motor länger, um seine Betriebstemperatur zu erreichen. Ist er noch kalt, benetzt mehr unverbrannter Kraftstoff die Wände der Zylinder und mindert die Schmierfähigkeit des Öls. Das erhöht nicht nur den Verbrauch im Stand, sondern verdünnt auch das Motoröl.
Die Folge: Die Schmiereigenschaft des Öls lässt insgesamt nach. Daher sollten Autofahrer, die fast ausschließlich Kurzstrecken fahren, öfter als vom Hersteller vorgeschrieben das Öl wechseln. Außerdem kann es bei Leerlaufdrehzahl passieren, dass nicht alle beweglichen Stellen im Motor mit ausreichend Öl versorgt werden. Der Druck der Ölpumpe reicht dafür meist nicht aus.
• Modell: BMW X1 xDrive 25d
• Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
• Leistung 231 PS
• 0-100 km/h: 6,6 s
Test: So lange braucht ein Motor, um warm zu werden | 20 Minuten bis zur optimalen Schmierfähigkeit
Der ADAC hat getestet, wie warm der Motor im Leerlauf wird. Bei einer Außentemperatur von minus 10 Grad erwärmte sich das Motoröl nach vier Minuten nur um drei Grad. Aus den Lüftungsdüsen kam nach derselben Zeit lediglich 13 Grad warme Luft. Dafür verbrannte der Motor 0,15 Liter Benzin. Ergebnis des Tests: Der Motor muss im Stand rund 20 Minuten laufen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Bis dahin arbeitet er in einem Bereich, in dem er besonders stark verschleißt. Wir raten daher dringend davon ab.
Ein weiterer Mythos besagt, dass ein Motor mindestens zehn Kilometer gefahren werden muss, bevor er warm wird. Das stimmt pauschal nicht, da es auf die Größe des Motors und die Verbrennungsart ankommt. Großvolumige Dieselmotoren benötigen mehr Zeit als kleine Benziner.
Öltemperatur ist entscheidend | Auf das Öl kommt es an
Entscheidend ist übrigens nicht die Wassertemperatur, sondern die Temperatur des Öls. Bei vielen Fahrzeugen wird im Cockpit lediglich die Wassertemperatur angezeigt. Dieser Wert sagt nichts über die Öltemperatur aus. Die entscheidet aber über die Leistungskraft des Motors.
Motoröl braucht aufgrund seiner Zähflüssigkeit (Viskosität) länger, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Je nach Motor, Außentemperatur und Öl-Viskosität kann es bis zu einer halben Stunde dauern, bis das Öl seine optimale Schmierfähigkeit entfaltet hat. Der optimale Bereich liegt meistens zwischen 80 und 120 Grad.
Vor allem Kaltstarts und Kurzstreckenfahrten verhindern, dass sich das Motoröl erwärmen kann. Dann nimmt die Schmierfähigkeit des Öls auf Dauer ab. Es kann sich Ölschlamm bilden. Auch das schadet, wie oben beschrieben, dem Motor.
Kühlwasser wärmt den Motor
Verbrennungsmotoren besitzen in der Regel ein Zwei-Kreis-Kühlsystem, das über das Kühlwasserthermostat geregelt wird. Im kalten Zustand bleibt das Thermostat geschlossen, sodass das Kühlwasser im kleinen Kreislauf nur im Motor zirkuliert. Die geringe Wassermenge erwärmt sich schnell. Von dem Temperaturanstieg profitieren auch der Motor und der Innenraum über die Lüftung. Erst ab einer bestimmten Temperatur öffnet sich der Regler und das Wasser fließt durch den Kühler. Bei den meisten Fahrzeugen liegt die Betriebstemperatur des Wassers bei etwa 90 Grad. Durch Zusätze und das Drucksystem kocht es aber erst bei mehr als 115 Grad.
Wenn der Motor morgens sehr lange benötigt, um warm zu werden, kann unter Umständen das Kühlwasser-Thermostat defekt sein. Dann bleibt es offen und das Wasser zirkuliert permanent im großen Kühlkreislauf. Dort benötigt es deutlich länger, um warm zu werden.
Alternativen zum Warmlaufenlassen | So schützt Du Dein Auto vor kalten Temperaturen
Tipp: Wer als Laternenparker morgens nicht vor einer vereisten Scheibe stehen will, packt besser abends schon eine Kältefolie auf die Windschutzscheibe. Die muss er morgens nur abziehen und kann sie im Kofferraum verstauen. Dann kann er sich in Ruhe ins Auto setzen, den Motor starten und sich anschnallen. Nach ein paar Gedenksekunden, in denen sich das Öl im Motor und Getriebe verteilt, kann er losfahren. Zügig, aber nur bis in den mittleren Drehzahlbereich von 2.500 U/min. Erst wenn Kühlwasser und Öl ihre Betriebstemperatur erreicht haben, steht die volle Kraft des Motors zur Verfügung.
Einen Vorteil bieten Standheizungen. Je nach Modell wärmen sie das Kühlwasser des Motors und damit indirekt das Öl und die Luft für den Innenraum vor. Sie können programmiert werden und somit eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn vorwärmen. Damit müssen Besitzer auch garantiert nicht mehr die Scheiben freikratzen und können nach dem Einsteigen direkt losfahren.
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