Mit Reifenreparaturset den Reifen flicken: So geht’s!
Baff – und der Reifen Deines Autos ist platt. Ist der Schaden zu heftig und geht weit über ein Loch hinaus, hilft nur ein neuer Reifen. Doch bei kleineren Schnitten oder Löchern im Gummi kannst Du Dich auch selbst an die Reifenreparatur machen, statt umständlich ein Ersatzrad zu montieren – über das die meisten Autos ohnehin nicht mehr verfügen. So praktisch ein Reparaturset und der Einsatz von Dichtmittel als Werkzeug auch sind – beide dienen nur als Notbehelf und erfordern weiteres Handeln.
Was Oldtimer früher stolz am Heck trugen und später im Kofferraumboden versteckt wurde, wird heute in neuen Pkw kaum noch im Lieferumfang angeboten: ein vollwertiges Ersatzrad. Stattdessen lagert in der Mulde unter der Abdeckung im Stauraum oft ein Reifenreparatur- beziehungsweise Tire-Set. Damit lässt sich ein Platter zumindest so weit wieder fit machen, dass es für den Weg in die nächste Werkstatt reicht, wo dann ein neuer Reifen am Auto montiert wird. Doch die Sets für die Reifenreparatur haben ihre Grenzen.
Wann kommt das Reifenreparaturset zum Einsatz?
Eine Reifenpanne ereilt Autofahrer nach Experteneinschätzung im Durchschnitt zwar nur alle 150.000 Kilometer oder alle zehn Jahre, doch wenn sie da ist, muss gehandelt werden. Tire-Sets versprechen schnelle Abhilfe und Du machst Dir Deine Hände beim Flicken kaum schmutzig. Zudem ist ihre Handhabung einfacher, als mit Wagenheber, Radkreuz und womöglich sehr schweren SUV-Reifen zu hantieren.
Allerdings: Ein Reifenreparaturset ist nicht geeignet, um alle Arten von Schäden zu reparieren. Sind Flanke oder Schulter beschädigt, kommst Du mit den enthaltenen Dichtmitteln nicht weit. Reifenplatzer lassen sich nicht beheben. Eine Reparatur ist auch nicht möglich, wenn der Reifen von der Felge gerutscht ist. Ist ein Loch die Ursache des Schadens, dann darf es nicht größer als sechs Millimeter sein. Hersteller billigerer Sets nennen sogar eine Maximalausdehnung von drei Millimetern.
Immerhin handelt es sich bei den meisten Verletzungen am Reifen um solche, mit denen handelsübliche Reparatursets zurechtkommen. Tipp: Es kann nicht schaden, sich das Reparaturset vorab einmal anzuschauen und die manchmal umständlich formulierte Anleitung durchzulesen. So weißt Du, wie Du im Notfall handeln musst.
Was ist in Reifenreparatursets enthalten?
Sets zum Flicken von Autoreifen oder fürs Motorrad gibt es in Hülle und Fülle. Immer enthalten ist ein Dichtmittel, meist auf Basis von Latex. Die Sets unterscheiden sich darin, wie das Mittel in den beschädigten Reifen kommt. Die Hersteller versprechen in Einzelfällen eine Haltbarkeit von bis zu zehn Jahren. Die liegt damit etwas höher als die Frist, die kompletten Ersatzreifen von Experten gesetzt wird. Oft ist das Dichtmittel aber auch schon nach vier Jahren abgelaufen – dann schmilzt der Kostenvorteil, weil Ersatz hermuss.
Günstigeren Sets zur Reifenreparatur sind ein Spray oder eine Quetschflasche beigelegt, die das manuelle Aufpumpen des Reifens erfordern. Teurere werden mit einem elektrischen Kompressor bestückt, der über den Zigarettenanzünder oder einen entsprechenden Zwölf-Volt-Anschluss im Kofferraum betrieben wird. Bei den meisten Kompressoren ist ein Manometer eingebaut, mit dem Du den Luftdruck überwachen kannst. Die Preisspanne je nach Art des Reifenreparatursets liegt zwischen zehn und 80 Euro.
Im Handel gibt es allerdings auch Reifenreparatur-Sets mit Kautschukstreifen beziehungsweise sich selbst vulkanisierenden Reparatursteckern und T-Griff-Werkzeug. Diese eignen sich auch zur Reparatur eines Reifens am Motorrad. Allerdings ist hier mehr Handarbeit erforderlich und sie sind vor allem beim Auto für die Selbstanwendung eher unüblich, können aber anders als die Dichtmittel der dauerhaften Reparatur dienen. Überlasse diese Arbeit, bei der der Einstichkanal mit einem Reparaturstecker verschlossen und von innen versiegelt wird, besser einem Profi. Vor allem, wenn Du bei der Reifenreparatur keine Erfahrung hast.
Anleitung: Wie benutze ich das Reifenreparaturset?
Zunächst entfernst Du gegebenenfalls den eingefahrenen Gegenstand aus dem Pkw-Reifen – meist handelt es sich dabei um eine Schraube oder einen Nagel. Dazu liegt manchen Reifenreparatur-Sets eine spitze Zange bei. Im Falle von Quetschflaschen, über die anschließend das Dichtmittel in den Reifen gelangt, muss vorab noch der Ventileinsatz aus dem Reifen gedreht werden. Weil das etwas Kraft erfordern kann, ist auch dazu oft ein Spezialwerkzeug enthalten.
Ist noch Luft im Reifen, lässt Du diese ganz heraus. Das Rad sollte so gedreht sein, dass das Ventil unten ist. Das vereinfacht das Einfüllen des Dichtmittels. Verwendest Du ein Spray, sollte das nach üblichen Herstellerangaben eine Mindesttemperatur besitzen, zur Not wärmst Du die Flasche am Heizgebläse Deines Autos auf.
Anschließend wird der Anschlussstutzen auf das Ventilgewinde gedreht, über den der komplette Sprayinhalt in den Reifen gesprüht wird. Während der Vorgang dem bei Quetschflaschen ähnelt, läuft er beim Einsatz eines Kompressors mittels Druckluft komfortabler ab.
Wie funktioniert das Dichtungsmittel?
Sobald das Dichtungsmittel im Reifen ist, darf nicht lange gezögert werden. Bevor es eintrocknet, muss es sich im Innern verteilen, um an die beschädigte Stelle zu gelangen. Nachdem Du den Reifen auf den angegebenen Mindestluftdruck gebracht hast, setzt Du Dich ans Steuer des Autos und fährst ein paar langsame Runden. Nach rund zehn Minuten kontrollierst Du den Luftdruck nochmals und bringst ihn auf den in der Produktbeschreibung angegebenen vollen Druck zur Weiterfahrt mit dem Fahrzeug in die Werkstatt.
Aber Vorsicht: Der Reifen des Fahrzeugs ist jetzt nur provisorisch geflickt, der Einsatz von Reifenreparatursets ist keine Dauerlösung und versteht sich lediglich als Notbehelf.
Wie lange darf ich mit einem geflickten Reifen fahren?
Wie lange Du mit dem derart instand gesetzten Reifen fahren darfst, steht in der Bedienungsanleitung des Reifenreparatur-Sets. In aller Regel liegt die maximale Reichweite bei 30 bis 50 Kilometern. Nach Möglichkeit solltest Du dies aber nicht ausnutzen. Außerdem beträgt die mögliche Höchstgeschwindigkeit 80 km/.
Und eine weitere Vorschrift gibt es: Ist das klebrige Dichtmittel erst mal im Reifen und verstopft nach dem Einfüllen womöglich das Ventil, darfst Du den Reifen aus Sicherheitsgründen nicht mehr reparieren. Er muss gegen einen neuen ausgetauscht werden. Das bedeutet auch, dass Du vor dem Einsatz Deines Reifenreparatursets abwägen solltest: Handelt es sich um einen noch recht neuen Reifen und ist sein Profil kaum abgefahren, dann kann eine professionelle Reparatur die wirtschaftlichere Lösung sein. Nur muss Dein Pkw dazu auf dem Hänger in die Werkstatt transportiert werden. Bei einem älteren Reifen lohnt sich die Reparatur eher nicht.
Pro und Kontra Reifenreparatursets
Pro | Kontra |
---|---|
wiegen weniger als ein Reserverad | sind absoluter Notbehelf und kein vollwertiger Reifenersatz |
sparen dadurch Treibstoff ein | taugen nicht bei jeder Reifenpanne |
benötigen weniger Volumen | machen den Reifen nach Anwendung irreparabel |
sind günstiger | oftmals beschränkte Haltbarkeit des Dichtmittels |
sind einfach und schnell in der Handhabung |