Mischbereifung: Was ist erlaubt und was sinnvoll?
Eine Kombination von Sommer- und Winterreifen: Ob das vom Gesetzgeber gestattet ist und was eine Mischbereifung ist – informiere Dich hier.
Was ist eine Mischbereifung?
Winterreifen und Sommerreifen gleichzeitig aufzuziehen, ist das ein cleverer Trick? In jedem Fall spricht man dabei umgangssprachlich von einer Mischbereifung – also der Verwendung von Reifen mit unterschiedlichen Eigenschaften an einem Auto. Allerdings definiert die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung den Begriff ein wenig anders. Laut Paragraf 36 Absatz 2a StVZO handelt es sich bei einer Mischbereifung um die Kombination von Diagonal- und Radialreifen – und das ist verboten. Denn beide Reifentypen haben einen unterschiedlichen Aufbau und andere Eigenschaften.
Jedoch spielt das für moderne Autos keine Rolle mehr, denn Diagonalreifen kommen seit den 1960er-Jahren bei Pkw nicht mehr zum Einsatz. Sie finden sich nur noch bei Oldtimern, älteren Motorrädern und in der Landwirtschaft. In einigen Fällen nutzen Offroader und Rennfahrzeuge diese Reifenart noch. Sie unterscheiden sich in erster Linie in ihrem Aufbau. Während Diagonalreifen mehrere Karkassenlagen haben, die sich diagonal überkreuzen, sind Radialreifen mit quer verlaufenden Karkassfäden gefertigt.
Unter Karkassen versteht man die Struktur eines Reifens, sie sind sozusagen das Gerüst. Diese Gewebeschicht besteht meist aus Kunststofffasern wie Nylon, Kevlar sowie Polyester und wird ins Gummi eingelassen. Sie gibt dem Reifen ausreichend Steifigkeit und Festigkeit. Radialreifen haben mehr Bodenhaftung und bieten ein besseres Fahrgefühl als Diagonalreifen. Letztere halten wiederum größere Lasten aus.
Unabhängig der gesetzlichen Definition einer Mischbereifung gibt es auch eine andere Bedeutung. Unter einer Mischbereifung am Auto versteht man in der heutigen Praxis, die Kombination von unterschiedlichen Reifenmodellen. Sie können etwa von verschiedenen Herstellern stammen. Auch die Verwendung von Reifen verschiedener Breiten, Größen und Profiltiefe fallen unter diese Definition. Selbst die Montage von Sommer- und Winterreifen wird als Mischbereifung bezeichnet. Bei Neuwagen musst Du Dir normalerweise keine Gedanken über unterschiedliche Reifenkombinationen machen. Achte aber beim Kauf eines Gebrauchtwagens auf die Bereifung. Gerade für Fahranfänger kann das veränderte Fahrgefühl durch eine Mischbereifung irritierend sein.
Welche Mischbereifung ist erlaubt?
Die Montage von zwei unterschiedlichen Reifentypen – Diagonal- oder Radialreifen – ist nicht erlaubt. Anders sieht es bei der Kombination von Reifen mit unterschiedlicher Profiltiefe aus. Hier ist es wichtig, dass alle vier montierten Reifen die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern aufweisen, unabhängig vom Reifenalter. Ebenfalls erlaubt sind Modelle unterschiedlicher Hersteller. An einem Auto darf auch eine Mischbereifung mit verschiedenen Reifenprofilen gefahren werden. Konkret heißt das: Eine Kombination aus Sommer- und Winterreifen ist gestattet – dies umfasst auch Ganzjahres- sowie Allwetterreifen. Aber Vorsicht: Die Mischbereifung aus Sommer- und Winterreifen ist nur gestattet, solange keine winterlichen Straßenverhältnisse vorliegen.
Wie sieht es mit unterschiedlichen Reifengrößen an Vorder- und Hinterachse aus? In diesem Fall ist keine Mischbereifung erlaubt. Eine Ausnahme: Ist in den Fahrzeugpapieren eine Betriebserlaubnis für verschiedene Größen eingetragen, dürfen Autofahrer diese auch aufziehen. Zu beachten ist, dass auf der Hinterachse die beiden Reifen die gleiche Größe haben müssen. Entsprechend gilt das auch für die Reifen an der Vorderachse. Die Reifengröße darf sich nur zwischen der Bereifung von Hinter- und Vorderachse unterscheiden. Welche Reifengröße für ein Auto zugelassen ist, ist in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 in den Abschnitten 15.1 bis 15.3 sowie in den CoC-Papieren vermerkt. Unterschiedliche Reifengrößen finden sich meist im Tuning-Bereich, um für mehr Grip auf der Hinterachse zu sorgen. Solange es trocken ist, funktioniert das auch. Doch sobald die Straße nass ist, kommt es schnell zum Aquaplaning. Dabei kann der Reifen nicht mehr genügend Wasser verdrängen und verliert den Kontakt zur Straße. Als Folge rutscht das Auto von der Fahrbahn.
Beim Reifenwechsel Zeit sowie Arbeit sparen und im Sommer mit den Winterreifen weiterfahren. Ist das erlaubt und sinnvoll?
Warum sollte man keine Mischbereifung aufziehen?
Für den klassischen Fahrbetrieb ist eine Mischbereifung nicht sinnvoll – denn die Nachteile überwiegen. Unterschiedliche Profiltiefen und Profile können insbesondere bei nassen Verhältnissen die Fahrstabilität einschränken. Dies gilt auch auf trockener Straße beim Bremsen sowie beim Kurvenfahren. Wer dennoch unterschiedliche Profiltiefen fahren möchte, sollte mindestens pro Achse Reifen mit gleicher Tiefe aufziehen. Normalerweise kommt das nur vor, wenn einzelne Reifen wegen eines Schadens ausgetauscht werden müssen. Dann ist es ratsam, die Reifen mit dem tieferen Profil auf der Hinterachse anzubringen – unabhängig davon, ob es sich um einen Front- oder Heckantrieb handelt. Das verringert das Risiko, dass das Auto beim Spurwechsel ins Schleudern gerät.
Von der Mischbereifung mit Sommer- und Winterreifen sollten Autofahrer ebenfalls absehen. Hier können die unterschiedlichen Reifenmischungen für ein Unter- oder Übersteuern sorgen. Kommt es beim Fahren zum Untersteuern, lenkt das Auto nicht mehr richtig ein. Du musst also viel stärker einlenken. Die Folge: Kurven müssen langsamer und vorsichtiger angefahren werden. Beim Übersteuern tritt das Gegenteil ein. Du musst viel sanfter einlenken, da bereits leichte Lenkbewegungen für eine Kurve ausreichen. Hier musst Du ebenfalls vorsichtig und langsam fahren. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, verzichtet auf eine Mischbereifung.
Mischbereifung bei Motorrädern
Eine Mischbereifung ist auch bei Motorrädern zulässig. Dabei dürfen unterschiedliche Reifenmodelle und Hersteller kombiniert werden. Jedoch lohnt sich hier ein Blick in die Zulassungsbescheinigung. Unter Umständen kann eine sogenannte Reifenfabrikatsbindung eingetragen sein. Das bedeutet: Es dürfen nur die angegebenen Reifen montiert werden. Motorradfahrer können die Bindung aber ändern lassen. Dafür ist eine Reifenfreigabe notwendig, die man beim Motorrad- oder Reifenhersteller beantragen kann.
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