Der elektrische Mini ist eine Spaßmaschine
BMW bringt endlich den Mini mit Elektroantrieb. Was Besseres konnte dem kleinen Briten nicht passieren. Jeder Tritt aufs Pedal ist Spaß pur. Alles zum E-Mini.
Vertreter der Verbrenner-Fraktion müssen jetzt tapfer sein oder einfach nicht weiterlesen. Der Mini bekommt einen Elektroantrieb. Er macht den kleinen Briten zu einem absoluten Spaßgerät und zeigt einmal mehr, dass in diesem Bereich kein Benziner oder Diesel in irgendeiner Weise mithalten kann. Vielleicht auf der Rennstrecke, aber nicht im Alltag.
Das ist neu im Mini SE
Bereits auf dem ersten Kilometer fragt man sich, warum BMW nicht früher auf diese Idee gekommen ist. Lifestyle und Elektro passen doch prima zusammen. Die Deutschen lieben den Mini. Weltweit ist er ein Kult-Gefährt. Doch es geht eben nicht nur ums Wollen. Sicher hätten die BMW-Techniker ihrem kleinen Engländer schon längst elektrisches Leben einhauchen können. Den Wagen hätten aber nur sehr wenige gekauft. „Hätten wir das Projekt drei oder vier Jahre früher verwirklicht, wäre die Reichweite der Batterie mindestens um ein Drittel geringer gewesen“, sagt uns der Projektleiter für die Elektrifizierung der UKL-Plattform, Christian Schmidt.
Mit der jüngsten Batteriezellen-Technologie war es möglich, trotz aller Hürden. Gern hätte man einfach die Module aus dem BMW i3 in den Mini verpflanzt. Das passte aber nicht. Der Mini ist in seiner Grundkonzeption für Verbrennungsmotoren ausgelegt. Der i3 hat eine Art Skateboard-Layout, wo die Batterie die gesamte Bodengruppe einnimmt. Zudem müssen die Zellen für den Mini flacher gebaut werden, was wiederum einen neuen Lieferanten erfordert.
Mini elektrifiziert den Cooper. Der Elektro-Motor im Mini Cooper SE leistet 184 PS. Maximale Reichweite: 270 Kilometer.
Mini SE: Reichweite und Stromverbrauch
Einig wird BMW mit CATL. Das chinesische Unternehmen produziert für BMW schon Zellen in China, für den verlängerten X1. Im Mini stecken nun zwölf Module mit jeweils acht Zellen T-förmig im Boden – dort, wo sich einst der Tank und der Mittelteil der Auspuffanlage befunden haben. Immerhin: 32,6 kWh Energie können die BMW-Ingenieure unterbringen. Nutzbar sind 29,8 kWh. Wer auf die Verbrauchsangaben schaut (14,8 bis 16,8 kWh/100 km) sieht, dass damit gut 200 Kilometer Reichweite möglich sind. Offiziell verspricht BMW zwischen 235 und 270 Kilometer Reichweite. Dafür sollte es aber besser 25 Grad warm sein und der rechte Fuß nur ganz vorsichtig das Fahrpedal streicheln.
Elektromotor aus dem BMW i3
Übernehmen kann BMW wenigstens den Motor aus dem i3 mit 135 kW (184 PS) und 270 Newtonmeter Drehmoment. Damit liegt der Cooper SE knapp hinter dem Cooper S mit konventionellem Antrieb. Der leistet 141 kW (192 PS) und verfügt über 280 Nm. Mit Overboost sind es sogar 300 Nm. Weil der SE mit 1.365 Kilo 145 Kilo schwerer ist als der normale Cooper S mit automatischem Getriebe, fährt er etwas hinterher. Von 0-100 km/h vergehen 7,3 Sekunden, der Cooper S braucht 6,7 s. Von 0 auf 60 km/h soll er nur 3,9 Sekunden brauchen - vermutlich dürfte der konventionelle Mini hier Probleme haben, zu folgen.
Die Übernahme des Motors war kompliziert. Der i3 hat Heck-, der Mini Frontantrieb. Und aus Produktions- und Kostengründen sollte die Rohkarosserie des Mini auf jeden Fall unverändert bleiben. Um die bestehenden Aufhängungspunkte für den Motor nutzen zu können, behilft man sich mit einem speziellen Aggregat-Rahmen.
Im Zuge der technischen Transplantation des BMW-i3-Antriebs in den Mini spendieren die Münchener Autobauer ihrem Stromer die Möglichkeit der zweistufigen Rekuperation. Das erste Mal bei BMW. Aktiviert wird die geringere Abbremsung (0,11 g) mit einem kleinen Kippschalter (Toggle) an der Mittelkonsole. Normalerweise verzögert der E-Motor den Wagen mit 0,19 g, was in der Stadt das „One-Pedal-Driving“ unterstützt.
Weitere Optionen der individuellen Fahreinstellung liefert der Schalter rechts in der Schalterleiste. Zur Auswahl stehen vier Modi: Sport, Mid, Green und Green+. Einfluss auf die Leistungsabgabe haben die Einstellungen nicht. Bei Sport ist lediglich das Ansprechverhalten einen Tick spitzer. Bei Green+ werden automatisch Stromverbraucher wie Sitzheizung und Klimaanlage ausgeschaltet, um die Reichweite zu erhöhen.
So fährt sich der Mini SE
Über die Kurvenfreudigkeit des Mini muss kein Wort verloren werden. Sein typisches Go-Kart-Feeling behält er auch als Stromer. Die Batterie bringt seinen Schwerpunkt sogar noch drei Zentimeter nach unten. Und das, obwohl die Karosserie aufgrund der Einbaumaße der Akku-Module 18 Millimeter höher liegt. Mit seinem straffen Fahrwerk könnte der Mini sogar auf der Rennstrecke punkten. Im Alltag ist dies aber ohne Bedeutung. Kein Mini fuhr sich je besser. Die Ruhe, Geschmeidigkeit und Gleichmäßigkeit des elektrischen Antriebs bleiben vor allem in der Stadt ungeschlagen.
Wichtiger dürfte dem Kunden – neben Design und Reichweite – sein, wie wohl er sich im Innenraum fühlt. Im Mini findet er das bekannt verspielte und leicht überladene Cockpit der Marke vor. Dominiert vom pizzagroßen Rundinstrument in der Mitte des Armaturenbretts. Hinter dem Lenkrad gibt es ein neues Anzeigenfeld, einen Mix aus virtueller Darstellung und einem physischen Zeiger, abgedeckt unter mattem Glas. Das Ganze lässt sich nur bedingt gut ablesen. Bei Sonnenschein wirkt es milchig und lässt kein Gefühl von „Premium“ aufkommen.
Bleibt das Laden. Der Mini Cooper SE nutzt beim Wechselstrom alle drei Phasen des On-Board-Chargers und schafft so bis zu elf Kilowatt. Was bedeutet, dass die Batterie zu Hause an der Wallbox oder an einer öffentlichen Ladesäule nach gut drei Stunden wieder gefüllt ist. Das Schnellladen mit Gleichstrom (CCS) erlaubt eine Ladeleistung von 50 kW. Im Bestfall stehen so nach 35 Minuten 80 Prozent der Kapazität wieder zur Verfügung.
Seit mehr als 18 Jahren rollt der Mini Cooper über die Straßen.
Preise ab 32.500 Euro – günstiger als der vergleichbare Benziner
Nicht nur der bereits beschriebene Fahrspaß macht den Kauf des Mini Cooper SE attraktiv. Die Basisversion kostet 32.500 Euro. Das klingt viel. Vergleicht man dies jedoch mit einem vergleichbar ausgestatteten Mini Cooper S mit Automatikgetriebe, kostet die Elektrovariante rund 1.200 Euro weniger. Erstaunlich. Abzüglich 4.380 Euro Umweltbonus, demnächst 6.570 Euro, dürfte die Entscheidung klar zugunsten des E-Mini fallen. Vorausgesetzt, man steht dem leisen Antrieb aufgeschlossen gegenüber und hat zu Hause die Voraussetzungen für die Montage einer Wallbox.
Ab März beim Händler
Konfigurier- und bestellbar ist der Elektro-Mini bereits. Die ersten Fahrzeuge stehen ab März beim Händler. Bleibt zu hoffen, dass BMW das Thema Lieferzeiten im Griff hat. Bei Hyundai und Kia warten E-Auto-Kunden teils bis zu einem Jahr. BMW sagt, die Produktion in Oxford sei für eine hohe Nachfrage präpariert. Mehr als 100.000 Interessensbekundungen hätten Autofahrer online hinterlegt. Wie viele davon letztlich bestellen, ist offen.
BMW legt mit dem elektrischen Mini einen ernsthaften Konkurrenten zum hauseigenen i3 vor. Dessen Verkäufe ziehen im letzten Drittel seines Zyklus noch einmal an. 140 Prozent zum Vorjahr betrug der Zuwachs Ende 2019. Gut möglich, dass der Mini Cooper SE ihn etwas bremst.
Technische Daten Mini Cooper SE
Modell | Mini Cooper SE |
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Motor | Elektro-Synchron |
Systemleistung | 184 PS (135 kW) |
Systemdrehmoment | 270 Newtonmeter |
Getriebe | 1-Gangangautomatik |
0-100 km/h | 7,3 s |
Geschwindigkeit | 150 km/h |
Stromverbrauch | 14,8 bis 16,8 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß | 0 g/km |
Batterieinhalt | 32,6 kWh brutto, 28,9 kWh netto |
Elektrische Reichweite (WLTP) | 235 bis 270 km |
Länge | 3.821 mm |
Breite | 1.727 mm |
Höhe | 1.432 mm |
Radstand | 2.495 mm |
Kofferraum | 211 bis 731 Liter |
Basispreis | 32.500 € |
Markstart | März 2020 |