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MG SUV EHS Frontansicht
Quelle: MG
Ein paar Zentimeter länger als der Tiguan und deutlich besser ausgestattet, kostet der MG ein gutes Drittel weniger als der Plug-in-Hybrid aus Wolfsburg

Groß wie ein Tiguan, aber günstiger als ein T-Roc. Dazu der Name einer britischen Traditionsmarke an einem SUV aus China: Dass die chinesischen Autohersteller Europa erobern wollen, hören wir Europäer seit vielen Jahren. Bisher ist allerdings noch nicht viel geworden aus Brilliance, Landwind, Quoros oder Chery. Einen neuen Versuch unternimmt schon eine Marke, die in Großbritannien nie ganz verschwunden war und die bereits in Benelux und Norwegen am Markt vertreten ist: MG ist wieder da. Allerdings baut die britische Traditionsmarke keine rustikalen Roadster, sondern gibt sich als zeitgemäße Volumenmarke mit modernen, elektrifizierten SUV-Modellen.

VW Tiguan
VW Tiguan
Der VW Tiguan

Laut Kraftfahrt-Bundesamt ist der VW Tiguan kein SUV. Das KBA sortiert ihn unter Geländewagen ein.

MG gehört ab 2005 der chinesischen Nanjing Automobile Group, die kurz darauf vom größeren Konzern SAIC geschluckt wird. Die Briten produzieren dessen Modelle noch bis 2016, seitdem laufen alle MG in China vom Band. Nun soll MG auch bei uns starten und kündigt das Debüt der ersten Modelle noch vor dem Sommer 2021 an. Dabei setzt MG auf den rein elektrischen ZSE sowie auf eine Plug-in-Version des EHS, der eine Nummer größer ist und rund 34.000 Euro kosten soll. Ein Kampfpreis für ein Hybrid-SUV in Tiguan-Größe?

MG EHS: Raumangebot und Karosserie

Auf den ersten Blick wirkt das 4,57 Meter lange SUV mit reichlich Platz für Kind und Kegel wie da erwartete China-Schnäppchen. Es ist ein paar Zentimeter länger als der Tiguan und deutlich besser ausgestattet, kostet dabei aber ein gutes Drittel weniger als der Plug-in-Hybrid aus Wolfsburg. Wo ist der Haken? Zumindest auf Anhieb ist er nicht zu finden, die Vorurteile fallen in sich zusammen.

MG SUV EHS Cockpit
Quelle: MG
Das Innenleben des MG EHS kann es mit jedem Europäer aufnehmen

Die chinesischen Autobauer haben aufgeholt. Der MG EHS ist weder ein peinlicher Design-Klon eines abgelegten Europa-Modells noch ein billiger Plastikhaufen, der nach Lack und Lösungsmitteln riecht. Im Gegenteil: Die Form ist schlicht, aber schick. Das Innenleben wirkt beinahe europäisch: Stramm gepolsterte Sitze mit hübschen Bezügen, reichlich Zierrat rund ums weitgehend digitale Cockpit, neutraler Geruch und vernünftige Verarbeitung – da merkt man, dass die MG-Mutter SAIC daheim im China längst weiß, wie man Autos baut. In einem Joint-Venture mit VW montiert SAIC auch VW-Modelle. Aktuell beispielsweise die Limousine Phideon auf Basis des Audi A6.

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Das inoffizielle Golf-SUV

Seit Ende 2017 rollt der VW T-Roc auf den Straßen. Ab dem Frühjahr 2020 übrigens auch als Cabrio-Ausführung.

MG EHS: Der Hybridmotor

Der Antrieb zeugt ebenfalls von hohem Aufwand und von den großen Ambitionen der Chinesen. Die Basis besorgt ein 1,5 Liter großer Turbo-Benziner mit 162 PS. Zur Seite steht ihm ein 122 PS starker Elektromotor, der seine Energie von einem Lithium-Ionen-Akku mit 16,6 kWh Kapazität bezieht. Die rein elektrische Reichweite beträgt bis zu 52 Kilometer. Ungewöhnlich: Den Verbrenner kombiniert SAIC mit einer Sechsgang-Automatik, während der Elektromotor über eine zweite Automatik mit vier Gängen schaltet. Macht zusammen zehn Übersetzungsstufen, von denen sich MG eine besonders feinfühlige Regelung verspricht. Dafür ist die Ladetechnik nur Mittelmaß: Lediglich ein 3,7 kW-Charger befindet sich an Bord. Der MG EHS benötigt so im besten Fall 4,5 Stunden Ladezeit.  

MG SUV EHS Heckansicht
Quelle: MG
Erst beim Fahren selbst verblasst der Glanz des MG ein wenig

Beim Fahren verblasst der vordergründige Glanz des MG ein wenig. Die Abstimmung geht noch in Ordnung, der EHS fährt deutlich sanfter als ein Tiguan, aber die Lenkung ist hinreichend richtungsweisend und die Bremsen haben genügend Biss. Doch im reinen Akku-Betrieb wird der MG für ein Elektrofahrzeug überraschend laut: Er surrt wie ein kleiner Cityscooter.

Sobald sich der Verbrenner zuschaltet, kommt einem der Kultfilm „Viel Lärm um nichts“ in den Sinn. Die Systemleistung von 258 PS und vereinten 370 Newtonmeter Drehmoment klingt gut, wirkt aber schlapp. Wer auf anregende Fahrdynamik hofft, wird vom MG enttäuscht. Selten haben sich 6,9 Sekunden auf Tempo 100 so langsam angefühlt. Die Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h wird den meisten Kunden wohl genügen, beeindruckt aber in dieser Klasse niemanden. Zumal man sich nach ein paar Kilometern mit Bleifuß gar nicht vorstellen möchte, wie viel Anlauf es braucht, bis dieses Tempo erreicht ist. Vielleicht brauchen die beiden Automatiken einfach zu lange, um ihre zehn Gänge zu sortieren?

Audi A6 C7 Limousine 2
Audi A6 C7 Limousine 2
Audi A6 C7 Limousine

Der A6 C7 ist eine typische, langstreckentaugliche Business-Limousine.

Ausstattung und Preise

Aber: Fahrspaß ist nicht wirklich ein Kaufkriterium für Spritspar-Autos. Erst recht nicht, wenn das sparsame Auto auch noch sehr günstig für seine Klasse sein soll. Darüber hinaus gerät der Fahrer so immerhin nur selten in die Gefahr, sich auf das üppige Assistenzpaket verlassen zu müssen, das MG dem EHS mitgibt. Sowohl der passive Schutz als auch der aktive Schutz sind auf dem Niveau, das Kunden von einem 34.000-Euro-Auto erwarten: Automatische Abstandsregelung, teilautonomes Fahren auf der Autobahn, Spurführungshilfe, Querverkehrswarner beim Rangieren oder 360 Grad-Kamera – da Elektronik billig ist im Reich der Mitte, kann MG all das problemlos zu diesem Preis anbieten.

Viel Auto fürs Geld also? Durchaus, und unter Hinzunahme der üppigen Förderungen für Plug-in-Hybride könnte das durchaus für eine gewissen Nachfrage sorge. Allerdings: Zittern müssen die deutschen Autobauer vor dem MG EHS eher nicht. Kommen die Chinesen diesmal wirklich? MG ist schon lange da, und will nun auch bei uns Geld verdienen. Schauen wir mal.

MG EHS – Technische Daten

Typ Kompaktklasse-SUV
Länge 4,57 Meter
Breite 1,88 Meter
Höhe 1,66 Meter
Radstand 2,72 Meter
Kofferraumvolumen 448 – 1.375 Liter
Antrieb Plug-in-Hybrid, Frontantrieb
1,5-Liter-Turbo-Benziner 119 kW/162 PS, maximales Drehmoment 250 Nm bei 1.700 – 4.300 U/min
E-Motor 90 kW/122 PS, 230 Nm bei 3.700 U/min,
Akku Lithium-Ionen-Batterie (16,6 kWh)
Getriebe Zehngang-Automatik
0-100 km/h 6,9 s
Vmax 190 km/h
Elektrische Reichweite 52 km
Normverbrauch 1,9 l/100 km
CO2 43 g/km
Preis ca. 34 000 Euro
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