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Mercedes W126 fahrend in Frontansicht
Quelle: Mercedes-Benz
Zeitlose Grandezza: Jahrelang war der Mercedes W126 Sinnbild für gesellschaftlichen Status. Als Bundeskanzler fuhr Helmut Kohl mehr als 500.000 Kilometer in dieser S-Klasse.

 „Das Beste oder nichts“ – so lautet seit jeher das Motto von Mercedes-Benz. Für die S-Klasse, das Spitzenmodell der Marke mit dem Stern, gilt dies ganz besonders. Der W126 ragt hier heraus. Die von 1979 bis 1991 gebaute Baureihe war mit mehr als 890.000 produzierten Exemplaren (Limousine und Coupé) nicht nur die erfolgreichste S-Klasse der Konzerngeschichte. Sie war seinerzeit auch praktisch ohne Konkurrenz.

Ein besonderer W126 für Helmut Kohl | Als Repräsentationsfahrzeug ohne Konkurrenz

Ob Oberbürgermeister, Vorstandschef oder Bundespräsident – wer vor 35 Jahren etwas auf sich hält, fährt Mercedes S-Klasse W126. Auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl lässt sich stets in einem ganz besonderen Exemplar der Baureihe chauffieren: einem gepanzerten 500 SEL, also der Langversion mit besonders viel Platz zum Ausstrecken. Offenbar findet Kohl die gediegene Ausstattung mit Velourssitzen und Wurzelholz sehr bequem, denn der Regierungschef hält seinem 126er lange die Treue. Erst nach über einer halben Million Kilometern soll der Politiker den Wagen ausgemustert haben.

Cathedral Classics - (eine Abteilung von Forces Car Sales GmbH iL)
Cathedral Classics - (eine Abteilung von Forces Car Sales GmbH iL)
Der Mercedes-Benz W126

Die Baureihe W126 ist die erfolgreichste S-Klasse in der Geschichte von Mercedes-Benz.

Die Bundeshauptstadt heißt Bonn, als 1979 die neue Mercedes S-Klasse auf den Markt kommt. Die Ölkrise zwingt auch bei der Entwicklung von Oberklasse-Fahrzeugen zu Energieeinsparungen. Einen Krösus wie den 450 SEL 6.9 der Vorgänger-Baureihe W116 (fast sieben Liter Hubraum, 20 Liter Durchschnittsverbrauch) gibt es beim W126 nicht mehr. Stattdessen ist der 5,0-V8-Topmotor (240 PS) nun aus Leichtmetall. Einstiegsaggregat ist ein 2,8-Liter-Vergaser (156 PS).

Auf Effizienz und Solidität getrimmt

Auch beim Chromschmuck wird im Vergleich zum barock wirkenden W116 eingespart. Der W126 wird durch den Windkanal geschickt, um die Aerodynamikwerte zu optimieren. Obwohl die Limousine auf Leichtbau und Windschnittigkeit getrimmt ist, gelingt den Designern unter Leitung von Bruno Sacco ein Fahrzeug, das staatstragend-voluminös und leichtfüßig zugleich erscheint.

So wie ein 300 SE in Schwarz-Metallic, den ein Händler aus dem westfälischen Unna für 13.900 Euro bei mobile.de anbietet. Die Limousine wurde im Frühjahr 1990 erstzugelassen, wirkt aber auch 30 Jahre später noch nicht wie ein altbackenes Auto.

Der Erstbesitzer gönnte sich seinerzeit eine üppige Sonderausstattung: Dazu gehört die teure Klimaautomatik, aber auch die feinen Veloursitze sowie Schiebedach, Sitzheizung, Tempomat und elektrische Fensterheber vorne wie hinten sind an Bord. Sogar eine Scheinwerferwischanlage ist dabei. Und eine Anhängerkupplung, man könnte mit diesem Fahrzeug also auch einen Wohnwagen ziehen.

Mercedes W126 fahrend in seitlicher Heckansicht
Quelle: Mercedes-Benz
Mit der Modellpflege kommen Kunststoff-Beplankungen an den Seiten („Sacco-Bretter“) und neue („Gullideckel“)-Alufelgen

Verlockend ist bei dem angebotenen 300 SE auch die recht geringe Laufleistung von knapp 185.000 Kilometern. Dazu kommt laut Händler der Originalzustand. Das HU-Siegel ist bis 2022 gültig. Interessenten sollten aber auch nach Reparaturbelegen fragen. Denn Wartungsstau kann bei einer Mercedes S-Klasse ins Geld gehen.

300 SE/SEL gilt als bester Sechszylinder

Der 300 SE gilt unter W126-Kennern als besonders empfehlenswert, weil er auf dem goldenen Mittelweg fährt. Der 3,0-Liter-Reihensechszylinder erfreut mit seidenweichem Lauf und ist mit seinen 180-KAT-PS (188 PS ohne Kat) kraftvoll genug, um die 1,6 Tonnen schwere Limousine zu bewegen. Dazu kommen vergleichsweise moderate Unterhaltskosten, der Spritverbrauch des Einspritzers ist mit gut elf Litern angemessen.

Fresdorf Automobile OHG
Fresdorf Automobile OHG
Der Mercedes W124

Der Mercedes W124 gehört unter den Mercedes-Liebhabern zu den letzten echten Benz.

Andere finden dagegen nur einen Achtzylinder beim W126 passend. In den ersten Modelljahren stehen zunächst der 380 SE/SEL mit 204/218 PS und der 500 SE/SEL mit 231/241 PS zur Auswahl.  Die Fahrleistungen sind für damalige Verhältnisse beeindruckend, der 500er rennt auf der Autobahn 225 km/h Spitze. Dafür sind die Aggregate mit bis zu 18 Litern Verbrauch durstig.

560 SE/SEL als Top-Modell

Mit der großen Modellpflege im Jahr 1985 wird die Motorenpalette modernisiert. Den alten 2,8-Liter-Vergaser ersetzt ein 2,6-Liter-Einspritzer mit 160 PS. Der 2,8-Liter-Einspritzer wird vom neu entwickelten 3,0-L-Aggregat im 300 SE verdrängt. Bei den V8-Motoren stehen nun der 420 und ein modifizierter 500 zur Auswahl. Neues Top-Modell ist der 560 SE/SEL mit bis zu 300 PS.

Den 560 gibt es auch als SEC. So wird die elegante Coupé-Ausführung (C126) genannt, die 1981 die Baureihe ergänzt und nur mit Achtzylindermotoren (zunächst 380 und 500) erhältlich ist. Die Bodengruppe ist beim Mercedes SEC um 85 Millimeter gekürzt. Wegen der fehlenden B-Säule und den versenkbaren hinteren Seitenfenster sind die Seitenlinien besonders ästhetisch. Dazu kommt vorne der SEC-Grill mit großem Stern in der Mitte.

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Quelle: Daimler
Aus Stuttgart in die Welt: Der W126 wurde in Sindelfingen produziert, ebenso in Malaysia und Südafrika

SEC-Coupé ist Saccos Meisterstück

Dieses piekfeine S-Klasse-Coupé wird heute oft als Bruno Saccos Meisterstück gefeiert, muss seinerzeit aber auch einiges an Schmähungen ertragen. Zweit- und Drittbesitzer wählen den SEC gerne als „Dienstwagen“ im Rotlichtmilieu, andere Coupés werden Opfer von Tuning-Exzessen mit Breitreifen und Tieferlegung bis hin zu Flügeltüren.

Das S-Klasse-Coupé ist im Grundpreis teurer als die Limousine sowie besser ausgestattet. Auch heute kostet ein SEC einen deutlichen Aufschlag. Für gute und vor allem im Originalzustand verbliebene Exemplare werden weit über 20.000 Euro verlangt. Als Limousine ist der W126 dagegen immer noch vergleichsweise preiswert – einen ordentlichen 280 oder 300 SE kann man auch für weniger als 10.000 Euro ergattern.

Der populäre 500 SE ist teurer, erst recht der 560er. Ein 560 SEL kann im Top-Zustand auch mal 40.000 Euro kosten. Auffällig günstige Exemplare für 15.000 Euro sind oft Reimporte aus Japan oder den USA.

Liebhaber verlangen Extras wie Klimaanlage oder Ledersitze

Generell steigert eine gute Ausstattung den Preis. W126-Liebhaber verzichten ungerne auf Leder- oder Velourssitze sowie Klimaanlage und Schiebedach. Buchhalter mit Kurbelfenstern und Stoffsitzen oder gar einem Schaltgetriebe stehen weniger hoch im Kurs. Dies sollte man auch mit Blick auf einen späteren Wiederverkauf beachten.

Mercedes W126 stehend in seitlicher Heckansicht
Quelle: Mercedes-Benz
Der 560 SEC: Das Coupé auf Basis der S-Klasse profitierte ebenso von aerodynamischen Verbesserungen und modernen Motoren

Trotz guter Rostvorsorge ab Werk ist der W126 nicht gegen Korrosion gefeit. Vor allem Wagenheberaufnahmen, Schweller und Türunterkanten sind dafür anfällig. Nachträglich angebrachter Radlaufchrom ist problematisch, weil er Rost verbirgt und zugleich fördert. Eine neuralgische Stelle ist auch der Heckscheibenrahmen, der oft durchgammelt. Ein Indiz ist Nässe im Kofferraum.

W126-Technik will gepflegt sein

Positiv ist die gute Ersatzteillage. Die meisten Komponenten für den W126 sind problemlos bei Mercedes-Benz erhältlich. Die Beseitigung von Reparaturstau kann kostspielig werden, wenngleich die Technik im Kern solide ist. Schon der Wechsel der Zylinderkopfdichtung bei den Sechszylindern ist teuer. Wenn beim V8 die Gleitschienen der Steuerkette brechen, geht das nächste Monatsgehalt für einen Austauschmotor drauf. Auch Karosseriearbeiten können das Budget schnell sprengen. Ein neuer Heckscheibenrahmen kostet 2.000 Euro und der Lackierer will auch noch bezahlt werden.

Mercedes-Benz Autohaus Herten GmbH 1
Mercedes-Benz Autohaus Herten GmbH 1
Luxus-Limousine

Die S-Klasse ist das Flaggschiff von Mercedes-Benz und weltweit die erfolgreichste Oberklasselimousine.

Dafür ist der W126 relativ schrauberfreundlich. Mit seinem 1991 eingeführten Nachfolger W140 ändert sich dies grundlegend, weil Mercedes damals die Elektronikvernetzung über CAN-Bus einführt. Im Alter kann dies zu vielseitigen und verheerenden Ausfällen von Steuergeräten und anderen Elementen führen.

Geschmackvoll, aber nicht protzig | Fazit

Im Vergleich zum W140, der mit seinen zwei Tonnen Leergewicht ziemlich aus der Form geraten wirkt, umgibt den W126 eine zeitlose Grandezza. Obwohl 80er-Jahre-typisch kantig, wirkt die Sacco-Sänfte bis heute geschliffen, ja filigran. Diese Linien machen den Auftritt des W126 geschmackvoll, aber nicht protzig. Es ist kein Zufall, dass gerade diese Mercedes S-Klasse zu den populärsten Klassikern in Deutschland zählt. 

Technische Daten Mercedes 300 SE (1985 bis 1991)

Motor Sechszylinder-Benziner
Hubraum 2.962 cm³
Leistung 180 PS (132 kW)
Drehmoment 255 Nm bei 4.400 U/min
GetriebeFünfgang-Schaltgetriebe
0-100 km/h9,3 s
Geschwindigkeit 205 km/h
Verbrauch ca. 10,5 l/100 km
Leergewicht 1.570 kg
Länge 5.002 mm
Breite 1.820 mm
Höhe 1.440 mm
Radstand 2.940 mm

Der Mercedes W126 in Bildern

Mercedes S-Klasse
Mercedes W126 in Seitenansicht
Mercedes W126 stehend in Seitenansicht
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Mercedes W126 fahrend in Frontansicht
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Mercedes W126 vorderer Innenraum mit Sicht auf Lenkrad
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Quelle: Daimler
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Probleme mit den Motoren mag man nicht gern haben: Wenn beim V8 die Gleitschienen der Steuerkette brechen, wird es teuer
Quelle: Mercedes-Benz
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Top-Modell ist der 560 SEC mit 5,6 Liter großem V8
Quelle: Mercedes-Benz
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Das SEC-Coupé ist von besonderer Eleganz
Quelle: Daimler
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Aus Stuttgart in die Welt: Der W126 wurde in Sindelfingen produziert, ebenso in Malaysia und Südafrika
Quelle: Mercedes-Benz
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Die Front trägt noch viel Chrom: Mercedes W126 S-Klasse
Quelle: daimler
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Der 560 SE ist das Topmodell: einen Zwölfzylinder bietet Mercedes erst im Nachfolger W140 an
Quelle: Daimler
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Gute Mercedes SEC kosten heute immer noch mehr als 20.000 Euro
Quelle: Daimler
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560 SE: Die S-Klasse mit 5,4-l-V8 leistete mit Katalysator bis 279 PS
Quelle: Daimler
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Kirschblüte und Kleider: Aus dem präsidialen Business-Gleiter ist heute ein gefragter Oldtimer geworden
Quelle: Mercedes-Benz
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Mit Komfortextras wie Klimaautomatik, Tempomat oder Reiserechner ließ sich die S-Klasse aufrüsten – gegen satten Aufpreis versteht sich
Quelle: Daimler
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Stromlinienförmig: Trotz ihrer klassischen Form weist die S-Klasse eine gute Aerodynamik auf
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