VW California Beach oder Mercedes Marco Polo Activity – Vergleich
Kompakte Camper versprechen Abenteuer und Alltag unter einem Blechdach. Zu Recht? Wir haben Mercedes Marco Polo Activity und VW California Beach verglichen.
Marco Polo hat Kalifornien nie gesehen. Der venezianische Kaufmann orientierte sich eher gen Osten. Egal: Es geht um Fernweh. Deshalb nennt Mercedes seinen Camper auf Basis der V-Klasse Marco Polo. VW tauft seinen Camper auf Basis des Bulli aus dem gleichen Grund California. Beide sind Klassiker im Camper-Segment. Beide wurden kürzlich geliftet. Beide gibt es inzwischen in abgespeckten Versionen für mehr Alltagsnutzen. Sie heißen Marco Polo Activity und California Beach.
Mercedes Marco Polo Activity und VW California Beach in Kürze
- Camper auf Kastenwagen-Basis der Fünf-Meter-Klasse
- Hochbett für zwei Personen, bis zu 7 Sitze, bis zu 5 Schlafplätze
- Ausschließlich mit Diesel-Motoren erhältlich
- Marco Polo Activity zu Preisen ab 42.990 Euro
- VW California Beach zu Preisen ab 48.800 Euro
Während die voll ausgebauten Camper Marco Polo und California Coast oder Ocean mit Küchenzeile und Hochschrank kommen, betrachten wir hier die abgespeckten Varianten Marco Polo Activity und California Beach: Die kommen ohne Möbel. Stattdessen gibt es mehr Laderaum und mehr Sitzplätze. Bei Mercedes sogar in zwei Varianten. Neben dem Activity bietet Mercedes den Marco Polo Horizon an. Er kommt ebenfalls ohne Küchenzeile, basiert jedoch auf der V-Klasse, also der Pkw-Version des Vito. Auf dem wiederum basiert der Activity.
Im VW T6 California werden Küche, Bett und Wohnzimmer einfach mitgenommen.
Das bedeutet vor allem: Der Activity ist deutlich günstiger als die anderen Versionen. Und auch deutlich günstiger als der einfachste VW California Beach. VW unterscheidet zwischen diesem, dem Coast und dem Ocean. Nur der Beach fährt ohne Möbelausbau vor. Ein Aufstelldach ist in jedem Fall an Bord. Darunter gibt es eine Liegefläche für zwei Personen, die sich für eine gute Stehhöhe hochklappen lässt.
Preise: Mercedes günstiger als Volkswagen
Der Preisvergleich zwischen Marco Polo Activity und VW California Beach gerät ein wenig unfair. Der Mercedes trägt ein deutlich schlichteres Cockpit als Modelle auf V-Klasse-Basis. Gröbere Materialien, abgespecktes Infotainment und eine nutzwertigere Anmutung bedeuten im Vergleich zum California weniger Flair. Vor allem als T6.1 hat der Bulli mit dem Facelift viel gewonnen.
Doch wenn es primär um Nutzwert und die Option auf Abenteuer geht, stört das nicht. Beim Preis schlägt der Marco Polo mit 42.990 Euro den California locker. Dann arbeitet ein 1,7-Liter-Diesel mit 102 PS und 270 Newtonmetern Drehmoment im Bug. Geschaltet wird manuell mit sechs Gängen.
Der Preis des günstigsten California mit 2,0-Liter-Diesel startet ab 48.800 Euro. Mit 110 PS ist er etwas leistungsstärker, doch er verfügt nur über 250 Nm und ein manuelles Fünfgang-Getriebe. Mehr Leistung (150 PS) und ein automatisches Getriebe (7-Gang-DSG) gibt es ab 54.670 Euro. Im Mercedes Marco Polo werden knapp 52.000 Euro für 136 PS und eine Neungang-Automatik fällig.
Beim California gilt es zu bedenken, dass die günstigste Version der California Beach Camper ist. Hier baut VW serienmäßig eine Mini-Küche ein. Das begrenzt die Möglichkeiten der Sitzkonfiguration, erweitert aber auch den Camping-Nutzen. Die „Miniküche“ besteht aus einem kleinen Schrank mit einflammigem Gaskocher, der links zwischen B- und C-Säule eingebaut wird. Die Schiebetür links entfällt damit als Option. Die mögliche Liegefläche wird schmaler. Die Mitnahme eines tragbaren Gaskochers kann also die bessere Lösung sein.
Das können Marco Polo Activity und California Beach als Camper
Marco Polo Activity und California Beach bleiben ihrem Wesen nach Großraum-Vans. Ihre Camping-Eignung ergibt sich aus dem Aufstelldach mit Bett. Und aus Sitzbänken, die sich zur Bettlandschaft umbauen lassen. Der VW ist mit gut 4,90 Metern etwas kürzer als der Mercedes mit 5,14 Metern. Für manche Fähren ein Faktor in puncto Ticket-Preis. Meist liegt die für einen höheren Tarif relevante Längenbegrenzung aber höher.
Das Prinzip ist bei beiden gleich: Mit eingeklapptem Dach bleibt die Höhe unter zwei Metern (Marco Polo: 1,98 m, California: 1,99 m), was die Zufahrt in fast alle Parkhäuser erlaubt. Für die meisten Fährtarife spielt die Höhe ebenfalls eine Rolle. Allerdings liegt die Höhenbegrenzung meist deutlich über zwei Metern. Wird die Dachschale im Stand ausgestellt, entsteht Stehhöhe. Das Bett lässt sich separat unter die Dachschale klappen.
In der Serienkonfiguration geschieht das manuell, optional elektrisch. Beim California gibt es serienmäßig zwei seitliche Fenster im Faltenbalg, ein drittes in der Front in Verbindung mit der elektrohydraulischen Variante. Mercedes bietet den Faltenbalg nur ohne Aussicht an, aber mit zwei Gazefenstern im Inneren.
Das Dachbett misst beim VW etwa zwei Meter in der Länge und ist rund 1,20 Meter breit. Man muss sich also mögen, will man zu zweit oben schlafen. Matratze und Tellerfedern gibt es serienmäßig. Genau wie im Marco Polo. Hier ist das Bett mit 2,05 Metern eine Spur länger, dafür schmaler. 1,13 Meter gibt Mercedes an, es geht also sehr kuschelig zu.
In der unteren Etage lassen sich in beiden Campern je nach Sitzkonfiguration fünf bis sieben Personen transportieren. Dazu sind zwei Schlafplätze möglich. Das Bett ist breiter als unter dem Dach, eine Schlafauflage lassen sich VW und Mercedes extra bezahlen. Die Vordersitze können sich serienmäßig drehen. Mercedes bietet für knapp 600 Euro einen klappbaren Tisch an, der sich im Innenraum verschieben lässt. Bei VW ist ein Campingtisch für innen und außen Serie. Er versteckt sich in der Schiebetür.
Motoren für die Campingreise
Volkswagen baut ausschließlich 2,0-Liter-Diesel in den California. Sie leisten 110 PS, 150 PS und 199 PS. Die Basis schaltet mit einem manuellen Fünfganggetriebe, die 150-PS-Variante wahlweise mit einem Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen. Der stärkste Diesel kommt immer mit 7-Gang-DSG. Die beiden größeren Modelle sind mit dem Allradantrieb 4Motion erhältlich.
Beim Mercedes steckt ein 1,7-Liter-Diesel mit 102 PS in der Basis 170 d. Der 200 d wird als Handschalter von dem 1,7-Liter-Motor mit 136 PS über die Vorderachse angetrieben. In den 200 d mit Neungang-Automatik (9G-Tronic) und Hinterradantrieb baut Mercedes den 2,0-Liter-Diesel, ebenfalls mit 136 PS. Dazu gibt es den Marco Polo 220 d mit 163 PS und den 250 d mit 190 PS, je mit 9G-Tronic. Die stärkste Ausbaustufe, den 2,0-Liter-Diesel mit 239 PS, gibt es im Marco Polo Activity nicht.
Alle Motoren eignen sich für die große Reise. Im California dürfte der 150 PS starke 2.0 TDI mit Frontantrieb den besten Kompromiss aus Kraft und Preis bedeuten. Beim Marco Polo, je nach Budget, die Variante mit 136 PS oder mit 163 PS. Beide werden über die Hinterräder angetrieben. Allradoptionen gibt es bei beiden Modellen. Echtes Gelände bleibt auch eher tabu, doch wer gern abseits befestigter Wege nach einem Campingplatz sucht, für den können 4Motion oder 4Matic ein Argument sein.
Familienautos sollten viel Platz bieten und Sicherheit für alle Insassen.
Fazit: Mercedes Marco Polo vs. VW California
Die Wahl zwischen Mercedes Marco Polo Activity und VW California Beach fällt nicht leicht. Die Nutzfahrzeug-Basis des Mercedes zeigt sich im Cockpit, aber nicht bei der Funktionalität. Das Fahrverhalten lässt sich per optionaler Luftfederung auf V-Klasse-Standard heben. Beim Infotainment muss man auf die modernste Ausbaustufe MBUX mit allerlei Online-Funktionen verzichten.
Der California Beach fährt alles auf, was der T6.1 seit dem Facelift bietet. Modernes Infotainment, eine wohnliche Einrichtung und gute Fahreigenschaften. Allerdings zu einem deutlich höheren Preis. Vor allem, wer sich für den California Beach Tour für mindestens 50.753 Euro entscheidet und nicht für den Beach Camper mit kleinem Küchenblock, zahlt deutlich mehr.
Der Marco Polo Activity ab 42.990 Euro fällt im Vergleich unschlagbar günstig aus. Diesen Preisvorteil holt der VW “Cali” mit seinem Infotainment oder den etwas größeren und bequemeren Betten im Basement nicht auf. Für den Kompromiss aus Abenteuer und Familien- oder Transportalltag gewinnt also der Marco Polo Activity unseren Vergleich.
Mercedes Marco Polo und VW California: Technische Daten
Modell | Mercedes Marco Polo Activity 200 d (9G-Tronic) | VW California Beach Tour 2.0 TDI (150 PS, 7-Gang-DSG) |
---|---|---|
Motor | 2,0-l-Vierzylinder-Diesel | 2,0-l-Vierzylinder-Diesel |
Leistung | 136 PS (100 kW) b. 4.200 U/min | 150 PS (110 kW) b. 3.250-3.750 U/min |
Drehmoment | 330 Nm b. 1.100-2.400 U/min | 340 Nm b. 1.500-3.000 U/min |
Antrieb | 9-Gang-Automatik, Hinterräder | 7-Gang-DSG, Frontantrieb |
Verbrauch | 6,0 l/100 km | 6,9-6,5 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 157 g/km | 181-171 g/km |
0-100 km/h | 13,7 s | 14,3 s |
Geschwindigkeit | 180 km/h | 182 km/h |
Kofferraumvolumen | 830 l | n. a. |
Länge | 5.140 mm | 4.904 mm |
Breite | 1.928 mm | 1.904 mm |
Höhe | 1.980 mm | 1.990 mm |
Radstand | 3.200 mm | 3.000 mm |
Leergewicht | 2.197 kg | 2.304 kg |
Anhängelast | 2.500 kg | 2.500 kg |
Preis | ab 51.900 Euro | ab 56.626 Euro |