Mercedes GLS 600 Maybach und AMG 63 (2020): Alle Infos
Zwei Seiten einer Medaille: Mercedes-Maybach und Mercedes-AMG zeigen ihre Versionen des GLS. Lies hier, was die dicksten Luxus-SUVs draufhaben – außer Pfunde.
Ganz oben wird die Luft dünn – und die Autos werden dicker. BMW X7, Audi Q7 und Mercedes GLS markieren für die deutschen Hersteller das obere Ende automobilen Wachstums. Im Grunde sind sie für europäische Straßen schon zu groß. Aber es gibt Märkte, die große Autos schätzen: die USA, China oder die Golfregion.
Vermutlich wird man diese beiden Dicksten der Dicken von Daimler dort am ehesten sehen, und kaum übersehen können. Mercedes-AMG und Mercedes-Maybach haben sich zeitgleich des großen SUVs GLS angenommen und ihm ihre jeweils ganz eigene Krone aufgesetzt. Sportlich bei AMG, luxuriös bei Maybach. Was die beiden Blechburgen können, liest Du hier.
Mercedes-Maybach GLS 600 4Matic: Trittbrettfahrer
Der Duden beschreibt Luxus unter anderem als „nicht notwendigen, nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand“. Und was könnte unnötiger sein als ein beleuchtetes Trittbrett, das beim Öffnen der Türen elektrisch ausfährt? Vielleicht die Beduftung des Innenraums mit floralen Aromen der weißen Osmanthusblüte, einer zarten Ledernote und würzigem Tee. Der Maybach-GLS hat all das und noch mehr.
Raum für vier bis fünf Personen
Da gedrängtes Raumgefühl mit Luxus sicher nicht vereinbar ist, liefert Daimler den GLS 600 ausschließlich mit zwei Sitzreihen aus. Wahlweise kommen zwei oder drei Herrschaften in Reihe zwei unter. Sie profitieren vom (Standard-)Radstand von rund 3,14 Metern und einer um 12 Zentimeter nach hinten versetzten Rückbank. Die beiden äußeren Plätze sind mit ausfahrbaren Beinauflagen versehen und elektrisch in Liegesitze zu verwandeln. Sie massieren und belüften die Passagiere serienmäßig.
Mit optionaler Mittelkonsole in viersitziger Konfiguration wird der Maybach-Fond zur Lounge oder zum Büro. Ausfahrbare Tische, ein Kühlschrank mit Platz für Schampus-Flaschen und passende silberne Kelche müssen allerdings extra bezahlt werden.
Weltliche Einflüsse bleiben dem Innenraum weitgehend fern. So ist der Gepäckraum, anders als beim Standard-GLS, unter einer feststehenden Abtrennung verborgen. Der entstehende Raum darüber wird zur Hutablage, darunter nehmen 525 Liter Taschen und Koffer auf. Oder, wie Mercedes anmerkt: vier große Golftaschen.
Für Licht sorgt das serienmäßige Panoramadach, fürs haptische Wohlbefinden schlägt Mercedes den Innenraum mit reichlich Leder aus. Auf Wunsch auch mit noch mehr Kuhhäuten, wenn man das designo-Paket mit Lederkissen für die Wadenstützen und zusätzlichen Beilegekissen wählt.
Bescheidenheit beim Antrieb, Luft fürs Faahrwerk
Bislang war die Zahl 600 bei Mercedes Motoren mit zwölf Zylindern vorbehalten, doch damit ist jetzt Schluss. Der GLS 600 Maybach begnügt sich überraschend mit dem Allzweck-V8, den wir aus vielen anderen Modellen kennen. Allerdings sei er speziell für Maybach angepasst worden. Er leistet 558 PS (410 kW) und kommt auf 730 Newtonmeter Drehmoment. Ein integrierter Startergenerator (ISG) mit 48-Volt-Technik liefert kurzfristig weitere 16 kW (22 PS) und 250 Nm Drehmoment. Für die Kraftübertragung an alle vier Räder ist die Neungang-Automatik 9G-Tronic zuständig.
Der ISG speist beim Verzögern Energie zurück in eine Batterie, stellt den Motor aus, wenn er beim „Segeln“ oder im Stand nicht gebraucht wird, und wirft ihn diskret wieder an. Außerdem werden vier der acht Zylinder in niedrigen Lastbereichen stillgelegt, um Sprit zu sparen. Der Verbrauch soll so deutlich sinken. Zwischen 11,7 und 12 Liter stehen trotzdem im Datenblatt. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h soll der Mercedes-Maybach GLS 600 4,9 Sekunden benötigen, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h elektronisch begrenzt.
Erstmalig gibt es im Rahmen der Fahrmodus-Auswahl ein spezielles Maybach-Programm. Es hilft dem Chauffeur, besonders weich und geschmeidig anzufahren, indem es die Schaltvorgänge reduziert und die Übergänge zwischen den Gängen verschleift. Außerdem deaktiviert es die Start-Stopp-Funktion.
Der Maybach-Modus beeinflusst auch das Luftfahrwerk, das am 48-Volt-Bordnetz hängt. Aktiver Wankausgleich, automatische Niveauregulierung und eine „Curve“-Funktion, die bei schnellen Kurven die auf Insassen wirkenden G-Kräfte verringert, sind Standard. Speziell im Maybach-Programm minimiert das System die Aufbaubewegungen genau an den Executive-Sitzen in Reihe zwei. Comfort berücksichtigt auch die Insassen in Reihe eins.
Einen Preis für den Mercedes-Maybach GLS 600 4Matic nennt Daimler noch nicht. Er dürfte nah an die 200.000 Euro heranreichen. Auf den Markt kommt das Luxus-SUV in der zweiten Hälfte des Jahres 2020.
Mercedes-Maybach GLS 600: Technische Daten
- Motor: 4,0-Liter-V8-Biturbo mit integriertem Startergenerator
- Leistung: 558 PS (410 kW) b. 6.000-6.500 U/min plus 16 kW (22 PS) durch EQ Boost
- Drehmoment: 730 Nm b. 2.500-5.000 U/min plus 250 Nm durch EQ Boost
- Antrieb: 9-Gang-Automatik, Allrad
- 0-100 km/h: 4,9 s
- Geschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 12,0-11,7 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 273-266 g/km
- Länge: 5.205 mm
- Breite: 2.030 mm
- Höhe: 1.838 mm
- Radstand: 3.135 mm
Mercedes-AMG GLS 63 4Matic+ (2020): Sport für bis zu 7 Personen
Um nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand geht es auch beim GLS von Mercedes-AMG. Konkret: um Leistung im Überfluss. Die 63er von AMG markieren aktuell die sportliche Spitze jeder Baureihe von Mercedes, für gewöhnlich als S-Version. Im Fall des SUVs GLS fehlt der Buchstabe S. Der Antrieb liegt trotzdem auf höchstem Niveau. Wo der Maybach-GLS das Chauffeurs-SUV ist, ist der AMG-GLS für die Fahrer gedacht.
Mit 612 PS plus EQ Boost
Mercedes-AMG nutzt im GLS den gleichen Rumpfmotor wie Mercedes-Maybach, aber mit mehr Leistung. 612 PS mobilisiert der Biturbo-V8 zwischen 5.750 und 6.500 Umdrehungen. Dazu kommen kurzzeitig 250 Newtonmeter und 16 kW (22 PS) vom Startergenerator (EQ Boost). Insgesamt stehen 850 Newtonmeter Systemdrehmoment parat. Tempo 100 erreicht der GLS 63 nach 4,2 Sekunden, serienmäßig endet der Vortrieb bei 250 km/h. Mit AMG Driver’s Package erhöht Mercedes die Top Speed auf 280 km/h.
Für die Verteilung an die Räder ist die von AMG bekannte Version der Mercedes-Automatik mit neun Gängen zuständig. Das AMG Speedshift TCT 9G soll besonders schnell die Gänge wechseln und schaltet bei Bedarf mehrere Gänge auf einmal zurück.
Allrad und Luftfahrwerk für Dynamik
Wie der Maybach steht auch der Mercedes-AMG GLS 63 auf einer Luftfederung. Hier wird das AMG-Ride-Control-Fahrwerk jedoch auf Agilität optimiert, nicht auf Sanftheit. Die Spreizung zwischen dem Comfort- und dem Sport-Plus-Modus soll jedoch groß genug sein, um Alltag wie Dynamik abzudecken. In den Modi Sport und Sport-Plus senkt sich der Aufbau um 10 Millimeter, in Comfort geschieht dies ab Tempo 120. Wahlweise geht es auch um 55 Millimeter nach oben. Die aktive Wankstabilisierung auf Basis des 48-Volt-Bordnetzes ist ebenfalls dabei.
Der Allradantrieb 4matic+ reagiert variabel auf die jeweilige Fahrsituation und verteilt die Kraft zwischen den beiden Achsen. Bis zu 100 Prozent des Moments können an den Hinterrädern landen, vorne werden es im Höchstfall 50 Prozent. Ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse sorgt dafür, dass stets das Rad mit dem meisten Grip die größte Kraft auf die Straße bringen kann.
Im Innenraum nah am Standard-GLS
Innen ändert AMG deutlich weniger am GLS als Maybach. Wahlweise baut Mercedes eine dritte Sitzreihe mit zwei Plätzen ein, serienmäßig passen fünf Leute bequem ins Auto. Optional gibt es auch hier eine Sitzanlage mit zwei Einzelsitzen in Reihe zwei.
Leder am Armaturenbrett kommt nicht serienmäßig, sondern nur die Nachbildung Artico. Die Sitze jedoch werden mit Nappaleder bezogen, dazu verteilt AMG wie üblich einige Schriftzüge im Auto, es gibt spezielle AMG-Lenkräder in verschiedenen Ausführungen und das Infotainmentsystem MBUX mit digitalem Instrumententräger zeigt die Version „Supersport“, wenn man will.
Der Mercedes-AMG GLS 63 4Matic präsentiert sich auf der Los Angeles Auto Show erstmals der Öffentlichkeit. Auf den Markt kommt er 2020. Preise nennt Mercedes noch nicht. Der Vorgänger startete im Sommer 2017 bei knapp 135.500 Euro. Dieser Preis wird steigen. Wir rechnen damit, dass der neue Mercedes-AMG GLS 63 rund 10.000 Euro teurer gerät. Weniger als 150.000 Euro sollten es in jedem Fall sein.
Mercedes-AMG GLS 63 4Matic+ (2020): Technische Daten
- Motor: 4,0-Liter-V8-Biturbo mit integriertem Startergenerator
- Leistung: 612 PS (450 kW) b. 5.750-6.500 U/min plus 16 kW (22 PS) durch EQ Boost
- Drehmoment: 850 Nm b. 2.500-4.500 U/min
- Antrieb: 9-Gang-Automatik, Allrad
- 0-100 km/h: 4,2 s
- Geschwindigkeit: 250 km/h (280 km/h mit Driver’s Package)
- Verbrauch: 11,9 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 273 g/km