Mercedes GLE 2020 Plug-in-Hybrid im Test
Diesel, Elektromotor, Riesenakku, schnelles Laden: Mercedes betreibt beim GLE Plug-in-Hybrid viel Aufwand für wenig Verbrauch. Ob der sich lohnt, liest Du im Test.
- Mercedes GLE 2020: Kofferraumvolumen mit Abstrichen | Kofferraumvolumen, Platzangebot, Karosserie
- Modern, trotzdem gediegen: Mercedes GLE Innenraum | Innenraum, Materialqualität, Verarbeitung
- Mercedes GLE 2020 im Test: MBUX mit Spracherkennung | Infotainment, Radio, Bedienung
- Viele Assistenten im Mercedes GLE 2020 | Assistenzsysteme und Sicherheit
- So sparsam ist der Mercedes GLE Plug-in-Hybrid | Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
- Der Mercedes GLE federt mit Luft nicht sehr harmonisch | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Mercedes GLE 350 de: Preise und Ausstattung | Ausstattung, Preise, Kosten
- Mercedes GLE 350 de 4Matic Fazit: Die Plug-in-Diesel-Kombination funktioniert
- Mercedes GLE 350 de 4Matic: Technische Daten
Man kann es nicht oft genug betonen: Es gibt kaum vernünftige Gründe für dicke SUVs wie den Mercedes GLE. Auch nicht, wenn sie als Plug-in-Hybrid fahren wie der Mercedes GLE 350 de 4Matic. Im Modelljahr 2020 verfügt er über 320 PS Systemleistung, die Akku-Kapazität hat kürzlich noch ausgereicht, um vollwertige reine Elektroautos anzutreiben. Fast fünf Meter Länge, 1,80 Meter Höhe und zwei Meter Breite sind mehr Auto, als die meisten je brauchen. Trotzdem: SUVs sind beleibt, Verzeihung, beliebt. In der oberen Mittelklasse vor allem, wenn sie von den sogenannten Premiumherstellern stammen.
- SUV der oberen Mittelklasse, seit 2018 in 4. Generation
- Fast fünf Meter Länge, viel Platz hinten und im Kofferraum
- Motoren von 245 PS bis 612 PS (AMG GLE 63 S)
- Luftfahrwerk, moderne Assistenten, MBUX-Infotainment
- Plug-in-Hybrid GLE 350 de mit 100 km Elektro-Reichweite
Auf dem Papier verbraucht der Mercedes GLE 350 de zwar fast nichts (1,1 bis 1,3 l/100 km), doch das Wort „effizient“ beschreibt ein fast 2,7 Tonnen schweres, mannshohes und zwei Meter breites SUV nie erschöpfend. Anders gesagt: Ein leichteres, flacheres, schmaleres Auto wäre mit dem gleichen Antrieb deutlich sparsamer. Doch immerhin sollte der große Akku im Alltag für viel elektrische Fahrt gut sein, der Diesel auf längeren Strecken seine Verbrauchsvorteile im Vergleich zum Benziner ausspielen. Wir haben den Mercedes GLE 350 de 4Matic (2020) zwei Wochen durch den Alltag bewegt.
Die aktuelle Generation des GLE von Mercedes-Benz: Großes SUV mit Stern.
Mercedes GLE 2020: Kofferraumvolumen mit Abstrichen | Kofferraumvolumen, Platzangebot, Karosserie
Bei solchen Maßen herrscht kein Platzmangel im Mercedes GLE. Im Vergleich zu Modellen ohne den großen Akku unter dem Kofferraumboden verliert man jedoch 140 Liter Kofferraumvolumen. Ein „Geheimfach“ fehlt folglich, der großflächige Laderaum fasst aber gut nutzbare 490 Liter. Bei umgelegter Rückbank werden stattliche 1.915 Liter daraus (sonst: 2.055 Liter). Das sollte reichen. Gut zu beladen ist das Abteil ebenfalls, die Ladekante lässt sich dank des Luftfahrwerks absenken.
Wirklich großzügig sitzen Passagiere auf der Rückbank. Die Beine lassen sich bequem ausstrecken, Sitzriesen stoßen nicht an die Decke. Die Füße stehen gefühlt etwas hoch. Vorne gibt es ebenfalls viel Raum. Warum es nicht gelingt, ein Smartphone-Fach zu integrieren, aus dem man das Handy auch ohne akrobatische Verrenkung rausnehmen kann, leuchtet nicht ein.
Modern, trotzdem gediegen: Mercedes GLE Innenraum | Innenraum, Materialqualität, Verarbeitung
Hübsch sieht es aus im Mercedes-GLE-SUV. Das Widescreen-Display thront wie auf einer Bühne vor dem Fahrer, die vier mittig platzierten Lüftungsdüsen fügen sich fein ins matt bearbeitete Holzdekor. Reichlich Leder und Kunstleder vermitteln einen gediegenen Eindruck. Plüschig wirkt das Interieur trotzdem nicht, die Kombination mit dem großen Display und seinen schicken Grafiken wirkt insgesamt modern.
Das helle Leder gefällt uns optisch prima, auf dem Fahrersitz zeigt es jedoch schon deutliche Altersspuren und leichte Verfärbungen. Ansonsten wirkt der Mercedes GLE solide zusammengebaut, Knöpfe und Schalter fühlen sich hochwertig an.
Mercedes GLE 2020 im Test: MBUX mit Spracherkennung | Infotainment, Radio, Bedienung
Das Infotainment ist nicht ganz unkompliziert, bietet allerdings auch eine Fülle an Funktionen. Im GLE steckt das moderne MBUX, das viele natürliche Sprachbefehle versteht und diverse Funktionen steuert. Wir nutzen die Sprachbefehle vor allem für die Navi-Eingabe und zunehmend für die Wahl der Radiosender. Das funktioniert fast immer zuverlässig. Hat man sich eingewöhnt, findet man sich mittlerweile auch gut zurecht im MBUX. Die Informationsfülle ergibt gerade im Plug-in-Hybrid Sinn, weil man sich hier gerne Energieflüsse oder Diesel- und Stromverbrauch anschaut.
Ansonsten darf man auf dem Bildschirm touchen oder per Touchpad auf dem Mitteltunnel durch die Optionen navigieren. Alternativ übers Multifunktionslenkrad, das zwei berührungsempfindliche Knöpfe beherbergt. Der rechte steuert, was auf dem Infotainment-Bildschirm passiert, der linke den digitalen Instrumententräger. Sowohl Touchbuttons als auch Touchpad erfordern jedoch mehr Fingerspitzengefühl als der klassische Dreh-Drück-Steller von früher.
Viele Assistenten im Mercedes GLE 2020 | Assistenzsysteme und Sicherheit
Unser Mercedes GLE im Test fährt wie bei Daimler üblich mit dem großen Assistenzpaket. Also hält er die Spur, den Abstand, die Geschwindigkeit, kann per Blinkertip die Spur wechseln und vieles mehr. Er erkennt auch Zebrastreifen und blendet einen Warnhinweis ins Head-up-Display, wenn ihn Fußgänger überqueren wollen. All das funktioniert im Konkurrenzvergleich sehr gut. Den ein oder anderen Patzer erlaubt sich der getestete GLE jedoch: So ignoriert er wiederholt 30er-Schilder und braucht gelegentlich länger als gewohnt, bis der Lenkassistent die Spur erkennt. Das kann Mercedes eigentlich besser.
So sparsam ist der Mercedes GLE Plug-in-Hybrid | Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
Mercedes ist derzeit der einzige Hersteller, der beim Plug-in-Hybrid den ganz teuren Weg geht. Im Mercedes GLE 350 de 4Matic kombinieren die Stuttgarter die kostspielige Diesel-Technik mit der umfangreichen Elektrotechnik, dimensionieren den Akku besonders großzügig und installieren einen leistungsstarken Onboard-Lader. Der Akku fasst mehr als 31 kWh Energie brutto, nutzbar sind 27 kWh. So viel hatte der BMW i3 bis Herbst 2018 auch – als reines Elektroauto.
Die rein elektrische Norm-Reichweite des Mercedes GLE 2020 liegt entsprechend bei mehr als 100 Kilometern. In der Praxis kommen wir im Alltagsbetrieb immerhin 95 Kilometer weit. Das entspannt ungemein, weil man nicht jeden Abend nach einer freien Ladesäule suchen muss. Je nach Fahrprofil natürlich. Um den großen Akku trotzdem schnell voll zu kriegen, kann der Plug-in-GLE mit bis zu 50 kW an Gleichstrom laden – da reicht ein kurzer Einkauf und die halbvolle Batterie ist wieder proppevoll. Ein bestimmter Discounter, der offensiv Ladesäulen an seinen Filialen aufstellt, sieht uns während des Tests regelmäßig. Dadurch sind wir von 340 Kilometern immerhin 234 Kilometer ohne Verbrenner unterwegs. Was im Schnitt 3,5 Litern Diesel-Verbrauch entspricht.
Doch selbst der größte Akku hält nicht ewig. Ist der Mercedes GLE leer gefahren, lässt er sich dank Diesel-Technik immer noch vergleichsweise sparsam bewegen. 7,2 Liter verbraucht er auf unserer Pendelstrecke mit viel Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn, davon ein Stück unbeschränkt. Das geht für einen Blechberg in Ordnung. Man darf nur nicht darüber nachdenken, wie viel sparsamer ein schnittiger und deutlich leichterer Kombi wäre. Der GLE wiegt 2,7 Tonnen.
Der Antriebsstrang ist allerdings nicht ganz ohne Nachteile. Insgesamt funktioniert der Übergang zwischen Elektro- und Verbrenner-Antrieb zwar harmonisch und unauffällig. Doch der Diesel kann sich nicht komplett verstecken. Zuweilen zerreißt er gut hörbar und etwas rau die Elektro-Stille.
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Der Mercedes GLE federt mit Luft nicht sehr harmonisch | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Leider zeigt der Mercedes GLE auch beim Fahrverhalten klar die Grenzen des Konzepts „SUV“ auf. Trotz des optionalen AIRMATIC-Pakets für gut 2.000 Euro, also der Luftfederung, federt der GLE nicht besonders luftig. Er schwingt zwar Mercedes-typisch lange weich nach, kombiniert das aber mit recht harschem Abrollkomfort und vielen kleinen Nick- und Kippbewegungen. Dadurch wirkt er erstaunlicherweise zu weich und zu hart gleichzeitig. Wir haben das hohe Gewicht und die großen 21-Zoll-Räder in Verdacht. Das ändert jedoch nichts daran, dass das Plug-in-SUV unausgewogen wirkt.
Sportlich will man die 2,7 Tonnen üblicherweise nicht durch die Kurven wuchten, sodass die relativ geringen Handkräfte der Lenkung ganz angenehm sind. Das schwammige Bremsgefühl stört schon eher. Wir verzeihen es, weil Sport wie erwähnt eh nicht die Sache großer SUVs sein sollte. Und weil es eine technische Entschuldigung gibt. Der Mercedes GLE darf nicht nur bremsen, er soll so viel wie möglich rekuperieren, also Energie zurückgewinnen und für die elektrische Fahrt im Akku speichern. Das geht nicht über die Reibbremse und kompromittiert das Bremsgefühl zwangsläufig. Andere PHEVs kämpfen mit dem gleichen Problem, sie lösen es zum Teil allerdings besser.
Mercedes GLE 350 de: Preise und Ausstattung | Ausstattung, Preise, Kosten
Mercedes verlangt mindestens 75.565 Euro für den GLE 350 de 4Matic. Viel Geld – aber weniger, als die Stuttgarter für den ähnlich starken Diesel GLE 400 d 4Matic aufrufen (76.100 Euro). Der von den Fahrleistungen her vergleichbare GLE 350 d 4Matic liegt mit 69.500 Euro allerdings deutlich unter dem Plug-in-Hybrid.
Zumindest Dienstwagen-Fahrer wird das wenig kümmern. Sie dürfen, genau wie Privatkäufer, die Elektroprämie in Höhe von 3.750 Euro abziehen. Zusätzlich gilt für sie die bevorzugte Besteuerung für privat genutzte Dienstwagen in Höhe von 0,5 Prozent statt des einen Prozents für Autos, die keinen Stecker haben. Ob das vernünftig ist, darf man bezweifeln. Wer selten lädt und oft weite Strecken zurücklegt, fährt mit dem GLE 350 d vermutlich sparsamer. Aber so sind nun mal die Regeln.
Und zum Schnäppchen wird so ein GLE ohnehin nie. Mit ein bisschen Ausstattung klettert der Preis zügig. Das Fahrassistenz-Paket sollte rein, denn es macht das SUV erst zu einem modernen Mercedes. Die Luftfederung kann zwar nicht vollends überzeugen, ohne dürfte der GLE jedoch nicht komfortabler fahren, fürchten wir. Das schnelle Ladegerät für Gleichstrom empfiehlt sich auf jeden Fall, schönes Leder, komfortablere Sitze und weitere Kleinigkeiten summieren sich. Der Mercedes GLE im Test landet so bei fast 103.000 Euro. Das muss zwar nicht sein, schon der Verzicht auf die 21-Zoll-Alufelgen am Testwagen bringt uns nah an die 100.000-Euro-Grenze, doch prinzipiell bleibt der GLE 350 de 4Matic teuer.
Mercedes GLE 350 de 4Matic Fazit: Die Plug-in-Diesel-Kombination funktioniert
So viel Technik wie hier bekommt man selten. Diesel (mit aufwendiger Abgasreinigung), Elektromotor und Riesenakku kosten allerdings. Schön ist, dass das Gesamtpaket gut funktioniert. Man muss in diesem Auto deutlich seltener laden als in anderen PHEVs und kann trotzdem viel elektrisch unterwegs sein. Ist der Akku mal leer oder hat man lange Strecken zu bewältigen, hält der Diesel den Verbrauch trotzdem einigermaßen niedrig.
Dass er dennoch zu hoch ist, ist dem Konzept SUV geschuldet. Deshalb bekommt der Mercedes GLE auch keine uneingeschränkte Empfehlung von uns. aber ein Mercedes E 300 de verbraucht weniger Strom, weniger Diesel und kann ebenfalls viel einladen. Wenn es also unbedingt ein großes SUV mit Plug-in-Hybrid sein soll – dann gibt es aus unserer Sicht derzeit kein „vernünftigeres" Modell auf dem Markt.
Mercedes GLE 350 de 4Matic: Technische Daten
Modell | Mercedes GLE 350 de 4Matic |
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Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel und Elektromotor |
Leistung Verbrenner | 194 PS (143 kW) b. 3.800 U/min |
Drehmoment Verbrenner | 400 Nm b. 1.600-2.800 U/min |
Leistung E-Motor | 100 kW (136 PS) |
Drehmoment E-Motor | 440 Nm |
Systemleistung | 235 kW (320 PS) |
Systemdrehmoment | 700 Nm |
Antrieb | Neungang-Automatik, Allrad |
0-100 km/h | 6,8 s |
Geschwindigkeit | 210 km/h |
Geschw. elektr. | 140 km/h |
Verbrauch | 1,3-1,1 l/100 km |
Testverbrauch | 3,5 l/100 km |
Verbrauch, leerer Akku | 7,2 l/100 km |
Energieverbrauch | 28,7-25,4 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß | 34-29 g/km |
Akkukapazität | 27 kWh netto (31,2 kWh brutto) |
Elektrische Reichweite (NEFZ) | 100-106 km |
Elektrische Reichweite (WLTP) | 90-99 km |
Elektrische Reichweite Praxis | ca. 95 km |
Länge | 4.924 mm |
Breite | 2.022 mm |
Höhe | 1.797 mm |
Radstand | 2.995 mm |
Kofferraumvolumen | 490-1.915 l |
Gewicht | 2.655 kg |
Anhängelast | 2.700 kg |
Preis Basismodell | 65.807 Euro |
Basispreis getestete Variante | 75.565 Euro |
Preis des Testwagens | 102.720 Euro |
Der Mercedes-Benz GLE 350 de in Bildern
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