BMW X5 gegen Mercedes GLE: Was können die Plug-in-Hybride?
Mit großem Akku und E-Maschine sollen dicke SUVs von BMW und Mercedes sparsam werden. Was BMW X5 xDrive45e und Mercedes GLE 350 de 4Matic können, liest Du hier.
- Diesel oder Benzin: Zwei Autos, zwei Konzepte
- Die Antriebe im Vergleich: Technik und Fahrverhalten
- Reichweite und Ladetechnik: Der Mercedes GLE klotzt
- Platzangebot: Der Akku schränkt ein
- Mercedes GLE 350 de 4Matic und BMW X5 xDrive45e: Preise, Fazit
- BMW X5 xDrive45e vs. Mercedes GLE 350 de: Technische Daten
SUVs der oberen Mittelklasse lässt sich einiges nachsagen. Sparsamkeit gehört nicht dazu. Gewichte von deutlich mehr als zwei Tonnen, riesige Stirnflächen, üppige Reifendimensionen, Allradantrieb und der Wunsch nach Zugkraft stehen der Effizienz grundsätzlich entgegen. Was dem Verbrauch hilft, ist elektrische Unterstützung. Plug-in-Hybride können ihn deutlich senken. Vorausgesetzt, das Fahrprofil stimmt und der Akku wird möglichst oft geladen.
Mercedes und BMW bieten ihre dicken SUVs seit 2019 als Plug-in-Hybride (PHEVs) an. Beide entscheiden sich für große Akkus mit entsprechend hohen Reichweiten. Ihre Konzepte gehen aber vor allem beim Verbrenner auseinander. Was Mercedes GLE 350 de 4Matic und BMW X5 xDrive45e trennt und verbindet, was die großen PHEV-SUVs können und wie sie fahren, liest Du hier.
Die aktuelle Generation des GLE von Mercedes-Benz: Großes SUV mit Stern.
Diesel oder Benzin: Zwei Autos, zwei Konzepte
Mercedes ist aktuell der einzige Hersteller, der an der Kombination aus Diesel und Elektromotor festhält. Peugeot und Volvo, die zwischenzeitlich ebenfalls Hybride mit Diesel-Motor anboten, haben diese Antriebe aus dem Programm genommen. Die teure Diesel-Technik mit der teuren Elektro-Technik zu kombinieren, treibt den Preis und reduziert die Marge. Mercedes ist offenbar der Auffassung, dass noch genug übrig bleibt.
Die Idee ergibt Sinn. Elektrisch bewältigt man Kurzstrecken lokal emissionsfrei, flüsterleise und effizient. Auf langen Strecken kann der Diesel seine Effizienzvorteile im Vergleich zum Benziner ausspielen.
BMW kombiniert im xDrive45e einen Benziner mit Elektroantrieb. Für kurze Strecken gilt das Gleiche wie bei Mercedes, auf langen Strecken hat der Benziner Nachteile. Das zusätzliche Gewicht, das Plug-in-Hybride wegen Akku und E-Maschine schleppen müssen, wirkt sich aus. Natürlich bei beiden Konzepten. Sowohl GLE als auch BMW X5 verbrennen als Plug-in-Hybride mit leerem Akku auf schnell gefahrenen Langstrecken mehr Sprit als reine Diesel und Benziner. Dem SUV gerät hierbei zum Nachteil, dass er dem Wind die breite Stirn zeigt.
Die Antriebe im Vergleich: Technik und Fahrverhalten
BMW X5, Mercedes GLE: Die Technik der Plug-in-Hybride
BMW baut einen 3,0-Liter-Reihensechszylinder in den X5 Plug-in, der alleine 286 PS (210 kW) leistet und 450 Newtonmeter Drehmoment in die serienmäßige Achtgang-Automatik schickt. In der Getriebeglocke steckt zusätzlich ein Elektromotor mit einer Spitzenleistung von 83 kW (113 PS). Daraus ergibt sich eine Systemleistung von 394 PS (290 kW), das Systemdrehmoment beträgt 600 Newtonmeter.
Im Mercedes GLE steckt ein kleinerer Motor. Der Vierzylinder-Diesel verfügt nur über 2,0 Liter Hubraum und leistet moderate 194 PS (143 kW), er erreicht ein Drehmoment von 400 Newtonmetern. Doch Mercedes legt den E-Motor stärker aus. Er leistet 100 kW (136 PS) und kommt auf 440 Nm Drehmoment. Das Gesamtsystem liefert 320 PS (235 kW) und 700 Nm.
Für die Fahrleistungen bedeutet das: Vorteil BMW X5. Er sprintet in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 und rennt maximal 235 km/h schnell. Mercedes regelt den GLE bei 210 km/h ab, von 0-100 km/h braucht er 6,8 Sekunden. Allerdings fährt er rein elektrisch schneller: bis 160 km/h kann die E-Maschine das neue SUV alleine antreiben, der BMW X5 fährt elektrisch höchstens 140 km/h schnell.
So fahren BMW X5 und Mercedes GLE als PHEVs
Der Antriebsstrang im BMW macht sich gut. Der X5 legt spontan los, schiebt kräftig an und wirkt souverän. Wenn der Verbrenner anspringt, hört man das zwar deutlich, die Übergänge geraten jedoch harmonisch. Damit man sie steuern kann, zeigt ein blauer Bereich im digitalen Instrumententräger an, wann der Benziner wieder eingreift. Im Hybridmodus passiert das trotzdem manchmal schneller als erwartet. Oft genügt schon ein kurzer, etwas stärkerer Druck aufs Pedal.
Im Mercedes GLE wird der Verbrenner prinzipbedingt dominanter. Zuweilen zerreißt der 2,0-Liter-Diesel gut hörbar und rau die Elektro-Stille. Bei voller Last klingt er auch mal angestrengt. Sanfte Fahrt schont die Ohren jedoch völlig ausreichend. Die Übergänge zwischen den Modi funktionieren auch hier harmonisch und unauffällig. Kraft gibt es in ausreichendem Maß, ganz so souverän wie der BMW X5 fährt der GLE jedoch nicht.
Und leider nicht so ausgewogen. Trotz der optionalen Luftfederung AIRMATIC für 2.000 Euro kippelt und nickt der GLE vor allem bei langsamer Fahrt über unebenen Asphalt. Dennoch schwingt er in großen Wellen nach, wie bei Mercedes üblich. Er wirkt eine Spur zu straff und gleichzeitig zu weich. Insgesamt also unharmonisch.
BMW gelingt eine deutlich stimmigere Abstimmung. Klar, der X5 kann sein Übergewicht nicht komplett verbergen. Auch er federt straff und kippelt etwas zu sehr über holprigen Belag. Doch die 21-Zoll-Räder rollen passabel ab, scharfe Kanten dringen nicht zu deutlich durch. Er fühlt sich verbindlicher an, besser kontrolliert und harmonischer.
Reichweite und Ladetechnik: Der Mercedes GLE klotzt
BMW X5 und Mercedes GLE: Verbrauch und Reichweite
Die Stunde des Mercedes schlägt bei Verbrauch und Reichweite. Die Stuttgarter bauen einen großen Akku in das GLE SUV. Mit einer Gesamtkapazität von 31,2 kWh übertrifft er so manches reine Elektroauto. Die elektrische Reichweite liegt bei 106 Kilometern nach dem NEFZ, im strengeren WLTP-Zyklus bleiben 90-99 Kilometer. Der Stromverbrauch fällt mit 25,4 kWh/100 Kilometern recht hoch aus, doch der GLE zieht so nur wenig Diesel aus dem Tank: 1,1 Liter Normverbrauch entsprechen einem CO2-Ausstoß von 28 Gramm pro Kilometer.
Spannend wird es in der Praxis: Hier schafft der GLE Plug-in-Hybrid in unserem Test rund 95 Kilometer. Das dürfte vielen für den Weg zur Arbeit und wieder nach Hause genügen. Ist der Akku doch mal leer, hält sich der GLE angesichts von Gewicht und Aerodynamik trotzdem passabel: 7,2 Liter nimmt er sich im Test auf unserer Pendelstrecke durch Stadt, Land und über die Autobahn.
BMW baut ebenfalls einen großen Akku ein. Er verfügt über eine Nettokapazität von 21,58 kWh (24 kWh brutto). Der offizielle Stromverbrauch fällt mit 23,5 bis 20,3 kWh/100 km sogar günstiger aus als beim Mercedes. Macht eine Reichweite von 86 bis 97 Kilometern laut NEFZ-Norm, im WLTP-Zyklus sollen es maximal 87 Kilometer sein. Der Benzinverbrauch wird mit 2,0 bis 1,7 Litern angegeben, was 47 bis 39 Gramm CO2/km entspricht.
Doch die versprochene Reichweite erreichen wir in der Praxis nicht. Voll geladen zeigt der Bordcomputer realistische 65 Kilometer an. Und voll sollte der Energiespeicher sein, denn sonst schnellt der Verbrauch in die Höhe. Auf gleicher Strecke, bei gleichen Bedingungen wie der GLE saugt der X5 im Schnitt fast 11 Liter aus dem Tank. Für ein Auto der Größe nicht schlecht, für einen Hybrid schon.
Der Mercedes GLE lädt schnell, der BMW X5 nicht
Mercedes klotzt auch bei der Ladetechnik. Der Onboard-Lader schafft bis zu 7,4 kW Ladeleistung mit Wechselstrom. Schon das ist nicht selbstverständlich bei Plug-in-Hybriden. Doch Mercedes geht noch weiter und spendiert dem GLE 350 de 4Matic die Möglichkeit zum Schnellladen an der Gleichstromsäule mit bis zu 50 kW. Die Ladedauer von 10 auf 80 Prozent beträgt so nur 20 Minuten, von 10 auf 100 Prozent dauert der Ladevorgang 30 Minuten. In der Praxis heißt das: Ein großer Einkauf beim Discounter mit Ladesäule vor der Tür oder eine Kaffeepause an der Autobahn-Raststätte reichen für 60 bis 70 Kilometer elektrische Reichweite.
Der BMW X5 xDrive45e lädt dagegen mit maximal 3,6 kW und braucht an einer Wallbox nahezu sieben Stunden für eine volle Ladung. Man lädt ihn also besser über Nacht. Beim Einkaufen oder beim Päuschen auf Reisen spart man sich den Aufwand lieber. Wer die Plug-in-Idee ernst nimmt, kann mit dem GLE im Alltag folglich deutlich sparsamer fahren als mit dem X5.
2019 ging der BMW X5 Hybrid mit dem xDrive45e in die zweite Generation.
Platzangebot: Der Akku schränkt ein
Akkus mit hohem Energiegehalt brauchen viel Raum. BMW platziert den Stromspeicher im hinteren Bereich des Autos möglichst weit unten. Um den Schwerpunkt zu senken und um nirgendwo zu viel Platz zu verschenken. Unbemerkt bleibt die Batterie trotzdem nicht. Das Kofferraumvolumen schrumpft im Vergleich zum X5 ohne Elektrifizierung um 150 Liter. Statt 650 bis 1.870 Liter bringt der X5 Plug-in-Hybrid nur 500 bis 1.720 Liter unter.
Der Mercedes GLE verliert nicht ganz so viel Kofferraumvolumen. Es verkleinert sich von 630 bis 2.055 auf 490 bis 1.915 Liter. Alles in allem bleibt in beiden Autos genug Platz, dennoch ist die Einschränkung spürbar.
Beim BMW X5 muss man sich auch in der Anhängelast bescheiden. Statt 3,5 Tonnen, wie die anderen X5 mit Sechszylinder-Motor, zieht der xDrive45e maximal 2,7 Tonnen. Die Zuladung fällt mit 715 Kilo ebenfalls geringer aus als bei den größeren Verbrennern. Der GLE 350 de zieht 3,5 Tonnen und damit mehr als die meisten anderen Varianten, die maximal 2,7 Tonnen an den Haken nehmen dürfen.
Mercedes GLE 350 de 4Matic und BMW X5 xDrive45e: Preise, Fazit
Mercedes stellt mit dem GLE 350 de 4Matic das insgesamt interessantere Paket auf die Räder. Jedenfalls aus technischer Sicht. Bei Reichweite und Ladeleistung liegt das SUV ganz weit vorne. Und das macht auch in der Praxis einen Unterschied. Wer das Thema PHEV wirklich ernst nimmt, fährt mit dem Mercedes GLE 350 de 4Matic rein elektrisch oft weiter. Und dafür muss man dank des großen Akkus nicht mal besonders häufig an die Säule. Zusätzlicher Reiz: der Diesel des GLE 350de 4Matic. Damit wird das SUV sogar für die lange Strecke mit leerem Akku interessant.
Der BMW erfüllt dafür die Aufgabe „sportliches SUV“ besser. Oder: so gut es eben geht bei derartigen Abmessungen und dem erheblichen Gewicht. Der Reihensechser von BMW ist zudem ein Sahnestück, beim Spaß schlägt er somit den GLE. Und beim Fahrverhalten insgesamt. In puncto Fahrwerksabstimmung sollte Mercedes definitiv nachbessern. Doch insgesamt gewinnt der Mercedes GLE 350 de 4Matic unseren Vergleich. Er erfüllt die Aufgabe „großes SUV mit Plug-in-Hybrid“ besser und praxisnäher. Günstiger ist er außerdem.
Mindestens 77.300 Euro verlangt BMW für den xDrive45e. Der Preis des Mercedes GLE 350 de 4Matic liegt bei 75.565 Euro. Im Rahmen der gesenkten Mehrwertsteuer reduziert Mercedes den Preis kaum, wodurch der BMW günstiger wird: Er kostet 75.351,26 Euro, der GLE 74.376 Euro.
Beide qualifizieren sich für den Umweltbonus, der neuerdings Innovationsprämie heißt. Die beträgt für die Preisklasse insgesamt 5.625 Euro (3.750 Euro vom Bund, 1.875 Euro vom Hersteller) – für Käufer vermutlich nicht ausschlaggebend. Dass die Plug-in-Hybride als privat genutzte Dienstwagen nur mit dem halben Steuersatz veranschlagt werden, dürfte die Klientel eher interessieren.
BMW X5 xDrive45e vs. Mercedes GLE 350 de: Technische Daten
Modell | BMW X5 xDrive45e | Mercedes GLE 350 de 4Matic |
---|---|---|
Motor | 3,0-l-Sechszylinder-Benziner und Elektromotor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel und Elektromotor |
Leistung Verbrenner | 210 kW (286 PS) b. 5.000-6.000 U/min | 194 PS (143 kW) b. 3.800 U/min |
Drehmoment Verbrenner | 450 Nm b. 1.500-3.500 U/min | 400 Nm b. 1.600-2.800 U/min |
Leistung E-Motor | 83 kW (113 PS) | 100 kW (136 PS) |
Drehmoment E-Motor | n. a. | 440 Nm |
Systemleistung | 290 kW (394 PS) | 235 kW (320 PS) |
Systemdrehmoment | 600 Nm | 700 Nm |
Antrieb | Achtgang-Automatik, Allrad | Neungang-Automatik, Allrad |
0-100 km/h | 5,6 s | 6,8 s |
Geschwindigkeit | 235 km/h | 210 km/h |
Geschw. elektr. | 140 km/h | 160 km/h |
Verbrauch | 2,0-1,7 l/100 km | 1,3-1,1 l/100 km |
Testverbrauch | 4,6 l/100 km | 1,8 l/100 km |
Verbrauch, leerer Akku | 10,9 l/100 km | 7,2 l/100 km |
Energieverbrauch | 23,5-21,3 kWh/100 km | 28,7-25,4 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß | 46-38 g/km | 34-29 g/km |
Akkukapazität | 21,58 kWh netto | 27 kWh netto (31,2 kWh brutto) |
Elektrische Reichweite (NEFZ) | 86-97 km | 100-106 km |
Elektrische Reichweite (WLTP) | 67-87 km | 90-99 km |
Elektrische Reichweite Praxis | ca. 65 km | ca. 95 km |
Länge | 4.922 mm | 4.924 mm |
Breite | 2.004 mm | 2.022 mm |
Höhe | 1.745 mm | 1.797 mm |
Radstand | 2.975 mm | 2.995 mm |
Kofferraumvolumen | 500-1.720 l | 490-1.915 l |
Gewicht | 2.510 kg | 2.655 kg |
Anhängelast | 2.700 kg | 3.500 kg |
Preis Basismodell | 65.019 Euro | 67.512 Euro |
Basispreis getestete Variante | 75.351 Euro | 75.377 Euro |
Preis des Testwagens | 101.930 Euro | 102.720 Euro |