Mercedes GLC 220 d 4 Matic (2019) im Test
Der Mercedes GLC kommt mit sanftem Charakter, starkem Diesel und neuem Infotainment: Das SUV wird zum Facelift moderner. Der GLC 220 d im Test.
Seine Verwandtschaft zur C-Klasse trägt der Mercedes GLC schon im Namen. Deshalb überrascht es nicht, dass das SUV wie eine massige Version des Kombis wirkt. Die Cockpits beider Autos sind nahezu identisch gestaltet, in der Bedienung unterscheiden sie sich kaum. Wer die C-Klasse kennt, findet sich im GLC sofort zurecht.
Die kantige Zeit der SUV-Mittelklasse von Mercedes ist längst vorbei. 2015 legt das Auto den Namen GLK und die rustikale Optik ab. Fortan heißt er GLC, wird größer, runder und bequemer. Vor allem der Komfort tut dem Modell gut. An dieser Stelle grenzt er sich stark von einem neuen Modell mit ähnlicher Größe, jedoch anderem Anspruch ab: Der GLB bietet mehr Platz, aber weniger Luxus.
Mit dem Facelift zum Modelljahr 2020 kommen moderne Ausstattungen und neue Motoren ins Auto. Wir sagen Dir, wie sich die überarbeitete Version im Test schlägt und worauf Du achten musst.
194 PS leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel im Mercedes GLC 220 d.
Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
Mit einer Länge von 4,66 Metern fällt der Mercedes GLC kaum kürzer aus als die Konkurrenz von Audi (Q5) und BMW (X3). Seine Konstruktion mit längs eingebautem Verbrenner erlaubt große Motoren, kostet aber Platz: Wirklich geräumig fühlt sich der GLC nur in der ersten Reihe an. Dort punktet er vor allem mit Breite und Höhe. Im Fond dürfte es gern mehr Kopf- und Beinfreiheit geben. Das fällt vor allem großen Mitfahrern auf.
Für Familien eignet sich der Mercedes GLC ohne Einschränkungen. Unter die Kofferraumabdeckung passen 550 Liter Gepäck, mit umgelegter Rückenlehne lädt das SUV 1.600 Liter ein. Ist das optionale Luftfahrwerk installiert, senkt der Benz auf Knopfdruck sein Heck ab. Getränkekästen muss man dann nicht mehr so weit nach oben wuchten. Gut so – ein Kombi ist an dieser Stelle trotzdem praktischer. Ein SUV liegt nun einmal prinzipbedingt sehr hoch.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Die Mittelklasse merkt man dem GLC-Innenraum an. Das ist als Lob und Kritik zu verstehen. Denn im Testwagen fehlen uns die weichen Sitze aus höheren Klassen, in denen man so sanft versinkt. Im „AMG Line Interieur“ polstert Mercedes die Stühle erstaunlich straff. Zudem fehlt die Konsistenz in der Bedienung: Während in anderen Ausstattungen die Sitzverstellung an der Tür sitzt, befindet sie sich beim getesteten GLC am Sitz selbst.
Hat man sich an die straffe Polsterung gewöhnt, gibt es im GLC wenig zu kritisieren. Im Innenraum herrscht Ruhe, die Türen fallen satt ins Schloss. Formen und Struktur entleiht das SUV der flachen C-Klasse. Im Sicht- und Griffbereich setzt Mercedes hübsche Materialien ein, bezieht die Bauteile mit Leder oder lackiert sie geschickt. Alles wirkt durchdacht und sauber verarbeitet, nichts knackt oder klappert, alle Tasten klicken mit fein definiertem Gegendruck.
Infotainment, Radio, Bedienung
Mit dem Facelift kommt das neue Mercedes-Infotainment („Mbux“) in den GLC. Schon in der Basis dominiert ein großer Touchscreen das Armaturenbrett, der die meisten Funktionen steuert. Er lässt sich mit beiden Händen am Volant bedienen: Auf der rechten Seite des Lenkrades steuert eine kleine Touch-Fläche den Cursor auf dem Display. Auf der Mittelkonsole wartet eine zusätzliche Fläche auf Eingaben per Berührung.
So viel Getouche erfordert Übung. Hilfreich: die serienmäßige Sprachsteuerung. Per Sprachbefehl („Hey, Mercedes“) aktiviert sich das System selbstständig und versteht Navigationsziele, den Wunsch nach einem bestimmten Radiosender oder einem warmen Hintern. Die digitale Stimme bemüht sich sogar um Schlagfertigkeit. Die Frage nach einem Witz pariert sie mit dem Hinweis, dass deutsche Ingenieure nicht besonders viel Humor haben.
Optional vergrößert Mercedes das Infotainment-Display auf 10,25 Zoll Diagonale, installiert ein Navi, ersetzt die Instrumente durch einen weiteren Bildschirm und projiziert die wichtigsten Fahrdaten an die Frontscheibe. Das System ist komplex, aber übersichtlich sortiert und lässt sich intuitiv bedienen. Damit ist ein großer Kritikpunkt der ursprünglichen Version ausgebessert. Gut: Mercedes hat endlich eine schnelle Lösung gefunden, mit der das nächste Lied einer Playlist ausgewählt werden kann.
Assistenzsysteme, Sicherheit
Beim Thema Autonomie hält Mercedes nicht viel von Klassengesellschaft. Was verfügbar ist, streut der Hersteller in die meisten Segmente. Deshalb kann der GLC automatisch den Abstand und die Fahrspur halten und außerdem selbstständig in eine andere Spur wechseln. Betätigt der Fahrer im entsprechenden Modus den Blinker, prüft das System über die Sensorik den fließenden Verkehr und steuert den GLC im spitzen Winkel nach rechts oder links.
Echte Autonomie gibt es nicht im Mercedes GLC. Alle Systeme verlassen sich darauf, dass der Fahrer im Zweifelsfall einschreitet. Lässt er das Auto zu lange korrigieren, verlangt es nach ungefähr 15 Sekunden nach einer Hand am Lenkrad. Mehr Selbstständigkeit ist aufgrund der Rechtslage derzeit nicht zulässig.
Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
In der SUV-Mittelklasse ist ein 2,0-Liter-Diesel so gewöhnlich wie silberner Lack. Die 194-PS-Variante im GLC 220 d passt zu Größe und Gewicht des Autos. Großen Sport darf man nicht erwarten, aber ordentliche Fahrleistung und viel Kraft. 400 Newtonmeter Drehmoment liegen früh an und halten lange durch. Wenn es sein muss, bewegt sich der GLC angenehm flott.
Am liebsten mag er es aber untertourig. Dann ist der Motor fast gar nicht zu hören und verbraucht gemessen an Klasse und Leistung relativ wenig Sprit. Bedeutet: Der Selbstzünder schluckt im SUV spürbar mehr als in einem vergleichbaren Kombi. Auf der Pendelstrecke ins Berliner Umland sind das 6,7 Liter Diesel pro 100 Kilometer.
Mercedes kombiniert den Motor im GLC mit einer Neungang-Wandlerautomatik und Allradantrieb. Das Getriebe schaltet weich und unauffällig, Übergänge schleift der Wandler sanft weg. Der Antriebsstrang arbeitet allgemein geschmeidig. Nur bei hohen Drehzahlen dröhnt der Motor in den Innenraum.
Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Mercedes gibt sich Mühe, alles Störende vom Fahrer fernzuhalten. Das gelingt im GLC, fühlt sich aber entkoppelt an. Die Lenkung gerät ausreichend genau, aber betont leichtgängig. Die Bremse kommt spät, das Luftfahrwerk fängt Stöße und Kanten sachte ab, obwohl der Testwagen mit großen Felgen ausgestattet ist. Die Abstimmung passt zu einem passiven Fahrstil, der Fahren als Mittel zum Zweck sieht.
In sportlichen Fahrmodi spannt sich das Auto an, dreht höher und bewegt sich flotter. Das passt eigentlich nicht zu den gemütlichen Qualitäten des GLC, fühlt sich aber agil und zügig an. Die Rolle des Gleiters steht ihm trotzdem besser.
In Generation II wird Audis Mittelklasse-SUV größer und moderner.
Ausstattung, Preis, Fazit
Das Facelift tut dem SUV gut. Sein Innenraum wird viel moderner, das Infotainment lässt sich besser bedienen und bekommt mehr Funktionen. Der GLC bleibt ein komfortables Auto mit gelungenem Abrollverhalten, gemütlicher Seele und flotten Ambitionen. Mehr Platz gibt es eine Klasse tiefer im Mercedes GLB. Ein ähnliches Gefühl ohne SUV-Aufbau und mit weniger Raum liefert die eng verwandte C-Klasse.
Der GLC kostet nach seinem Facelift mindestens 46.237,45 Euro. Der getestete Volumen-Diesel mit 194 PS steht ab 49.468,15 Euro in der Preisliste. Damit ist er etwas teurer als der Audi Q5 40 TDI Quattro S Tronic (204 PS, 48.050 Euro) und der BMW X3 xDrive20d (190 PS, 48.800 Euro). Diese Differenz wird aber kaum eine Kaufentscheidung beeinflussen.
Die Broschüre nennt auf 100 Seiten Möglichkeiten, Preis und Ausstattung anzuheben. Unser sehr umfangreich bestückter Testwagen kostet laut Liste 75.237,75 Euro. Davon muss nicht alles ins Auto, vieles ist aber sinnvoll. Zum Beispiel die fabelhafte Luftfederung („Air Body Control“, 2.261 Euro), eine der vielen Design-Linien für In- und Exterieur und das Akustikglas (142,80 Euro).
Besonders die digitalen Optionen treiben den Preis nach oben. Vor allem dann, wenn es um die Variante mit „High End“ im Namen geht. Die gibt es für Assistenz, Infotainment, Licht und Einpark-Funktionen. In Verbindung mit weichem Leder und hübschem Holz bricht der GLC in jedem Fall die 70.000-Euro-Marke. Auch das verbindet ihn mit der Mercedes C-Klasse.
Technische Daten: Mercedes-Benz GLC 220 d 4Matic (2020)
Mercedes GLC 220 d 4 Matic | Technische Daten |
---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Getriebe | Neungang-Wandlerautomatik, Allradantrieb |
Leistung | 194 PS (143 kW) bei 3.800 U/min |
Drehmoment | 400 Nm bei 1.600-2.800 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 7,9 s |
Geschwindigkeit | 215 km/h |
Verbrauch | 5,2-5,4 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 137-144 g/km |
Testverbrauch | 6,7 l/100 km |
Länge | 4.658 mm |
Breite | 1.890 mm |
Höhe | 1.644 mm |
Radstand | 2.873 mm |
Anhängelast | 2.500 kg |
Kofferraumvolumen | 550-1.600 Liter |
Basispreis Mercedes GLC 200 4Matic | 46.237,45 Euro |
Testwagenpreis | 75.237,75 Euro |
Der Mercedes GLC 220 d in Bildern
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