Mercedes GLB 220d 4Matic 2020 im Test
Viel Licht und bis zu sieben Sitze in praktischer Würfelform: Der Mercedes GLB muss im Test mit kräftigem Diesel zeigen, was er kann.
- Mercedes GLB 2020 in Kürze
- Mercedes GLB: Kofferraumvolumen, Platzangebot |Platzangebot, Abmessungen und Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Mercedes GLB |Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Mercedes GLB Test: Infotainment, Radio, Bedienung |Infotainment, Radio, Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit des Mercedes GLB |Assistenzsysteme und Sicherheit
- Mercedes GLB 2020: Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen |Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten des Mercedes GLB im Test |Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Mercedes GLB 2020: Ausstattung, Preise und Fazit |Ausstattung, Preise und Fazit
- Mercedes GLB 220d 4Matic: Technische Daten
Ist noch Platz für ein weiteres SUV? Na klar, findet Mercedes. Obwohl bisher schon sieben SUVs mit Stern auf Käufer warten (inklusive G-Klasse). Mit dem GLB steht seit 2020 ein zweites Kompakt-SUV bei den Händlern. Es kann all das, was der Mercedes GLA nicht kann: Es ist groß, variabel und nützlich. Ein Van im SUV-Kleid also.
Mercedes GLB 2020 in Kürze
- Zweites Kompakt-SUV von Mercedes neben dem GLA
- Auf 4,63 Metern Länge bis zu sieben Sitze
- Moderne Assistenzsysteme, viel Teilautonomie
- Übersichtliche Karosserie mit viel Platz
- Dieselmotoren von 116 bis 190 PS, mit und ohne Allrad
- Benziner mit 163 und 224 PS, AMG GLB 35 mit 306 PS
Zum Test tritt der Mercedes GLB als GLB 220d 4Matic mit kräftigem 2,0-Liter-Diesel und Allradantrieb an. Außerdem an Bord: sieben Sitze. Zwar sind die zwei hintersten nur für Personen bis 1,68 Meter zugelassen, aber das reicht ja für viele Kinder. Wir haben den GLB zwei Wochen im Alltag bewegt. In unserem Test liest Du, was der Mercedes GLB draufhat.
Mit dem GLB schickt Mercedes einen weiteren Vertreter der Kompakt-SUVs ins Rennen.
Mercedes GLB: Kofferraumvolumen, Platzangebot |Platzangebot, Abmessungen und Karosserie
Die praktische Kastenform deutet an: Mercedes trimmt den GLB auf Raumnutzung. Auf gut 4,63 Metern kommen bis zu sieben Personen unter. Nicht gerade gemütlich allerdings. In der 3. Reihe stehen die Füße hoch, die Beinfreiheit fällt je nach Position der 2. Reihe sehr knapp bis passabel aus. Immerhin fühlen sich die Sitze gut konturiert an. Zu- und Ausstieg erfordern allerdings eine gewisse sportliche Grundkonstitution. Trotzdem: Insgesamt bietet der Mercedes GLB 2020 erstaunlich viel Raum.
In Reihe zwei herrschen üppige Platzverhältnisse, hier kann man sich richtig ausstrecken. Die Bank lässt sich verschieben, die Rückenlehne kann in der Neigung verstellt werden. Das funktioniert mit feiner Rasterung über Schlaufen oder Hebel in den Lehnen. Die Rückenlehne im Mercedes GLB im Test ist dreigeteilt, der mittlere Teil muss jedoch separat umgelegt werden. Das nervt etwas.
Das Kofferraumvolumen im kompakten Mercedes-SUV beträgt bis zu 565 Liter, im Siebensitzer sind 500 Liter übrig. Doch der Laderaum bleibt eben, die Ladekante liegt für ein SUV recht niedrig. Maximal bringt der GLB 1.680 Liter auf ebener Fläche unter. Fehlt die dritte Sitzreihe, sind es sogar 1.800 Liter. Genug Platz für die Großfamilie.
Vorne sitzt man auch prima. Das Raumgefühl ist luftig, wegen der großen Fenster und des nicht zu wuchtigen Armaturenbretts. Im Mercedes GLC, der eine Klasse höher rangiert, fällt die Sitzposition gemütlicher aus, luxuriöser. Aber nicht so übersichtlich.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Mercedes GLB |Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Der GLB fühlt sich nobel an. Nicht so nobel wie größere Mercedes, aber im Klassenvergleich spürt man den „Premium“-Anspruch. Harten Kunststoff gibt es zwar im Benz, doch der ist gut versteckt. Oberhalb der Knie ist die Haptik des Cockpits weitestgehend okay. Obwohl sich das eine oder andere günstige Element in den Sichtbereich schummelt. Das erkennt man aber nur, wenn man gezielt danach sucht.
Aufgesetzte Nähte auf dem Armaturenbrett und viel Leder im Innenraum machen einen feinen Eindruck. Genau wie das Holzdekor mit offenporiger Verarbeitung, die fein klickenden runden Lüftungsdüsen und die meisten anderen Schalter und Hebel. Leider klappert unser Mercedes GLB im Test aus dem Armaturenbrett auf schlechten Straßen. Auch sonst gerät die Geräuschkulisse nicht so gedämpft, wie man es erwarten würde. Offenbar der Preis des großen Innenraums, der Geräuschen viel Resonanz bietet.
Mercedes GLB Test: Infotainment, Radio, Bedienung |Infotainment, Radio, Bedienung
Bei Mercedes gibt es beim Infotainment mindestens optional in allen Klassen den gleichen Funktionsumfang. Das MBUX genannte System steckt folglich auch im GLB 2020. Gegen Aufpreis sitzen zwei riesige Displays (10,25 Zoll) auf dem Armaturenträger, serienmäßig zwei kleinere (7 Zoll), die dank einer speziellen Folie auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar sind.
Die Sprachsteuerung funktioniert gut, feste Befehle muss man sich nicht mehr merken. Die Software lernt und passt sich den Gewohnheiten des Nutzers an. Als nettes Gimmick erweist sich das Navi mit „Augmented Reality“. Kurz vor dem Abbiegen wird ein Realbild der Frontkamera inklusive Abbiegepfeilen und Straßennamen im Zentraldisplay angezeigt. Man verlässt sich aber lieber auf den Pfeil im scharfen, hellen und großen Head-up-Display.
Die Bedienung des Systems kann über Touchflächen in den Lenkradspeichen, ein Touchpad auf dem Mitteltunnel oder direkt über den Bildschirm erfolgen. Viele Optionen, von denen man nach einiger Eingewöhnung mal dies, mal jenes nutzt. Also: Gut, dass sie da sind. An die Menüführung selbst muss man sich länger gewöhnen. Oft findet man nicht sofort, was man sucht. Zum Trost: Das war schon schlimmer bei Mercedes.
Die erste Generation des GLA von Mercedes-Benz: Kompaktes SUV mit Stern.
Assistenzsysteme und Sicherheit des Mercedes GLB |Assistenzsysteme und Sicherheit
Genauso wie beim Infotainment geht Mercedes bei den Assistenten vor. Mindestens gegen Aufpreis steckt im Mercedes GLB 2020 fast alles, was es in den großen Klassen gibt. Nur per Handy-Fernsteuerung ein- und ausparken kann der GLB nicht. Doch er hält das vorgeschriebene Tempo, passt es an den Streckenverlauf an, an Kreuzungen und Kreisverkehre wie vor Kurven. Er kann teilautonom die Fahrspur wechseln. Der Spurhalter erkennt die zu haltende Spur zudem schnell, oft sogar in Baustellen. Im Stau bildet der GLB eine Rettungsgasse, wenn der Vordermann es tut. Mercedes bietet hier deutlich mehr als viele Konkurrenten, vor allem in der Kompaktklasse.
Mercedes GLB 2020: Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen |Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
Unser Mercedes GLB im Test fährt mit dem „Standard“-Motor in dieser Klasse. Ein 2,0-Liter-Diesel mit vier Zylindern treibt ihn an. Die Stuttgarter nennen den Motor OM 654q, ein Klassiker im Programm von Mercedes, der ohne das kleine „q“ auch in C- und E-Klasse längs eingebaut wird. Im GLB sitzt er quer unter der Motorhaube. Anders als in größeren Modellen koppelt Mercedes hier ein 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (8G-DCT) statt einer Wandlerautomatik mit neun Gängen daran.
Der Antriebsstrang funktioniert gut im GLB. Das Getriebe agiert meist unauffällig und komfortabel. Der Motor hat mit 190 PS und 400 Newtonmetern sogar mehr Kraft als nötig. Er tritt spontan an, schiebt das SUV zügig nach vorne und klingt fast immer unaufdringlich. Mercedes dämmt unangenehme Frequenzen gut weg. Statt des 220d hätte uns der 200d mit 150 PS und 320 Nm gereicht.
Auf den Allradantrieb 4Matic hätten wir zugunsten eines günstigeren Verbrauchs gerne verzichtet. Wobei sich der Mercedes GLB 220d 4Matic wirklich nicht schämen muss. Auf unserer entspannt gefahrenen Pendelstrecke kam er mit genügsamen 5,2 Litern aus. Auf der Kurzstrecke im Stadtverkehr bei niedrigen Temperaturen werden es eher um die acht Liter.
Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten des Mercedes GLB im Test |Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Geringe Bedienkräfte, weich schwingende Federung – der Mercedes GLB ist ein typischer Mercedes. Er rollt für ein Kompakt-SUV mit 19-Zoll-Rädern recht komfortabel über Buckel. Kurze, harte Stöße kann das Fahrwerk aber doch nicht kaschieren. Ist man zügiger unterwegs – oder mag das starke Nachschwingen nicht –, empfiehlt sich der Sport-Modus. Mit Verstellfahrwerk strafft sich die Federung, lässt viel Komfort übrig und hält die Seitenneigung in Grenzen. Uns gefällt das Fahrwerk so besser.
Die Lenkung bleibt dabei leicht gewichtet. Um die Mitte wirkt sie vergleichsweise direkt, was den GLB gefühlt agil macht. Doch für den Sport bietet sie zu wenig Gefühl und ein zu geringes Gegengewicht. Mehr Dynamik als hier braucht ein SUV mit sieben Sitzen allerdings auch nicht.
Mercedes GLB 2020: Ausstattung, Preise und Fazit |Ausstattung, Preise und Fazit
Es ist wie immer bei Mercedes: Der GLB bietet viel, kostet aber auch viel. In der Basis als GLB 200 mit 1,33-Liter-Benziner (163 PS) und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe liegt der Preis bei knapp 37.750 Euro. Der kleinste Diesel GLB 180d (116 PD, 8G-DCT) kostet knapp 37.800 Euro.
Für die getestete Motorisierung im GLB 220d 4Matic steht der Preis bei mindestens 44.600 Euro. Der opulent ausstaffierte Testwagen schrammt knapp an den 70.000 Euro vorbei. Teuerste Positionen aus der Preisliste sind das Navigation-Premium-Paket (u. a. mit Augmented Reality) sowie das Technik-Paket mit Verstelldämpfung und Matrix-LED-Scheinwerfern, das nie ohne Assistenzpaket ausgeliefert wird. Das Leder-Paket erhöht den Preis substanziell, die Ausstattung Progressive mit allerlei optischen Extras ebenfalls.
Klar, weniger geht immer. Doch wer es schön haben will im Mercedes GLB 2020 und von dem profitieren will, was einen Mercedes heutzutage ausmacht (Assistenz, Infotainment, Fahrwerk), kommt nur mit viel Mühe mit weniger als 50.000 Euro Listenpreis aus – wenn er sich mit dem kleineren Diesel 200d ohne Allradantrieb begnügt. Die Premium-Konkurrenz von Audi, BMW oder Volvo ist ein gutes Stück günstiger.
Mercedes GLB 220d 4Matic: Technische Daten
Modell | Mercedes-Benz GLB 220d 4Matic |
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Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel |
Getriebe | Achtgang-Doppelkupplung, Allrad |
Leistung | 190 PS (140 kW) bei 3.800 U/min |
Drehmoment | 400 Nm bei 1.600-2.600 U/min |
0-100 km/h | 7,6 s |
Geschwindigkeit | 217 km/h |
Verbrauch | 5,1-5,4 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 135-142 g/km |
Testverbrauch | 5,2 l/100 km |
Länge | 4.634 mm |
Breite | 1.834 mm |
Höhe | 1.663 mm |
Radstand | 2.829 mm |
Kofferraumvolumen | 500 l, 1.680 l |
Gewicht | 1.735 kg |
Anhängelast | 2.000 kg |
Basispreis Testmotorisierung | 44.601 Euro |
Testwagenpreis | 69.430 Euro |