Mercedes G-Klasse (W460, W461, W463) gebraucht kaufen
40 Jahre und kein bisschen leise? Seit 1979 rollt die Mercedes G-Klasse über alles Grobe. Bis 2018 wurde sie kaum verändert, heißt es. Viel getan hat sich aber.
Manche Dinge ändern sich nie. Die G-Klasse von Mercedes gehörte bis 2018 zu diesen Dingen, wird gern behauptet. Eigentlich stimmt das nicht. Spätestens 1990 tut sich eine ganze Menge. Damals entscheidet Mercedes, dem rustikalen Geländewagen eine weniger grobe Variante für den Hausgebrauch zur Seite zu stellen. Aus einer Baureihe werden zwei, von denen eine später nur noch ans Militär geliefert wird. Die andere setzt auf Luxus. Sie wird mehrfach gründlich überarbeitet, ohne zum SUV zu verkommen. 2018 kommt eine neue G-Klasse, die Baureihenbezeichnung ändert sich nicht. Nicht ganz einfach, da den Überblick zu behalten. Wir helfen zum 40. Geburtstag der G-Klasse gedanklich auf die Sprünge.
Die robuste G-Klasse nur noch für Geschäftskunden
Die ersten zehn Jahre seiner Bauzeit ist der Mercedes-Geländewagen vor allem ein grober Klotz für noch gröbere Aufgaben. Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch entwickeln ihn mit dem Ziel, ein Offroad-taugliches, langlebiges und zugkräftiges Auto zu bauen. Ein Leiterrahmen, Starrachsen, zuschaltbare Differenzialsperren und robuste Motoren kommen zum Einsatz.
Diesel mit 2,4 Litern, 2,5 Litern und 3,0 Litern Hubraum sind im Angebot. Der schwächste leistet 72 PS, der stärkste 156 PS, von denen später mit Katalysator noch 150 PS bleiben. Die größeren Motoren schöpfen ihre Kraft aus fünf Zylindern. Die Benziner leisten 90 bis 156 PS, verfügen über 2,3 oder 2,8 Liter Hubraum und vier oder sechs Zylinder. Bis 1992 werden 230 GE und 250 GD so gebaut. Dann ersetzt die Baureihe W461 die Ur-G-Klasse.
Ihr Zweck bleibt: Der G soll anspruchsvolle Profis zufriedenstellen. Nur ein Benziner überlebt (2,3-Liter-Vierzylinder, 126 PS), primär setzt Daimler auf Diesel mit fünf Zylindern in Reihe oder V6-Motoren. An zivile Kunden wird der W461 zunächst nur bis 2001 verkauft. Danach geht der G 270 CDI Worker mit Reihenfünfzylinder-Diesel nur noch ans Militär und andere staatliche Stellen. Ab 2007 ersetzt ihn der G 280 CDI Worker mit 3,0-Liter-V6-Diesel. Erst 2009 findet der G 280 CDI als Edition 30 Pur wieder auf den Privatmarkt. Ab 2010 verkauft Mercedes ihn als Professional.
1989 fährt die G-Klasse W463 auf die Straße
Parallel zum 460 legt Mercedes 1990 die Baureihe W463 auf. Damit beginnt ihr Weg in den Luxus. Die Motoren werden größer und stärker, die Ausstattung edler, der Einsatzbereich verschiebt sich vom Feldweg zum Boulevard. Ab Mitte der 1990er-Jahre bietet Mercedes nur noch Benziner mit mindestens sechs Zylindern und 3,0 Litern Hubraum an. Schon 1993 kommt der erste AMG. Auf Basis des 500 GE mit 5,0-Liter-V8 und 241 PS baut die Sportabteilung von Daimler den 500 GE 6.0 AMG mit 331 PS.
Der Erfolg der AMG-Versionen ermutigt Mercedes zu weiteren Modellen, überwiegend mit V8-Motoren. Anfang der 2000er schraubt AMG sogar einen V12 unter die kantige Haube. Zunächst als G 63 AMG, später als G 65 AMG. Die V8 heißen erst G 55 AMG, später G 63 AMG. Sie avancieren zu den meistverkauften G-Klassen. Zuletzt werkelt ein 5,5-Liter-V8 mit 571 PS hinter dem Kühlergrill.
Die erste große Modellpflege erfährt die Baureihe 463 im Jahr 2007, also nach 17 Jahren. Vor allem im Innenraum wird die G-Klasse aufgehübscht. Ein neues Cockpit, andere Schalter und Knöpfe und neue Ausstattungsoptionen fließen ein. Ein Jahr später folgen weitere kleine Anpassungen. Die nimmt Mercedes nun fast jährlich vor, auch die Motoren ändern sich im Laufe der Jahre immer wieder. 2012 die nächste umfangreiche Überarbeitung der G-Klasse. Wieder vor allem für den Innenraum.
Bis zum Modelljahr 2012 bietet Mercedes die G-Klasse in drei Varianten an. Zum "Station-Wagen lang" mit fünf Türen und 2,85 Metern Radstand kommen das zweitürige Cabrio mit 2,40 Metern Radstand und der ebenso kurze "Station-Wagen kurz" mit drei Türen. Bis zu einer Final Edition als G 350 Bluetec und als G 500. Das Cabrio bleibt bis 2013 als G 500 im Angebot, dann folgt ebenfalls eine Final Edition.
Der große Generationswechsel 2018
Den großen Generationswechsel will Mercedes nicht so nennen. Der Baureihen-Code W463 bleibt ebenso wie die grundsätzliche Form. Sonst ändert sich fast alles. Die neue Mercedes G-Klasse wird um fünf Zentimeter länger, geht um 12 Zentimeter in die Breite und nimmt trotzdem fast 170 Kilo ab. An der Karosserie kommt erstmals Aluminium zum Einsatz, die Vorderräder hängen einzeln an Doppelquerlenkern statt an einer Starrachse. Hinten stecken die Räder nach wie vor auf einer, die wird jedoch aufwendig von vier Längslenkern geführt.
Die neue G-Klasse bleibt ein kompetenter Geländewagen, fährt sich aber mehr wie ein SUV. Gut 24 Zentimeter Bodenfreiheit und eine Wattiefe von 70 Zentimetern nennt Mercedes. In der Praxis schiebt sich der Brocken auch durch tiefere Gräben. Drei Differenzialsperren mit bis zu 100 Prozent Sperrwirkung helfen beim Vorankommen in wirklich schwerem Gelände. Ein Expeditionsfahrzeug, mit dem man die Rallye Paris-Dakar schafft, ist die Mercedes G-Klasse nicht. Zu viel Elektronik steckt in ihr (jetzt sogar ein digitales Widescreen-Cockpit), zu viele Komfort-Extras. Das bleibt gleich.
Der Mercedes-AMG G 63 mit 585 PS aus einem 4,0-Liter-V8 bleibt das meistverkaufte Modell, ein V12 steht nicht mehr im Programm. Alternativ gibt es den G 500 mit 422 PS aus dem 4,0-Liter-V8, dazu den Diesel G 350 d (3,0-Liter-R6, 286 PS) und den G 400 d als "Stronger than Time"-Edition (3,0-l, 330 PS). Die Neupreise liegen auf gewohnt hohem Niveau: Knapp 100.000 Euro kostet der kleinste Mercedes G, das Topmodell von Mercedes-AMG startet bei mehr als 150.000 Euro.
Mercedes G-Klasse gebraucht: Markt und Preise
Die günstigsten G-Klassen auf dem Gebrauchtmarkt kosten weniger als 20.000 Euro und fuhren überwiegend als “Wolf” bei der Bundeswehr. Entsprechend handelt es sich meist um Cabrios in Olive oder Tarnlook. Viele Varianten mit Hochdach sind ebenfalls im Angebot. Für den Alltag eignen sie sich kaum. Ab 20.000 Euro wächst das Angebot an zivilen 460ern. Aber es bleibt immer noch dünn. Auf mobile.de sind weniger als 200 Inserate bis Erstzulassung 1991 gelistet.
Die meisten Interessenten dürften einen W463 bevorzugen. Zwischen Erstzulassung 1991 und 2019 listet mobile.de knapp 1.500 Exemplare. Im unteren Preisbereich (weniger als 20.000 Euro) handelt es sich noch vielfach um Bundeswehr-Fahrzeuge. Die Baureihe W463 steht nur vereinzelt für weniger als 20.000 Euro zum Verkauf. Dann meist mit mehr als 200.000 Kilometern auf der Uhr. Gerade die kleineren Motoren leiden jedoch unter dem hohen Gewicht des G-Modells. Ein Problem bei “günstigen” Gebrauchtwagen.
W463 mit weniger als 125.000 Kilometern, Automatik und mindestens 12 Monaten HU kosten selten weniger als 30.000 Euro. Sollen sie maximal 10 Jahre alt sein, steht mindestens eine Vier vorne, oft eine Fünf. Meist handelt es sich dabei um Diesel wie den G 350 Bluetec bzw. CDI oder den G 320, ältere AMG-Modelle (G 55) kosten mehr als 60.000 Euro, G 500 starten um die 50.000 Euro, landen aber schnell bei 70.000 Euro und darüber. G 63 liegen überwiegend bei mehr als 80.000 Euro.
Günstig war der Mercedes G nie. Schon 1982 kostet der 240 GD mit 72-PS-Diesel und kurzem Radstand mehr als 42.000 D-Mark. Das Topmodell mit 156-PS-Benziner und langem Radstand kostet mehr als 55.000 DM. Ein Porsche 911 SC kostet im selben Jahr knapp 54.000 Mark. Immerhin ist der G-Wagen jetzt eine ähnliche Ikone.