Mercedes EQA 2021 im Test
Mit dem Mercedes EQA baut Mercedes sein bislang bestes und vernünftigstes Elektroauto. Erster Test im kompakten Elektro-SUV.
Das kleinste Elektroauto von Mercedes heißt EQA – doch bei der Reichweite ist es das größte. 426 Kilometer schafft das Kompakt-SUV laut WLTP-Zyklus mit einer Akkuladung. Der große Bruder EQC schafft das nicht, trotz deutlich größeren Akkus. Die elektrische V-Klasse EQV hängt der EQA ebenfalls ab. Effizienz lautet das Stichwort. Nur 17,7 kWh verbraucht der EQA auf dem Papier, da genügt ein moderat großer 66,5-kWh-Akku für alltagstaugliche Reichweiten.
Auf der ersten Testfahrt schafft der elektrische Bruder des GLA das zwar nicht ganz, doch er erweist sich in der Tat als durchaus effizient. Die Bedingungen sind nicht optimal, ein leichter Kälteeinbruch und bergiges Gelände rund um Stuttgart sind keine optimalen Bedingungen. Und so rollen wir bei quasi vollem Akku bereits mit einer angezeigten Reichweite von nur knapp 370 Kilometern vom Hof.
Als das erste Modell der Submarke EQ soll das Elekto-SUV ein neues Kapitel der E-Mobilität bei Mercedes aufschlagen.
Mercedes EQA mit 190 PS und 375 Nm Drehmoment
Lautlos, komfortabel und flott, wie üblich bei Elektroautos. Dabei fällt die Leistung moderat aus. Nur 140 kW (190 PS) leistet der E-Motor an der Vorderachse, andere Hersteller gehen zum Marktstart lieber in die Vollen und schieben vernünftigere Modelle nach. Und ja, im Grunde auch Mercedes. Das erste E-SUV EQC fährt schließlich mit mehr als doppelt so viel Leistung.
375 Newtonmeter stehen bei Leerlaufdrehzahl zur Verfügung, der Sprint auf 100 km/h gelingt in 8,9 Sekunden, Zwischenspurts und Ampelstarts fühlen sich allerdings deutlich flotter an. Mangelerscheinungen kommen keine auf.
Er fühlt sich an wie ein typischer Mercedes. Die Ingenieure stimmen ihn komfortabel schwingend ab, das adaptive Fahrwerk gefällt uns in der etwas strafferen Sport-Stellung besser. Die Lenkung liegt gut in der Hand, die nötigen Kräfte passen zum mühelosen Gleiten. Dabei kann er auch sportlich, wenn man es drauf ankommen lässt. Der EQA bleibt in der Kurve lange neutral, bietet reichlich Grip und lässt sich genauso flott wie harmonisch aus den Ecken herausbeschleunigen. Der Aufbau bleibt dabei ziemlich waagerecht, das Gewicht von knapp 2,1 Tonnen lässt er sich nicht anmerken.
Effizienter Motor, gute Reichweite
Natürlich auch, weil der schwere Akku im Unterboden liegt. Das hält den Schwerpunkt niedrig. Fünf Module mit insgesamt 200 Zellen liegen hier mit 66,5 kWh nutzbarer Kapazität. Es geht über die Alb, und in einem gut 80 Kilometer langen Rundkurs genauso viel bergauf wie bergab. Gemessen daran kann der angezeigte Verbrauch von 19,2 kWh sich sehen lassen. Zu gut dreiviertel ist der Akku danach noch gefüllt, die Restreichweite wird mit 283 Kilometern ausgewiesen. Passt also, bei behutsamerer Fahrweise wäre sicher noch ein bisschen weniger möglich, etwas mehr als 400 Kilometer sollten im Alltag aus Stadt und Land realistisch erreichbar sein.
Wer nicht auf den Verbrauch achtet und wo es lohnt, auch mal den Sport-Modus ausnutzt, kann dieselbe Runde immer noch mit weniger als 21 kWh auf 100 Kilometern schaffen. Womit deutlich wird: Der EQA fährt nicht nur effizient, er rekuperiert auch so.
Gesteuert wird die Kraft mit der die Energie beim Verzögern zurück in den Akku gespeist wird, grundsätzlich automatisch. Im standardmäßigen D-Modus variiert das Auto die Rekuperation je nach Verkehrssituation und Streckenverlauf. Insbesondere bei aktivierter Navigation lässt sich so die Reichweite optimieren. Über die Schaltpaddel hinter dem Lenkrad kann der Fahrer aber auch selbst Hand anlegen. Zwei Züge am linken Paddel stellen den stärksten Rekuperationsmodus D—ein, der im dichten Stadtverkehr durchaus Sinn ergeben kann, weil der EQA bei jedem Gaspedallupfen Energie zurück in den Akku speist. Für Überlandfahrten mit Weitblick kann das andere Extrem D+ Sinn ergeben. Dann rollt der EQA frei, sobald das Fahrpedal losgelassen wird.
Die erste Generation des GLA von Mercedes-Benz: Kompaktes SUV mit Stern.
In 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent
Bei der Ladeleistung zeigt Mercedes sich leider etwas knauserig. Mit maximal 100 kW Leistung kann der Akku an einer Schnellladesäule mit Gleichstrom (DC) aufgeladen werden. Das wirkt angesichts von 150 kW, etwa bei Audi, bis zu 250 kW wie bei Tesla oder gar 350 kW bei Porsche nicht eben üppig. Doch der kleine Akku bedeutet, dass die Ladung von 10 auf 80 Prozent trotzdem binnen 30 Minuten erledigt ist. Zumal die 100 kW offenbar über einen relativ breiten Bereich anliegen. An der Wallbox daheim oder an Wechselstromladesäulen wird der Strom mit 11 kW in den Akku gepumpt. Über Nacht füllt er sich also ohne Schwierigkeiten vollständig.
Wichtig für Unterwegslader: Mercedes löst die Routenplanung vorbildlich. Nach Eingabe des Ziels bekommt man direkt sämtliche Ladestopps inklusive Ladedauer angezeigt, außerdem die reale Ankunftszeit am Ziel. Wer will, kann die Ladepausen jetzt nach den eigenen Wünschen anpassen, verschieben oder vorziehen. Außerdem lässt sich der minimale Akkustand für Zwischenstopps festlegen, genau wie der gewünschte Stand beim Erreichen des Ziels. So bekämpft man Reichweitenangst effektiv: Über Berechenbarkeit und Transparenz.
Mercedes EQA zu Preisen ab 47.500 Euro
Vom Antrieb abgesehen ist der EQA im Prinzip ein GLA. Mercedes gibt ihm eine andere Front mit speziellen Scheinwerfern, die serienmäßig mit LED strahlen, zudem ein anders Heck. Silhouette und Profil unterschieden sich nicht. Im Innenraum herrscht ebenfalls eine denkbar enge Verwandtschaft. Lediglich einige farbliche Highlights heben den EQA ab. Das MBUX-Bediensystem, das Widescreen-Display Formen und Materialien bleiben unverändert.
Das hilft beim Preis. 47.540 Euro verlangt Mercedes für den EQA, abzüglich Elektroprämie kostet das Kompakt-SUV also deutlich weniger als 40.000 Euro. Zum Vergleich: Ein GLA 200 d steht bei gut 39.000 Euro in der Preisliste. Er kann also durchaus Sinn ergeben, dieser EQA. Das bislang beste und vernünftigste Elektroauto von Mercedes ist er allemal. Vor der Konkurrenz muss er sich nicht verstecken. Die ist zahlreich inzwischen. Da wäre der deutlich teurere, aber stärkere Volvo XC40, der Audi Q4 E-Tron steht vor der Tür, und der VW ID.4 ist bereits bestellbar.
Rein elektrisch fährt das Kompakt-SUV laut Volvo bis zu 54 km weit.