Mercedes E-Klasse (Vor-Facelift, ab 2016): 3 Stärken, 3 Schwächen
Die E-Klasse ist eine feste Größe im Dienstwagen-Segment. Größe ist ihre Stärke. Was der Benz (Baujahr 2016-2019) kann, was nervt? Das klärt unsere Kaufberatung.
Mit der E-Klasse (Baujahr 2016) machst Du in der Regel alles richtig. Viel Platz, supersaubere Motoren und das zu einem sehr guten Gebrauchtwagenpreis bringen uns dazu, dieses Auto immer wieder zu empfehlen. Warum? Lies hier über das Beste und das Schlechteste dieses Autos vor dem Facelift.
Mercedes selbst spricht bei der E-Klasse vom "Herz der Marke". Seit 2016 fährt die E-Klasse mit dem Baureihencode 213 über die Straßen.
Stärke 1: Der größte Kombi im Segment
Traditionell ist die E-Klasse der größte Kombi in der Business-Klasse. Die aktuelle Generation der E-Klasse ist eine Mischung aus Schönling und Lademeister: 640 bis 1.820 Liter passen ins Heck des T-Modells (S213). Weniger als beim Vorgänger, aber eben immer noch deutlich mehr als bei der Konkurrenz.
Die Platzverhältnisse auf der Rückbank bleiben großzügig. E-Klasse-Passagiere sitzen gemütlich, wenngleich sie beim Audi A6 mehr Bewegungsfreiheit hätten. Der Benz federt weich, aber nicht labberig. Dank seines Luftfahrwerks schluckt er große wie kleine Buckel prima. Mercedes verbaut die Luftfederung im Kombi serienmäßig und inklusive Niveauausgleich. So bleibt der Kombi bis zur Maximal-Beladung (670 Kilo Zuladung) im Gleichgewicht. Notsitze gegen die Fahrtrichtung im Kofferraum für Kinder bis 115 cm Körpergröße gibt es ebenfalls (Aufpreis: 1.487 Euro). Das ist einmalig im Segment.
Stärke 2: Große Auswahl an Antrieben, inklusive Diesel-Plug-in
Mercedes bringt frische Motoren in die E-Klasse 213. Besonders wichtig: Der neue 2,0-Liter-Diesel OM 654, der den alten Motor mit 2,14 Litern Hubraum (OM 651) ersetzt. Der Allzweckdiesel ist im Gegensatz zum Vorgänger nicht nur sparsam im Verbrauch, sondern vor allem bei den Schadstoffen. Im Stickoxid- und Partikelausstoß liegt er zum Beispiel als 220d in Straßentests des ADAC weit unter dem zulässigen Grenzwert selbst künftiger Abgasnormen.
Wer keinen Diesel will, findet eine üppige Auswahl an Alternativen im Angebot. Nur kleine Benziner fehlen. Als E 200 leistet die E-Klasse anfangs 184 PS, 2019 ersetzt ein Antrieb mit einfacher Elektro-Unterstützung (Mildhybrid) den reinen Verbrenner. Damit geht es erst bei 197 (plus 14 PS via Elektro-Boost) los. Und es endet bei: 612 PS, im sportlichen Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+. Der Top-Antriebsstrang ist für Limousine und Kombi erhältlich. Die Diesel leisten mindestens 160 PS und höchstens 340 PS.
Besonders interessant ist der derzeit einzige Diesel-Hybrid mit 194 PS. Im Stadtverkehr treibt ein E-Motor mit 122 PS die E-Klasse alleine an, die rein elektrische Reichweite beträgt 51 Kilometer. Anderswo werden Elektromotoren und große Batterien zum Aufladen an der Steckdose mit Benzinern kombiniert. Beim Diesel allerdings gelingt der Kompromiss aus emissionslosem Betrieb im Stadtverkehr und Langstreckentauglichkeit besser.
Audi bietet den A6 in vier Versionen an: als Limousine, verlängerte Limousine, Kombi (Avant) und hochgelegte Schlechtwege-Version (Allroad).
Stärke 3: Volles Assistenz-Paket von Beginn an
Bereits zum Marktstart 2016 übernimmt die E-Klasse Assistenzsysteme aus der damaligen S-Klasse und erweitert die Sicherheitsfeatures. Die E-Klasse kann von allein die Spur halten, übernimmt automatisch Tempolimits, hält den Abstand zum Vordermann und fährt selbstständig wieder an. Mehr Teil-Autonomie ist gesetzlich nicht möglich (Stand 2020).
So clever wie Daimler bei der E-Klasse reizt kaum ein Hersteller das Erlaubte aus: Bei aktiviertem adaptivem Tempomaten passt das Auto die Geschwindigkeit dem Streckenverlauf an und bremst vor Kurven, Kreisverkehren oder Kreuzungen. Per Blinkertip kann das Vor-Facelift-Modell selbstständig überholen. Wohl bei keinem anderen Hersteller funktionieren die Assistenten zuverlässiger.
Schwäche 1: Hohe Neuwagenpreise
Normal ausgestattete E-Klassen kosteten neu leicht 60.000 Euro. Am oberen Ende steht der Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ mit knapp 126.000 Euro Mindestpreis. Im zweiten Leben wird die Schwäche zum Vorteil: „Nackte“ Gebrauchte existieren praktisch nicht, die Mehrzahl der rund 8.000 auf mobile.de angebotenen Vor-Facelift-Modelle (Stand 09/20) kommt toll ausstaffiert. Preise für gebrauchte Mercedes E-Klasse (213 Vor-Facelift) starten bereits im Bereich von rund 17.000 Euro – und da sprechen wir bereits von fahrbereiten Exemplaren mit gültiger HU. Die wilden Top-Modelle von AMG beginnen als Gebrauchtwagen unterhalb von 70.000 Euro.
Unabhängig vom gewählten Antriebsstrang: Die fünfte Generation der E-Klasse gilt als höchst zuverlässiger Gebrauchter. Die ADAC-Pannenstatistik führt den Benz im oberen Mittelfeld. Für einen W213 (oder S213) müssen die Pannenhelfer also selten ausrücken. Die ersten Modelle rollen bereits zum TÜV, doch noch liegt kein Gesamt-Report zur aktuellen Generation der E-Klasse vor. In Foren monieren Besitzer allenfalls kleine technische Schwierigkeiten vom rauschenden Radio bis zur knarzenden Ablage.
Wer ein Langstreckenauto mit hohem Komfort-Anspruch sucht, ist beim BMW 5er an der richtigen Adresse.
Schwäche 2: Digital, aber komplex
Mit der Generation 213 wird die E-Klasse so digital wie keine Baureihe vor ihr. Einerseits wirkt die aktuelle Generation damit moderner. Ein Widescreen-Display, das (gegen Aufpreis) zwei große Bildschirme unter einer Abdeckung in einer großen Tafel vereint, sieht beeindruckend aus. Überhaupt sind die verarbeiteten Materialien durchweg nobel.
Doch mit dem neuen Innenraum-Konzept wird die Bedienung so komplex wie nie. Nicht überall gelingt die Menüführung intuitiv. Viele oft genutzte Informationen findet man noch einigermaßen, doch Detail-Einstellungen verstecken sich. Am Lenkrad wechselt Mercedes von klassischen Hardware-Knöpfen zu sogenannten „Touch Control Buttons“, die gewischt werden wollen. Letztlich Geschmacksache, doch in jedem Fall erfordert die Bedienung viel Fingerspitzengefühl.
Ein Tipp für die Gebrauchtwagen-Suche: Mit der Mini-Mopf von 2018 wird die Bedienung etwas einfacher. Viele Untermenüs erreicht man nun leichter. Immerhin steckt nach wie vor ein herkömmlicher Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole. Da vollzieht Mercedes ansonsten auch den Wechsel zum Touchpad.
Schwäche 3: Im Detail zu sorglos
Es sind vor allem Kleinigkeiten, die einem das Leben mit der aktuellen Mercedes E-Klasse verleiden. Das eigentlich feine Luftfahrwerk zum Beispiel federt in der Comfort-Position zu schwammig. Kein Auto schwingt in diesem Segment so viel wie die E-Klasse. Die Kunden mögen das, sagt Mercedes. Wir geben einem besser angebundenen Fahrwerk den Vorzug. Mitfahrende Kinder auch.
Dann sind da Detailschwächen bei der Verarbeitung. Die Zierflächen etwa wirken optisch filigran. Beim Drucktest knarzen sie allerdings. Und nicht entgratete Kanten an der Klappe des Mittelkonsolen-Fachs passen nicht in diese Klasse. Zugegeben, das sind Spitzfindigkeiten. Luxus-Probleme in einem Auto an der Vorstufe zur Klasse der Chauffeurs-Limos. Denn in Summe (und für die Summe) gibt es auf dem Gebrauchtwagen-Markt kaum eine Option mit vergleichbar noblem Interieur.
An der zweiten Generation des Jaguar XF ist fast alles neu und das meiste besser als zuvor.
Mercedes E-Klasse (W213, S213): Abmessungen
Modell | Mercedes E-Klasse Limousine (W213) | Mercedes E-Klasse T-Modell (S213) |
---|---|---|
Länge | 4.923 mm | 4.933 mm |
Breite | 1.852 mm | 1.852 mm |
Höhe | 1.468 mm | 1.475 mm |
Radstand | 2.939 mm | 2.939 mm |
Kofferraumvolumen | 540 l | 640 bis 1.820 l |