Mercedes E-Klasse 2020 Kombi: Facelift im Test
Mercedes hat die E-Klasse 2020 geliftet. Wie sich der große Businesskombi mit großem Diesel im Alltag schlägt, liest Du in unserem Test.
- Mercedes E-Klasse 2020 Facelift Test – das Wichtigste in Kürze
- Antrieb, Motor, Getriebe: Mercedes E-Klasse Facelift
- Mercedes E-Klasse 2020: Fahrverhalten, Federung, Komfort
- Kofferraumvolumen und Platzangebot in der E-Klasse
- Mercedes E-Klasse 2020: Innenraum, Verarbeitung, Materialqualität
- Infotainment und Bedienung der Mercedes E-Klasse
- Mercedes E-Klasse: Assistenzsysteme und Sicherheit
- Mercedes E-Klasse 2020: Preise, Kosten, Ausstattung
- Fazit zum Mercedes E 400 d T-Modell
- Mercedes E 400 d 4Matic T: Technische Daten
Die Mercedes E-Klasse gehört als Kombi zu den populärsten Dienstwagen. Wenn das Gehalt es hergibt, fällt die Entscheidung oft zwischen Audi A6 Avant, BMW 5er Touring und Mercedes E-Klasse T-Modell. Der Kombi vom Daimler bietet reichlich Platz, viel Komfort und gute Motoren.
Im Test fahren wir das 2020 frisch geliftete E-Klasse T-Modell mit großem Diesel. So viel vorweg: Der 3,0-Liter-Sechszylinder im E 400 d 4Matic ist eine Wucht. Das gilt leider auch für den Preis: Schon die Basis kostet mehr als 50.000 Euro, der 400 d T sogar mindestens 67.600 Euro. Klar, dass sie als Statussymbol funktioniert. Und als Feindbild? Unserem Testwagen wurde jedenfalls noch vor dem Fototermin der Stern vom Kühlergrill abgebrochen.
Mit dem Facelift von 2013 verliert die E-Klasse ihre geteilten Scheinwerfer.
Mercedes E-Klasse 2020 Facelift Test – das Wichtigste in Kürze
- Großer Kombi mit 3,0-Liter-Diesel und 330 PS
- Allradantrieb und Neungang-Automatik serienmäßig
- Gute Assistenten, kein automatisiertes Fahren nach Level 3
- Großer Diesel noch ohne Elektrifizierung
- Infotainment MBUX mit intelligenter Sprachsteuerung „Hey Mercedes“
- Mercedes E-Klasse 2020 T-Modell Preise: ab 50.750 Euro
Antrieb, Motor, Getriebe: Mercedes E-Klasse Facelift
Mit 330 PS und 700 Newtonmetern Drehmoment schiebt der 3,0-Liter-Diesel unseren mehr als zwei Tonnen schweren Kombi aus jeder Situation souverän nach vorne. Der serienmäßige Allradantrieb vermittelt auf glitschigen Straßen eine Extra-Portion Sicherheit. Mercedes stimmt Fahrwerk und Balance traditionell lieber sicher ab als wild.
Aus langsamen Kurven heraus kann es einen Moment dauern, bis sich Schub entwickelt. Das liegt an der Schaltstrategie der Neungang-Automatik. Die dürfte gern etwas zügiger reagieren. Sonst hat sie im Alltag nicht viel zu tun. Der gerade anliegende Gang reicht oft für den Zwischenspurt. Hektik kommt weder beim Runter- noch beim Hochschalten auf. Sanft schwillt dazu der seidige Klang des Sechszylinders an. Heiser, rau oder angestrengt tönt er nie, meist hält er sich vornehm im Hintergrund.
Sein volles Potenzial rufen wir selten ab. In 5,3 Sekunden kann er die E-Klasse aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Doch zügig auf dem Drehmoment surfen macht mehr Spaß als der Kick-down im Sport-Modus mit (unnötigem) Gangwechsel. Und es hilft dem Verbrauch. In der Stadt stehen meist zwischen neun und 10 Liter im Bordcomputer. Unsere Pendelstrecke absolviert er mit 7,3 Litern. Für Leistung und Größe des T-Modells ein guter Wert. Wer oft lange Strecken auf der Autobahn mit hohen Geschwindigkeiten abreißt, fährt mit dem E 400 d nicht durstiger als mit einem kleinen Diesel. Weil der Große weniger gefordert wird. Kurzstreckenfahrer und Reisende, die lieber 140 als 180 km/h fahren, sind mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder besser bedient.
Mercedes E-Klasse 2020: Fahrverhalten, Federung, Komfort
Wir haben uns oft über die Federung der E-Klasse beschwert. Dabei gilt die Luftfederung AIR BODY CONTROL als Komfort-Maßstab. Doch uns schwingt sie im Comfort-Modus zu sehr. Mit dem Facelift hat Mercedes wenige Details daran verändert. Doch die wirken: Der E 400 d 4Matic im Test bügelt grobe Wellen, Buckel und Kanten sauber glatt wie eh und je. Doch er wirkt eine Nuance besser angebunden als frühere Modelle, die wir getestet haben. Die E-Klasse federt verbindlicher und schwingt weniger nach.
Im Sportmodus müssen wir kaum auf Komfort verzichten. Dafür bekommen wir mehr Rückmeldung. Das fiese Schlagloch auf dem täglichen Arbeitsweg schluckt kaum ein anderes Auto so unbeeindruckt wie diese E-Klasse.
Den komfortablen Eindruck verstärkt das Geräuschniveau. Das Fahrwerk poltert selbst auf grobem Asphalt nicht. Regen-Rauschen und Splitt-Geklöter dringen kaum aus den Radkästen, die Windgeräusche bleiben bis in unvernünftige Geschwindigkeiten flüsterleise. Dabei hat das T-Modell als Kombi theoretisch mit einem großen Resonanzraum zu kämpfen.
Im E300 e koppelt Mercedes einen 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner an einen E-Motor. Systemleistung: 320 PS.
Kofferraumvolumen und Platzangebot in der E-Klasse
Mit einem Kofferraumvolumen von 640 bis 1.820 Litern gehört das T-Modell zu den größten Kombis im Segment. Audi A6 Avant (565 bis 1.680 Liter) oder BMW 5er Touring (570 bis 1.700 Liter) laden deutlich weniger ein. Die Grundfläche ist üppig, in den Platz hinter den Radkästen passt Kleinkram. Dank der niedrigen Ladekante lässt sich große, schwere Ladung ohne Hexenschuss-Risiko ins Heck schieben. Die Rückenlehnen der Rücksitzbank bilden umgelegt einen fast ebenen Laderaum. Die Entriegelung geschieht bequem per Knöpfchen im Kofferraum. Die kleinen Schalter fühlen sich richtig hochwertig an.
Passagiere sitzen gut im Fond der E-Klasse, doch aus 4,95 Metern Länge ließe sich deutlich mehr herausholen. Der Audi A6 bietet mehr Platz, der 5er BMW ebenso. Ein viel kürzerer Skoda Superb spielt wegen des platzsparend quer verbauten Motors in einer höheren Platz-Liga. Mit Knien und Kopf stoßen trotzdem nur ganz lang gewachsene Insassen an. Der hohe Mitteltunnel stört jedoch auf dem Mittelplatz.
Vorne gibt es nichts zu mäkeln, das Raumgefühl wirkt luftig. Die Sitze des „Aktiv-Multikontursitz-Pakets“ (ca. 1.600 Euro) können Beifahrer irritieren. In Kurven drücken die Seitenwangen aktiv gegen den Brustkorb. Sie reagieren auf Querbeschleunigung und stützen so bei flotter Kurvenfahrt. Uns gefällt es. Wer es nicht mag, kann die Funktion deaktivieren.
Mercedes E-Klasse 2020: Innenraum, Verarbeitung, Materialqualität
Der Blick des Fahrers fällt auf das große Widescreen-Display, das Mercedes seit dem Facelift 2020 serienmäßig einbaut. Dessen edle Grafiken bringen viel Modernität ins Auto und bilden einen interessanten Kontrast zu Leder, Holz und Chrom.
Nicht alles, das nach Leder aussieht, stammt wirklich vom Tier. Doch das Kunstleder „Artico“ auf Armaturenbrett, Armlehnen und in den Türverkleidungen mit präzise gesetzten Nähten sieht hübsch aus. Auf Kunststoff treffen die Hände nur selten. Wenn, dann fühlt es sich solide an. Das schwarze, offenporig verarbeitete Holz schmeichelt den Fingerkuppen.
Viel davon findet mit dem „Exclusive Interieur“ ins Auto. Das kostet 2.530 Euro und enthält neben hübscheren Materialien Ambientelicht. Außerdem greift der Fahrer ins neue Dreispeichen-Lenkrad mit Nappa-Leder-Kranz und hochglänzenden Touchflächen statt richtigen Druckknöpfen. Das erschwert die Bedienung (dazu später mehr). Besonders elegant wirkt es mit der breiten unteren Speiche auch nicht.
Die Kombiausführung des A6 C7 bietet 565 bis 1680 Liter Kofferraumvolumen.
Infotainment und Bedienung der Mercedes E-Klasse
Viele Funktionen, schwierige Bedienung – das Infotainment der E-Klasse erfordert Eingewöhnung. Mit dem Facelift ändert sich das. Mercedes vereinfacht die Menüstruktur mit der jüngsten Generation des MBUX genannten Systems. Serienmäßig stecken nun zwei 10,25 Zoll große Bildschirme im Widescreen-Display vor dem Fahrer. Optional wachsen sie auf 12,3 Zoll. Analoge Rundinstrumente fliegen aus dem Angebot.
Die Bedienung erfolgt entweder per Touchscreen, über berührungsempfindliche Schaltflächen auf den Lenkradspeichen, via Touchpad auf dem Mitteltunnel oder sprachgesteuert. Mit der Modellpflege ändert sich die Bedienung am Lenkrad. Leider nicht zum Besseren.
Ursprünglich fanden die Daumen hier einige Hardware-Knöpfe vor und zwei optische Sensoren fürs Scrollen durchs Menü oder durch die Ansichten und Anzeigen im digitalen Instrumententräger. Jetzt setzt Mercedes an allen Stellen auf berührungsempfindliche („kapazitive“) Flächen. Der rechte Daumen streicht beispielsweise nach oben, um die Lautstärke zu erhöhen, der linke nach unten, um die Geschwindigkeit des Tempomaten zu verringern. Das klingt einfach, doch in der Praxis funktionieren echte Knöpfe, Walzen oder Kippschalter präziser und erfordern weniger Aufmerksamkeit. Das Touchpad auf dem Mitteltunnel hat die gleichen Probleme. Mit dem alten Dreh-Drück-Steller ließen sich die Menüpunkte besser ansteuern.
Mercedes E-Klasse: Assistenzsysteme und Sicherheit
Die neuen Bedienflächen am Lenkrad dienen dem Spurführungs-Assistenten als Kontrollinstanz. Ruht ein Finger auf einer der Flächen, wähnt er die Hand am Lenkrad. Laut Mercedes nervt die E-Klasse den Fahrer so wesentlich seltener als früher mit der Aufforderung, das Steuer zu übernehmen. Schöne Idee, aber in der Umsetzung zeigt sich: Um den Daumen passend zu platzieren, müssen wir das Lenkrad wie beim Selbstfahren greifen – und brauchen somit die Spurführung nicht.
Insgesamt überzeugt das große Assistenzpaket mit Spurführung, Abstandstempomaten, Geschwindigkeits-Anpassung auf Strecke und Tempolimit jedoch. Mercedes stimmt das System defensiv ab – genau wie vor dem Facelift. Das Fahrzeug hält die Spur schlechter als die Konkurrenz. Der maximale Kurvenradius, den die E-Klasse automatisiert durchsteuert, fällt groß aus. Vor Kreuzungen oder Kreisverkehren dürfte das Auto gerne stärker verzögern.
Besser als erwartet gefällt uns das Update bei der Einparkhilfe. Das große Paket mit 360-Grad-Kamera zeichnet jetzt einen virtuellen „Schutzschild“ ums Auto. Er bekommt „Dellen“ und verändert die Farbe, wo wir uns einem Hindernis nähern. Das hilft tatsächlich beim exakten Einschätzen der Parklücke. Erkannt werden zudem Kantsteine, das schützt die Alufelgen. Hier agiert das System jedoch übervorsichtig. Hilfreich auch der Toter-Winkel-Assistent mit Ausstiegswarnung. Er alarmiert akustisch und optisch, wenn wir die Tür öffnen wollen, obwohl von hinten Verkehr droht.
Mercedes E-Klasse 2020: Preise, Kosten, Ausstattung
Schon die Basisversion der E-Klasse kostet einen stattlichen Preis: 50.750 Euro muss man für das T-Modell als E 200 d mit 160-PS-Diesel ausgeben. Unser Testwagen E 400 d 4Matic T kostet mindestens 67.575 Euro. Im Vergleich zum etwas stärkeren BMW 540d xDrive ist das günstig, der steht ab 69.000 Euro in der Preisliste und leistet 340 PS. Ausstattungsbereinigt landen die beiden großen Kombis etwa auf dem gleichen Niveau. Der Audi A6 Avant kommt als Diesel mit maximal 286 PS, lässt sich also nicht perfekt vergleichen. Die Preise ab 60.232 Euro liegen deutlich niedriger.
Unser Testwagen landet nicht weit unterhalb von 100.000 Euro. Fast 93.700 Euro stehen auf dem Preisschild. Exclusive Interieur (rund 2.500 Euro), Assistenzpaket Plus (2.856 Euro), Park-Paket mit 360-Grad-Kamera (1.745 Euro), Aktiv-Multikontursitz-Paket (2.260 Euro), Luftfahrwerk (1.740 Euro) und Matrix-LED-Scheinwerfer (1.500 Euro) treiben den Preis am stärksten nach oben. Wer auf das eine oder andere Extra verzichten kann, schafft es, für rund 80.000 Euro einen schönen E 400 d 4Matic zu konfigurieren. Dennoch: Ein Schnäppchen wird die E-Klasse nie, genauso wenig wie die direkte Konkurrenz von BMW und Audi.
Wer ein Langstreckenauto mit hohem Komfort-Anspruch sucht, ist beim BMW 5er an der richtigen Adresse.
Fazit zum Mercedes E 400 d T-Modell
Die größte Konkurrenz für den E 400 d versteckt sich auf der vorherigen Seite in der Mercedes-Preisliste. Dort steht der Plug-in-Hybrid E 300 de 4Matic. Der Kombi mit 306 PS Systemleistung und 700 Nm Drehmoment fährt zwar nicht ganz so flott, kostet aber „nur“ 63.000 Euro. Außerdem wird er als von außen aufladbarer Hybrid mit bis zu 52 Kilometern rein elektrischer Reichweite mit Elektrobonus gefördert. Als privat genutzter Dienstwagen muss er zudem nur mit der Hälfte des normalen Satzes versteuert werden.
Emotional liegt der E 400 d vorne. Der seidige Motorlauf und die souveräne Leistungsentfaltung sprechen für ihn. Im Plug-in-Hybrid steckt nur ein 2,0-Liter-Diesel mit vier Zylindern, kein 3,0-Liter-Reihensechser. Damit fährt er zwar nicht schlecht. Sein Antriebsstrang wirkt aber längst nicht so harmonisch wie der im 400 d. Den sehen wir bei hohen Geschwindigkeiten auf der Bahn sogar beim Verbrauch vorne.
Doch es wird nichts nützen. Aus wirtschaftlicher Sicht spricht wenig für den Mercedes E 400 d T. Schade. Er zeigt exemplarisch die Stärken großer Kombis mit großen Diesel-Motoren. Womöglich nicht mehr lange.
Mercedes E 400 d 4Matic T: Technische Daten
Modell | Mercedes E 400 d T |
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Motor | 3,0-Liter-R6-Diesel |
Leistung | 243 kW (330 PS) |
Drehmoment | 700 Nm b. 1.200-3.200 U/min |
Antrieb | 9-Gang-Automatik, Allrad |
0-100 km/h | 5,3 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | 6,6-6,3 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 174-166 g/km |
Testverbrauch | 7,9 l/100 km |
Länge | 4.945 mm |
Breite | 1.852 mm |
Höhe | 1.460 mm |
Radstand | 2.939 mm |
Kofferraumvolumen | 640-1.820 l |
Gewicht | 2.015 kg |
Anhängelast | 2.100 kg |
Preis E 400 d 4M T | ab 67.580 Euro |
Preis des Testwagens | 93.664 Euro |