Mercedes C 250 d T-Modell im Alltagstest
Die C-Klasse ist der Bestseller im Mercedes-Programm. Nicht zu Unrecht, wie mehrere Tausend Kilometer im C 250 d T-Modell zeigen. Der Kombi im Alltagstest.
- Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Infotainment, Radio, Konnektivität
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- Ausstattung und Preise
- Fazit zum Mercedes C 250 d T-Modell
- Technische Daten Mercedes C 250 d (2017) T-Modell
Gefühlt steht die C-Klasse im Schatten des großen Bruders mit dem E. Zu Unrecht. Von keinem Modell verkauft Mercedes hierzulande mehr Exemplare. 2018 waren es fast 63.000, was nahezu 20 Prozent aller Neuzulassungen für Mercedes entspricht. Von der E-Klasse setzte Daimler im selben Zeitraum fast 20.000 Autos weniger ab.
Viele der C-Klassen fahren als Firmenwagen, die Mittelklasse ist traditionell stark bei den Flotten- und Geschäftskunden. Kombiheck und Diesel-Motor sind hier trotz Stickoxid-Diskussion noch immer eine beliebte Wahl. Wir haben den C 250 d T im Alltag eingehend unter die Lupe genommen.
Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Viel Raum ist schön, doch Schönheit zählt vor allem in der Mittelklasse des sogenannten Premium-Segments ebenfalls. 490 Liter Gepäck oder Vertreterwaren kann die C-Klasse einladen, bei umgelegter Rücksitzlehne werden 1.510 Liter daraus. Das ist Standard in der Klasse und für die meisten Zweck ausreichend. Die Rücksitze lassen sich vom Kofferraum aus entriegeln, die Ladekante liegt angenehm tief.
Fürs Grobe bietet sich die C-Klasse allerdings nicht an. Die Teppiche im Testwagens sind zwar schön flauschig, aber empfindlich. Dazu zerkratzt der Kunststoff im Ladeabteil leicht. Praktisch: Die Kofferraumabdeckung fährt elektrisch auf und zu, wobei man dafür die elektrische Heckklappe ordern muss. Und sie hat den Nachteil, dass der Ausbau sehr fummelig ausfällt. Wer oft große Gegenstände transportiert, wird sie wohl dauerhaft ausgebaut lassen.
Auf den Rücksitzen fallen Knieraum und Kopffreiheit klassenüblich aus. Nicht großzügig, aber passabel. Bei einer Länge von 4,70 Metern und einer Breite von zwei Metern mit Spiegeln könnt eman mehr erwarten, doch der Motor sitzt längs auf der Vorderachse, das kostet hinten Raum. Dank der Mulden im Vordersitz gibt es jedoch für Menschen über 1,80 Meter Körpergröße genug Platz. Zu dritt wird es jedoch eng hinten.
Vorne beengen der breite Mitteltunnel und die ausladenden Türen ein wenig. Doch die Sitzposition passt, Hüften und Brustkorb werden gut in Position gehalten, das Lederlenkrad liegt gut in der Hand und man sitzt recht tief im Auto. Nennen wir es: sportlich.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Materialien und Verarbeitung in der C-Klasse machen einen sehr guten Eindruck. Kunstleder und echtes Leder fühlen sich edel an und alles sieht schick und wertig aus. Das gilt besonders für die Designo-Sitze in Cognacbraun mit Steppmuster. Das dunkle, lackierte Holz im Testwagen fanden wir etwas spießig, zudem zerkratzt es leicht und man sieht jeden Fingerabdruck darauf. Die offenporigen Dekore im Angebot wirken moderner und sind widerstandsfähiger.
Die soliden Kippschalter in der Mittelkonsole lassen sich prima bedienen, rasten sauber und fühlen sich griffig an. Die Lüftungsdüsen drehen und kippen sanft in ihren runden Höhlen, an den Fensterhebern gefällt der klare Druckpunkt. An der Klappe des Fachs auf dem Mitteltunnel, wünschen wir uns mehr Sorgfalt, sie ist unten schlecht entgratet.
Trotzdem: der Kombi wirkt innen wie außen elegant. Die Exclusive-Ausstattung zahlt sich aus, kostet aber reichlich Aufpreis. Rund 2.800 Euro muss man dafür ausgeben.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Beim Infotainment musste Mercedes sich lange Vorwürfe anhören: Zu kompliziert die Menüführung, zu wenig intuitiv das Bediensystem. Das stimmt leider. Die Navigation durch das Menü strengt an, es gibt zu viele Untermenüs und der Aufbau ist zu kompliziert. Mit dem Facelift wurde das etwas besser (siehe unten), kompliziert ist es jedoch immer noch.
Am Funktionsumfang gibt es jedoch wenig zu mosern. Das auf dem Armaturenbrett aufgesetzte Display stellt Text, Bilder und Karten scharf dar, die Grafiken sehen modern aus. Das Navi rechnet ausreichend flott, die Echtzeit-Verkehrsdaten schienen jedoch nicht immer auf dem neuesten Stand zu sein. Android- oder Apple-Smartphones werden problemlos erkannt, für Podcasts oder Popmusik geht sogar der Klang des Standard-Soundsystems in Ordnung. Mit klassischer Musik zeigt es sich jedoch überfordert.
Mit der Modellpflege 2018 vergrößerte Mercedes das Zentraldisplay, es wird flacher und breiter. Beim großen Comand-Online-System ist der 10,25-Zoll-Bildschirm Standard, sonst kostet es inklusive Android Auto und Apple Carplay rund 1.000 Euro. Die Bedienung wird etwas leichter, der Funktionsumfang größer. Zum Dreh-Drück-Steller auf dem Mitteltunnel kommen Touchflächen am Lenkrad für die Bedienung. Optional bietet Daimler zudem einen volldigitalen Instrumententräger an. Alles in Allem sieht das schick aus und lässt die C-Klasse moderner erscheinen.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Unser C 250 d T-Modell war mit allem ausgerüstet, was die Sicherheitstechnik im Mittelklässler hergibt. Viel davon muss man allerdings extra bezahlen. Doch es lohnt sich. Vor allem für Langstreckenfahrer ist der Abstandstempomat inklusive Spurhalter ein Segen. Damit folgt der Mercedes der Spur auch um leichte Kurven, er bremst zuverlässig ab, sogar wenn vorne plötzlich jemand einschert. Man möchte das System schon bald nicht mehr missen, viel zu bequem fährt man damit teilautonom durch die Rush Hour oder auf langen Autobahnetappen.
Mit der Modellpflege von 2018 hat die C-Klasse sogar noch dazu gelernt. Seither erkennt sie mit dem optionalen Fahrassistenzpaket-Plus Tempolimits und passt die Geschwindigkeit automatisch an. Außerdem nutzt sie Sensor- und Kartendaten, um die Geschwindigkeit vor Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren zu verringern. Sogar per Blinkertipp die Spur wechseln kann die C-Klasse auf Straßen mit mindestens zwei Spuren in eine Richtung.
Optional baut Mercedes seit dem Facelift das neue Multibeam-LED-Licht mit 84 Elementen ein. Doch schon das sogenannte “LED Intelligent Light System” lässt eigentlich kaum Wünsche offen. Es nimmt bereits den Gegenverkehr und Vorausfahrende bei eingeschaltetem Fernlicht aus dem Lichtkegel, um Blendung zu vermeiden. Es leuchtet in Kurven und insgesamt hell und homogen. Serienmäßig leuchtet die C-Klasse allerdings nur mit Halogen.
Antrieb, Motor, Getriebe
Über die gesamte Bauzeit seit 2014 setzte Mercedes zahlreiche Benziner und Diesel in der C-Klasse ein. Mit der Modellpflege 2018 wurden viele davon erneuert und auf die strengere Abgasnorm Euro 6d-Temp umgestellt. In unserem C 250 d arbeitete noch der Allzweckdiesel mit der internen Kennziffer OM 651. Der Motor mit 2,14 Litern Hubraum leistet im C 250 d 204 PS und kommt auf 500 Newtonmeter Drehmoment. Er erfüllt die Abgasnorm Euro 6.
Der Diesel schiebt die C-Klasse kräftig an und nutzt Dank der feinen Neungang-Automatik das satte Drehmoment souverän aus. Die ersetzte bereits Mitte 2016 den alten Siebengang-Wandler und brachte bessere Fahrleistungen, mehr Komfort und weniger Verbrauch. Dagegen, dass der Diesel hörbar nagelt und angestrengt klingt, wenn man viel von ihm fordert, kann die Automatik allerdings nichts ausrichten. Wer aber entspannt gleitet und sie machen lässt, hört nicht zu viel vom Diesel. Die 9G-Tronic legt dann früh die hohen Gänge ein, so dass er beim sanften Beschleunigen nur noch beruhigend grummelt - vorausgesetzt, das geräuschdämmende Akustikglas steckt in den Fensterhöhlen.
Selbst bei hohen Geschwindigkeiten reagiert die C-Klasse noch spontan auf Gaspedalbefehle - und spart doch dabei. Auf deutschen Autobahnen, Landstraßen und im Stadtverkehr verbrauchte die C-Klasse über mehr als 2.800 Kilometer im Durchschnitt nur 6,6 Liter. Dabei wurde sie nicht geschont. Wer viel im tempolimitierten Ausland unterwegs ist und wenig im Stadtverkehr, fährt den C 250 d T ohne Probleme mit um die 5 Liter.
Die Stadt ist ohnehin nicht ihr primäres Einsatzgebiet. Zum Einen wegen des Abrollkomforts (siehe unten), zum Anderen wegen des teils unharmonischen Verhaltens rund um den Stillstand. Vor allem im Eco-Modus packen die Bremsen der C-Klasse kurz vor dem Stillstand oft unvermittelt zu, wenn der Motor vom Start-Stopp-System abgeschaltet wird. Das nervt etwas, der Comfort-Modus funktioniert besser.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Im Vergleich zur größeren E-Klasse ist die C-Klasse das deutlich agilere und direktere Auto. Klar: Weniger Gewicht, kompaktere Abmessungen und die etwas sportlichere Ausrichtung machen den Unterschied. Die Lenkung ist erfreulich zackig und sogar einigermaßen gefühlvoll. Wie üblich sind Lenkung und Gaspedal eher leichtgängig abgestimmt. Im Sport-Modus strafft sie sich, lässt aber nicht mehr Informationen zu den Fingern dringen.
Das Luftfahrwerk im Testwagen “Airmatic” federt ausgezeichnet, doch der Comfort-Modus gerät Mercedes-typisch für viele Situationen zu schwingend. Es schaukelt ordentlich an Bahnübergängen und auf unebenen Dorfstraßen.
Im Sport-Modus wirkt die C-Klasse besser beisammen. Bei flotter Fahrt auf glattem Belag rollt sie in Kurven kaum und neigt sich wenig. Selbst plötzliche Ausweichmanöver fängt sie ohne Geschaukel ab. Bei niedrigen Geschwindigkeiten federt es im Sport-Modus zudem kaum straffer als auf Comfort.
Doch der Abrollkomfort lässt bei niedrigen Geschwindigkeiten zu wünschen übrig. Über scharfe Kanten und durch Schlaglöcher rollt die C-Klasse ziemlich hölzern. 17- statt 18-Zoll-Räder könnten helfen, weil damit mehr Gummi auf der Felge landet. Doch eigentlich spricht das Fahrwerk schlicht eine Spur zu träge an, um plötzliche Verwerfungen ausgleichen zu können.
Ausstattung und Preise
Es ist wie es immer ist: Mercedes fahren ist teuer. Aktuell (06/2019) starten die Preise der C-Klasse bei knapp 34.700 Euro für den kleinsten Benziner C 160 mit 129 PS aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder. Der C 250 d T flog mit dem Facelift aus dem Programm, er kostete damals gut 46.000 Euro. Der nicht ganz so kräftige, aber sparsamer und saubere C 220 d mit dem neuen 2,0-Liter-Diesel (194 PS, 400 Nm) kostet etwas mehr als 44.300 Euro.
Selbst im Vergleich zur Konkurrenz von Audi und BMW eine hübsche Summe. Der BMW 320d Touring (F31) kostet rund 2.000 Euro weniger. Er steht kurz vor der Ablösung durch die neue Generation G21, die vermutlich eine Spur teurer wird. Der A4 Avant kostet als 40 TDI Quattro zwar 46.500 Euro, treibt aber alle vier Räder an und schaltet serienmäßig automatisch.
Wer die C-Klasse mit den tollen, modernen Assistenten ausrüsten will, ein bisschen mehr Glanz in den Innenraum bringt und ein großes Infotainment wünscht, landet sehr flott bei mehr als 60.000 Euro. Unser, zugegeben: gestopfter, Testwagen kostete im Jahr 2017 mehr als 72.700 Euro.
Fazit zum Mercedes C 250 d T-Modell
Die C-Klasse führt zurecht die Verkaufsstatistik bei Mercedes an. Die Abmessungen sind gerade noch überschaubar, das Platzangebot reicht in vielen Fällen aus. Jedenfalls für Kleinfamilien. Wer mit zwei bis drei Kindern in den Urlaub will, gerät schnell an die Grenzen des Mittelklasse-Kombis.
Langstreckenfahrer mögen das ruhige Fahrverhalten, die Kraft des Diesels, das edle Innere und das angenehme Gefühl von Sicherheit. Das Fahrwerk federt weich und schwingend, der Abrollkomfort könnte besser sein, doch über Land und auf der Autobahn passt die Abstimmung meistens. Mit dem großen Assistenzpaket wird die C-Klasse vor allem nach dem Facelift noch intelligenter und man reist mit ihr noch angenehmer. Die Menüführung und all die Knöpfe nerven ein wenig, doch das sind Dinge, an die man sich gewöhnen kann.
Wie auch an den sparsamen Umgang mit dem Treibstoff. Auf längeren Reisen mit niedrigen Geschwindigkeiten fuhren wir ohne Probleme mehr als 1.000 Kilometer zwischen den Tankstopps. Mit dem alten Euro-6-Diesel wohlgemerkt. Den hohen Preis holt man damit allerdings trotzdem nicht wieder rein.
Technische Daten Mercedes C 250 d (2017) T-Modell
- Motor: 2,2-Liter-Turbodiesel
- Getriebe: Neungang-Wandler-Automatik, Hinterradantrieb
- Leistung: 204 PS (150 KW) bei 3.800 U/min
- Drehmoment: 500 Nm bei 1.600–1.800 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h
- Beschleunigung 0–100 km/h: 6,9 s
- Normverbrauch: 5,1-4,5 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 130-117 g/km
- Länge: 4.702 mm
- Breite: 1.810 mm
- Höhe: 1.457 mm
- Radstand 2.840 mm
- Kofferraumvolumen: 490 – 1.510 l
- Gewicht: 1.660 kg
- Zuladung: 575 kg
- Anhängelast: 1.800 kg
- Basispreis Mercedes C 250d T (2017): 46.029 Euro
- Testwagenpreis (Liste): 72.727 Euro
Mercedes C 250 d Test
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