Mercedes C-Klasse 2021: Preis, Bilder, Marktstart
Die C-Klasse ist das wichtigste Modell von Mercedes. Gut, dass die neue Generation wie eine geschrumpfte S-Klasse vorfährt. Alle Details.
Das Baby hat sich prächtig entwickelt. Dabei war der Spitzname der ersten Mittelklasse-Limousine von Mercedes nicht unbedingt nett gemeint. Doch der Mercedes 190 alias „Baby Benz“ verkaufte sich mehr als 10 Jahre lang ausgezeichnet. Die C-Klasse, wie Mercedes den BMW-3er-Konkurrenten ab 1993 nannte, schloss nahtlos daran an. Jetzt kommt mit der Baureihe 206 bereits die fünfte Generation der weltweit meistverkauften Mercedes-Baureihe.
Überraschungen haben es an sich, dass man sie nicht erwartet. Wer tief in seinem Inneren mit einer überraschenden C-Klasse gerechnet hat, hat die Modellpolitik bei Mercedes zuletzt nicht verfolgt. Behutsame Weiterentwicklung äußerlich, technische Berechenbarkeit unter dem Blech – so verfährt man bei Mercedes. Bei der C-Klasse ist das nicht anders.
Zwei Neuerungen stechen trotzdem hervor: Erstens wird es keine C-Klasse mehr mit aufrechtem Stern auf chromglänzendem Kühlergrill geben. Zweitens wird hinter dem stets am Kühlergrill prangenden, großen Zentralstern kein Motor mit mehr als vier Zylindern mehr Platz finden. Ersteres, weil die C-Klasse mehr noch als bisher Sportlichkeit signalisieren soll (und um den Luftwiderstand zu senken). Das zweite, weil sie das aus Umwelt- und Verbrauchsgründen künftig effizienter tun muss (sprich: mit geringerem CO2-Ausstoß). Deshalb werden auch alle Motorisierungen der neuen C-Klasse elektrifiziert. Doch dazu später.
Diesel- und Elektromotor beschleunigenn den Mercedes C300 de in 5,6 Sekunden auf 100 km/h.
Um sieben Zentimeter gewachsene Abmessungen
Zum Vertrauten: Um rund sieben Zentimeter wächst die neue C-Klasse mit dem Generationswechsel. Macht stattliche 4,75 Meter Länge. Und auch optisch streckt sie sich in Richtung S-Klasse. Scheinwerfer und insbesondere die spitz zulaufenden Rückleuchten erinnern stark an den großen Bruder. Auf ausgeprägte Falten in der Flanke verzichtet Mercedes ohnehin schon länger. Die Proportionen gestaltet Mercedes jedoch dynamischer und setzt die Passagierkabine weit zurück.
Mit dem zeitgleich mit der Limousine vorgestellten T-Modell verfährt Mercedes genauso. Ans Kombiheck wandern ebenfalls mittig spitz zulaufende Rückleuchten. Damit erinnert die Mittelklasse ein wenig an den eine Stufe tiefer angesiedelten CLA Shooting Brake. In der Länge unterscheidet sich das T-Modell nicht von der Limousine. Allerdings fällt sie wegen der scharfen Abrisskante am Heck nicht ganz so aerodynamisch aus wie die Limousine. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt mit 0,27 allerdings immer noch sehr niedrig. Die Limousine schafft sogar 0,24.
Serienmäßig strahlt LED-Technik an der C-Klasse-Front, optional Matrix-Licht. Das verfügt wie bei der S-Klasse über eine Auflösung von 2,6 Millionen Pixel und kann den Verkehrsraum so zielgenau ausleuchten.
Die gewachsene Länge spürt man im Innenraum. Die Beinfreiheit für Passagiere auf der Rückbank legt um mehr als zwei Zentimeter zu, vorne genießen Schultern und Ellenbogen ähnliche Zuwächse. Im Kofferraum tut sich bei der Limousine nicht, sie bietet weiterhin 455 Liter Volumen. Doch das T-Modell kann mit 490 Litern jetzt 30 mehr einladen als bisher. Bei umgelegter Rückbank passen 1.510 Liter rein, ebenfalls ein Plus von 30 Litern.
Ein Cockpit wie in der S-Klasse
Im Cockpit wird der Modellwechsel am augenfälligsten. Wieder steht die S-Klasse Modell. Also befindet sich ein freistehendes Digital-Display vor dem Lenkrad, das es mit 10,25 und 12,3 Zoll Diagonale gibt. Ein Head-up-Display findet optional ins Auto. Mit einer Größe von 23 mal acht Zentimetern fällt die optisch in 4,5 Meter Entfernung liegende Projektion jedoch kleiner aus als bei der S-Klasse.
Traute Eintracht mit der Luxuslimousine herrscht bei der Anordnung des Infotainment-Systems. Mercedes baut einen wahlweise 9,5 oder 11,9 Zoll messenden Bildschirm in leichtem Hochformat in die Mittelkonsole. Fast alles lässt sich hier per Touch und Wisch steuern, einen Dreh-Drück-Steller oder das zuletzt bei Mercedes eingesetzte Touchpad auf dem Mitteltunnel gibt es nicht mehr. Am unteren Bildschirmrand befinden sich noch einige Bedienflächen, darunter ein Fingerabdruck-Scanner, mit dem der Nutzer sich eindeutig identifizieren und das eigene Profil mit den Lieblingseinstellungen laden kann.
Ein großer Teil der Bedienung soll über den Sprachassistenten MBUX-Systems der zweiten Generation erfolgen (Mercedes Benz User Interface). Es versteht viele Befehle, ohne dass man sich spezielle Kommandos merken muss und lernt stetig dazu. Wer in einem sogenannten „Smart Home“ wohnt, kann per MBUX sogar Rollläden, Elektrogeräte oder die Heizung steuern und den Innenraum überwachen – sofern all das entsprechend vernetzt, immer online und fernsteuerbar ist.
Und immer online ist die C-Klasse selbstverständlich. Stehen Updates für MBUX bereit, lassen diese sich automatisch „Over the Air“ (OTA) ans Auto übertragen und installieren. Mercedes verspricht sogar Funktionen, die „heute noch gar nicht erfunden sind“. Einstweilen lassen sich Services wie etwa Musik-Streamingdienste übers Mobilfunknetz buchen.
Die teilelektrische S-Klasse ermöglicht eine elektrische Reichweite von circa 50 Kilometern.
Keine Sechszylinder mehr in der C-Klasse
Bewegt wird der rollende Computer weiterhin in erster Linie von klassischen Verbrennern. Eine voll elektrifizierte C-Klasse wird es auf dieser Basis nicht geben. Doch Mercedes elektrifiziert sämtliche Antriebe. So kommt erstmals der bekannte Allzweckdiesel namens OM 654 mit Mildhybrid-Technik. Mercedes überarbeitet ihn in Details und erhöht damit den Hubraum geringfügig auf 1.992 ccm (bisher 1.950 ccm). Vor allem aber wird ein integrierter Startergenerator an einem 48-Volt-Bordnetz ergänzt. Der boostet bei Bedarf mit bis zu 15 kW Leistung zusätzlich oder entlastet den Diesel. In der größten Ausbaustufe C 300 d leistet der Diesel alleine 195 kW (265 PS). Der 220 d kommt auf 147 kW (200 PS). Die Verbräuche gibt Mercedes mit 5,0 bis 5,3 Litern nach NEFZ an, laut WLTP sind es 4,9 bis 5,8 Liter.
Neben den beiden Dieseln bietet Mercedes zum Start drei Benziner an. Beide werden ebenfalls mit 48 Volt und ISG mild hybridisiert. Den Einstieg bildet der C 180 mit 1,5-Liter-Turbo-Benziner und 125 kW (170 PS), der gleiche Motor sitzt im C 200, leistet hier jedoch 150 kW (204 PS). Vorerst stärkste Variante wird der C 300 mit 2,0-Liter-Benziner und 190 kW (258 PS). Alle Motoren koppelt Mercedes an eine Neungang-Automatik, C 200 und C 300 kommen wahlweise mit Allradantrieb 4Matic. Im besten Fall stehen 6,2 Liter Verbrauch im Datenblatt, im schlechtesten 7,3 Liter laut NEFZ. Die WLTP-Verbräuche liegen bei 6,2 bis 7,9 Litern.
Plug-in-Hybride ab Anfang 2022
Mehr elektrische Antriebskraft kommt etwas später ins Portfolio. Wie bereits die E-Klasse, wird auch die C-Klasse wahlweise als Diesel- und als Benziner-Plug-in-Hybrid zu haben sein. Zunächst kommt der Benziner mit dem 2,0-Liter-Motor aus dem C 300. Er wird um einen Elektromotor mit 95 kW (129 PS) ergänzt. Der Diesel-PHEV mit 2,0-Liter-Vierzylinder und E-Motor kommt später mit den gleichen Elektrokomponenten. Neben dem E-Motor ist das ein Akku mit 25,4 kWh Kapazität aus eigener Entwicklung. Die Batterie soll für 100 Kilometer rein elektrische Reichweite gut sein.
Damit der große Akku schnell voll wird, baut Mercedes serienmäßig einen dreiphasigen Onboard-Lader mit 11 kW Leistung ein. Damit kann an öffentlichen Wechselstromsäulen oder an der heimischen Wallbox geladen werden. Optional bietet Mercedes zudem einen Lader für Gleichstrom-Säulen an. Mit 55 kW Ladeleistung vergehen dann rund 30 Minuten, bis der Akku voll ist.
Der Akku erfordert allerdings leichte Kompromisse beim Ladevolumen. Zwar hat Mercedes die bisher vorhandene Stufe im Gepäckraum eliminiert, der Stauraum wächst im Vergleich zum Vorgänger um 45 Liter beim T-Modell. Doch es bleiben trotzdem nur 360 Liter. Bei umgeklappter Rückbank passen 1.375 Liter ins Kombiheck des T-Modells. Immer an Bord bei den PHEVs: Luftfederung mit Niveauregulierung an der Hinterachse.
2015 rollten die ersten Mercedes-Benz CLA Shooting Brake zu den Händlern
Überarbeitetes Fahrwerk, neue Assistenten
Ansonsten wurde das Fahrwerk in vielen Details überabeitet. Die Vierlenker-Achse vorn ist neu, hinten kommt eine überarbeitete Raumlenker-Hinterachse zum Einsatz. Optional gibt es ein Sportfahrwerk und ein adaptives Fahrwerk. Außerdem bietet Mercedes erstmals eine Hinterachslenkung in der C-Klasse an. Die erreicht einen maximalen Lenkwinkel von 2,5 Grad und reduziert den Wendekreis um 43 Zentimeter auf 10,64 Meter. Die Vorderradlenkung übersetzt Mercedes dann direkter.
Die aus der S-Klasse bereits bekannten Assistenzsysteme kommen zum Großteil auch in der C-Klasse zum Einsatz. Level-3-Funktionalität fürs teilautomatisierte Fahren wird es jedoch nicht geben. Wie der große Bruder ist die C-Klasse in der Lage, im Stau selbständig eine Rettungsgasse zu bilden. Die Distronic passt die Geschwindigkeit an Straßenverlauf und Tempolimits an, zudem werden deutlich mehr Verkehrsschilder erkannt als bislang.
Bestellt werden kann die neue C-Klasse ab dem 30. März 2021, zu den Händlern rollt sie im Sommer 2021. Preise gibt es noch nicht, wir rechnen mit einer leichten Steigerung im Vergleich zum auslaufenden Modell. Aktuell kostet die Limousine C 180 rund 37.500 Euro, der Diesel C 220 d startet bei knapp 43.000 Euro. Das T-Modell ist je nach Variante um die 1.700 Euro teurer.