Mercedes B-Klasse: Gebraucht nicht nur für Rentner
Die zweite Generation der Mercedes B-Klasse gilt als praktisch und macht bei der Hauptuntersuchung selten Probleme. Dennoch muss man beim Gebrauchtwagenkauf auf ein paar Dinge achten.
Die Zeiten, als die Mercedes A-Klasse noch praktisch war, sind längst vorbei. Seit der dritten Generation will sie dynamisch sein und jüngere Kunden ansprechen. Doch Mercedes hat für Ersatz gesorgt: Die B-Klasse übernimmt seitdem die Rolle des Vans im Mercedes-Angebot. Seit 2011 verkaufte sich die zweite Generation mit dem internen Code W246 prächtig. Schließlich hatten weder BMW noch Audi einen Van im Angebot.
Im Frühjahr 2019 wird sie frisch vom W247 abgelöst. Vereinzelt werden noch Neuwagen angeboten (Stand: 06/2019). Das Angebot an gebrauchten B-Klassen ist üppig. Insgesamt gilt sie als solide, bei der HU fällt sie selten durch. Ganz ohne Probleme ist die B-Klasse jedoch nicht.
Historie und Modellwechsel
Als Vorläufer der B-Klasse gibt es ab 2001 die A-Klasse mit langem Radstand. Erst 2005 macht Mercedes ein eigenständiges Modell daraus. Das intern T245 genannte Modell wird sechs Jahre lang gebaut. Im September 2011 wird es vom W246 ersetzt. Die dritte Generation W247 wird seit Januar 2019 ausgeliefert.
Ein großes Facelift erhält die B-Klasse im Jahr 2014, davor ändern sich ein paar Kleinigkeiten. Eventuell relevant für Käufer: 2012 wird das Sportfahrwerk etwas komfortabler. Mit der Modellpflege ändern sich die Stoßfänger und die Scheinwerfer. Das Infotainmentsystem erhält einen größeren 8-Zoll-Monitor. Außerdem wird ein Auffahrwarner mit Notbremsassistent ergänzt. Seitdem erfüllen alle Motoren die Abgasnorm Euro 6, nur der B180 CDI BlueEfficiency nicht.
Rückrufe für die B-Klasse
Die zweite Generation der B-Klasse muss für einige Nachbesserungen in die Werkstatt. Zwischen November 2011 und August 2017 gebaute Fahrzeuge haben Probleme mit dem Airbag, der unerwartet auslösen kann. Im Bauzeitraum August 2016 bis März 2017 gibt es das gegenteilige Problem: der Airbag löst unter Umständen bei einem Unfall nicht aus.
Zwischen April 2011 und Januar 2015 gebaute Motoren machen Ärger, weil der Anschlussstutzen der Unterdruckleitung am Bremskraftverstärker brechen kann. Von Februar 2014 bis Februar 2017 besteht das Risiko, dass der Startstrombegrenzer Feuer fängt.
Wer sich für einen Diesel interessiert, sollte unbedingt darauf achten, dass das Software-Update durchgeführt wurde, um die Abgasreinigung zu verbessern. Das sogenannte Thermofenster wird beim Diesel mit dem Kürzel OM651 ausgeweitet. Das betrifft Modelle, die zwischen Februar und November 2014 gebaut werden.
Dazu löst ein schadhafter Dichtring am Steuerkettenspanner einen Rückruf aus, ebenso wie eine unzureichende Verschraubung der Sicherheitsgurte an Autos, die bis September 2014 gebaut werden. Bei Autos, die zwischen März und April 2016 vom Band laufen, kann sich die Verschraubung der Vorsicherungsdose im Motorraum lösen. Schadhafte Hochdruck-Kraftstoffleitungen werden an Autos montiert, die zwischen Oktober und November 2015 vom Band laufen.
Karosserie und Platzangebot
Die Mercedes B-Klasse misst 4,39 Meter in der Länge. Das Platzangebot des Fünftürers ist gemessen daran gut. Beinfreiheit und Kopffreiheit fallen üppig aus, die Sitzflächen kurz, das kann auf Reisen stören. Man sitzt vergleichsweise hoch im Auto, das erleichtert den Einstieg und die Rundumsicht. Daher rührt auch die Beliebtheit bei älteren Autofahrern.
Mit 488 bis 1.547 Litern Kofferraumvolumen erreicht die B-Klasse Werte, die vielen Mittelklasse-Kombis gut zu Gesicht stünden. Die Heckklappe öffnet weit, die Zuladung beträgt maximal 500 Kilo. Empfehlenswert ist das Sitzsystem “Easy-Vario-Plus“. Damit lassen sich die Rücksitze um 140 Millimeter verschieben und die Lehnen in der Neigung anpassen. Das Ladevolumen steigt dann auf bis zu 666 Liter.
Ganz rostfrei ist die Karosserie älterer B-Klassen nicht. Vor allem die Türunterkanten leiden darunter. Manche Besitzer klagen auch über Rost an den A-Säulen, vor allem im Bereich der Scharniere. Zudem beschweren sich manche über Klappergeräusche im Innenraum. Die Türverkleidungen neigen gelegentlich dazu.
Motoren und Getriebe der B-Klasse
Das Motorenangebot der B-Klasse umfasst fünf Benziner und fünf Diesel. Der schwächste Diesel leistet 90 PS, der stärkste 177 PS. Bei den Benzinern sind es 102 PS bis 211 PS. Dazu gibt es die Erdgasvariante B 200 NGD und die Elektroversion Electric Drive. Das Modell mit dem Code W 242 war bis August 2017 im Angebot. Vier Varianten verfügen über den Allradantrieb 4Matic.
Von den kleinen Motoren raten wir eher ab. Sie haben Schwierigkeiten mit dem Auto. Die 122 PS des B180 reichen aus, der B200 (156 PS) fährt souverän. Der Diesel B220 CDI hat mit 177 PS und 350 Newtonmetern Drehmoment genügend Kraft, um auch mit Allrad für flottes Fortkommen zu sorgen. Der B180 CDI BlueEfficiency wurde nie auf die Abgasnorm Euro 6 umgestellt, B180 CDI und B200 CDI erst im November 2014. Wer oft in die Innenstadt muss, sollte das wegen drohender Fahrverbote berücksichtigen.
Alle Vierzylindermotoren koppelt Mercedes serienmäßig an eine Sechsgang-Handschaltung. Optional gibt es ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen. Das schaltet vor allem beim Anfahren und in unklaren Situationen bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht harmonisch. Wenn es Geräusche macht, kann das zudem eine teure Reparatur bedeuten.
Die Motoren arbeiten überwiegend zuverlässig. Das Start-Stopp-System kann hingegen Probleme bereiten, das Navigationsgerät ebenfalls. In der Pannenstatistik des ADAC überzeugen B-Klassen ab Erstzulassung 2012, wenn es doch mal Probleme gibt, liegt das meist an entladenen Batterien oder defekten Anlassern.
Fahrwerk
Bei der Hauptuntersuchung kommt die Mercedes B-Klasse ebenfalls gut weg. Sie fällt deutlich seltener durch Mängel auf als Konkurrenz-Modelle mit vergleichbarer Laufleistung. Weder Achsen noch Federn, Dämpfer, Lenkung, Beleuchtung oder Bremsen weisen oft Mängel auf. Am Auspuff gibt es auch kaum Ärger, Ölverlust kommt selten vor.
Ob das an der Qualität liegt, oder daran, dass die Besitzer ihre Autos gut in Schuss halten, darüber gibt die Statistik keine Auskunft. Bei der Besichtigung einer B-Klasse sollte man jedoch einen Blick unter das Auto werfen, manchmal rosten Federn und Achsen.
Ausstattung und Sicherheit
Den Kompaktvan gibt es außer in der Basis zusätzlich in verschiedenen Ausstattungsversionen. Die heißen Style, Urban und AMG-Line. Mit verschiedenen Paketen kann man die B-Klasse aufwerten. Außerdem gibt es einige Sondermodelle. Und natürlich ist die Liste an Extras lang. Wer will, kann um die 50.000 Euro für den Van ausgeben.
In der Basis rollt er mit Klimaanlage, CD-Radio mit Bluetooth-Schnittstelle und Aux-in-Anschluss vom Band. Dazu gibt es ein höhenverstellbares Multifunktionslenkrad, einen Müdigkeitswarner, sieben Airbags und natürlich den Schleuderschutz ESP sowie elektrische Fensterheber. Das Display des Infotainmentsystems misst zunächst 14,7 Zentimeter, ab November 2014 wird es auf 17,8 Zentimeter vergrößert, allerdings nur gegen Aufpreis.
Neuwagenkunden kauften gerne die Zwei-Zonen-Klimaautomatik, das Panorama-Schiebedach, dazu den Abstandstempomaten, Sidebags und eine Sitzheizung für hinten. Wer viel fährt und das auch nachts, sollte darauf achten, dass die B-Klasse mindestens mit Bi-Xenon-Scheinwerfern ausgerüstet ist. Besser noch mit LED. Das “Intelligent-Light-System” leuchtet die Spur ausgezeichnet aus, blendet den Gegenverkehr nicht und schaltet automatisch von Fern- auf Abblendlicht um und umgekehrt. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wurde ebenfalls gerne angekreuzt.
Marktsituation und Preise
Wer aktuell (06/2019) eine B-Klasse sucht, darf ruhig wählerisch sein. Mobile.de wirft derzeit mehr als 4.000 Inserate für Autos aus, die von 2012 bis 2018 neu zugelassen wurden und unsere Mindestanforderungen erfüllen. Das heißt: Maximal 125.000 Kilometer auf dem Tacho, mindestens 12 Monate TÜV und ein ausgefülltes Scheckheft.
Die Preise starten bei rund 10.000 Euro für frühe Modelle mit um die 100.000 Kilometern. Viele davon sind allerdings B 180 CDI BlueEfficiency - die wurden aber nie auf Euro 6 umgestellt. In Innenstädten kann es damit Probleme geben. Modelle nach dem Facelift mit Erstzulassung ab 2015 starten etwa bei 13.000 Euro.
Fazit und Empfehlung
Die B-Klasse ist kein Musterknabe, aber insgesamt ein zuverlässiger Gebrauchtwagen. Bei Variabilität und Platzangebot liegt sie im Vergleich mit üblichen Kompaktwagen weit vorne. Dass sie nicht besonders sportlich fährt: geschenkt. Muss sie nicht, sie hat andere Vorzüge.
Unsere Wunsch-B-Klasse hätte einen Benziner unter der Haube, nach Möglichkeit nicht den kleinsten. Der B200 fährt flott und harmoniert gut mit dem Auto. Das manuelle Getriebe wurde nicht so oft verkauft, wie das automatische Doppelkupplungsgetriebe, ist aber unsere erste Wahl. Mit dieser Auswahl finden wir noch knapp 300 Angebote. Die Preise starten dann bei rund 13.000 Euro für ältere Modelle.
Die Mercedes B-Klasse W 246 in Bildern
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