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Nach dem Aussehen sollte man den Mercedes B 180 nicht beurteilen. Seine Stärke liegt im Inneren
Quelle: Peter Besser
Nach dem Aussehen sollte man den Mercedes B 180 nicht beurteilen. Seine Stärke liegt im Inneren

Um Oberflächlichkeiten scheren Van-Fahrer sich nicht. Das Auto muss nicht sexy sein, sondern praktisch. Die B-Klasse von Mercedes fährt gut mit diesen Qualitäten. Der kompakte Van ist auf dem deutschen Markt fast so beliebt wie die A-Klasse. Inzwischen rollt die B-Klasse in dritter Generation auf der Straße, die zweite Generation (W246) kam 2011 auf den Markt, 2014 wurde sie überarbeitet. Für unseren Test fuhren wir zwei Wochen lang im B 180 der Generation W246 mit kleinem Benziner.

Abmessungen, Platzangebot, Karosserie

Vans leben von viel Platz auf wenig Raum: Die B-Klasse misst 4,35 Meter und ist damit nicht länger als klassische Kompakte. Doch sie überragt sie deutlich in der Höhe. Im Vergleich zur A-Klasse bedeuten 1,56 Meter gut 10 Zentimeter mehr Platz nach oben. Entsprechend fällt die Sitzposition vorne SUV-artig aus, Passagier hinten freuen sich über viel Luft am Kopf.

Wer sich für die B-Klasse interessiert, sollte auf das „Easy-Vario-Plus-System“ Wert legen. Damit kann die Rücksitzbank um 14 Zentimeter in der Länge verschoben werden, was wahlweise viel Platz im Kofferraum schafft oder reichlich Beinfreiheit für Hintensitzer. Dennoch sind 501 bis 1.456 Liter Laderaum im Segment nur ein mittelmäßiger Wert. Doch die Ladekante liegt angenehm tief und die Ladefläche wird mit umgelegten Rücksitzen eben.

Angenehm hoch angebracht sind dagegen die Sitze. Da freut man sich über den bequemen Ein- und Ausstieg sowie die gute Rundumsicht. Außerdem fällt die Karosserie schön schmal aus, was das Rangieren auf engem Raum und das Aussteigen in Parklücken erleichtert.

Innenraum, Verarbeitung, Materialien

Nicht alles, was praktisch ist, ist auch immer angenehm. Die Vordersitze etwa verkleidet Mercedes hinten mit hartem Plastik. So lässt sich Schmutz von Kinderschuhen gut abwischen, doch edel und bequem wirkt das nicht. Ohnehin steckt für unseren Geschmack zu viel Hartplastik im Auto. Schließlich ist die B-Klasse kein Schnäppchen.

Gegen Aufpreis lässt sich aber eine Menge erreichen. Die Sitze in unserem Testwagen waren mit Leder bezogen, einige Verkleidungsteile ebenfalls. Dazu verschönert Holz das Armaturenbrett. Gut verarbeitet ist das alles, doch viele Oberflächen wirken zu wenig premium. Zudem könnten die Sitze gerne etwas mehr Seitenhalt bieten.

Zuzahlungen sind notwendig, wenn das Ziel ist Hartplastik zu vermeiden
Quelle: Peter Besser
Zuzahlungen sind notwendig, wenn das Ziel ist Hartplastik zu vermeiden

Infotainment, Radio, Konnektivität

Das Infotainmentsystem der B-Klasse lässt sich gut bedienen, der Monitor mit 8-Zoll-Diagonale sitzt gut ablesbar auf dem Armaturenbrett. Ein Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole steuert die meisten Funktionen. Rätsel gibt das System nicht auf.

Serienmäßig steckt ein 7-Zoll-Bildschirm mit Radio, USB-Anschlüssen und Bluetooth-Schnittstelle im Auto. Das große Navigationssystem „Comand Online“ ergänzt zum Festplattennavi mit Online-Diensten den 8-Zoll-Screen. Neu kostete es allerdings mehr als 3.500 Euro. Uns würde das „Smartphone Integrationspaket“ reichen, mit dem Apple CarPlay und Android Auto an Bord sind. Die Verbindung mit dem Smartphone ermöglicht dann die komfortable Nutzung der wichtigsten Funktionen im Auto. Auch die Navifunktion von Google Maps.

Assistenzsysteme und Sicherheit

Wer teilautonome Fahrfunktionen sucht, wird mit der B-Klasse (noch) nicht glücklich. Erst den Nachfolger W247 hob Mercedes auf eine Stufe mit der E-Klasse. Trotzdem kann die B-Klasse schon eine Menge. Sie warnt vor drohenden Kollisionen, bremst im Notfall, hält die Spur und den Abstand zum Vordermann und parkt selbständig ein. In der Kompaktklasse ist all das nicht selbstverständlich. Auch nicht, dass der Beifahrerairbag automatisch deaktiviert wird, wenn ein Kindersitz eingebaut wird.

Antrieb, Motor, Getriebe

Im Laufe der Jahre steckten viele Motoren in der B-Klasse. Diesel und Benziner mit 90 bis 211 PS gab es, dazu eine Erdgas-Variante mit 2,0 Liter Hubraum und 156 PS und sogar eine Elektro-Version (B 250 e, 132 kW). In unserem Testwagen B 180 steckt ein Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung und 1,6 Litern Hubraum. Er leistet 122 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment. Damit fährt die 1,4 Tonnen schwere B-Klasse leider nicht sehr spritzig.

Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT) muss entsprechend viel arbeiten, um die B-Klasse bei Tempo zu halten. In der Stadt liegt dann zu oft ein zu niedriger Gang an, die Drehzahl steigt und der Motor wird laut. Außerdem treibt das den Verbrauch nach oben. Wir kamen in der Stadt, bei niedrigen Temperaturen selten mit weniger als 10 Litern durch den Berufsverkehr. Auf längeren Etappen lassen sich aber wenig mehr etwa 8 Liter erreichen, wenn man es ruhig angeht.

Dann spürt man auch, dass das Getriebe schön komfortabel ausgelegt ist. Ohne Eile lässt sich entspannt im Verkehr mitschwimmen und sogar aus dem Stand sanft anfahren. Andere Getriebe der Bauart haben da oft ihre Schwierigkeiten.

Unnötiger Ballast ist das optionale Verstellfahrwerk
Quelle: Peter Besser
Unnötiger Ballast ist das optionale Verstellfahrwerk

Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung

Das Fahrwerk hat Mercedes prima abgestimmt. Es federt komfortabel, wird aber nie schwammig. Gut so, das passt zum Van, zu viel Sportlichkeit braucht er nicht. Optional bot Mercedes ein Verstellfahrwerk an, mit dem sich die Dämpfer straffen lassen, doch wir finden es überflüssig. Wir waren fast durchgehend im normalen Modus unterwegs.

Preise und Fazit zum Mercedes B 180

Wer wegen des Namens Sports Tourer mit sportlichen Qualitäten rechnet, liegt falsch. Die B-Klasse fährt zwar ausgewogen und sicher, aber ohne sportlichen Anspruch. Macht aber nichts. Dafür bietet sie ordentliche Platzverhältnisse, ein bisschen Variabilität, ein akzeptables Niveau an Assistenzsicherheit und bei entsprechender Ausstattung ein schönes Ambiente. Also fast alles, was ein Van bieten sollte.

Neu war die B-Klasse nie ein Schnäppchen. Schon der B180 kostete knapp 28.000 Euro in der Basis. Unser gut ausgestatteter Testwagen landete bei knapp 48.000 Euro. Dafür gab es das große Navi, ein adaptives Fahrwerk, die Doppelkupplungsautomatik, Ledersitze und alle verfügbaren Fahrhilfen.

Wer aktuell einen B 180 sucht, wird ab gut 5.000 Euro fündig. Solide Exemplare mit weniger als 100.000 Kilometern auf dem Tacho und ausgefülltem Scheckheft starten etwa bei 12.000 Euro, bis 15.000 Euro wird das Angebot schon recht üppig. Junge Fahrzeuge aus dem letzten Baujahr mit wenigen Kilometern reichen an die 30.000-Euro-Marke.

Mercedes Benz B 180 bei mobile.de

Technische Daten Mercedes B 180

  •             Motor: 1,6-Liter-Turbobenziner
  •             Leistung: 122 PS (90 kW) bei 5.000 U/min
  •             Drehmoment: 200 Nm bei 1.250 bis 4.000 U/min
  •             Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
  •             0 – 100 km/h: 9,0 s
  •             Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  •             Verbrauch: 5,7 l/100 km (NEFZ)
  •             Testverbrauch: 7,8 l/100 km
  •             Abgasnorm: Euro 6b
  •             Kofferraum: 488-1.547 l
  •             Leergewicht (EU-Norm): 1.395 kg
  •             Länge: 4.359 mm
  •             Breite: 1.786 mm
  •             Höhe: 1.557 mm
  •             Radstand: 2.699 mm
  •             Basispreis Mercedes B-Klasse: 26.648 Euro (2018)
  •             Preis Testwagen: 47.930 Euro

Mercedes B 180 Sports Tourer

Der Mercedes B 180 sprießt mit zusätzlichen 10 cm im Vergleich zur A Klasse in die Höhe
Nach dem Aussehen sollte man den Mercedes B 180 nicht beurteilen. Seine Stärke liegt im Inneren
Die Größe des Mercedes B 180 wirkt paradox. Er sieht klein aus, aber es passt überraschend viel rein
Mercedes B 180 Sports Tourer ist trotz des Namens eher ein Power Walker unter den Vans
Spritzig geht anders. Weniger als 10 Liter verbraucht er selten im Berufsverkehr
Mercedes B-Klasse W246 Test_06
Kleines Auto, kleiner Laderaum. Der Mercedes B 180 bietet nur 501 bis 1.456 l Stauraum.
Unnötiger Ballast ist das optionale Verstellfahrwerk
Zuzahlungen sind notwendig, wenn das Ziel ist Hartplastik zu vermeiden
Etwas mehr Stabilität wäre vorteilhaft für die Rücksitze
Quelle: Peter Besser
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Der Mercedes B 180 sprießt mit zusätzlichen 10 cm im Vergleich zur A Klasse in die Höhe
Quelle: Peter Besser
2 von 10
Nach dem Aussehen sollte man den Mercedes B 180 nicht beurteilen. Seine Stärke liegt im Inneren
Quelle: Peter Besser
3 von 10
Die Größe des Mercedes B 180 wirkt paradox. Er sieht klein aus, aber es passt überraschend viel rein
Quelle: Peter Besser
4 von 10
Mercedes B 180 Sports Tourer ist trotz des Namens eher ein Power Walker unter den Vans
Quelle: Peter Besser
5 von 10
Spritzig geht anders. Weniger als 10 Liter verbraucht er selten im Berufsverkehr
6 von 10
Die Ladekante liegt angenehm tief, der Stauraum hingegen ist nicht herausragend, aber ok
Quelle: Peter Besser
7 von 10
Kleines Auto, kleiner Laderaum. Der Mercedes B 180 bietet nur 501 bis 1.456 l Stauraum.
Quelle: Peter Besser
8 von 10
Unnötiger Ballast ist das optionale Verstellfahrwerk
Quelle: Peter Besser
9 von 10
Zuzahlungen sind notwendig, wenn das Ziel ist Hartplastik zu vermeiden
Quelle: Peter Besser
10 von 10
Etwas mehr Stabilität wäre vorteilhaft für die Rücksitze
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