So verändert die Mehrwertsteuer-Senkung Deinen Autokauf
Die Mehrwertsteuersenkung macht Autos bis zum Jahresende günstiger. Nicht alle Hersteller beteiligen Kunden daran gleichermaßen. Alle Details in der Tabelle.
Im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets senkt der deutsche Staat die Mehrwertsteuer – und zwar zeitlich befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020. Das gilt auch für Autos: Auf den Netto-Listenpreis von Neuwagen zahlen Käufer im zweiten Halbjahr 2020 statt des regulären Satzes von 19 Prozent nur noch 16 Prozent. Das Gleiche gilt beim Kauf eines Gebrauchtwagens.
Im Alltag wie in den Medien verwenden wir den Begriff Mehrwertsteuer (MwSt.) und den steuerrechtlich korrekten Begriff Umsatzsteuer (USt.) synonym. Auch auf Rechnungen und Belegen wird regelmäßig die „MwSt.“ ausgewiesen. Der Begriff hat sich also durchgesetzt. Die Regierung kalkuliert, dass die Mehrwertsteuersenkung 2020 dem Staat 19,6 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen bringt. Was aber bedeutet die Senkung für Autokäufer und Autoverkäufer? Wie gehen die Hersteller damit um?
Der Ford Puma kommt 2020 als Crossover mit Mild-Hybrid-Unterstützung zurück.
Was bedeutet die Mehrwertsteuer für den Autokauf?
Die Mehrwertsteuer-Senkung von 19 Prozent auf 16 Prozent bedeutet nicht, dass alle Autos pauschal um rechnerische 2,5 Prozent günstiger werden. Nicht jeder Autokauf unterliegt der Mehrwertsteuer. Bei Geschäften unter Privatpersonen etwa wird generell keine Mehrwertsteuer fällig. Ebenso ist ein Händler, der nur wenige Autos im Monat absetzt, ggf. nicht umsatzsteuerpflichtig.
Außerdem kommt es auf die Art des Geschäfts an, ob es mit 16 Prozent zu versteuern ist:
- Neuwagenkauf nach Preisliste
- Gebrauchtwagenkauf nach Preisverhandlung
- Leasing nach Angebotspreis
- Gewerblicher Autokauf
Grundsätzlich wird die Mehrwertsteuer vor allem im Zusammenhang mit dem Nettolistenpreis relevant, aus dem sich mit 16 Prozent Mehrwertsteuer ein niedrigerer Bruttopreis errechnet als mit 19 Prozent. Im Rahmen einer Preisverhandlung vereinbaren Händler und Privatkunde beim Autokauf aber in den allermeisten Fällen schlicht einen Endpreis inklusive Steuern – egal, ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen. Der Händler muss zwar die Mehrwertsteuer in der Rechnung ausweisen, diese wird er jedoch in der Regel aus dem vereinbarten Endpreis errechnen. Auch Leasingraten kalkuliert der Händler auf Basis eines Angebotspreises.
Wichtig wird die Mehrwertsteuer-Senkung jedoch beim Liefertermin. Der reduzierte Steuersatz läuft am Jahresende 2020 aus. Als Stichtag für die Besteuerung des Autokaufs gilt jedoch das Lieferdatum (die „Leistungserbringung“). Werden in der Rechnung des Händlers 16 % MwSt. ausgewiesen, werden dennoch streng genommen 19 % fällig, falls das Auto erst 2021 geliefert wird. Dies sollten Käufer bei der Verhandlung berücksichtigen und bei Auslieferung 2021 einen niedrigeren Endpreis verlangen.
Beim gewerblichen Autokauf spielt der Zeitpunkt der Auslieferung hingegen keine Rolle. Das beauftragende Unternehmen setzt die gezahlte Umsatzsteuer in gleicher Höhe als Vorsteuer ab.
Was bedeutet die Mehrwertsteuer für den Auto-Verkauf?
Händler müssen in der Regel die Mehrwertsteuer ausweisen, wenn sie ein Auto verkaufen. Das gilt auch im Gebrauchtwagengeschäft. Handeln Unternehmen ein Fahrzeug untereinander, weist die Floskel „Mehrwertsteuer ausweisbar“ im Angebot darauf hin, dass der Käufer die Mehrwertsteuer abziehen kann.
Im privaten Autohandel hat die Senkung der Mehrwertsteuer keine Auswirkungen. Privatpersonen, die ein Auto verkaufen, weisen keine Mehrwertsteuer aus und führen sie auch nicht ab. Dies gilt unabhängig davon, ob sie ihr Auto an eine Privatperson oder an einen Händler verkaufen.
Günstig, viel Platz und leicht zu finden
Warum sinkt die Mehrwertsteuer?
Nach eigenen Angaben will die Bundesregierung mit der Steuersenkung den Konsum in Deutschland wieder ankurbeln und außerdem „der von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogenen deutschen Wirtschaft neuen Schub geben“. Die Senkung komme Unternehmen aller Branchen zugute – von der Gastronomie bis zur Automobilwirtschaft.
Von der Befristung auf ein halbes Jahr erhofft sich die Politik, dass Kaufanreize sowohl kurzfristig als auch geballt in einem engen Zeitraum entstehen und so konzentriert wirken. Dies soll der Konjunktur nach dem Corona-Schock einen Impuls geben.
Wird jetzt alles billiger?
Auch wenn günstigere Endpreise dem Wunsch der Politik entsprechen: Auf Preissenkungen gibt es keinen Anspruch. Zwar sollen Unternehmen „die niedrigere Mehrwertsteuer grundsätzlich an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben“, so die Bundesregierung. Die Preisgestaltung bleibt jedoch Sache des Unternehmers bzw. Thema von Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer.
Dafür gibt es einen guten Grund: Zwar ist es schön für Verbraucher, wenn die Preise sinken. Der volkswirtschaftliche Nutzen jedoch bleibt gering, wenn Endverbraucher je Artikel nur kleine Beträge sparen (2,5 %). Das sind ein paar Cent auf den Liter Milch oder bei einem Auto einige Hundert Euro. Solche Summen dürften nur wenige Kaufentscheidungen bestimmen.
Andererseits: Ändert ein Unternehmen seine Bruttopreise nicht, geht dem Käufer nichts verloren. Er zahlt so viel wie bisher. Das Unternehmen aber erzielt netto höhere Margen, indem es bei gleichbleibenden Einnahmen weniger Steuern abführen muss. So können eventuell Entlassungen vermieden oder in neue Erlösquellen investiert werden. Dies nützt der Wirtschaft insgesamt mehr, als einige Cent Ersparnis beim Joghurt. Dem gegenüber steht ein möglicher Image-Schaden, falls der Anbieter seine Preise nicht senkt.
Die Speerspitze der Zulassungsstatistik: Der Bestseller aus Wolfsburg geht in die achte Generation.
So gehen die Autohersteller mit der Mehrwertsteuer-Senkung um
Die Frage stellt sich also: Geben die Autohersteller die Mehrwertsteuersenkung direkt an den Kunden weiter oder nutzen sie die Gelegenheit für eine Netto-Preiserhöhung? Welche Auswirkungen die Mehrwertsteuer-Senkung auf den Endpreis des Fahrzeugs beim Autohändler hat, lässt sich aktuell noch nicht seriös beantworten. Daher vergleichen wir hier 20 Stichproben der deutschen Hersteller sowie einiger wichtiger Importeure. Darunter sind sowohl margenschwache Basismodelle als auch besser ausgestattete Varianten, wo der Kostendruck weniger groß ist.
Ergebnis der Stichprobe: Die meisten Autohersteller geben die Mehrwertsteuersenkung ohne Abstriche direkt weiter. Sie haben also die Nettopreise in ihren Preislisten zum 1.7.2020 nicht verändert. In einigen Fällen ergeben sich leichte Rundungsdifferenzen. Damit geworben wird jedoch kaum: Hyundai hatte als einer von wenigen Autoherstellern direkt angekündigt, die Nettopreise nicht zu verändern.
In wenigen Fällen erhöhen die Hersteller jedoch die Nettopreise: In unserer Stichprobe hat sich der Nettopreis der Mercedes C-Klasse um 200 Euro erhöht, der Bruttopreis sinkt dennoch um rund 600 Euro. Bei VW sinkt der Bruttopreis des Golf zwar um 115 Euro, der Nettopreis steigt jedoch um gut 300 Euro. Auch der Polo wurde netto teurer: um rund 550 Euro in der Basisversion und um rund 150 Euro in einer teureren Variante.
Einige Hersteller zeigen Voraussicht zum eigenen Vorteil: Opel etwa gibt die Mehrwertsteuersenkung zwar 1:1 weiter. Im Juni kostet ein Opel Corsa noch 14.365 Euro nach Preisliste, im Juli sind es 14.002,86 Euro. Allerdings hatte der Hersteller bereits im Mai 2020 die Preise aller Corsa mit Verbrennungsmotor um einige Hundert Euro erhöht: Am 1. Mai kostet das identische Fahrzeug noch 13.990 Euro. Beim margenstärkeren SUV Grandland X (180 PS, Innovation) war offenbar mehr Luft im Preis: Es kostet im Mai 2020 noch 36.300 Euro, der Preis ab 1.7. beträgt 35.950 Euro.
Marke/Modell | Nettopreis alt | Nettopreis neu | Bruttopreis alt (19 %) | Bruttopreis neu (16 %) |
---|---|---|---|---|
Audi A3 30 TDI | 25.126,05 EUR | 25.126,05 EUR | 29.900 EUR | 29.146,22 EUR |
Audi A3 35 TFSI | 25.966,39 EUR | 25.966,39 EUR | 30.900 EUR | 30.121,01 EUR |
BMW 520i | 41.260,50 EUR | 41.260,50 EUR | 49.100 EUR | 47.862,18 EUR |
BMW 530d | 48.655,46 EUR | 48.655,46 EUR | 57.900 EUR | 56.440,33 EUR |
Ford Puma (Basis, 125 PS) | 20.168,07 EUR | 20.167,24 EUR | 24.000 EUR | 23.394 EUR |
Ford Puma (Automatik, Vignale) | 26.386,55 EUR | 26.386,21 EUR | 31.400 EUR | 30.608 EUR |
Mercedes C180 d T-Modell | 31.125 EUR | 31.375 EUR | 37.038,75 EUR | 36.395 EUR |
Mercedes E 300 Lim. | 47.080 EUR | 47.080 EUR | 56.025,20 EUR | 54.612,80 EUR |
Opel Corsa | 12.071,43 EUR | 12.071,43 EUR | 14.365 EUR | 14.002,86 EUR |
Opel Grandland X 180 PS Innovation | 30.991,60 EUR | 30.991,59 EUR | 36.880 EUR | 35.950,25 EUR |
Renault Clio Basis | 11.252,10 EUR | 11.252,10 EUR | 13.390 EUR | 13.052,44 EUR |
Renault Clio TCE 100 X-Tronic | 15.243,70 EUR | 15.243,70 EUR | 18.140 EUR | 17.682,69 EUR |
Skoda Fabia Basis | 11.756,30 EUR | 11.756,03 EUR | 13.990 EUR | 13.637 EUR |
Skoda Scala Basis | 15.201,68 EUR | 15.200,86 EUR | 18.090 EUR | 17.633 EUR |
Toyota C-HR Basis | 22.092,44 EUR | 22.092,44 EUR | 26.290 EUR | 25.627,23 EUR |
Toyota Corolla Hybrid | 23.100,84 EUR | 23.176,47 EUR | 27.490 EUR | 26.884,71 EUR |
VW Golf Basis | 16.802,52 EUR | 17.137,93 EUR | 19.995 EUR | 19.880 EUR |
VW Golf 1.5 eTSI DSG | 25.382,35 EUR | 25.592,44 EUR | 30.205 EUR | 29.687,23 EUR |
VW Polo 1.0 Trendline (Basis) | 12.487,39 EUR | 13.050,42 EUR | 14.860 EUR | 15.138,49 EUR |
VW Polo 1.0 TSI Highline (115 PS) | 17.588,24 EUR | 17.739,65 EUR | 20.930 EUR | 20.577,99 EUR |
Zwischen 1972 und April 2016 liefen über 7,5 Millionen 5er vom Band.
Den Endpreis macht der Händler
Kaum ein Autohersteller will offenbar in den Verdacht geraten, die Mehrwertsteuersenkung nicht an den Kunden weiterzugeben. Was der beim Autokauf sparen kann, ist damit jedoch nicht gesagt. Wie angedeutet, entsteht der Endpreis für den Kunden in aller Regel im Rahmen der Preisverhandlung zwischen Autohändler und Autokäufer. Dabei übertreffen die üblichen Nachlässe die Mehrwertsteuersenkung deutlich. Das gilt auch für aktuelle Aktionen, die dem Kunden die komplette Mehrwertsteuer erlassen.
Auf mobile.de bieten Händler zum Beispiel den Opel Corsa in der Basisversion als Neuwagen für ca. 11.000 Euro an – ein Rabatt von 21 Prozent auf den Listenpreis. Einen VW Golf 1.5 eTSI DSG gibt es ab 27.000 Euro – das sind etwas weniger als 10 Prozent Rabatt beim neuen VW Golf mit 150 PS.