Mazda6 2016 und 2017: Modelljahre im Vergleich
Stetige Entwicklung statt großer Facelifts: Der Mazda6 bekommt in kurzen Abständen kleine Updates. Die Modelljahre 2016 und 2017 im Vergleich.
Nach 16 Monaten fällt der Abschied schwer. Unser Dauertester, ein Mazda6 in Metallicblau, verlässt nach 57.000 gefahrenen Kilometern und vielen gemeinsamen Stunden die Redaktion. Insgesamt zeigt sein Tacho 62.192 Kilometer – er war nicht ganz neu, als er zur Langzeitprobe antrat. Jetzt geht er zurück zum Hersteller.
Zum Abschluss bekommt er noch kurz Gesellschaft. Ein weiterer Mazda6 begleitet ihn auf unseren letzten Kilometern. Ebenfalls mit großem Diesel und guter Ausstattung, aber aus einem neuen Modelljahr. Mazda möchte regelmäßig kleine Updates in die Produktion einpflegen, dafür auf große Änderungen verzichten.
Der Erwartungen an den Neuen sind groß, denn am Modelljahr 2016 gab es wenig zu meckern. Die Rundumsicht könnte besser sein, vor allem nach Hinten. Die Heckscheibe ist zu klein, Kopfstützen und Gepäcknetz stören den Blick zurück zusätzlich. Zur Seite wird es besser, der Schulterblick funktioniert ordentlich.
Auf der Haben-Seite stehen dafür der starke Diesel, zuverlässige Assistenten und ein großzügiger Innenraum – nicht der größte im Segment, aber mit viel Platz. Zum Abschied vergleichen wir beide Modelljahre miteinander und prüfen, ob sich der Neue lohnt.
Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
Von außen sieht man dem Mazda6 sein neues Modelljahr kaum an. Soll man ja auch nicht – es ist eben kein Facelift. Aber der Neue bekommt andere Außenspiegel, ist eine Spur schmaler und höher, mit breiteren Blinkerbändern. Schürzen, Lampen und alle anderen üblichen Verdächtigen bleiben wie gehabt, das Blech ebenso.
Am Platz ändert sich entsprechend nichts. Auf der Rückbank sitzt man ordentlich und bequem, aber nicht mit riesiger Beinfreiheit. In den Kofferraum passen 522 Liter Gepäck, mit umgeklappter Rücksitzlehne werden es 1.664 Liter. Das automatische Rollo und das Trennnetz übernimmt Mazda unverändert ins neue Jahr. In den meisten Fällen ist das praktisch – es sei denn, klobige Gegenstände müssen in den Kofferraum. Die Abdeckung fummelt sich nur sehr kompliziert raus. Dafür passt sie unter den doppelten Boden, wenn man sie erst ausgebaut hat.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Innen erkennt man mehr vom neuen Modelljahr. Am Lenkrad sitzen neue Knöpfe, ein kleines Display ersetzt das rechte Rundinstrument. Es zeigt Tankuhr und Reichweite an, außerdem den Bordcomputer und Grafiken der Assistenzsysteme. Das wirkt moderner als bisher, obwohl sich tatsächlich nur wenig ändert. Als Argument für das neue Modell genügt das nicht.
Leider bleibt das Head-up-Display ein Provisorium mit ausfahrender Scheibe. Es zeigt nun mehr Infos an und gibt die Bilder in Farbe aus, es sitzt aber weiterhin an einer ungünstigen Position. Eine Projektion auf die Frontscheibe ist aufwändig und würde den Umfang einer Modellpflege sprengen. Vielleicht bessert Mazda in der nächsten Generation nach.
An Knöpfen, Drehreglern und Tasten ändert Mazda nichts. Hier wirkt alles solide und gut verarbeitet, nur bei der Wahl der Materialien könnte Mazda konsistenter sein. Schade: Die Lenkradheizung wärmt nur dort, wo die Hände sein sollten, also ungefähr auf 9 und 3 Uhr. Immerhin ist sie mittlerweile verfügbar. Im Dauertester von 2016 war sie noch keine Option.
Infotainment, Radio, Bedienung
Von Touch-Bedienung möchte Mazda nichts wissen. Im Mazda6 steuert man das Infotainment per Dreh-Drück-Steller. Das geht gut von der Hand, denn Menüstruktur und Ordnung sind leicht zu verstehen. Bei der Bedienung in Untermenüs ließe sich manchmal noch ein Klick sparen, aber daran gewöhnt man sich. Zum neuen Modelljahr wurde das Display des Systems etwas schärfer.
Kleines, aber schönes Detail: Den Lautstärkeregler auf dem Mitteltunnel hat Mazda perfekt platziert. Beim lässigen Gleiten mit dem rechten Arm auf dem Mitteltunnel liegt er genau dort, wo Daumen und Zeigefinger ihn gern hätten. Ab der Ausstattung Sports-Line gibt es eine Bose-Audioanlage mit 11 Lautsprechern serienmäßig mit ordentlichem Sound. Sie kämpft bei hohen Geschwindigkeiten gegen Wind- und Abrollgeräusche, bis zur Richtgeschwindigkeit bleibt es aber ruhig im Mazda6.
Assistenzysteme und Sicherheit
In beiden Testautos steckt alles, was Mazda für die Mittelklasse anbietet. Ein Großteil davon gehört bereits zur Sports-Line-Ausstattung: Die Mazda6 halten die Spur, warnen bei Müdigkeit, erkennen Verkehrszeichen, helfen beim rückwärts Ausparken und bremsen bei Gefahren selbstständig.
Hier entdecken wir die wichtigsten Neuerungen im jüngeren Modelljahr. Mazda hat viele Systeme verfeinert, Kameras liefern die Daten. Die Notbremse blickt weiter nach vorn und erkennt Fußgänger, sie funktioniert bis Tempo 80 (bisher: Tempo 30). Die Grenze des Bremsassistenten erweitert Mazda von 145 km/h auf 160 km/h.
Gut in beiden Autos: Das LED-Fernlicht mit Gegenverkehrmaskierung funktioniert prima. Es leuchtet die Straße gut aus und blendet zuverlässig auf und ab. Sie gehört ebenfalls zur Sports-Line. Der Abstandstempomat kostet vergleichsweise günstige 650 Euro Aufpreis und lohnt sich vor allem auf langen Reisen.
Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
Eine klare Empfehlung gibt es für den 2,2-Liter-Diesel im Mazda6. Fast alle Tester lobten Durchzug, Verbrauch und Drehfreude. 175 PS und 420 Newtonmeter Drehmoment zogen unseren Dauertester flott voran. Im direkten Vergleich zeigt sich nun: Die Kombination mit Handschaltung und Frontantrieb steht ihm am besten.
Das Vergleichsauto fährt mit Allradantrieb und Sechsgangautomatik. Beide Optionen tun dem Kombi nicht gut. Sie addieren 80 Kilogramm zum Gesamtgewicht und sorgen für ein träges Gefühl. Ein gutes Stück Power scheint irgendwo im Wandleröl zu ertrinken. Mazda sagt, er ist weniger aufdringlich als bisher. Davon merken wir nichts, im Gegenteil: Beim Anfahren klingt er eine Spur rauer. Dafür müsste aber die Automatik verantwortlich sein.
Auf dem Papier ist der Mazda6 mit Allrad und Automat durstiger als ohne (5,4 vs. 4,6 l/100 km). In der Praxis wächst der Abstand: In gut eineinhalb Jahren Dauertest notieren wir Verbrauchswerte zwischen 6,1 und 8,9 Liter pro 100 Kilometer, der Schnitt liegt bei gut 7 Litern. Wer den Mazda zum Saufen bringen will, braucht Gewalt.
Mit Automatik und Allrad geht das einfacher – er verbraucht etwa zwei Liter mehr. Wir fahren ihn im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sowie zügig auf Autobahnen. Dennoch hätten wir mit hohem Langstreckenanteil und ohne aggressive Fahrweise mit einem niedrigeren Ergebnis gerechnet. Schade: Allradmodelle fassen zehn Liter weniger. Mit 52 Litern Tankvolumen ergibt sich eine mittelmäßige Reichweite.
Fahrwerk, Lenkung, Federung, Fahrverhalten
Neu im 2017er Mazda6: Die Fahrdynamikregelung „G-Vectoring Control“ (GVC). Sie soll durch feine Eingriffe in die Motorsteuerung den Fahrkomfort verbessern. Dafür werden die Räder beim Einlenken für einen kurzen Moment mit weniger Drehmoment versorgt. Um das zu spüren, benötigt man aber einen äußerst sensibles Popometer. Eine echte Verbesserung gegenüber unserem Dauertester stellt es nicht dar.
Mehr Komfort gibt es im neuen Modell trotzdem. Sein Fahrwerk bleibt straff, federt insgesamt aber eine Spur feinfühliger. Um daraus Rückschlüsse auf ein weniger agiles Fahrverhalten zu ziehen, fehlte uns allerdings der direkte Vergleich. Antriebsart, Getriebe und Gewicht der Testwagen sind zu unterschiedlich, um das beurteilen zu können.
Mazda6 2016 und 2017: Ausstattung, Preise, Kosten
Zum Testbeginn im Jahr 2015 lag der Listenpreis unseres Mazda6 bei 36.790 Euro. Die Sports-Line gehört zum großen Diesel und bringt adaptive LED-Lampen, Festplatten-Navi, Bose-Anlage, Head-up-Display, viele Assistenten, Klimaautomatik mit zwei Zonen sowie Keyless-Go mit. Mit adaptivem Tempomat, Ledersitzen mit Sitzheizung für vorn und hinten und Metallic-Lack lag der Gesamtpreis bei 39.890 Euro.
Automatik und Allrad treiben den Preis seines Nachfolgers in die Höhe. 43.290 kostet er eineinhalb Jahre später laut Liste ohne zusätzliche Extras. Ledersitze mit elektrischer Verstellung sind beim Allrad-Mazda serienmäßig dabei. Mit Schiebedach, rotem Lack und weißen Sitzbezügen steigt sein Preis auf 45.490 Euro laut Liste. Kein Schnäppchen, aber im Segment gut platziert. Ein gut ausgestatteter Ford Mondeo überbietet den Mazda, ein VW Passat sowieso.
Die Neuerungen im 2017er Modelljahr spürt man im Auto kaum. G-Vectoring und neue Spiegel sind für uns kein Kaufargument, das schärfere Display und das digitale Cockpit nur schönes Beiwerk. Es darf also gern das ältere Auto sein. Positiver Nebeneffekt: Leichte Veränderungen sorgen dafür, dass die Vorgänger preisstabil bleiben. Das gilt allerdings noch nicht lange. Anfang 2015 bekam der Mazda6 eine etwas größere Modellpflege.
Technische Daten: Mazda6 Kombi
Modell | Mazda6 Skyactiv-D 175 (2016) | Mazda6 Skyactiv-D 175 AWD (2017) |
---|---|---|
Motor | 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel | 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel |
Leistung | 175 PS (129 kW) bei 4.500 U/min | 175 PS (129 kW) bei 4.500 U/min |
Drehmoment | 420 Nm bei 2.000 U/min | 420 Nm bei 2.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung,Frontantrieb | 6-Gang-Automatik, Allradantrieb |
0 – 100 km/h | 8,0 s | 9,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 221 km/h | 209 km/h |
Verbrauch | 4,6 l/100 km (NEFZ) | 5,4 l/100 km (NEFZ) |
Testverbrauch | 7,2 l/100 km | 9,2 l/100 km |
Länge | 4.805 mm | 4.805 mm |
Breite | 1.840 mm | 1.840 mm |
Höhe | 1.450 mm | 1.450 mm |
Radstand | 2.750 mm | 2.750 mm |
Leergewicht | 1.485 kg | 1.565 kg |
Kofferraum | 552 - 1.665 l | 552 - 1.665 l |
Listenpreis | Ab 36.790 Euro (2015) | Ab 43.090 Euro (2017) |
Preis des Testwagens | 39.890 Euro | 45.490 Euro |