Der Mazda3 Skyactiv-G 2019 im Test
Mazda pfeift beim 3er auf Konventionen. Nutzwert opfern die Japaner der Optik. Was das für den Alltag bedeutet, lest ihr im Test des Mazda3 Skyactiv-G.
- Kofferraumvolumen, Abmessungen und Platzangebot
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Motor, Antrieb, Verbrauch
- Fahrverhalten, Lenkung, Getriebe, Fahrwerk
- Infotainment, Radio, Konnektivität
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Ausstattung und Preise
- Mazda3 Skyactiv-G Fazit: Ein etwas anderer Kompaktwagen
- Mazda3 Skyactiv-G: Technische Daten, Preise
Mazda macht vieles anders. Bei der Motorentechnik, aber auch beim Design. Beim kompakten Mazda3 der neuesten, mittlerweile vierten Generation (BP) treibt die Marke das auf die Spitze. Er verweigert sich den Konventionen, die fast alle Hersteller ihren Kompaktwagen ins sogenannte Lastenheft schreiben. Platzangebot und Übersichtlichkeit sind zweitrangig, Mazda setzt lieber auf ungewöhnliches Design. Und wie gehabt auf ungewöhnliche Technik. Wir waren zwei Wochen lang mit dem Mazda3 Skyactiv-G mit Benzin-Motor und Mildhybrid-Technik unterwegs.
Kofferraumvolumen, Abmessungen und Platzangebot
Ganz schön finster kann es im Mazda3 werden. Zumindest auf der Rückbank. Große Fensterflächen? Fallen dem Design zum Opfer. Eine schmale C-Säule? Die Optik ist wichtiger. Platz für den Kopf? Nee, gut aussehen soll der Mazda3. Klaustrophobiker werden in diesem Kompaktwagen nicht froh. Die Beinfreiheit geht allenfalls in Ordnung, die hinteren Fenster laufen spitz zu, die Heckscheibe fällt klein aus, das heruntergezogene Dach schränkt den Raum nach oben ein. Gegen die schlechte Rundumsicht hilft meist die Rückfahrkamera, für den Schulterblick sollte man etwas mehr Zeit und einige wiegende Oberkörperbewegungen einplanen.
Im Kofferraum reicht der Platz für 358 Liter Gepäck, das über eine recht hohe Ladekante gewuchtet werden muss. Bei umgeklappten Rücksitzen wächst das Kofferraumvolumen auf 1.026 Liter, sagt Mazda. Für einen Kleinwagen ginge das in Ordnung, doch der Mazda3 fährt in der Kompaktklasse. Er misst stattliche 4,46 Meter in der Länge und ist knapp 1,80 Meter breit. Soll man sich über Mazdas Chuzpe freuen, derart auf Konventionen zu pfeifen? Oder soll man sich ärgern darüber, dass den Ingenieuren kein besserer Kompromiss gelungen ist?
Wer den Kofferraum nicht gewohnheitsmäßig bis unter die schräge Heckscheibe belädt, kommt trotzdem zurecht. Für eine Woche Wanderurlaub zu zweit reicht das Platzangebot unter der Abdeckung. Es bleibt sogar noch Platz, Souvenirs mit nach Hause zu nehmen. Familien sollten sich trotzdem gut überlegen, ob der 3er von Mazda das richtige Auto für sie ist.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Hübsch sieht es aus im Mazda3. Die neue Designlinie, die mit dem Kompakten eingeführt wurde, hebt sich ab von den meisten Konkurrenten. Das Cockpit wirkt extravagant, aber nicht unnötig verspielt, die Gestaltung ist klar und übersichtlich. Die Verarbeitung scheint an den meisten Stellen zu passen.
An den Oberflächen allerdings muss Mazda arbeiten. Die Mittelkonsole in Klavierlack-Optik ist extrem anfällig für Kratzer. Am Testwagen, den wir mit weniger als 12.000 Kilometern übernehmen, ist sie bereits völlig zerkratzt, genau wie das Plexiglas am Instrumententräger. Der Bezug des Armaturenbretts bemüht sich mit schicker Kontrastnaht zwar um Lederoptik, zieht aber Staub, Fingerabdrücke und sonstigen Schmutz magisch an. Das sieht schnell schmuddelig aus.
Die optionalen Ledersitze (1.800 Euro) gefallen uns dafür gut. Man sitzt straff, mit ausreichend Seitenhalt und bequem. Ohne Schmerzen am Hintern steigt man auch nach langen Strecken entspannt aus dem Auto. Leider lässt sich nur der Fahrersitz elektrisch verstellen, der Beifahrer muss Handarbeit leisten.
Motor, Antrieb, Verbrauch
Mazda betreibt großen Aufwand, um den 2,0-Liter-Benziner (“Skyactiv-G”) zum Sparen zu bringen. Er legt zwei Zylinder still, wenn wenig Kraft gebraucht wird, ein Riemenstartergenerator (RSG) mit 24-Volt-Technik startet und stoppt ihn. Dazu gibt es eine 24-Volt-Batterie, die beim Verzögern vom RSG geladen wird und die elektrischen Verbraucher im Auto bedient. Das entlastet den Motor. Außerdem gibt sie beim Beschleunigen Energie an den RSG weiter, der den Verbrenner unterstützt.
Und wie fährt sich das? Zunächst mal: Sehr angenehm still und unauffällig. Der Saugmotor läuft extrem ruhig, frei von Vibrationen und unnötigem Lärm. Der RSG schaltet den Motor blitzschnell und unmerklich an oder aus. Zwischen 1.500 und 2.000 Umdrehungen werden die beiden äußeren Zylinder bei sanfter Fahrt oft abgestellt, den Übergang zwischen Zwei- und Vierzylinder-Betrieb spürt man dabei kaum. Bei längerer Konstantfahrt schüttelt der Mazda3 sich etwas. In der Praxis stört das nicht.
Und es spart offenbar Sprit. Im Stadtverkehr lässt der Mazda3 sich mit wenig mehr als sechs Litern fahren. Wir sahen je nach Verkehr zwischen 6,2 und 7,3 Litern. Nicht ganz, aber fast Diesel-Niveau. Außerdem spielt der hoch verdichtete Vierzylinder bei höheren Geschwindigkeiten seine Sparstärke aus. Übliche Reisegeschwindigkeiten von um die 150 bis 160 km/h schafft er ebenfalls mit weniger als sieben Litern. Außerdem musste er sich unter erschwerten Bedingungen in den Bergen beweisen – mit ähnlichem Ergebnis. Im Schnitt waren es nach dem Test 6,4 Liter.
Der Preis dafür ist allerdings ein gewisses Phlegma bei niedrigen Drehzahlen. Für Flachländer kein Problem, in der Ebene kommt der Kompaktwagen mit seinen 122 PS und 213 Newtonmetern Drehmoment gut vom Fleck. Sobald es leicht bergauf geht, muss man jedoch zum Schaltstock greifen. Erst ab etwa 2.500 Umdrehungen gibt es genügend Kraft, um den 1.350 Kilo schweren Mazda3 zügig den Berg hochzutreiben.
Fahrverhalten, Lenkung, Getriebe, Fahrwerk
Mazda federt den 3er recht straff. Auf unebenem Asphalt merkt man das vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten. Allzu hart werden Stöße aber nicht durchgereicht, das Abrollverhalten geht in Ordnung. Höheres Tempo verkraftet das Fahrwerk gut, die Balance passt. Wenn man mag, kann man den Kompaktwagen zügig um die Ecken treiben. Der gefahrene Motor bietet sich dafür allerdings nicht an, er bietet zu wenig Reserven.
Schade eigentlich, denn die direkte, gut gewichtete Lenkung und die Sechsgang-Handschaltung animieren zu sportlicher Fahrweise. Die Wege sind schön kurz, die Gänge rasten präzise und knackig ein. Mazda bietet optional eine Automatik mit sechs Gängen an, doch die fährt nicht auf Höhe der Zeit. Der Normverbrauch steigt damit um rund 0,4 Liter, die Beschleunigung auf Tempo 100 dauert 0,4 Sekunden länger. Wir raten eher davon ab.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Mazda setzt einen Bildschirm fürs Infotainment auf das Armaturenbrett. Der fügt sich optisch gut ein, fällt jedoch nicht besonders groß aus. 8,8 Zoll Diagonale klingt nach mehr, als es aussieht. Das Display ist breit, aber flach. Die Grafiken sehen hübsch aus, die Bedienung durchschaut man schnell. Mazda verzichtet auf einen Touchscreen und setzt weiterhin auf einen Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole. Gut so, das lenkt weniger ab.
Beim Funktionsumfang bieten andere mehr. Die Sprachsteuerung etwa fällt rudimentär aus, das eingebaute Navi liefert nicht immer zuverlässige Verkehrsdaten. Mazda baut es dafür serienmäßig (!) ins Auto. Die Smartphone-Standards Apple Carplay und Android Auto sind auch an Bord, die Verbindung funktioniert tadellos. Einige wenige Daten lassen sich im digitalen Instrumententräger auswerfen. Mazda verfolgt hier allerdings die Strategie „Weniger ist mehr“. Die angezeigten Infos sind spärlich. Positiv ausgedrückt: Der Mazda3 überfordert den Fahrer nicht mit zu viel Input.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Serienmäßig bremst der Mazda3 im Notfall für Fußgänger und Radfahrer, hilft beim Spurwechsel und erkennt Verkehrsschilder. Letzteres leider nicht immer konsequent und zuverlässig. Jedenfalls fehlte uns oftmals die Anzeige der jeweils geltenden Höchstgeschwindigkeit. Der Lenkassistent unterstützt zudem wirklich nur beim Spurhalten, so richtig alleine kann man ihn nicht mal für kurze Zeit lassen.
Ebenfalls serienmäßig an Bord: Ein Abstandstempomat. An sich schön, doch funktional überzeugt er nicht ganz. Setzt man zum Überholen an, beschleunigt der Assistent erst, wenn der Wagen komplett auf der linken Spur ist. Außerdem regelt Mazda den Übergang zwischen Tempomat und eigenfüßigem Gasgeben zu grob. Dadurch gerät man beim Gaswegnehmen immer wieder abrupt in die Bremsfunktion des Assistenten. Das geht harmonischer
Ausstattung und Preise
Mazda setzt den Grundpreis des 3ers bei 23.290 Euro an. Ein VW Golf mit 115-PS-Benziner startet rund 2.000 Euro niedriger, der Ford Focus kostet mit 125 PS laut Liste 22.000 Euro. Meist bieten die Kölner ihn jedoch darunter an (aktuell ab 19.490 Euro). Doch Mazda packt viel Ausstattung ins Auto. Das serienmäßige Navi zum Beispiel, die genannten Assistenten, eine Klimaanlage, LED-Scheinwerfer und das scharfe Head-up-Display, das nicht auf eine schäbige Plastikscheibe projiziert, sondern amtlich in die Windschutzscheibe.
Der Testwagen bringt die Ausstattung Selection mit, also inklusive Klimaautomatik, Sitzheizung, Rückfahrkamera und einigen anderen Annehmlichkeiten. Macht 24.590 Euro. Fast voll ausgestattet mit Ledersitzen (1.800 Euro), Bose-Soundsystem (750 Euro), Design-Paket (1.500 Euro) und 18-Zoll-Felgen (500 Euro) sowie weiteren Sicherheitsassistenten im Paket für 1.200 Euro (Querverkehrswarner, Notbremsassistent hinten etc.) kostet unser Testwagen 30.939 Euro.
Mazda3 Skyactiv-G Fazit: Ein etwas anderer Kompaktwagen
Ein guter Preis für ein üppig ausgestattetes Auto. Der Mazda3 fährt zwar etwas schwachbrüstig, aber grundsätzlich sehr angenehm. Er verbraucht nicht viel und sieht anders aus als die meisten Kompakten. Das kompromisslose Design hat Nachteile, vor allem beim Platzangebot und bei der Übersichtlichkeit. Doch das sind kalkulierte Nachteile. Mazda will, dass man den 3er bewusst kauft. Trotz der Nachteile, wegen des Designs.
Ganz ohne nicht eingeplante Kritikpunkte ist der Mazda3 jedoch nicht. Die Oberflächen im Innenraum müssen robuster werden, einige Assistenten können Feinschliff vertragen. Das Infotainment ist ebenfalls nicht ganz auf dem neuesten Stand. Trotzdem waren wir gerne mit dem 3er unterwegs. Vor allem wegen des Motors. Und weil er einfach anders ist als viele andere Kompakte.
Mazda3 Skyactiv-G: Technische Daten, Preise
- Modell: Skyactiv-G 2.0 M Hybrid
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner
- Leistung: 122 PS (90 kW) b. 6.000 U/min
- Drehmoment: 213 Nm b. 4.000 U/min
- Antrieb: Sechsgang manuell, Vorderräder
- 0-100 km/h: 10,4 s
- Geschwindigkeit: 197 km/h
- Verbrauch NEFZ: 5,2-5,1 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 119-117 g/km
- Verbrauch WLTP: 6,3-6,2 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 142-139 g/km
- Testverbrauch: 6,4 l/100 km
- Länge: 4.460 mm
- Breite: 1.795 mm
- Höhe: 1.435 mm
- Radstand: 2.725 mm
- Kofferraumvolumen: 358-1.026 l
- Gewicht (EG): 1.350 kg
- Anhängelast: 1.300 kg
- Basispreis Mazda3: 23.290 Euro
- Basispreis Mazda3 Skyactiv-G Selection: 24.590 Euro
- Preis des Testwagens: 30.939 Euro