Mazda3 oder Toyota Corolla: zwei Kompakte im Vergleich
Toyota Corolla Hybrid und Mazda3 Skyactiv-X trennt mehr, als sie verbindet. Was beide mit unterschiedlichen Mitteln wollen: sparen. Die Kompakten im Vergleichstest.
Dass Mazda alles anders macht, ist hinlänglich bekannt. Der vergleichsweise kleine japanische Autobauer verzichtet auf Turbobenziner oder Plug-in-Hybride, um Verbrauch und Schadstoffausstoß zu senken. Einen Vollhybrid, wie Toyota ihn vormacht, gibt es auch nicht – außer von Toyota. Auf dem Heimatmarkt bietet Mazda den 3er mit dem Antriebsstrang des Prius an.
Doch Mazda spart auf eigene Art. Im Mazda3 Skyactiv-X sitzt ein Antrieb, der Benzin verbrennt, dabei aber so ähnlich arbeitet wie ein Diesel. Gezündet wird das Kraftstoff-Luft-Gemisch per Kompression. Fast konventionell dagegen: der Hybrid-Antrieb im Toyota Corolla. Seit Anfang 2019 heißt der kompakte Toyota wieder so, der Name Auris wurde ad acta gelegt.
Die Kombination aus 1,8-Liter-Benziner und E-Maschine haben die Techniker gründlich überarbeitet. Außerdem kommt mit der jüngsten Generation des Corolla ein neuer Antriebsstrang mit mehr Kraft hinzu. Wir haben die beiden Antriebsexoten verglichen.
Motoren und Fahrleistungen
Der Kampf klingt unfair. Wir vergleichen den Corolla mit nur 122 PS Leistung und den Mazda3 mit 180 PS. Auf dem Papier liegen die beiden Kontrahenten ein gutes Stück auseinander. Toyota gibt für den Corolla eine Sprintzeit bis Tempo 100 von 10,9 Sekunden an. Der Konkurrent braucht 8,2 Sekunden. Maximal fährt der Toyota Corolla 180 km/h schnell, der Mazda3 erreicht 216 km/h. Trotzdem liegen sie beim Preis auf ähnlichem Niveau und in der Praxis sind die Unterschiede weniger relevant, als sie klingen.
Wie die Autos ihre Leistung entfalten, zählt mehr. Prinzipbedingt sehr unterschiedlich. Der Corolla kann aus dem Stand lautlos mit rein elektrischer Kraft loslegen. Er macht das dank seines Elektromotors mit 53 kW (72 PS) Leistung sehr geschmeidig und spontan. Allzu sehr treten darf man ihn allerdings nicht, sonst springt der Verbrenner an. Das stört aus zwei Gründen: Erstens will man sparen, zweitens wird es laut. Der Übergang vom Elektro- zum Verbrenner- bzw. Hybrid-Modus geht jedes Mal mit etwas Radau einher. Das liegt zum Teil an der stufenlosen Automatik, die prinzipiell gerne etwas zu hoch orgelt. Und an der Taktik, den Verbrenner stets im effizientesten Bereich zu bewegen.
Angestrengt und etwas rau klingt der 1,8-Liter-Benziner dann. Weil das Auto nicht stark gedämmt ist, hört man das sehr deutlich. Bei entspannter Fahrt hingegen merkt man oftmals nicht, ob der Motor überhaupt läuft. Was auch daran liegt, dass Abroll- und Windgeräusche stärker in den Innenraum dringen. Der Gegner fällt durch geschmeidigen Lauf und angenehme Ruhe auf. Auch bei höheren Geschwindigkeiten. Selbst unter Last wird er nicht laut oder unangenehm.
Beim Verbrauch liegt der Corolla vorne
Dazu hängt er prima am Gas. Jedes Zucken mit dem Gasfuß wird sofort in Vortrieb umgesetzt. In wenig Vortrieb. Der Skyactiv-X leistet zwar 180 PS, doch die liegen erst bei 6.000 Umdrehungen an. Das nicht eben üppige Drehmoment von 213 Nm steht ab 4.000 Touren zur Verfügung. Er braucht also Drehzahl, um zügig voranzuschieben.
Um zu sparen, allerdings nicht. Der Motor mag den Drehzahlkeller. Die Schaltanzeige fordert hohe Gänge bereits früh. Schon bei Tempo 50 darf man mit dem knackigen Sechsgang-Schaltgetriebe den höchsten Gang einlegen. Dann stehen etwa 1.000 Touren auf dem Drehzahlmesser, der Mazda3 rollt ohne Zicken vorwärts. Beschleunigung gibt es dann allerdings nicht mehr. Und bergauf muss man natürlich runterschalten.
Um noch mehr zu sparen, ergänzt Mazda den Skyactiv-X-Motor um die Mild-Hybrid-Technik: Ein riemengetriebener Startergenerator kann den Verbrenner mit bis zu 4,8 kW elektrisch entlasten. Dazu gibt es Zylinderabschaltung in niedrigen Lastbereichen und ein Start-Stopp-System, das den Motor unauffällig leise und butterweich an- und ausschaltet. Das System arbeitet mit einer Spannung von 24 Volt, nicht mit 12 Volt wie das restliche Bordnetz – oder mit 48 V wie bei den meisten Autobauern.
Beim Verbrauch zieht der Skyactiv-X im Vergleich mit dem Toyota Corolla trotzdem den Kürzeren. Schon auf dem Papier liegt der Hybrid weit vorne. Zwischen 3,3 und 3,6 Litern auf 100 Kilometern gibt der Hersteller an. Beim Mild-Hybrid stehen 4,5 bis 4,4 Liter im Datenblatt. In der Praxis fallen die Unterschiede ähnlich groß aus. Je nach Streckenprofil allerdings. Über Landstraße und Dörfer landeten wir bei 5,5 Litern, der Toyota Corolla schaffte die gleiche Strecke mit 4,6 Litern.
In beiden Fällen gibt es Potenzial nach unten. Der Corolla wird den Mazda3 vor allem in der Stadt erheblich unterbieten. Dem Mazda trauen wir auf der Autobahn weniger Verbrauch zu. Doch das wird er noch im Alltagstest beweisen müssen.
Schön oder Ungewöhnlich: Innenraum und Materialien
In puncto Kofferraumvolumen reißen beide Kandidaten keine Bäume aus. Mit 361 bis 1.052 Litern passt etwas mehr Gepäck in den Toyota Corolla als in den Mazda (358 bis 1.026 Liter). Der Toyota Corolla ist jedoch als Touring Sports genannter Kombi erhältlich. Der lädt 596 bis 1.606 Liter ein. Den Mazda gibt es nur als Stufenheck-Limousine. In der Praxis wirkt der Kofferraum des Mazda3 eine Spur größer, doch die Ladekante liegt deutlich höher und die Klappe fällt ziemlich klein aus.
Hintensitzer kommen im Toyota Corolla nicht besonders großzügig und nicht gerade edel unter. Die Kopffreiheit geht voll in Ordnung, doch vor den Knien bietet der Toyota wenig Raum für die Klasse. Außerdem besteht die Türverkleidung zu großen Teilen aus hartem Plastik. Der Mazda wirkt edler, Passagiere werden trotzdem nicht gut behandelt. Die Knie haben wenig Platz, der Kopf auch und es fällt nur wenig Licht auf die Rückbank. Design war beim 3er wichtiger als praktischer Nutzen.
Vorne stört das nicht. Richtig schick sieht es hier aus, die Formen sind klar und trotzdem ungewöhnlich, die Finger müssen kaum hartes Plastik berühren. Einige Oberflächen sind jedoch für Kratzer und Schmutz prädestiniert. Das ist nicht das Problem des Corolla. Eher schon das zerklüftete Design mit zahlreichen Materialsprüngen und zu viel Hartplastik für die Klasse. Dennoch: Solide verarbeitet sind beide Kandidaten.
Fahrverhalten: Der Mazda fährt sportlicher
Trotz seiner 180 PS Leistung ist der Mazda kein reiner Sportler. Doch Lenkung und Fahrwerk bieten sich für fröhliche Ausflüge über die Landstraße an. Er federt recht straff, rollt aber sehr gut ab und geht komfortabel bis verbindlich über allerlei Geholper. Zu harte Stöße kommen nie beim Fahrer an. Die Lenkung liegt mit angenehmem Gewicht in den Händen und steuert präzise, die Handschaltung fühlt sich überraschend knackig an. Es macht Spaß, durch die sechs Gänge zu jagen. Auf der letzten Rille fährt man den kompakten Japaner nicht, aber mit Freude zügig.
Der Toyota lenkt passabel, fühlt sich jedoch längst nicht so harmonisch an wie der Mazda. Etwas zu indifferent gerät das Gefühl, die Gewichtung zu weich. Er federt sanfter, meistens komfortabel, doch bei höheren Geschwindigkeiten kommt den Dämpfern etwas die Kontrolle abhanden. Sport soll er ja auch gar nicht können, etwas mehr Raffinesse könnte er aber bieten.
Beim Preis sind Mazda3 und Corolla nah beieinander
Corolla und Mazda3 liegen beim Preis eng beieinander. Toyota verlangt mindestens 27.290 Euro für den 1,8-Liter-Hybrid und bietet ihn erst ab der zweiten Ausstattung Comfort an. Der Mazda3 Skyactiv-X 2.0 M-Hybrid kostet 26.790 Euro, anders als der Corolla schaltet er dann jedoch per Hand. Seine Automatik kann man nicht empfehlen. Sie verfügt nur über sechs Gänge und treibt den Verbrauch in die Höhe. Aber zum Glück macht Schalten im Mazda Spaß.
Zur Serienausstattung des Mazda 3 Skyactiv-X gehören bereits ein Abstandstempomat, eine Einparkhilfe, ein Notbremsassistent sowie der Toter-Winkel-Warner, Querverkehrswarner fürs rückwärts Ausparken und die Verkehrszeichenerkennung. Parkpiepser für hinten sind an Bord, Licht- und Regensensor und sogar Voll-LED-Scheinwerfer. Das Head-up-Display gibt es ab Werk, eine Klimaanlage, ein Infotainmentsystem mit 8,8-Zoll-Display und Navi, das zudem die Smartphone-Standards Android Auto und Apple CarPlay beherrscht. Bedient wird es ganz klassisch per Dreh-Drück-Steller.
Der Mazda3 kommt also schon in der Basis voll geladen. Insofern kann man auch verkraften, dass das Infotainmentsystem der Zeit reichlich hinterherhängt. Und dass die weiteren Ausstattungsoptionen begrenzt sind. Für 28.590 Euro erhält man mit der Selection-Ausstattung unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Lenkradheizung, Sitzheizung und Rückfahrkamera. Letztere ist wegen der ausgesprochen schlechten Übersichtlichkeit fast ein Muss. Dazu lässt sich ein Lederpaket (ab 1.800 Euro) oder ein Assistenzpaket (i-Activesense) mit Stauassistent (1.200 Euro) wählen. Das Bose-Soundsystem kostet 750 Euro, 18-Zoll-Alus 200 Euro. Das war es schon an Extras.
Bei Toyota ist die Aufpreisliste komplizierter. Neben der Ausstattung Comfort – Voraussetzung für den Corolla Hybrid mit 1,8-Liter-Motor – gibt es die Ausstattungen Business Edition und Club. Die Topausstattung Lounge wird nur für den Toyota Corolla 2.0 Hybrid angeboten. Club und Business Edition kosten beide 27.990 Euro, wobei Club ausschließlich Privatkunden vorbehalten bleibt.
Hauptunterschied: Die Business Edition beinhaltet das Navigationssystem und das Businesspaket mit Sitzheizung, DAB-Radio und einigen anderen Kleinigkeiten. Bei Club muss man pro Extra 890 Euro zusätzlich ausgeben. Dafür stecken aber andere Annehmlichkeiten im Auto, zum Beispiel LED-Scheinwerfer oder ein Bordcomputer mit größerem Display. Dazu bietet Club mehr Optionen, weitere Extras zu bestellen. Die Business Edition ist da weniger flexibel.
Wer beide Kompaktwagen auf ein hohes und ähnliches Ausstattungs-Niveau bringen will, braucht im Corolla zur Club-Ausstattung im Wesentlichen das Navi (890 Euro) und das Technik-Paket mit einigen Assistenten (990 Euro). Damit landet der Toyota Corolla bei einem Preis von 29.870 Euro. Der Mazda3 fährt als Selection plus i-Activesense-Paket für fast identische 29.790 Euro vom Hof.
Fazit: Leichte Wahl aus Überzeugung
Die Wahl zwischen den beiden japanischen Alternativen fällt leicht. Wenn man weiß, was man will. Beide interpretieren ihre Rolle in der Kompaktklasse sehr unterschiedlich. Wer Wert auf ungewöhnliches Design legt, auf ein bisschen Praxisnutzen verzichten kann und gerne mal sportlicher fährt, wählt den Mazda. Wem Sparsamkeit über alles geht, der kauft eher den Corolla. Aber Vorsicht: Die Eigenheiten des Hybrid-Antriebs mit stufenlosem Getriebe können nerven. Das komfortablere, ruhigere und von den Fahreigenschaften her rundere Auto ist der Mazda. Hier nervt allenfalls das rückständige Infotainment.
In jedem Fall wird man die beiden Kontrahenten nicht leichtfertig wählen, sondern aus Überzeugung. Und weil man ganz bewusst etwas anderes fahren will als die üblichen Verdächtigen von Golf, Astra und Co.
Mazda3 und Toyota Corolla: technische Daten
Modell | Mazda3 Skyactiv-X | Toyota Corolla 1.8 Hybrid |
---|---|---|
Motor | 2,0-l-Vierzylinder-Benziner mit Kompressionszündung, Kompressor, 24-Volt-Mild-Hybrid | 1,8-l-Vierzylinder-Benziner, Saugmotor nach Atkinson-Prinzip (98 PS) plus Elektromotor (72 PS) |
Leistung | 180 PS (132 kW) b. 6.000 U/min | 122 PS (90 kW) |
Drehmoment | 224 Nm b. 3.000 U/min | 142 Nm b. 3.600 U/min (nur Verbrenner) |
Antrieb | Sechsgang manuell, Vorderräder | Variables, stufenloses Getriebe, Vorderräder |
0-100 km/h | 8,2 s | 10,9 s |
Geschwindigkeit | 216 km/h | 180 km/h |
Verbrauch | 4,5-4,4 Liter | 3,3-3,6 Liter |
CO2-Ausstoß | 103-100 g/km | 76-83 g/km |
Länge/Breite/Höhe (mm) | 4.460/1.795/1.435 | 4.370/1.790/1.435 |
Radstand | 2.725 mm | 2.640 mm |
Kofferraumvolumen | 358-1.026 Liter | 361-1.052 Liter |
Gewicht | 1.395 kg | 1.360 kg |
Anhängelast | 1.300 kg | 750 kg |
Preis | ab 26.790 Euro | ab 27.290 Euro |