Mazda MX-5 ND und Fiat 124 Spider: Vergleichstest
Zwei Roadster, ein Auto? Mazda MX-5 und Fiat 124 Spider nutzen dieselbe Basis, fühlen sich aber komplett unterschiedlich an. Gut so!
Eigentlich sollter er ein Alfa werden. Als der Fiat-Konzern 2012 mit dem japanischen Hersteller Mazda eine Kooperation für die Entwicklung eines zweisitzigen Roadsters einging, hatten die Italiener einen Nachfolger für den Alfa Spider im Sinn. Bis sich die Strategie für die Marke Alfa Romeo radikal änderte. Jeder Alfa sollte nun in Italien gebaut werden. Damit konnte der italienische Ableger des Mazda MX-5 kein Alfa mehr werden, denn das Modell wird bei Mazda in Hiroshima produziert.
Deshalb gibt es nun einen Fiat 124 Spider, der sich die Plattform, nicht aber die Karosse oder die Motoren, mit dem Mazda MX-5 teilt. Der Japaner kennt solche Identifikationsprobleme nicht. Der Mazda MX-5 ist seit der ersten Generation von 1989 der Prototyp des leichten, fahraktiven, bezahlbaren Roadsters. Wie stark unterscheiden sich die beiden Modelle? Ein Vergleich.
Karosserie, Abmessungen, Platzangebot
Wer einen Roadster kauft, trifft ohnehin keine Vernunftentscheidung. Die Würfel zugunsten des Fiat oder Mazda können also aufgrund des Designs fallen. Fiat streckt die Karosserie im Vergleich zum MX-5 um 14 Zentimeter, bei identischem Radstand. Dadurch wirkt der Spider schlanker und eleganter, der MX-5 eher gedrungen und dynamisch. Seine Kotflügel wölben sich stark nach außen verbreitern ihn optisch, die Scheinwerferschlitze wirken aggressiver.
Innen bleibt davon nicht viel, in beiden Autos sitzt man identisch. Tief über dem Boden, eng umschlossen und im besten Sinne “eins” mit der Maschine. Die größere Karosse macht sich beim Fiat erst im Kofferraum bemerkbar. 140 Liter fasst er, beim MX-5 sind es 130 Liter. In der Praxis reicht das in beiden Fällen maximal für einen Wochenendausflug.
Innenraum und Verarbeitung
Fiat bemüht sich im Innenraum ebenfalls um Unterscheidbarkeit. Das Layout von Armaturenbrett und Zierleisten weicht geringfügig ab und Fiat verteilt mehr weiche Kunststoffe im Cockpit als Mazda. Eine schwarz glänzende Leiste lockert den Gesamteindruck etwas auf. Über dem Instrumententräger lässt Fiat einen Kunstleder-Schirm mit Ziernähten montieren.
Interessant: Das lässt den Fiat nicht hochwertiger wirken. Beide Modelle halten sich fern von Premium-Appeal. Der Fahrer soll schließlich fahren und nicht lackiertes Wurzelholz streicheln. Obwohl Mazda den Fiat in Hiroshima auf der Linie des MX-5 montiert, erscheint die Verarbeitung im Spider-Cockpit italienisch-nonchalanter. Die Fugen sind weniger sauber gezogen als im MX-5, die Oberflächen wirken etwas günstiger. sehen eine Spur billiger aus. Im Mazda MX-5 wirkt das Hartplastik klarer gestaltet, es fühlt sich solide und wertig an. Mazda lackiert die Türinnenseiten im oberen Bereich in Wagenfarbe. Das spart Material, wirkt in einem Roadster aber angenehm puristisch.
Motor und Antrieb
Unter der Motorhaube enden die technischen Gemeinsamkeiten. Fiat setzt auf einen Turbomotor mit 140 PS, der Mazda MX-5 tritt mit 160 PS und 2,0-l-Saugmotor an. Der Fiat liegt dafür beim Drehmoment klar vorn: 240 Nm vs. 200 Nm. Der Mazda kompensiert das über mehr Drehzahl.
Mazda bietet den MX-5 in dieser Form nicht mehr an: Zum August 2018 ersetzte Mazda die 160-PS-Version des Zweisitzers mit einer 184-PS-Version. Der Mazda MX-5 erfüllt seitdem die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Der Fiat 124 Spider muss hier (Stand: Mai 2019) passen. Lediglich Lagerfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6b befinden sich im Verkauf. Eine freie Konfiguration sei “bis auf Weiteres” nicht möglich, teilt Fiat mit.
Fahrzeuge, die bis zum Sommer 2018 zugelassen wurden, wie unsere Testwagen, trennt bei den Fahrleistungen in jedem Fall nicht viel: In 7,5 Sekunden beschleunigt der Fiat 124 auf 100 km/h, der Mazda erreicht die Marke 0,2 Sekunden schneller. Das fühlt sich jedoch, aufgrund der unterschiedlichen Motorkonzepte, sehr unterschiedlich an. Fordert man die Roadster, fehlt es dem Fiat im Vergleich an Spritzigkeit und Drehfreude. Er wirkt etwas zäh. Der MX-5 dagegen hängt direkt am Gas und ist ein Muster an Drehfreude. Jede Fußbewegung am Gaspedal setzt er direkt um. Zwischengas beim Runterschalten? Kein Problem, der Fuß trifft die Drehzahl fast von selbst.
Auch das Getriebe des japanischen Japaners arbeitet direkter und harmonischer als das des japanischen Italieners. Im Fiat ist der Weg des Kupplungspedals länger, so dass jeder Gangwechsel träger wird. Und: der Mazda-Motor ist nicht nur die überzeugendere Spaßmaschine. Der frei atmende Zweiliter-Sauger lässt sich auch sparsamer fahren als das Downsizing-Turboaggregat von Fiat. Mehr als ein halber Liter auf 100 Kilometer trennt die beiden Autos.
Fahrverhalten, Lenkung, Fahrwerk, Federung
Der MX-5 war mit dem Sport-Paket ausgestattet, das Bilstein-Dämpfer und eine Domstrebe ins Auto bringt - und eine härtere Abstimmung. Der MX-5 zeigt allerdings, dass “straff” selbst bei sportlichen Fahrzeugen nicht immer besser sein muss. Das weichere Serienfahrwerk macht im MX-5 mehr Spaß. Es macht den MX-5 zudem berechenbarer als mit Sportfahrwerk: Das verschafft ihm zwar mehr Grip, erschwert allerdings die Suche nach dem Limit. Plötzlich ist es da, im Zweifel fährt man also lieber defensiver, als man in einem MX-5 möchte.
Der Fiat zeigt grundsätzlich einen anderen Charakter. Er fährt nachgiebiger und fordert spürbar weniger Aktivität vom Fahrer. Er bleibt dabei zwar mitteilsam und neigt sich eine Spur mehr in Kurven, die Lenkung arbeitet etwas indirekter als beim Mazda. Er ist ein Cruiser für den ruhigeren Genießer, keine nervöse Fahrmaschine wie der Mazda.
Beiden Roadstern gemeinsam ist, dass sie bei hohem Autobahntempo nicht so überzeugen wie auf kurvigen Landstraßen. Geradeauslauf, Federungskomfort und Geräuschniveau strengen bei schneller Fahrt auf Dauer an.
Infotainment, Assistenzsysteme, Sicherheit
Mazda-Fahrer müssen sich beim Infotainment nicht umgewöhnen, wenn sie in einen Fiat 124 umsteigen. Die Italiener übernehmen das System MZD Connect und benennen es lediglich in Fiat Connect um. Ergonomisch gibt es daran nichts auszusetzen. Bedient wird das Infotainment über einen Dreh-Drücksteller und einen Lautstärkeregler auf dem Mitteltunnel.
Damit kommt man gut zurecht, aber will man sich in diesen Autos wirklich damit beschäftigen? Wer offen fährt, hört ohnehin nicht viel vom Radio. Außer, er/sie fährt ein Exemplar mit optionaler Bose-Anlage und neun Lautsprechern. Von denen sitzen vier in den Kopfstützen. Fiat verlangt dafür 700 Euro. Mazda bietet es nur als Serienausstattung in der Spitzenversion Sports-Line an.
Einen Notbrems-Assistenten mit Fußgänger-Erkennung bietet Mazda seit dem Update im Sommer 2018 an, im Testwagen fehlt es. In allen verfügbaren Fiat 124 sowieso. Serienmäßig leuchtet der MX-5 in LED, die Top-Ausstattung kommt seit dem Update mit LED-Matrix-Licht. Fiat verlangt für das LED-Licht Aufpreis, das Matrix-System fand bislang nicht ins Auto. Ein Spurwechselassistent warnt vor rückwärtigem Verkehr, ein Tempomat hält die Geschwindigkeit, die Einparkhilfe inklusive Rückfahrkamera braucht man nicht.
Preise und Ausstattung
Auf den ersten Blick scheint der Preis des Fiat 124 Spider deutlich niedriger als der des Mazda MX-5. Die Preisliste startet bei 24.990 Euro. Der Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 kostete zuletzt etwas mehr als 27.000 Euro, das aktuelle Modell mit 184 PS beginnt bei 28.090 Euro. Allerdings fährt es mindestens mit der Ausstattung “Exclusive-Line” vor. Die beinhaltet Klimaautomatik, Ledersitze, Spurhalte- und Spurwechselassistent oder Licht- und Regensensor. sind an Bord. MZD Connect mit 7-Zoll-Display und Tempomat gibt es schon ab der “Center-Line”, LED-Scheinwerfer gehören zur Grundausstattung.
Stattet man den Fiat gleichwertig aus, kommt er in etwa auf den gleichen Preis. Was nicht verwundert, schließlich stecken unter der Karosserie vielfach identische Komponenten. Unsere Testwagen waren jeweils nahezu komplett ausgestattet und lagen sehr dicht beieinander: Der Mazda kam auf einen Listenpreis von 31.940 Euro, der Fiat 124 Spider auf 31.840 Euro. Der Preis sollte also im Zweifel nicht entscheidend sein.
Fazit: Mazda MX-5 gegen Fiat 124 Spider
MX-5 und 124 Spider bauen auf der gleichen Basis auf, aber die Hersteller machen daraus jeweils ein komplett eigenständiges Auto. Wer das gediegene, stressfreie Cruisen mit Wind im Haar mag, wird den Fiat 124 Spider lieben. Er bietet mehr Fahrkomfort und reagiert merklich gelassener auf Ideen des Fahrers. Wer lieber möglichst aktiv fahren will, sollte den MX-5 wählen.
Vielleicht ja sogar in der “kleinen“ Variante: 132 PS klingen nicht nach viel in einem Sportwagen. Aber der quirlige 1,5-Liter-Benziner, die schmaleren Reifen und das weichere Fahrwerk bringen den Spaßfaktor im Grunde besser rüber. Und die Preise starten schon bei 22.990 Euro.
Technische Daten: Fiat 124 Spider und Mazda MX-5 ND (2015 - 2018)
Modell | Fiat Spider 124 | Mazda MX-5 |
---|---|---|
Motor | 1,4-Liter-Vierzylinder, Turbo | 2,0-Liter-Vierzylinder, Sauger |
Leistung | 140 PS (103 kW) b. 5.000 U/min | 160 PS (118 kW) b. 6.000 U/min |
Drehmoment | 240 Nm b. 2.250 U/min | 200 Nm b. 4.600 U/min |
0-100 km/h | 7,5 s | 7,3 s |
Geschwindigkeit | 217 km/h | 214 km/h |
Verbrauch | 6,4 l/100 km | 6,9 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 148 g/km | 161 g/km |
Testverbrauch | 7,3 l/100 km | 6,7 l/100 km |
Länge | 4.055 mm | 3.915 mm |
Breite | 1.740 mm | 1.735 mm |
Höhe | 1.230 mm | 1.230 mm |
Radstand | 2.310 mm | 2.310 mm |
Spurweite v./h. | 1.495 mm/1.505 mm | 1.495 mm/1.505 mm |
Kofferraum | 140 l | 130 l |
Gewicht | 1.125 kg | 1.075 kg |
Zuladung | 190 kg | 260 kg |
Preis (2019) | ab 24.990 Euro | n.n. (Folgemodell ab 28.090 Euro) |
Testwagenpreis (2017) | 31.840 Euro | 31.940 Euro |