Lexus UX 2019 SUV im Test
Kompakt-SUVs gibt es an jeder Ecke, sportliche Hybrid-SUVs gibt es bei Toyotas Premium-Tochter Lexus. Wie gut der UX im Alltag fährt, liest Du in unserem Test.
Ein bisschen tun einem die deutschen Lexus-Händler leid. Ihre anderswo begehrten Autos finden hierzulande kaum Käufer. Bis jetzt, denn mit dem kompakten SUV UX hat die Luxusmarke aus dem Hause Toyota einen Nerv getroffen. Als einziges Lexus-Modell erreicht der Mercedes-GLA-Konkurrent im ersten Verkaufsjahr 2019 vierstellige Zulassungszahlen. Mit höherer Sitzposition, weniger Platz und deutlich höheren Preisen gelingt dem UX, was die biedere Kompakt-Limousine CT seit 2013 nicht mehr schaffte. Punktet das Hybrid-SUV mit den klassischen Lexus-Tugenden wie kleinem Verbrauch und edler Verarbeitung? Das erfährst Du in unserem Alltagstest.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Eine gute Raumausnutzung stand bei der Entwicklung im Lastenheft weit hinten. Weit hinter gutem Aussehen trotz SUV-Form. Mit langer Motorhaube, schlanker Figur und flacher Silhouette. 4,50 Meter Länge bedeuten acht Zentimeter mehr als beim natürlichen Konkurrenten Mercedes GLA. Für diese Statur gerät der Lexus innen erstaunlich eng. Misst der Fahrer 1,80 Meter, muss der Passagier hinter ihm die Knie eng anwinkeln. Der Kofferraum fasst in Standardkonfiguration 320 Liter. In einem Kleinwagen wäre das ein passabler Wert, in einem Kompakt-SUV eindeutig nicht.
Fahrer und Beifahrer sitzen dafür sehr bequem und großzügig, eine ausladende Mittelkonsole schafft Distanz. Seine Silhouette bietet im Stadtverkehr Nachteile: Die Designer haben es geschafft, die breite, elegante C-Säule beim rechts Abbiegen genau vor den Radweg zu bauen. Der Fahrer ist auf wache Radfahrer angewiesen, die das Auto sehen – in einem Lexus UX ist das Zweirad für den Autofahrer beim besten Willen nicht sichtbar. Auch beim Einparken stört die C-Säule mehr, als sie müsste und dürfte.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Näher als im UX-Cockpit wird man einer Kuschel-Lounge kaum kommen. Fahrer und Beifahrer sitzen auf breiten, dick gepolsterten Fauteuils. Im Testwagen sind sie bezogen mit dickem, wertigem Leder im edlen Farbton “Bahiabraun“ (1.700 Euro). Das ebenso dick gepolsterte und mit ebenso dickem Leder bezogene Lenkrad wirkt fast dekadent. Auch die meisten anderen Flächen an Tür und Armaturenbrett, die man häufig berührt, polstert Lexus zur Sicherheit gut ab. Abgesehen von der analogen Uhr und der eklektischen Polsterung wirkt der Innenraum aber erstaunlich technisch und kühl, mit glatten Kunststoff- und Aluminiumflächen. Und dabei konservativ und exzentrisch zugleich, etwa mit den großen, wulstigen Knöpfen links und rechts des Armaturenbretts. Damit wählt der Fahrer zum Beispiel den Fahrdynamik-Modus.
Das Kompakt-SUV aus dem Hause Toyota
Infotainment, Radio, Konnektivität
Lexus-Infotainmentsysteme besitzen keinen guten Ruf. Warum, wird auch im UX schnell deutlich. Einen Touchscreen gibt es nicht, denn das gibt unschöne Fingerabdrücke. Stattdessen baut Lexus ein seinen Stammkunden bestens vertrautes Touchpad auf die Mittelkonsole. Das bietet sogar haptische Rückmeldung. Die umständliche Bedienung führt bei Fahrer wie Beifahrer trotzdem zu Frust, sobald etwas Komplizierteres als ein Radiosender gesucht wird.
Der zusätzliche Bediensatellit daneben soll dem Fahrer die Bedienung von Audio, Navi und Co. erleichtern. Doch er sorgt vor allem für zusätzliche Verwirrung, da viele Funktionen doppelt vorhanden sind. Nach zwei Versuchen navigieren wir lieber per Smartphone. Das Navi für 1.400 Euro Aufpreis kann nichts besser, aber vieles schlechter.
Assistenzsysteme, Sicherheit
Mit Sicherheitsproblemen müssen sich Lexus-Fahrer nicht beschäftigen. Zur Serie gehören ein Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion, Pre-Crash-Safety, ein Spurführungs-Assistent und eine Verkehrszeichenerkennung. Im Testwagen steckt außerdem das Assistenzpaket (1.200 Euro) mit Head-up-Display, Toter-Winkel-Warner und Parkunterstützung. Einige Systeme bieten leider nicht den aktuellen Branchenstand, obwohl der UX das jüngste Lexus-Modell ist.
Die Einparkhilfe mit Notbremse etwa funktioniert nicht autonom. Sie befreit aber anderweitig von Sorgen: Wer nicht sieht, wo der Wagen vorn endet, rollt einfach langsam auf ein Hindernis zu – die Notbremse greift vor dem Zusammenstoß hart ein. Es bleiben noch etwa 15 Zentimeter Luft. Weniger lustig: Auf einer Stadtstraße empfiehlt die Verkehrszeichenerkennung einmal mehrere Kilometer lang Tempo 100. Den Wert hatte die Kamera ohne Abgleich mit Navi-Daten auf dem Aufkleber am Heck eines vorausfahrenden Wohnwagens erkannt. Wohlgemerkt: Vergleichbare Systeme zählen ab 2022 in Neuwagen zur Pflichtausstattung. Da besteht noch Abstimmungsbedarf.
Das gilt auch für den Fernlicht-Assistenten des serienmäßigen LED-Lichts. Der erkennt zwar vorausfahrende und entgegenkommende Autos fehlerfrei und blendet ab – dies aber nur, solange die Straße gerade ist. Schon bei leicht kurvigem Verlauf erhalten wir häufiger die Lichthupe vom geblendeten Gegenverkehr. Das geht wirklich besser, auch ohne ausgefeiltes Matrix-System, das Lexus im UX erst in den Top-Ausstattungen F-Sport und Luxury Line anbietet.
Antrieb, Motor, Getriebe
Beim Hybridantrieb macht Toyota bisher niemand etwas vor, nicht einmal die eigene Edel-Tochtermarke Lexus. Neue Entwicklungen, so war es bisher, debütieren im Prius und erst danach in anderen Konzernmodellen. Die neue Motoren- und Getriebegeneration für Hybridstränge hingegen erhielt der Lexus UX 250 h von Toyota Rav4 oder Corolla. Ein betont agil abgestimmtes Kompakt-SUV mit Vollhybrid will der Konzern anbieten, denn im Dieselskandal wittern die Japaner die Chance, mit ihrem sauberen Antrieb der deutschen Konkurrenz ein paar Kunden abjagen zu können.
Der Kia Sportage zählt zu Kias wichtigsten Modellen auf dem deutschen Markt.
Insgesamt überzeugt der Antrieb: Der Hybridstrang mit seiner Systemleistung von 184 PS reagiert beim Beschleunigen spontan und souverän auf Gasbefehle, bei konstanter Geschwindigkeit bleibt er äußerst still. Das elektronisch geregelte Zusammenspiel von 2,0-l-Benziner, Elektromotor und Planetengetriebe löst alle Aufgaben des Alltags souverän und problemlos. Kleiner Kritikpunkt: Das Umschalten von E-Antrieb auf Verbrenner gelang Toyota schon mal weniger auffällig. Dafür überzeugt das 184-PS-Kompakt-SUV vor allem in der Stadt mit konkurrenzlos niedrigem Verbrauch: Im lockeren Berufsverkehr schwimmt der Lexus schon mit 4,5 l/100 km, mehr als 5,5 l/100 km werden es innerorts kaum. Unter günstigen Bedingungen kann sogar eine 3 vorne stehen. Auf der Autobahn hat der Lexus mit rund 6,0 l/100 km Praxisverbrauch knapp das Nachsehen gegenüber modernen Dieselmotoren – nicht aber gegenüber vergleichbar starken Benzinern.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Bisherige Lexus-SUVs punkten nicht gerade mit dynamischen Fahreigenschaften. Sie eignen sich eher zum Cruisen, wie es die amerikanische Kundschaft schätzt. Der UX ist anders. Als erster Lexus basiert er auf der Toyota-Architektur TNGA, die eine agilere Abstimmung ohne unnötige Härten erlaubt. Der für ein SUV niedrige Schwerpunkt (erst recht mit Hybridantrieb) und die relativ flache Silhouette ermöglichen fast limousinenartige Fahreigenschaften und niedrige Windgeräusche, auch auf der Autobahn.
Trotz der insgesamt komfortablen Abstimmung federt der Japaner stets verbindlich und präzise und lässt sich auch in schnell gefahrenen Kurven nicht aus der Spur bringen. An der direkten Lenkung, die den UX für seine Länge handlich wirken lässt, feilte Lexus offenbar besonders ausgiebig. Im direkten Vergleich zum synthetisch abgestimmten NX reagiert sie fast so chirurgisch wie beim deutschen Wettbewerb.
Ausstattung, Preise, Fazit
Lexus fahren mag Sprit sparen, Lexus kaufen spart jedoch kein Geld. Die geringen Stückzahlen und der lange Seeweg aus Japan sorgen für Preise, die man erst einmal zahlen wollen und können muss. In der Basis kostet der Lexus UX 200 ohne Hybrid (171 PS) 34.350 Euro, der Lexus UX 250h startet mit Frontantrieb bei 36.300 und mit Allrad bei 39.600 Euro.
Unser Testwagen kommt in der „Executive Line“, die knapp oberhalb der Basis rangiert. Viele Features wie die 360-Grad-Kamera, die elektrische Heckklappe, Sitzbelüftung und das Matrix-LED-Licht sind mit dieser Ausstattung nicht kombinierbar. Wer Vollausstattung wünscht, muss zu F-Sport (43.650 Euro) oder Luxury Line (49.600 Euro) greifen. In unserem Testwagen stecken das Assistenzpaket (1.200 Euro), das Komfort-Plus-Paket (1.550 Euro) mit Lenkradheizung und Parkhilfe, außerdem eine hochwertige Lederausstattung (1.700 Euro) und das Navi (1.400 Euro). Macht zusammen 44.150 Euro.
Klar – viel Geld für ein Kompakt-SUV. Und im Klassenvergleich dennoch günstig. Ähnlich ausstaffierte Audi Q3 oder Mercedes GLA kosten mehr. Der Audi startet ebenfalls bei gut 34.000 Euro, bietet dann aber nur 150 PS, ein manuelles Getriebe und deutlich weniger Ausstattung. Schon LED-Licht lässt sich Audi extra bezahlen.
Unterm Strich überzeugt der Lexus UX vor allem bei Fahreigenschaften und Antrieb, ebenso bei Verarbeitung und Inneneinrichtung. Bei der Assistenztechnik leistet er sich Schwächen, ebenso beim Raumangebot. Die Vollhybrid-Charakteristik muss man ebenfalls wollen. Zusammen mit dem exotischen Image ergibt das eine recht spitze Zielgruppe: wohlhabende Singles und kinderlose Paare, die vor allem in der Stadt fahren – und dabei wenig Platz brauchen, aber viel Platz beanspruchen möchten. Und die hervorragendes Fit & Finish und niedrigen Verbrauch höher bewerten als Imponierpotenzial. Fragt sich nur, ob diese Leute überhaupt ein Auto kaufen wollen oder vielleicht doch lieber einen E-Scooter.
Technische Daten Lexus UX
Modell | Lexus UX 250h FWD |
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Verbrennungsmotor | 2,0-l-Vierzylinder-Benziner |
Leistung | 152 PS (112 kW) |
Drehmoment | 190 Nm |
Elektromotor | 109 PS (80 kW), 202 Nm |
Systemleistung | 184 PS (135 kW) |
Getriebe | stufenlose Automatik |
0-100 km/h | 8,5 s |
Geschwindigkeit | 177 km/h |
Normverbrauch | 4,3-4,1 l/100 km |
Testverbrauch | 4,5-6,1 l/100 km |
CO2 | 97-94 g/km |
Länge | 4.495 mm |
Breite | 1.840 mm |
Höhe | 1.540 mm |
Radstand | 2.640 mm |
Leergewicht | 1.540-1.620 kg |
Kofferraumvolumen | 320-1.231 l |
Basispreis | 36.300 Euro |
Testwagenpreis | 44.150 Euro |